Endres / Stahl / Thurner Die Spur des Bösen
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7325-0548-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Vier Psychothriller in einem E-Book
E-Book, Deutsch, 385 Seiten
ISBN: 978-3-7325-0548-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Vier spannende Psychothriller in einem E-Book: 'Crazy Wolf: Die Bestie in mir!' von Christian Endres In Jacksons Innerem schlummert eine Bestie. Niemand darf davon wissen. Doch es gibt Menschen, die sein Geheimnis kennen. Und sie haben ein finsteres Ziel, wollen ihn brechen und sein mühsam im Gleichgewicht gehaltenes Leben zerstören ... 'Teufelsbrut' von Timothy Stahl Der siebenjährige Eric kann einer grausamen Mordserie im letzten Augenblick entkommen. Dreizehn Jahre später beginnt das Grauen in Big Rock Falls von neuem. Eric muss zurückkehren und sich dem Tod stellen, um ihm ein für alle Mal zu entkommen. Doch der Tod ist nicht das Schlimmste, was auf ihn wartet ... 'Die Herrin der Schmerzen' von Micheal Marcus Thurner Schon zu Schulzeiten pflegte Eve ein seltsames Hobby. Das Sammeln von Insekten. Bei einem Klassentreffen trifft sie ihren Schulkameraden Marc nach langer Zeit wieder. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung. Marc weiß nicht, ob es wirklich Liebe ist. Doch Eve ist sich sicher. Denn Eve liebt ihre Sammlung. 'Hetzjagd' von Jens Schumacher Ein unbekannter Doktor macht vier Millionären eines elitären Jagdclubs ein verlockendes Angebot: eine Hatz auf ein Großwild, das keiner je zuvor im Visier hatte. Doch in dem Bunker, in dem während des Zweiten Weltkriegs abscheuliche wissenschaftliche Experimente praktiziert wurden, wartet kein gewöhnliches Wild auf seine Jäger ... Begleiten Sie vier Meister Ihres Fachs auf der 'Spur des Bösen'! Unverzichtbar für Fans von Nervenkitzel und Hochspannung!
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Das Erste, was ich spüre, sind die schweren Fesseln. Die Kälte des Stahls schneidet mir in die Handgelenke. Die Ketten, die von den Fesseln zur Stahlwand hinter mir führen und mir nicht gerade viel Bewegungsfreiheit lassen, rasseln leise, wann immer ich mich rühre. Außerdem bin ich so nackt wie in dem Moment, als Sierras Elektroschocker mir die Sicherungen rausgehauen hat. Die Dunkelheit um mich herum verrät mir nicht, wo ich bin. Es riecht stark nach Desinfektionsmittel, was meinen Geruchssinn ordentlich irritiert. Da fällt mir zum ersten Mal auf, dass der Wolf schweigt. Genau genommen rumort das Biest kein bisschen. Er scheint weiter fort als sonst. So weit fort, dass ich ihn nicht erreiche, um ihn die Haltbarkeit der Fesseln und Ketten testen zu lassen. Ich stutze. Lausche in mich hinein. Kein Wolf. Knurrt nicht mal verschlafen, das blöde Vieh. Die Abwesenheit der Bestie macht mir weit mehr Sorgen als die Fesseln und die Ketten. Macht mir sogar eine Scheißangst, ehrlich gesagt. Seit meiner Zeit unter den Hobos hab ich mich in gewisser Weise zumindest stets drauf verlassen können, dass der Wolf mir den Arsch rettet, wenn es hart auf hart kommt. Wir mögen einander nicht. Doch wir haben immer aufeinander aufgepasst. Bis heute. Was ist hier los, verflucht? *
