E-Book, Deutsch, 96 Seiten
Englmann Leo XIV.
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7453-2703-8
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kleine Anekdoten aus dem Leben des Papstes | Ein biografisches Highlight für Gläubige, Christen und alle, die sich für den Vatikan interessieren
E-Book, Deutsch, 96 Seiten
ISBN: 978-3-7453-2703-8
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Felicia Englmann ist selbständige Autorin, Publizistin und Politikwissenschaftlerin aus München. Seit über 30 Jahren schreibt sie über Kultur, Reisen und außergewöhnliche Persönlichkeiten. Sie ist ausgewiesene Kennerin des Heiligen Stuhls - so war sie beispielsweise im Rahmen ihrer Promotion im Vatikanischen Geheimarchiv unterwegs. Im riva Verlag sind von ihr bereits vier Bände in der Reihe »Kleine Anekdoten« erschienen, unter anderem über Papst Franziskus.
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Mehr als nur Spiel
Robert Prevost, der jüngste von drei Brüdern, wächst in einer katholischen Familie im Chicagoer Vorort Dolton auf. Die Familie geht jeden Sonntag um 9:15 Uhr zum Gottesdienst. Kinder spielen oft nach, was sie erleben. Ein Spiel des Knirpses Robert ist seinen Brüdern John und Louis besonders in Erinnerung geblieben: Mit Mutters Bügelbrett, das als Altar dient, und runden Waffelkeksen als Hostien spielt er die Messe nach. Auch faltet er beim Beten nicht die Hände, sondern hält sie immer wie ein Pfarrer mit den Handflächen zum Himmel. Die Brüder ziehen Robert damit gerne ein wenig auf. Eine Nachbarin soll dem Kleinen auf den Kopf zu gesagt haben: »Du wirst bestimmt mal Papst!« Ansonsten sind die Lieblingsspiele des Jungen aber recht gewöhnlich: Fangen, Risiko und Monopoly.
Starkes Vorbild
Mildred Prevost, die Mutter dreier Söhne, ist alles andere als ein Hausmütterchen. Sie heiratet den um acht Jahre jüngeren Lehrer Louis Prevost erst mit Mitte 30 und bringt die drei Söhne innerhalb weniger Jahre zur Welt. In den Jahren vor der Familiengründung hat Mildred Agnes Martinez einen Master in Bibliothekswissenschaften an der DePaul-Universität erworben, wo sie unter anderem ein Seminar mit dem Titel »Die katholische Frau im Berufsleben« belegt. Schon früh ist sie außerdem ein engagiertes Mitglied ihrer Kirchengemeinde. Ihr mittlerer Sohn John sagt später einmal über seine Mutter: »Womöglich wollte sie Lehrerin werden, hat sich dann aber doch für die Familie entschieden.« Trotz ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter lässt sie es sich nicht nehmen, weiterhin als Bibliothekarin zu arbeiten. Papst Leo XIV. hat mit seinen Vorgängern Franziskus, Benedikt XVI. und Johannes Paul II. gemein, dass ihre Mütter arbeiten gingen und ihren Kindern den Wert von Bildung und Eigenständigkeit vorlebten.
Chicagoer Jungs
Die Prevost-Brüder Louis Martín, John Joseph und Robert Francis essen, wie die meisten US-amerikanischen Jungs, in ihrer Kindheit den einen oder anderen Hotdog. Bruder Louis erinnert sich, dass »Klein Robert« seinen Hotdog am liebsten in der typisch Chicagoer Zubereitung mochte: in einem weichen Mohnbrötchen, mit Zwiebeln und einem Gurkenrelish oder einer Essiggurke, mit Senf oder noch weiteren Toppings wie Tomaten. »Einmal quer durch den Garten« nennen Amerikaner diese Hotdog-Zubereitung. Als Robert zum Papst gewählt wird, gratuliert der Hotdog-Imbiss »J.J. Sausage Maxwell Street« aus dem Viertel, in dem die Prevost-Brüder aufgewachsen sind, mit einem Plakat vor der Ladentür, das das Konterfei des neuen Kirchenoberhauptes zeigt.
