Endo | Schweigen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 312 Seiten

Endo Schweigen

Romanvorlage zum Film SILENCE
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-903061-34-7
Verlag: Septime Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Romanvorlage zum Film SILENCE

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

ISBN: 978-3-903061-34-7
Verlag: Septime Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schweigen ist der wichtigste Roman des gefeierten japanischen Autors Shusaku Endo. Er verursachte nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1966 eine große Kontroverse in Japan. Shusaku Endo, ein japanischer Katholik, erzählt die Geschichte zweier portugiesischer Missionare, die im siebzehnten Jahrhundert in Japan versuchen, die dortige unterdrückte christliche Bewegung zu unterstützen. 1638 bricht Pater Sebastião Rodrigues nach Japan auf, um der Wahrheit hinter den undenkbaren Gerüchten, dass sein berühmter Lehrer Ferreira seinem Glauben abgeschworen habe, nachzugehen. Nach seiner Ankunft erlebt er die brutale und unmenschliche Verfolgung der Christen. Angesichts der Ereignisse in einer Gesellschaft, die keine Toleranz kennt und in der der Tod an der Tagesordung ist, stellt der Autor die immerwährende Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen?

Shusaku Endo (1923 - 1996) studierte französische Literatur in Japan und katholische Literatur in Frankreich. Er gilt in Japan als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller und erhielt zahlreiche Preise, u.a. den 'Akutagawa-Preis', den wichtigsten japanischen Literaturpreis. Seine Haupt-Werken zählen die Romane Schweigen, Samurai und Skandal. Letzte erscheinen in weiterer Folge ebenfalls bei Septime.