Ich weiß nicht, wie lange ich brütend in der Dunkelheit sitze und vergebens nach dem Wolf suche, von dem ich mir an so vielen Tagen gewünscht habe, dass er nicht da wäre, und den ich nun, da es so weit ist, schmerzlich vermisse. Plötzlich geht mir gegenüber eine Tür auf. Ich blinzle gegen das gleißende Kunstlicht, das in meine Zelle dringt und von den Stahlwänden reflektiert wird. Schließlich gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit, und ich erkenne einen schlanken, kurvenreichen Schattenriss im beleuchteten Rechteck. »Sierra«, sage ich rau. »Hallo, Jackson«, sagt sie und tritt in den Raum. Ihre gesamte Haltung wirkt verändert. Das hier ist ihr Revier, wird mir klar. Und ich bin ihr Gefangener. Die Ketten rasseln leise, als ich meine Position verändere und den Hinterkopf an die kühle Metallwand lehne. »Fesselspielchen?«, frage ich und ringe mir ein verächtliches Grinsen ab. »Wirklich?« »Ach, weißt du, das gute Zeug kommt nie aus der Mode«, meint Sierra und knipst mit Hilfe eines Schalters neben der Tür die Neonröhren an der Decke meines Gefängnisses an. Ich schließe die Augen. Verziehe das Gesicht. Warte darauf, dass das Stechen nachlässt. Anschließend mustere ich als Erstes Sierras neuen Aufzug. Sie trägt ein schwarzes Top und enge dunkle Jeans. Die Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hat eine Strähne vergessen, die ihr seitlich am Gesicht vorbeifällt. Könnte natürlich Absicht sein. Sieht gut aus. Ansonsten gibt’s trotz der Beleuchtung nicht viel zu sehen. Auch die übrigen Wände, die Decke und der Boden sind aus Metall. »Was wird das hier?«, frage ich so cool wie möglich, obwohl sich mir vor Angst die Eier zusammenziehen. Mal ehrlich. Was ist sie? Eine Serienkillerin? Und wenn, wäre das hier dann Schicksal, oder Ironie? Sierra antwortet nicht auf meine Frage. Stattdessen sagt sie: »Wie geht’s unserem Wölfchen?« Das sitzt. Ich schweige perplex. Sierra lächelt zufrieden. Sie kommt näher, geht vor mir in die Hocke und streichelt mir zärtlich über die stoppelige Wange. Ich starre sie sprachlos an. Sie weiß über den Wolf Bescheid. Mehr noch. Sie hat keine Angst vor mir. Was nur eines bedeuten kann. Sie weiß, dass er mir nicht zur Hilfe kommen wird, weil sie es war, die ihn irgendwie ruhiggestellt hat. Sierra sieht mir amüsiert dabei zu, wie ich hektisch meine Arme absuche. Die Ketten begleiten meine Bemühungen mit ihrem Gerassel. Ich beachte es kaum. Da. Einstichlöcher. Verdammt. Mein Kopf ruckt wieder in Sierras Richtung. Sie tätschelt ein letztes Mal meine Wange, steht auf und wendet mir ihre ansehnliche Kehrseite zu. »Ich muss pissen«, sage ich zu ihrem hübschen Hintern, ehe sie die Tür ganz erreicht hat. Leider bringt sie das nicht aus dem Konzept. Sie geht nach draußen und kommt mit einem Eimer zurück. Stellt ihn vor mir auf den Metallboden. Ich starre den gelben Plastikeimer an. Erst will ich sie fragen, ob das ihr ernst ist. Dann fällt mir was Besseres ein. »Hey«, schnarre ich, und sie dreht sich tatsächlich noch mal halb zu mir um. Punkt für mich. »Hältst du ihn für mich? Der alten Zeiten willen?« Krieg natürlich keine Antwort. Nicht mal ein eisiges Lächeln. Sie schwebt bloß aus dem Raum. Bevor Sierra geht, macht sie aber noch das Licht aus. Punkt für sie. Ich schmore in der Düsternis zwischen Plastikeimer und Stahlwand vor mich hin. »Was soll’s«, murmle ich irgendwann und versuche, trotz der Ketten die beste Position zu finden. *
