E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Elizondo Imminent
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7453-2642-0
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie das Pentagon Jagd auf UFOs macht. Der ehemalige Leiter des US-Programms für die Untersuchung von UFOs deckt auf
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-7453-2642-0
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Luis »Lue« Elizondo ist der ehemalige Leiter der US-UFO-Untersuchungseinheit AATIP (Advanced Aerospace Threat Identification Program). Vor seiner Tätigkeit im AATIP war Elizondo im US-Verteidigungsministerium für die weltweite Spionage- und Terrorismusbekämpfung zuständig. Er studierte Mikrobiologie und Immunologie an der Universität von Miami und diente in der United States Army in zahlreichen Einsätzen und Ländern.
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Vorwort
von Christopher Mellon
16. Mai 2024
In der Geschichtswissenschaft wird seit Langem über die Theorie der »Großen Männer« debattiert. Sie postuliert, dass geschichtliche Abläufe im Wesentlichen durch die Handlungen mutiger, inspirierter Einzelner geprägt werden, die bestehende Zustände infrage stellen, unumkehrbare Veränderungen bewirken und dadurch den Verlauf der menschlichen Geschichte für immer verändern. Ich überlasse dem Leser die Entscheidung, ob Lue Elizondo einer dieser Menschen ist. Ohne Widerspruch befürchten zu müssen, kann ich aber sagen, dass Lue eine zentrale und unentbehrliche Rolle dabei gespielt hat, die Ansichten der Menschen über unidentifizierte anomale Phänomene (UAP) für immer zu verändern. Enthüllungen über UAP könnten sogar bald dazu führen, dass die Menschheit ihr Selbstverständnis und ihr Weltbild neu definiert. Diese unglaubliche, aber wahre Geschichte schildert unter anderem, wie die UAP-Frage in den letzten Jahren von einem skurrilen Thema in Boulevardblättern zu einer ernsthaften und wichtigen Frage der nationalen Sicherheit geworden ist.
Um zu würdigen, wie wichtig Lue und seine Kollegen für unser Verständnis von UAP sind, muss man sich zunächst vor Augen führen, wie Lue diese Lage am Anfang seiner Arbeit vorfand. Als ich ihm bei einer Geheimbesprechung im Pentagon 2017 zum ersten Mal begegnete, wurden UAP in den Massenmedien, in der Wissenschaft und von den Behörden noch mit unablässiger Verachtung abgetan. Das war nichts Neues: Die Diskussion über UAP steckte schon seit den 1940er-Jahren mit durchdrehenden Rädern und nach allen Seiten geschleuderten Beschuldigungen in einem Sumpf aus Streitigkeiten fest. Es war auch nicht gerade förderlich, dass eine ganze Reihe von Scharlatanen und Betrügern das Thema missbrauchten, um zu Ruhm und Geld zu kommen. Von den 1970er-Jahren, als die US Air Force das Projekt Blue Book aufgab, mit dem sie der Öffentlichkeit zeigen wollte, dass sie UAP-Berichte ernst nahm, dass aber an diesen Berichten nichts dran sei, bis Ende 2017, als Lue von seiner Stellung im Stab des Verteidigungsministers zurücktrat, änderte sich jedenfalls weder die offizielle Haltung der US-Regierung noch die Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit grundlegend.
