E-Book, Deutsch, Band 0911, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
Ellis Zum Anbeißen süß
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-916-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0911, 144 Seiten
Reihe: Tiffany
ISBN: 978-3-86494-916-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wenn er nicht schon seit Jahren in Kate verliebt wäre, spätestens jetzt hätte Mitch McKee sein Herz an sie verloren. Halbnackt und verführerisch wie die Sünde steht sie in einer Bar -von Zuschauern umgeben - und will gerade die letzten Hüllen fallen lassen. Unter wüstem Protestgeschrei greift Mitch - Polizist in Chapel - ein. Er nimmt die angetrunkene Kate mit auf die Wache, um zu hören, was eigentlich in sie gefahren ist. Seit Tagen scheint es seine einzige Aufgabe zu sein, sie aus heiklen Situationen zu befreien. Doch als sie so aufreizend lässig vor ihm steht, kann er gar nicht anders: Stürmisch reißt er sie in seine Arme und küsst sie heiß. Um nicht ganz außer Kontrolle zu geraten, schickt er sie nach Hause. Als er am nächsten Morgen einen Unfall aufnehmen muss, in den wiederum Kate verwickelt ist, handelt er nur noch nach Gefühl. Er nimmt seine Traumfrau mit in seine Hütte am See...
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Polizeichef Mitch McKee hatte beinahe schon den Ortsausgang von Chapel, Tennessee, erreicht, als er den Polizeiruf hörte. Nach einem langen Tag voll ermüdender Diskussionen mit dem Stadtrat sehnte er sich danach, endlich aus der Stadt herauszukommen. Chapel war eine kleine Universitätsstadt in der Nähe von Chattanooga, die voller Stolz auf eine lange Geschichte zurückblicken konnte, in der Alkoholschmuggler und Schwarzbrenner eine ebenso wichtige Rolle spielten wie ehrwürdige, reiche, alte Familien. Im Augenblick war Mitch aber keineswegs von Stolz auf seine Heimatstadt erfüllt, sondern eher von Verärgerung, denn der Stadtrat kam ihm wie eine Herde sturer Maulesel vor, die nicht akzeptieren wollten, dass die Zukunft auch an Chapel nicht vorbeiging. Während der fruchtlosen Debatten war Mitch mehr als einmal kurz davor gewesen, die Geduld zu verlieren.
Wie viel lieber wäre er angeln gegangen!
“Les, ein Wagen liegt in der Ravenswood Road im Graben”, erklärte Myra von der Funkzentrale. “Es soll sich um eine hilflose junge Frau handeln”, fügte sie noch hinzu und lachte leise.
“Bin schon unterwegs”, erklang die Stimme des Hilfssheriffs, der heute Abend Dienst hatte. “Es ist sowieso nicht viel los.”
Mitch hatte Schwierigkeiten abzuschalten. Als Polizeichef war er offensichtlich für alles und jeden verantwortlich. Aber wenn es hart auf hart kam, erwarteten die Leute im Rathaus von ihm, dass er sich genau nach ihren Vorstellungen richtete.
Das konnte man mit ihm nicht machen.
Sicher, die wilden Zeiten des Mitch McKee waren vorbei. Inzwischen hatte er bei den Marines gedient und hatte sogar eine Reihe von Auszeichnungen bekommen. Aber wenn es darum ging, sich nach bestimmten Regeln zu richten, dann konnte er nur diejenigen befolgen, die er auch selbst akzeptierte.
Wenn er an die absurden Vorschläge des Bürgermeisters in Sachen Verkehr dachte, dann packte ihn immer noch die kalte Wut.
Um sich abzulenken, wollte Mitch Les zu Hilfe kommen, zumal die Ravenswood Road auf seinem Weg lag. Und ein Auto aus dem Dreck zu ziehen war immer noch besser, als sich über die verrückten Ideen des Bürgermeisters zu ärgern. Ihm graute es schon vor der nächsten Versammlung.
Fünfzehn Minuten später leuchtete Mitch die Bremsspur auf dem Asphalt der Ravenswood Road ab und schüttelte den Kopf.
