Emmenegger | Im Heuschreck | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 300 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 180 mm

Emmenegger Im Heuschreck


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-906913-06-3
Verlag: Lector Books GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 300 Seiten, Format (B × H): 110 mm x 180 mm

ISBN: 978-3-906913-06-3
Verlag: Lector Books GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Krimi, surreale Komödie, Fetischroman und philosophisches Kabinett, dies alles und noch viel mehr ist der dritte Roman von Heinz Emmenegger mit dem Titel »Im Heuschreck«.

»Im Heuschreck« präsentiert außergewöhnliche Fetische wie die Heuschreckenurne, den Schleichenlurch, den toten Löwen vor Herrn Berchtolds Zelt und sehr seltsame Raumschiffe. »Im Heuschreck« ist Fetischroman, Krimi, Komödie und auch ein Reiseroman durch die Wüste nach Dakar.

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Auch der mauretanische Bräutigam darf nun endlich seiner Begierde nachgehen und hat die doppelt schwere, aber würdevolle Aufgabe, der Braut ihre Jungfräulichkeit zu nehmen. Er hat dies allerdings schon einmal gemacht, vor weniger als zwanzig Jahren, und dabei sogleich eine Tochter gezeugt, die nun die beste Freundin der gerade eben noch jungfräulichen Braut ist. Und als bei dieser heiklen, aber ansonsten stillen Operation im eigens dafür hergerichteten Zelt doch ein kleiner Schmerzensschrei in die Sahelnacht entweicht, hört Herr Berchtold das prompt, wach liegend und eigentlich das Bild vom Schleichenlurch im Kopf. Dieser ihm anvertraute und immer tiefer in Herrn Berchtolds Hirn sich einschleichende Lurch wird auch nicht ganz weichen, wenn Herr Berchtold nun seine Neuronen Frau Meiers Bild auferstehen lässt und dies sogar eine kleine Veränderung seines intimsten Organs bewirkt. Ja sicher, Herr Berchtold hätte bei Frau Meier bleiben können, diese Wanderidee begraben oder verbrennen, um mit Frau Meier schöne, sinnliche Jahre zu verbringen, denn bei aller Kessheit und erstaunlich straffer Fülle von Frau Meier, es würde langsam darniedergehen mit ihr. Die Frage ist also gewesen, ob Herr Berchtold nicht nur ein paar letzte sinnliche Stunden mit Frau Meier zu verbringen gedachte, sondern auch mit ihr zusammen den Lebensabend absolvieren wollte. Herr Berchtold hat sich für Afrika entschieden und Frau Meier nur neuronal mitgenommen. Jetzt in der Hütte mit der eindeutigen Forderung zwischen den alten Beinen. Herr Berchtold wird also wieder mal in die Zukunft aufbrechen und dort erneut Herrn Kummer nicht lebendig vorfinden, sondern nur als Legende in der Erzählung eines afrikanischen Sargmachers. Im Gepäck wird Herr Berchtold den Schleichenlurch mittragen und vor allem seine eigene Legende, jene des unbestechlichen weißen Inspektors und auch jene des famosen Tänzers. Denn die Hochzeitsfeierlichkeiten brachten es mit sich, dass Herr Berchtold zu maurischer Musik tanzen durfte und dabei nachhaltigen Eindruck hinterließ, sodass er nun in der ganzen Region bekannt ist als tanzender weißer, alter Mann, als Eisbär, der Schleichenlurche in den tropischen Süden rettet. Noch aber liegt Herr Berchtold in der Hütte mit einer leichten Erektion, die sich rasch legt bei all den Lurchenbildern und vor allem jener Vorstellung der Begattung des jungen, wahrscheinlich beschnittenen Mädchens. Oh nein, auf junge Frauen steht und stand Herr Berchtold nie, aber Frau Meier war auch mal jung, das irritiert ihn nun von Neuem, und so plagt ihn der Zwerg ein weiteres Mal, bis die Trauer über die verpasste Chance, mit