Musikalische Früherziehung
Mutter Mildred spielt in ihrer Freizeit gern Theater und ist auch als gute Sängerin bekannt. Besonders gelobt wird ihre Darbietung von »Ave Maria«; ein schwer zu singendes Konzertlied von Franz Schubert. »Das Stück war ihr Markenzeichen«, so Mildreds Ältester, Louis, »das konnte sie aus voller Kehle raushauen.« Die Söhne singen ebenfalls im Kirchenchor. Auch nach seiner Wahl zum Papst zeigt sich Robert, der nun den Namen Leo XIV. angenommen hat, noch sangesfreudig. Ganz allein singt er etwa am 11. Mai 2025 vor rund 10 000 Gläubigen von der Benediktionsloggia aus das Gebet »Regina Caeli« (Königin des Himmels) – in lateinischer Sprache und so laut, dass seine Stimme die Kirchenhalle füllt. Aufgrund des bemerkenswerten Gesangs Leos XIV. auch in den Messen veröffentlichte das Päpstliche Institut für Geistliche Musik die YouTube-
Serie Let’s sing with the Pope (»Singt mit dem Papst«) über liturgische Gesänge.
Lernen fürs Leben
Bei den Prevosts zu Hause in Chicago werden Ehemann und Söhne nicht von vorne bis hinten von der Mutter bedient. Mildred, selbst berufstätig, zeigt den Söhnen, was im Haushalt zu tun ist: bügeln, waschen, putzen, kochen, Tisch abräumen, abwaschen. »Sie hat uns alles beigebracht, was wir brauchten, um allein klarzukommen«, erzählt Roberts Bruder Louis. So versammelt Mildred Prevost ihre Söhne auch schon mal in der Küche, um ihnen zu zeigen, wie sie einfache Gerichte selbst zubereiten können, zum Beispiel Pizza, Gulasch, Rindsbraten oder gebratene chinesische Nudeln mit Hühnchen.
Der Eine
In der katholischen Schule St. Mary of the Assumption (Mariä Himmelfahrt), die die drei Prevost-Jungs besuchen, haben viele der Schüler den Wunsch, irgendwann einmal Priester zu werden, so vermutet es jedenfalls John Doughney, ein ehemaliger Klassenkamerad von Robert. In der Grundschule geht es auch für damalige Verhältnisse streng zu, Schuluniformen sind ein Muss. Die Jungen tragen schon in der Grundschule dunkle Krawatte oder Fliege zu einem weißen Hemd, die Mädchen ein schwarzes Kittelkleid über einer kurzärmeligen Bluse. Das Schulsystem in den USA ist ein anderes als in Deutschland, die Kinder bleiben von der Einschulung bis ins frühe Teenageralter zusammen. Doughney berichtet, dass höchstwahrscheinlich alle auf Robert getippt hätten, wenn man ihnen damals die Frage gestellt hätte, wer von den Mitschülern am ehesten einmal Papst werden würde. Robert habe schon damals Qualitäten einer Führungskraft gehabt, dies sei seinem Charakter eingeschrieben.
John und Robert bleiben bis 1969 Klassenkameraden und Jahre später wird Doughney im Interview mit dem US-Sender News Nation beschreiben, wodurch sich Robert Prevost zu Schulzeiten schon ausgezeichnet habe: »Hoher Intellekt, Fürsorglichkeit und Freundlichkeit.« Diese Qualitäten habe Robert bereits als junger Mann an den Tag gelegt. Niemand aus der Schule sei überrascht gewesen, dass sich der Mitschüler für ein Leben im Orden und eine geistliche Laufbahn entschieden hat.