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PROLOG       Der Kirche von Rom wurde eine Nachricht überbracht. Sie besagte, dass Pater Cristóvão Ferreira, den die portugiesischen Jesuiten nach Japan gesandt hatten, in Nagasaki der Grubenfolter unterzogen worden sei und dem Glauben abgeschworen habe. Dieser Pater war ein erfahrener und hochgeschätzter Missionar. In den dreiunddreißig Jahren, die er in Japan verbrachte, leitete er in der hohen Position des Provinzials die Priester und Gläubigen. Die Briefe des Paters, den seltene theologische Fähigkeiten auszeichneten, waren immer voll unerschütterlichen Glaubens gewesen. Auch während der Verfolgung hatte er die Mission fortgesetzt, indem er sich im Gebiet um Kyoto und Osaka verborgen hielt. Dass dieser Mensch in irgendeiner Situation die Kirche verraten könnte, schien unglaublich. Daher gab es in der Kirche und auch unter den Jesuiten viele, die diese Nachricht für ein Machwerk irrgläubiger Holländer oder Japaner oder für eine Falschmeldung hielten. Natürlich wusste Rom aus den Briefen der Missionare, dass sich die Mission in Japan in einer schwierigen Lage befand. Im Jahr 1587 hatte der japanische Regent, Hideyoshi, die bisherige Politik plötzlich geändert und begonnen, das Christentum zu unterdrücken. Damals wurden als erste Maßnahme sechsundzwanzig Priester und Gläubige in Nishizaka bei Nagasaki zum Flammentod verurteilt, und man vertrieb viele Christen aus ihren Häusern, folterte und ermordete sie auf grausame Weise. Auch Hideyoshis Nachfolger, der Shogun Tokugawa Ieyasu, verfolgte die gleiche Politik. So ließ er 1614 alle christlichen Geistlichen ins Ausland verbannen. Den Berichten der Missionare zufolge, trieb man am 6. und 7. Oktober dieses Jahres über siebzig Priester, unter denen sich auch Japaner befanden, in Kibachi in Kyushu zusammen, pferchte sie in fünf Dschunken und verbannte sie ins Exil nach Macau und Manila. Dies geschah an einem Regentag. Grau stürmte das Meer, als sich die durchnässten Schiffe den Weg aus der Bucht bahnten und jenseits des Vorgebirges am Horizont verschwanden. Diesem strengen Ausweisungsbefehl zum Trotz, blieben heimlich siebenunddreißig Priester versteckt in Japan zurück. Sie hatten es nicht über sich gebracht, die Gläubigen im Stich zu lassen. Auch Ferreira war einer dieser Priester im Untergrund. Er fuhr fort, seinen Vorgesetzten die Lage der Priester und der Gläubigen in Japan zu beschreiben, und berichtete, wie einer nach dem anderen festgenommen und verurteilt wurde. Ein Brief, vom 22. März 1632 datiert und an den Visitator André Palmeiro gerichtet, führt uns auch heute noch die Situation der Christen zur damaligen Zeit lebhaft vor Augen.   »Schon in früheren Briefen habe ich Euer Hochwürden die Situation der Christenheit in diesem Land geschildert. Nun erlaube ich mir zu berichten, was seither geschehen ist. Leider ist es so, dass alles immer wieder in Verfolgung, Unterdrückung und Schmerzen endet. Lassen Sie mich mit dem Leidensweg von fünf Mönchen beginnen, die 1629 wegen ihres Glaubens verhaftet wurden. Es handelt sich um die drei Ordensbrüder des heiligen Augustin, Bartolomeu Gutiérrez, Francisco de Jesus und Vicente de San Antonio, sowie Bruder Antonio Ishida von unserem Orden und Pater Gabriel de Santa Magdalena vom Franziskanerorden. Um unsere heilige Lehre lächerlich zu machen und den Mut der Christen zu brechen, hatte sich der Gouverneur von Nagasaki, Takenaka Uneme, vorgenommen, die fünf Mönche von ihrem Glauben abzubringen. Bald aber erkannte Uneme, dass er mit Worten die Entschlossenheit der Patres, am Glauben festzuhalten, nicht zerstören konnte. Hierauf entschied er sich für die Anwendung einer anderen Methode – dies bedeutete die Folterung in den heißen Quellen von Unzen. Er befahl, die fünf Priester nach Unzen zu bringen und sie so lange zu martern, bis sie von ihrem Glauben abließen, sie jedoch auf keinen Fall zu töten. Außer diesen fünf Männern sollten auch die Frau von Antonio da Silva, Beatrice da Costa, und deren Tochter Maria der Folter unterzogen werden, denn diese Frauen hatten, obwohl sie lange dazu gedrängt wurden, ihren Glauben nicht aufgegeben. Am 3. Dezember brach die Gruppe von Nagasaki nach Unzen auf. Die zwei Frauen bestiegen eine Sänfte, die fünf Mönche Pferde. So nahmen sie Abschied von den Ihren. Im nur eine Seemeile entfernten Hafen Himi angekommen, schnürte man ihre Hände und Arme zusammen, steckte ihre Füße in Fußfesseln und brachte sie auf ein Schiff. Dort band man sie einzeln straff an die Breitseite des Bootes. Abends erreichten sie den Hafen von Obama am Fuße des Unzen. Am nächsten Tag erklommen sie den Berg. Dort warf man jeden für sich in eine Hütte. Bei Tag und bei Nacht blieben Hände und Füße in Fesseln, bei Tag und bei Nacht umgaben sie Wächter. Obwohl zahlreiche Uneme untergebene Beamte mitgekommen waren, schickte auch der Statthalter Polizisten, um die Bewachung zu verschärfen. Beobachtungsposten standen auf den über den Berg führenden Straßen, und keiner durfte ohne offizielle Erlaubnis passieren. Die Folter, wie ich