Frau Meier jeden Tag Sex zu haben, erst ein Ab-, dann ein weiteres Anschwellen bewirkt. Herr Berchtold hat glücklicherweise eine tolle Idee. Er wird Frau Meier zu sich herbestellen. Ganz erleichtert schläft er ein. Im Schlaf tut sich ein Traum auf. Herr Berchtold reitet auf einer Giraffe durch buschige, westafrikanische Savanne, was erst mal staunen lässt, weil es in Westafrika gar nicht mehr viele Giraffen gibt, und nochmals staunen lässt, dass Giraffen reitbar sind. Dass der Reiter ein Weißer ist, ist weniger erstaunlich, diese Leute haben gemeinhin verrückte Ideen und werden darin milde beurteilt. Herr Berchtold hat zum Reiten der Giraffe einen eigentlichen Giraffensattel montiert, der vor allem dem rückwärtigen Abgleiten über den abfallenden Giraffenrücken entgegenwirkt. Trotzdem muss sich Herr Berchtold recht kräftig am Sattelknauf halten. Das Zaumzeug führt hoch hinauf zum Giraffenmaul und muss deshalb ganz anders geführt werden. Herr Berchtold reitet also auf der Giraffe durch Buschsavanne und trifft irgendwann auf eine größere Stadt, wo er natürlich eine derart große Attraktion ist, dass sogar die Bettler das Betteln vergessen und ihm Münzen hinterherwerfen, um sich damit irgendein Stück Hoffnung zu kaufen. An der Busstation, einem staubigen, von Bratständen beräucherten Platz am Stadtrand, trifft Herr Berchtold Frau Meier, die sich vorgängig im Solarium etwas an die hiesige Hautfarbe angepasst hat, aber unverkennbar Frau Meier geblieben ist. Sie trägt einen wie immer sportlichen, aber nicht legeren dünnen Hosenanzug, sondern einen dickstoffigen und sauber gebügelten. Dazu ein dunkelblaues Kopftuch, nicht anbiedernd afrikanisch, sondern in der Art der europäischen Bäuerin. Frau Meier hat Stil und kleidet sich nicht wie eine Touristin, sondern wie eine Besucherin, vielleicht mit einem Touch Kolonialstil. Herr Berchtold selbst, auf der Giraffe sitzend, ist ja schon länger im Land und fand es mit der Zeit einfach praktisch, die Landeskleidung zu tragen, in diesem Falle ein Boubou im maurischen Stil, was in dem südlicheren Nachbarland etwas Verwirrung stiftet, da es zwar hellhäutige Mauren gibt und Herr Berchtold mit seiner inzwischen gebräunten Haut und dem Bart im ersten Moment als so einer durchgeht. Und weil man kein Arabisch mehr spricht, ist sogar ein Französisch sprechender Maure immer noch ein Maure, irritiert dann aber zunehmend jeden Bewohner des Nachbarlandes wegen des Akzents und der halt doch etwas anderen Haut, des für einen Mauren etwas vollen Barts und all der anderen Kleinigkeiten, von der Giraffe mal ganz abgesehen, doch immerhin Details, die Herr Berchtold auch im Traum klar und deutlich reflektiert und dabei beinahe daraus herausfällt. Herr Berchtold hat im Weiteren ein eher zwiespältiges Verhältnis zum Boubou, der zwar gut auch als Schlafsack verwendet werden kann und durch die offenen Achselteile einerseits diverse Lüftungsvarianten zulässt, aber andererseits auch immer wieder hochgekrempelt werden muss. Darum hat Herr Berchtold eigentlich lieber ein geschlossenes, einfach fallendes Gewand. Ein solches wiederum eignet sich nicht zum Reiten. Trotzdem manipuliert Herr Berchtold den Traum dahingehend, dass er einmal mit einem Gewand aus Gabun und auch mal mit einer marokkanischen Dschellaba, diesem mönchischen Gewand, das Herr Berchtold eigentlich am liebsten mag, auf der Giraffe durch eine ebenfalls zunehmend allerweltsmäßige Landschaft prescht. Als eine Kuh muht, unüblich früh, droht Herr Berchtold vollends aus dem Traum zu fallen und das Beste zu verpassen, Frau Meier. So gibt er sich Mühe