Zwar brachte die Presse manchmal sensationell aufgemachte Meldungen über UAP-Aktivitäten, und es gab auch einige wirkungslose Bemühungen, den Kongress dafür zu interessieren, und einmal sogar einen bedeutenden, aber bald wieder gestrichenen Haushaltsposten für UAP-Forschung, aber von 1970 bis 2017 waren kaum Fortschritte in der Anerkennung der Bedeutsamkeit der UAP-Frage zu verzeichnen. Das Stigma, das der UAP-Forschung anhaftete, war 2017 immer noch so stark, dass die meisten Zivil- und Militärpiloten Angst hatten, ihre Beobachtungen zu melden, weil sie fürchteten, damit ihrer Karriere und ihrem Ruf zu schaden. Auch die meisten Zivilisten, die Zeuge einer UAP-Erscheinung wurden, zögerten, ihrer Familie oder ihren Freunden davon zu erzählen, und wollten erst recht keine offizielle Sichtungsmeldung abgeben. Die Handvoll Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, die sich ernsthaft für das Problem interessierten, verbargen dieses Interesse vor allen außer einigen wenigen vertrauenswürdigen Bekannten. Wenn Mitarbeiter des Pentagons vor 2017 über UAP sprachen, dann gewöhnlich hinter verschlossenen Türen oder im Flüsterton.
Dieses feindselige Klima in der UAP-Frage war eine direkte Folge des offiziellen Standpunkts der US-Regierung, wie ihn der Robertson-Ausschuss der CIA 1953 formuliert hatte. Dieser CIA-Expertenrat fürchtete, Meldungen über echte Verletzungen des US-Luftraums könnten in einer Masse angeblicher UAP-Sichtungen untergehen, und riet der Air Force, die Walt Disney Company und die Massenmedien für eine Kampagne einzuspannen, um UAP-Meldungen zu »widerlegen«. Eine danach von der Air Force in Auftrag gegebene UAP-Studie unter Führung des Physikers Dr. Edward Condon an der University of Colorado ging noch weiter und sprach dem Gegenstand jedes wissenschaftliche Interesse ab. Sie empfahl den Hochschulen sogar, Studenten die Beschäftigung mit dem Thema UAP keinesfalls für das Studium anzurechnen. Dr. Condons Bericht gab der Air Force den Vorwand, den sie suchte, um das Project Blue Book, ihr umstrittenes UFO-Untersuchungsprogramm, abzubrechen. Im Lauf der Zeit wuchsen Verachtung und Feindseligkeit der Air Force gegenüber dem Thema nur noch. 1970 bezog sie trotz Tausender glaubwürdiger und unerklärter UAP-Meldungen die unglückselige Position, UAP-Sichtungen seien lediglich das Ergebnis »einer milden Form von Hysterie, Erfindungen in betrügerischer oder Aufmerksamkeit heischender Absicht, Halluzinationen von Patienten mit psychischen Störungen sowie Fehlidentifikationen natürlicher Objekte«. Mit anderen Worten: Laut US Air Force war jeder, der eine UAP-Sichtung meldete, entweder verrückt, ein Betrüger oder ein Dummkopf.
Noch Jahrzehnte danach hielt die Air Force hartnäckig daran fest, dass »keine UFO-Meldung, die je von der US Air Force gemeldet, untersucht oder bewertet wurde, Hinweise auf eine Bedrohung der nationalen Sicherheit gegeben« habe, trotz der Zeugenaussagen zahlreicher Veteranen der amerikanischen Army und von UAP-Forschern aufgespürter Belege, die das Eindringen von UAPs in stark gesicherten Luftraum um US-Atomraketenbunker dokumentieren. Es genügte der Air Force nicht, eine Bedrohung bloß abzustreiten; sie behauptete sogar, es gebe keine Hinweise auf die Existenz von Technologien, »die über den gegenwärtigen Forschungsstand hinausgehen«. Das war die offizielle Haltung der US-Regierung seit 1970 – und auch noch 2017, fast ein halbes Jahrhundert später, als ich Lue zum ersten Mal begegnete. Kurz gesagt, wir standen einer Haltung im herrschenden Establishment gegenüber, die UAPs auf eine Stufe mit dem irrationalen Glauben an Poltergeister oder Astrologie stellte.