“Sie trainieren wohl für die Formel 1, was?”, fragte er die gut angezogene Rothaarige, die auf der Fahrertür ihres auf die Seite gekippten goldfarbenen Mercedes saß.
“Ich bin eine ausgezeichnete Fahrerin”, entgegnete die junge Frau nachdrücklich. “Ich habe nur gerade telefoniert, als das Reh über die Straße lief.”
“Kein Wunder, dass es sich beeilte. Ein telefonierender Fahrer kann zur tödlichen Gefahr werden. Nach Ihrer Bremsspur zu urteilen, haben Sie anscheinend mit der Flugsicherung telefoniert. Sie müssen ja geflogen sein.”
Die junge Frau schlug ein Bein über das andere, und Mitch wünschte, er könnte ihr eine Decke über die Knie legen, um nicht abgelenkt zu werden. Irgendetwas an ihr kam ihm bekannt vor, aber er war ziemlich sicher, sie nie zuvor gesehen zu haben. Diese Beine hätte er nicht vergessen.
“Sie brauchen sich nicht um mich zu kümmern”, sagte die Rothaarige. “Ich habe bereits dem Mechaniker meines Vaters Bescheid gesagt. Er wird mich abschleppen.”
“Mechaniker meines Vaters” – wie sich das anhörte, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie das sagte! Mitch kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. Jetzt erkannte er sie. Natürlich, es war Kate Sutherland, die jüngste Tochter des reichsten Mannes von Chapel. Die erwachsene Ausgabe des jungen Mädchens, von dem Mitch in der Highschool schon fasziniert gewesen war. Er hatte sich allerdings an ihre Stimme nicht mehr erinnert, aber wahrscheinlich hatte Kate damals nicht viel gesagt.
.
Mitch sah Les an, der kurz nach ihm angekommen war, und schüttelte den Kopf. Terence Sutherlands Tochter. Von allen Frauen der Welt ausgerechnet sie … “Tut mir leid, Miss Sutherland, aber wir müssen die Sachen leider zu Protokoll nehmen. Außerdem müssen wir Sie bitten, sich einem Alkoholtest zu unterziehen.”
“Das meinen Sie doch wohl nicht ernst!”, stieß sie empört hervor.
“Leider doch, Madam. Das sieht das Gesetz vor, und ich bin hier in Chapel derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass das Gesetz auch eingehalten wird. Aber erst einmal sollten Sie da aus dem Graben herauskommen.”
“Ich möchte lieber hierbleiben, bis Ramey kommt.”
“Wie Sie wollen.” Mitch sah Les an. “Da ich schon auf dem Weg nach Hause und entsprechend umgezogen bin, muss ich mich wohl schmutzig machen. Aber ich möchte, dass Sie den Alkoholtest übernehmen.”
“Okay, Chief”, antwortete Les.
Mit einem missmutigen Blick auf seine Lieblingsstiefel stieg Mitch in den schlammigen Straßengraben. Als er nahe an das Auto herangekommen war und die junge Frau genau sehen konnte, hätte er am liebsten wieder geflucht. Die zierliche Schönheit, die ihn während seines letzten Jahres auf der Highschool immer wieder neugierig gemustert und an manchen seiner wilden Träume sicher nicht ganz unschuldig gewesen war, hatte sich in eine hinreißende Frau verwandelt. Jetzt wandte sie sich ab und tat so, als nähme sie ihn gar nicht wahr. Ohne sie um Erlaubnis zu fragen, schob er die Arme unter ihre beeindruckenden Beine und hob sie hoch.
Kate wand sich empört. “Ich habe Ihnen gesagt, dass ich hier warten will. Lassen Sie mich sofort herunter, oder ich erstatte Anzeige wegen sexueller Belästigung.”
“Das werden Sie nicht tun, aber ich werde ins Protokoll aufnehmen, dass Sie nicht einverstanden waren.” Behutsam stieg er mit ihr den Hang hoch. “Wenn es gegen das Gesetz verstößt, eine Frau aus dem Dreck zu ziehen, dann muss man dieses Verbrechen meiner Erziehung anlasten. Meine Mutter hat immer gesagt: ‘Lass nie eine Frau im Dreck sitzen’.” Les lachte, und Mitch fuhr fort: “Warum färben Sie sich die Haare?” Ihre natürliche Haarfarbe war Braun.