weiterzuträumen, indem er, schon altersgescheit und routiniert im Giraffenreiten, ganz locker wird und im richtigen Moment die Zügel strafft. Und da steht sie wieder, immer noch im feschen Hosenanzug, doch jetzt mit grünem Kopftuch, und Herr Berchtold stoppt die Giraffe, steigt ab, übergibt die Zügel einem schwarzen Mohren, wie er früher als Diener den weißen Herren diente, und führt Frau Meier kurioserweise über den nun üppigen, aber gepflegten indischen Park in den Taj Mahal, um sich da auf eine flache Liege mit ihr zu begeben und Mangos zu essen. Und als er sie sanft auf dem Handrücken streichelt und via Fingerkuppen auf dem Weg zur Innenfläche ist, muhen auch die anderen Kühe und es beginnt ein großer Lärm, der Herrn Berchtold erbarmungslos aus dem indischen Palast zurück in den kargen Sahel ruft, wo der letzte mauretanische Löwe draußen herumstreift und ein ganzes Dorf aufschreckt. Als Herr Berchtold beduselt aus der Hütte tritt, wird er zurückgeschickt. Dem Gast soll nichts geschehen, während die Männer des Dorfes ausschwärmen, um das Löwentier zu vertreiben. Jahre ist es her, seit der letzte Löwe in der Gegend herumstreifte. Sie werden Herrn Berchtold nicht so einfach gehen lassen, auch nicht mit Giraffe. Wenn solche neuen Gefahren drohen, müssen Gäste und Kinder zu Hause bleiben. Herrn Berchtold ist das klar, und deprimiert legt er sich hin, vielleicht ist es ja sowieso besser, von Frau Meier lediglich zu träumen. Trotzdem wird Herr Berchtold Pfister anrufen und diesen zu Sondierungen ausschicken, dann muss sie auch noch ein Ticket kaufen, impfen und so fort. Darum hat Herr Berchtold also etwas Zeit, um abzuwarten, was es denn nun wirklich mit diesem Löwen auf sich hat und bis sich alle beruhigt haben. Wer weiß, vielleicht bringen ihn die jungen Männer unter Anweisung der alten zur Strecke. Und tatsächlich, von Weitem ist nun das Gebrüll des Königs zu hören und gleich darauf mehrere Schüsse aus den alten, selbst gebauten Vorderladerflinten der jungen Männer, die sowohl in Berchtolds Vorstellung als auch sogenannt real mit ihren ungesattelten Pferden um den erlegten, alten Löwenmann traben, etwas Staub aufwirbelnd, voller Adrenalin, stolz und blind für die alten Männer, die auf sieben Eseln unterwegs sind, um ebenfalls den Toten zu betrachten und nochmals ihre Männlichkeit durch ihre Söhne zu feiern. Der Bann ist gebrochen, es gibt kein Halten mehr, und Herr Berchtold macht sich zusammen mit Frauen und Kindern auf den zwei Kilometer langen Weg zum toten alten Löwenmann, den Siegern entgegen. Eine wahrlich biblische Prozession arbeitet sich durch den morgendlichen Sanddunst. Die Sieger reiten wild und verzückt hin und her zwischen dem Ort des Falls und der sich nähernden Prozession, feuern ihre Flinten in die Luft ab, reiten wild, wild, wild, sodass Berchtold ergriffen wird von Tränen, mit der sich lang dehnenden Prozession zusammen immer schneller läuft, dann beinahe rennt, bis die umkreisenden Reiter als...


Emmenegger, Heinz
Heinz Emmenegger, *1964, lebt in Zürich. Er entdeckte das belletristische Schreiben während einer missglückten Seminararbeit zu Platon und mit der magischen Hilfe eines damals ganz neuartigen Schreibcomputers. Seither arbeitet er nur noch an Orten mit schöner Aussicht. Sein Debütroman »Pfister« (2011) war ein erster Ausschnitt eines ganzen Figurenkabinetts, 2013 folgte als zweiter Roman »Messer Sieben«. Inspirationen kommen häufig aus den Kürzestgeschichten, die als Hunderterserien in kleinen Kartonboxen erhältlich sind (»Storybox«).



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