Die Tür geht auf, und ich trete beherzt gegen den Eimer. Er macht einen schlingernden Satz nach vorn. Auf halbem Weg fällt er um, und ein Schwall Pisse begrüßt den Besucher. Leider ist es nicht Sierra. Die Glatze und die Statur eines Stanley-Cup-Gewinners sprechen eindeutig dagegen. Der barhäuptige Kleiderschrank, der das Licht angeschaltet hat, betrachtet regungslos die Bescherung, in der er steht. Verzieht keine Miene. Lässt auch nicht die Fingerknöchel knacken oder so. Er schreitet nur gemächlich durch die gelbe Lache. Genau auf mich zu. Das Gesicht noch immer wie aus Stein. »War keine Absicht, Mann«, sag ich und grinse ihn blöd an. Er ragt stumm über mir auf - und verpasst mir mit einer seiner riesigen Pranken einen Hieb, der sich gewaschen hat. Es folgen vier oder fünf dieser Hammerschläge, bis ich und die Ketten klirrend auf dem Metallboden zusammensinken. Blut tropft von meiner Lippe und rinnt über mein Kinn. Der Wolf rührt sich kurz, aber die Drogen sind nach wie vor mächtiger als die Bestie, wie’s aussieht. Wundert mich, dass ich keinen Zahn ausspucke. Bin trotzdem ganz schön mitgenommen. Krieg nur aus weiter Ferne mit, wie starke Finger grob mein Handgelenk packen. Wie mir eine Nadel in den Arm gerammt wird. Meine Venen scheinen zu platzen. Mir wird schwindelig. Der Riese verschwindet wieder. Nimmt das Licht mit. Blut läuft über mein Kinn. Mein Blick verschwimmt. Die Dunkelheit beginnt sich zu drehen. »Dein Eimer ist fort, Kid«, bemerkt Dead Crow wenig hilfreich. Ich will ihm antworten, bin jedoch schon zu weit weg. *
Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, seit mich der kahle Riese ins Land der Träume geschickt hat. Und vor allem: Keine Ahnung, wo ich diesmal bin. Anscheinend hat man mich woanders hingebracht. Der Raum hier ist wesentlich größer, dem Luftzug nach zu urteilen. Ich hänge wieder an Ketten, die irgendwo an der Decke befestigt zu sein scheinen und mir nicht viel Spiel lassen. Stramm wie Stahlseile. Nur die Fesseln an den Handgelenken sind etwas lockerer. Meine gestreckten Arme und Beine schmerzen. Genauso mein Rücken. Kann mit den Fußspitzen gerade so den Boden berühren. Flankiert werde ich von zwei dicken Steinsäulen. Hab gerade jedoch keinen großen Sinn für die Architektur. Mein Kopf dröhnt. Mir ist noch immer schwindelig. Das Spotlight, das auf mich herabfällt, ist grell und stört mehr, als dass es hilft. Überrascht stelle ich immerhin fest, dass der Wolf wieder da ist. Noch ziemlich weit weg. Doch er nähert sich mit Riesensätzen. Und er ist so wild, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich überlege fieberhaft, was das bedeutet. Dieser plötzliche Kurswechsel. Erst fast gar nicht mehr da. Nun wilder und stärker denn je. Scheiße, was haben sie mir diesmal gespritzt? Und noch wichtiger: Was wollen sie damit bezwecken? Da fängt das Biest in meinem Kopf laut zu brüllen an. Ich brülle ebenfalls. Werfe mich trotz der Ketten verzweifelt hin und her. Ich will gegen den Wolf ankämpfen, nur um demjenigen, der mir das hier antut, nicht zu geben, was er will. Allerdings ist mir klar, dass ich den Kampf verlieren werde. Das sehen auch meine Peiniger so, denn mit einem Ruck werde ich an den Ketten ein Stückchen nach oben gezogen. Ich fange an zu strampeln. Brülle wie am Spieß. Und wer auch immer so dämlich ist und den Wolf will … Er kriegt ihn. *
Augen, die auch in finsterster Nacht alles sehen, durchdringen suchend das Dunkel. Er sieht die Menschen, die sich in einem Halbkreis um ihn aufgestellt haben, wie ein Rudel, das auf eine Lichtung gleitet. Sein Drang, sie zu zerfleischen, ist überwältigend, nur kommt er nicht gegen die Fesseln und Ketten an, auch wenn er sich noch so sehr anstrengt. Er knurrt frustriert und schnappt vergebens nach der schlanken Gestalt, die sich ihm in ihrer weiten Robe graziös nähert. Er weiß sofort, dass sie es ist. Riecht es. Spürt es. Weiß es. Er schnappt erneut nach ihr, doch die Ketten halten ihn noch immer, und seine Kiefer krachen laut aber wirkungslos aufeinander. Ihr Gesicht ist unter...