sie im Weiteren beschreiben werde, nahm am nächsten Tag ihren Anfang. Jeden der sieben Männer und Frauen brachte man allein an den Rand eines brodelnden Teichs. Im Angesicht der Fontänen, die hoch aus dem wallenden Wasser aufspritzten, forderte man sie auf, von der christlichen Lehre abzulassen oder fürchterlicher Qualen gewärtig zu sein. Hätte nicht das Wissen um Gottes Hilfe ihnen Kraft gegeben, so wären sie wohl beim bloßen Anblick des siedend heißen Wassers, das wegen des kalten Wetters mit schrecklicher Gewalt heraufkochte, in Ohnmacht gefallen. Doch die Gnade Gottes verlieh ihnen allen große Kraft und Mut und sie antworteten, dass sie gefoltert werden wollten und niemals die Lehre, an die sie glaubten, verwerfen würden. Als die Beamten diese standhafte Antwort vernahmen, entkleideten sie die Gefangenen, fesselten ihre Hände und Füße mit Stricken und gossen mit einem Schöpflöffel kochendes Wasser über sie. Sie führten dies jedoch nicht in einem Zug aus, sondern bohrten Löcher in diese Schöpflöffel, um die Qualen der Gefolterten zu verlängern. Ohne die geringste Bewegung erduldeten die Gläubigen, wahrhaftige Helden des Christentums, diese schrecklichen Leiden. Nur die junge Maria brach unter den allzu entsetzlichen Schmerzen zusammen. Die Beamten, die dies sahen, riefen sofort: ›Sie hat den Glauben aufgegeben, sie hat den Glauben aufgegeben!‹, und trugen sie in die Hütte. Am nächsten Tag sandten sie Maria nach Nagasaki zurück, obwohl diese sich weigerte und darauf beharrte, dass sie wie eh und je glaube und gemeinsam mit der Mutter und den anderen gefoltert zu werden wünsche. Das wurde ihr aber nicht gestattet. Die übrigen sechs blieben dreiunddreißig Tage auf dem Berg. Pater Antonio, Pater Francisco und Beatrice litten je sechsmal unter dem siedenden Wasser, Pater Vicente viermal und Pater Gabriel zweimal. Keiner stöhnte dabei auch nur ein einziges Mal. Wie schon erwähnt, wurden Pater Antonio, Francisco und Beatrice länger als die anderen gefoltert. Beatrice da Costa hatte sogar außer der Folter durch das siedende Wasser noch weitere Qualen zu erdulden, denn obwohl sie den Körper einer Frau besaß, bewies sie während der Folterung und im Angesicht verschiedenster Drohungen eine Tapferkeit, die selbst die der Männer übertraf. Man ließ sie stundenlang auf Kieselsteinen stehen und überschüttete sie mit Beleidigungen und Beschimpfungen. Aber sie war unerschrocken und blieb es auch. Die Übrigen besaßen eine schwächere Konstitution und man konnte sie nicht übermäßig quälen, da sie kränklich waren. Der Gouverneur wünschte ja nicht, sie zu ermorden, sondern sie von ihrem Glauben abzubringen. Aus diesem Grund kam auch eigens ein Arzt auf den Berg, der ihre Wunden behandeln sollte. Schließlich erkannte Uneme, dass er diesen Kampf nicht gewinnen würde, was immer er sich auch einfallen ließ. Seine Untergebenen überbrachten ihm vielmehr die Nachricht, dass man wohl eher alle Quellen und Teiche von Unzen leeren könnte, als dass die Gefolterten ihrem Glauben abschwören würden. Da entschloss sich Uneme, die Christen nach Nagasaki zurückkehren zu lassen. Am 5. Januar steckte er Beatrice da Costa in ein gewisses anrüchiges Haus. Die fünf Priester warf er ins Gefängnis der Stadt. Auch jetzt sind sie noch dort. So endete der Kampf also ganz anders, als der Tyrann ursprünglich geplant und erwartet hatte, nämlich mit seiner Niederlage. Unsere heilige Lehre aber wird im Volk gerühmt und geachtet, und der Mut der Gläubigen ist dadurch noch größer geworden.«   Dass ein Priester wie Pater Ferreira, der solche Briefe geschrieben hatte, unter welcher Folter auch immer von seinem Glauben und seiner Kirche abgelassen und sich den Heiden unterworfen habe, konnte man sich in Rom nicht vorstellen.   Im Jahr 1635 scharten sich in der Heiligen Stadt vier Priester um Pater Rubino. Diese Männer beabsichtigten, koste es, was es wolle, sich nach Japan zu begeben und dort die geheime Missionsarbeit fortzusetzen. Sie wollten die Schmach, die Ferreiras Abfall vom Glauben für die Kirche bedeutete, wiedergutmachen. Dieser Plan, der auf den ersten Blick verwegen anmutete, erlangte anfangs nicht die Billigung der zuständigen kirchlichen Behörde. Wenn man auch ihren Eifer und ihren Missionsgeist durchaus verstehe, so müsse man als vorgesetzte Behörde doch zögern, die Reise der Priester in ein höchst gefährliches heidnisches Land zu erlauben. Auf der anderen Seite stand das Argument, dass man die Gläubigen in Japan nicht führerlos der allmählichen Entmutigung preisgeben und im Stich lassen durfte. Japan war das Land, in dem seit dem heiligen...


Shusaku Endo (1923 - 1996) studierte französische Literatur in Japan und katholische Literatur in Frankreich. Er gilt in Japan als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller und erhielt zahlreiche Preise, u.a. den "Akutagawa-Preis", den wichtigsten japanischen Literaturpreis. Seine Haupt-Werken zählen die Romane Schweigen, Samurai und Skandal. Letzte erscheinen in weiterer Folge ebenfalls bei Septime.



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