Als wir uns 2017 kennenlernten, arbeitete ich als unbezahlter Berater für das Office of Naval Intelligence, weil ich auch nach meiner Pensionierung als Vollzeitmitarbeiter im Pentagon und US-Kongress gerne weiter zur nationalen Sicherheit beitragen wollte. Jim Semivan, ein gemeinsamer Freund in der CIA, machte mich auf Lue aufmerksam. Nachdem wir endlich die ebenso unverständlichen wie unwirksamen Kontrollprozeduren überwunden hatten, die jeden plagen, der für Uncle Sams Sicherheitsapparat arbeitet, durften wir uns schließlich in Lues Büro im Pentagon treffen.
Es war eine außergewöhnliche Begegnung. Lue ist ein durchtrainierter, energischer, charismatischer und überschwänglicher Mann mit auffälligen bunten Tätowierungen auf beiden Armen und sieht eher wie ein Wrestler als wie ein Beamter aus. Die Art Entschlossenheit und Energie, die er ausstrahlt, sieht man eher bei Soldaten im Kampfeinsatz als in den Rängen der zivilen Beamtenschaft. Er trug eine ganze Sammlung Ausweise und Zutrittsberechtigungen an einer Kette um den Hals, jeder ein kleines Totem der Zugehörigkeit und Macht im Königreich der nationalen Sicherheit. Sein natürliches Rednertalent fiel mir schnell auf.
Im Verlauf unseres Gesprächs erfuhr ich ebenso erstaunliche wie empörende Tatsachen. Erstaunlich, weil Lue mir unwiderlegbare Beweise dafür vorlegte, dass fremde, unidentifizierte Luftfahrzeuge regelmäßig in den gesperrten Luftraum um amerikanische Militäreinrichtungen eindrangen. Diese bizarren, lautlosen Flugmaschinen hatten keinerlei sichtbare Kennzeichen oder Triebwerke. Wir wussten beide durch Mitteilungen der Flotte und unsere eigenen umfassenden Kontakte zur Welt der geheimen Special Access Programs (SAPs), dass es sich nicht etwa um experimentelle Prototypen amerikanischer Flugzeuge handelte. Es blieben also drei Hauptmöglichkeiten: 1. Ein potenziell feindlicher Staat, am wahrscheinlichsten Russland oder China, hatte einen entscheidenden technologischen Durchbruch erzielt, der das weltweite Machtgleichgewicht zuungunsten Amerikas und der freien Welt verschieben konnte. 2. Die Besucher kamen aus einer außerirdischen Zivilisation, die sich sehr für die militärischen Fähigkeiten der USA interessierte. 3. Sehr wahrscheinlich handelte es sich bei den gesichteten UAPs sowohl um irdische als auch außerirdische Flugzeuge oder Raumschiffe.
Nach dem, was wir über den Stand der russischen und chinesischen Technik wussten, und angesichts der Schauplätze und Art mancher Sichtungen schien die Außerirdischen-Hypothese zumindest für manche Fälle dabei tatsächlich die wahrscheinlichste. Das galt zum Beispiel für eine Reihe von UAP-Begegnungen des Flugzeugträgers Nimitz und seiner Begleitschiffe im November 2004. Die USS Princeton, ein Raketenkreuzer der Aegis-Klasse und eines dieser Begleitschiffe, hatte damals eine große Anzahl manövrierfähiger Objekte ausgemacht, die anscheinend aus einer niedrigen Erdumlaufbahn abstiegen. Sie fielen mit ungeheurer Geschwindigkeit aus großer Höhe senkrecht bis auf etwa 20 000 Fuß (6000 Meter) ab und verharrten kurz, um dann sofort wieder zu beschleunigen, manchmal auf extreme Geschwindigkeiten. Nach mehrtägigen Beobachtungen gelang es zwei F/A-18-Kampfflugzeugen der Nimitz, einen dieser Flugkörper auf kurze Distanz bei perfekten Sichtbedingungen abzufangen. Navy Commander Dave Fravor erschien diese etwas über 15 Meter lange weiße, flügellose Maschine in Aussehen und Flugverhalten so radikal, so...