“Woher wissen Sie …” Sie lehnte sich weit zurück und sah ihn genauer an. Er fühlte, wie sie sich anspannte, aber sie sagte nichts.
“Das ist ja wie früher. Immer, wenn ich in der Schule mit dir sprechen wollte, warst du verschlossen wie eine Auster. Aber du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, ich bin jetzt ein respektiertes Mitglied der Gemeinde. Die wilden Zeiten sind vorbei. Dein Vater selbst hat meine Wahl zum Polizeichef unterstützt.”
“Mein Vater …”, mit einer einzigen Drehung hatte sie sich aus Mitchs Armen befreit, sowie sie die Straße erreicht hatten, “… hat noch nicht einmal den Verstand eines Flohs.”
Mitch sah sie verblüfft an und suchte nach einer passenden Antwort, was ihm nicht leichtfiel. Zu eindeutig hatte er auf sie reagiert, als er sie auf den Armen trug. “Willst du ihn damit beleidigen oder mich?”, fragte er grinsend.
Kate wusste nicht, ob sie sich frustriert die Haare raufen oder sich auf die Straße setzen und heulen sollte. Ausgerechnet Mitch McKee war hier der oberste Gesetzeshüter! Sie hatte ein wenig mit dem Deputy flirten wollen, damit er keine Anzeige erstattete. Das kam jetzt nicht mehr infrage. Mitch war der erste Junge in der Schule gewesen, der sie vollkommen durcheinandergebracht hatte. Stundenlang hatte sie seinen Namen in ihr Tagebuch gemalt und hatte sich immer wieder in den Gebäudetrakt der höheren Klassen geschlichen, um ihn zu sehen. Oft hatte sie beobachtet, wie er mit den anderen bösen Jungs auf dem Parkplatz stand und rauchte. Aber wenn er sie ansprach, brachte sie kein Wort heraus, und ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen.
Und jetzt stand er hier vor ihr und sah selbst in Jeans und schlammbespritzten Stiefeln umwerfend aus. Hatte es irgendwann in ihrem Leben mal eine Zeit gegeben, in der sie nicht von Mitch McKee hingerissen gewesen war?
Aber jetzt war sie erwachsen, und das musste sie ihm zeigen.
“Eigentlich euch beide, sofern du, was die Politik angeht, mit ihm unter einer Decke steckst.”
Mitch hob abwehrend die Hände. “Davon war nie die Rede.”
Der Abschleppwagen kam, und alle drei sahen auf.
“Ich werde darauf achten, dass er deinen Wagen nicht noch mehr demoliert”, erklärte Mitch. “Und Sie, Les, holen schon mal den Testapparat, damit Miss Sutherland ins Röhrchen pusten und dann wieder nach Hause fahren kann.”
“Eine Sekunde noch …”
Mitch stützte die Hände auf die Hüften und wandte sich ihr wieder zu, ganz Polizist. “Wenn du einen Anwalt brauchst, kannst du ihn mit deinem Handy anrufen. Sonst puste ins Röhrchen und füll die Formulare aus. Dann kannst du gehen. Wenn ein 50.000-Dollar-Auto zu Schrott gefahren wird, muss ein Protokoll gemacht werden.”
Ohne ein Wort zu sagen, ging Kate zu dem Polizeiwagen. Gut, dann machte sie eben den albernen Test. Sie hatte sowieso nichts getrunken, sie hatte nur geheult. Das war schließlich nicht verboten. Und was das Auto anging, das war ihr ziemlich egal. Ihr Vater würde ihr zehn neue Wagen kaufen, wenn sie ihn nur in seinem schönen neuen Leben nicht störte.
Mitch half dem Fahrer des Abschleppwagens, das Seil am Mercedes zu befestigen. Seine Stiefel waren sowieso schon schmutzig. Der gute Ramey blickte verschlafen drein, als hätte man ihn gerade aus dem Bett geholt. Mitch sah, wie Kate Les ihren Führerschein gab. Sie wirkte eigentlich eher durcheinander als betrunken.
Er hatte nicht darauf geachtet, ob sie einen Ehering trug. Ob sie immer noch Sutherland...