Vorbilder und Vorzeichen
Die Welt, die wir als Kinder erleben, prägt uns ein Leben lang: die Spiele, die wir spielen, und die Erwachsenen, denen wir immer wieder begegnen. Die Tanten der Prevost-Brüder sind Ordensschwestern und auch sonst erlebt Robert während seiner Kindheit immer wieder Besuche von Geistlichen, die von den Eltern nach Hause zum Essen eingeladen werden. Schon früh steht der Junge als Messdiener mit am Altar. Ein Onkel schenkt ihm einmal eine Chulla, eine Mütze, wie sie traditionell in den Anden getragen wird. Jahre später kommentiert Robert Prevost das mit den Worten: »Meine peruanische Ausbildung begann in einem sehr zarten Alter.« Weil sich seine geistliche Berufung früh andeutet, schicken die Eltern den 13-jährigen Robert auf die Saint Augustine Seminary High School, ein Internat des Augustinerordens in der Stadt Holland im US-Bundesstaat Michigan. Es ist speziell für Jungen eingerichtet, die eine geistliche Laufbahn anstreben, und soll sie aufs Priesterseminar vorbereiten. Die Schule wird aufgrund zu geringer Schülerzahlen 1977 geschlossen – die geistliche Berufung zeigt sich bei vielen wohl oft erst später im Leben.
Unterstützung von zu Hause
»Sie war praktisch wie eine Heilige«, beschreibt Bischof Daniel Turley die Mutter des Papstes, Mildred Prevost. Er stellt sie als eine dieser seltenen Persönlichkeiten dar, »die man trifft und meint, die Gegenwart Gottes zu spüren«. Sie habe den Wunsch ihres Sohnes, Priester zu werden, von Anfang an unterstützt. »Die Eltern haben ihm viel Selbstvertrauen gegeben«, betont Turley. »Als er ins Seminar eintrat, hatte er dafür den vollen Rückhalt seiner liebenden Mutter.« Nur in einer Sache geht die Mutter immer auf »Konfrontationskurs« mit den Söhnen. Sie bleibt zeitlebens Fan der Baseballmannschaft Chicago Cubs, während die Söhne allesamt Fans der Chicago White Sox sind. Das ist in etwa so, als wäre die Mutter Fan des FC Bayern München, während die Kinder für den TSV ???0 München fiebern. Eigentlich ein unüberbrückbarer Gegensatz, aber die Liebe in der Familie Prevost hat ihn überwunden.
Auf die Freundschaft
Auf dem Internat der Augustiner in Michigan lernt Robert Prevost nicht nur seine »religiöse Familie« kennen, sondern versteht auch »die große Bedeutung von Freundschaft und gemeinschaftlichem Leben«, wie er in einem Interview mit dem italienischen Sender RAI anlässlich seiner Ernennung zum Kardinal erzählt. Freundschaften zu schließen und zu pflegen, ist im Augustinerorden ausgesprochen wichtig, erklärt der aktuelle Prior Alejandro Moral Antón: »Es geht um ewige Freundschaften.« Ein Augustiner solle mit beiden Beinen im Leben stehen, und zwar gemeinsam mit Freunden, mit Menschen, die einen lieben und die man selbst liebt.
Musterschüler
Wie verhindert man, dass in der Schülerzeitung oder im Jahrbuch peinliche Dinge über einen stehen? – Man wird ganz einfach selbst zum Herausgeber, so wie Robert es 1973 im Internat handhabt. Zudem ist er auch Klassensprecher und stellvertretender Schülersprecher. Sein Mitschüler, der heutige Benediktinerpater Becket Franks, hat sein persönliches Exemplar des Jahrbuchs bis zum heutigen Tag aufgehoben. Nach amerikanischem Brauch haben sämtliche Mitschüler ihm neben das jeweils eigene Foto eine Widmung geschrieben: »Für dich für immer alles Gute«, steht dort neben dem Bild eines jungen Robert Prevost. Pater Franks erinnert sich gut an den Mitschüler von damals: Wer auch immer Hilfe bei den Hausaufgaben benötigte, wurde zu Robert geschickt. Und Robert half immer, egal, in welchem Fach, denn er war nicht nur hilfsbereit, sondern auch hochintelligent, bescheiden und vielseitig interessiert....




