E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Elbury Herzklopfen im Rosengarten
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6467-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6467-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mein Sommerengel!? Lord Templeton kann den Blick nicht von Georgina abwenden. Wie tanzen die Sonnenstrahlen auf ihren Locken, wie leuchten ihre blauen Augen! Doch selbst als er sie zart küsst, verschweigt er, wer er wirklich ist: Um die Ehrlichkeit ihrer Gefühle zu prüfen, lässt er sie im Glauben, er sei ein armer Maler ...
Dorothy Elbury war schon als Kind eine Leseratte, und auch später hatte sie ihre Nase so oft in ein Buch gesteckt, dass sie selbst gar nicht zum Schreiben kam. Erst als sie ausnahmsweise mal keine Lektüre hatte, fing sie an, einen Roman zu verfassen. Lange lag das Manuskript in der Schublade, bis ihr Mann sie drängte, es an einen Verlag zu schicken, der es tatsächlich veröffentlichte.
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1. KAPITEL
Der Ehrenwerte Peregrine Nicholls leerte sein Glas auf einen Zug, ehe er seinem Cousin ein mitfühlendes Lächeln schenkte. „Dein Problem, lieber Ned, ist, dass du viel zu romantisch bist“, stellte er fest und fuhr, ohne die jetzt gerunzelte Stirn seines Vetters zu beachten, gut gelaunt fort: „Ich selbst war, wie du weißt, einer kleinen Romanze niemals abgeneigt. Doch wenn es ums Heiraten geht, muss man andere Maßstäbe anlegen. Da heißt es: Kompromisse schließen. Du hast dich jetzt zum dritten Mal in dieser Saison von einer jungen Dame zurückgezogen, der du zunächst deutlich dein Interesse gezeigt hattest. Kein Wunder, dass die Klatschbasen hinter ihren Fächern über dich reden.“
Ned Latimer, der bis vor kurzem noch bei den Dragonern gedient hatte, streckte die langen Beine aus. „Du glaubst doch nicht, ich würde mir, nur um den alten Matronen zu gefallen, eine Gattin nach ihrem Geschmack suchen!“ Ein eigensinniger Zug lag um seinen Mund. Dennoch sah er erstaunlich gut aus. „Es muss doch irgendwo da draußen eine junge Dame geben, für die ich mehr bin als der Mann, der die Rechnungen ihrer Schneiderin bezahlt.“
„Glaubst du etwa immer noch an Märchen, alter Knabe?“ Nicholls beugte sich nach vorn, um die Gläser noch einmal mit Cognac zu füllen. „Du kennst doch die Regeln. Wenn die Zeit gekommen ist, eine Familie zu gründen, dann entscheidet ein Gentleman sich für ein Mädchen aus gutem Hause, das – wenn er ein bisschen Glück hat – zudem hübsch ist. Vor allem aber sollte die junge Braut über ein sanftes Wesen verfügen, sonst wird er nämlich für den Rest seines Lebens unter dem Pantoffel stehen.“
„Unsinn“, widersprach Latimer. „Hast du jemals darüber nachgedacht, Perry, welche Folgen es für die geistigen Fähigkeiten deiner Kinder haben könnte, wenn du dich für eine einfältige Frau entscheidest, ganz gleich wie hübsch sie auch sein mag?“ Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. „Ich jedenfalls habe eine ganze Reihe von Erwartungen an meine zukünftige Gemahlin. Ich möchte mich mit ihr unterhalten können, und zwar nicht nur über die neueste Mode. Sie sollte in der Lage sein, sich ihre eigene Meinung zu vielen verschiedenen Themen zu bilden. Meine Mutter war, wie du dich vielleicht erinnerst, eine solche Frau. Sie las Zeitung, wusste, was in der Welt vorging, und war stets bereit, ihre Überzeugungen zu verteidigen. Manchmal ging es laut her bei uns. Aber gerade deshalb hat Vater sie angebetet.“
„Hm …“, brummelte Nicholls, der bemerkt hatte, welch weichen und gleichzeitig betrübten Ausdruck die Augen seines Cousins angenommen hatten. Zweifellos trauerte Ned noch immer um seine vor fünf Jahren verstorbene Mutter. „Ich weiß, was du meinst. Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätte Tante Felicity sich als Redner im Oberhaus einen Namen machen können.“
Es wurde still im Raum.
„Was hat dich denn diesmal zum Rückzug bewegt?“, fragte Nicholls nach einer Weile. „Die kleine Cornwell ist ein nettes Mädchen. Sie schien dich zu mögen. Und manch einer hätte sich gewünscht, an deiner Stelle zu sein. Du aber hast ihr nach kurzer Zeit den Laufpass gegeben. Dabei wurden bereits Wetten darauf abgeschlossen, wann du um sie anhalten würdest. Irgendetwas ist geschehen, nicht wahr?“
Latimer zuckte die Schultern. „Ich habe zufällig etwas gehört.“
„Ach?“
„Die bezaubernde Miss Eleonora Cornwell hatte ihr Herz, lange ehe die Saison begann, einem anderen geschenkt. Sie wollte nur diesen Gentleman und sonst niemanden heiraten. Doch da ihre Eltern praktisch ihre gesamten Ersparnisse aufgewendet hatten, um ihr ein Debüt zu ermöglichen, drängten sie die junge Dame, mich zu erobern. Selbstverständlich konnte ich ihr unter diesen Umständen nicht länger den Hof machen. Also gab ich sie frei.“
„Selbstverständlich“, wiederholte Nicholls in ernstem Ton, doch seine Augen blitzten spöttisch – was seinem Cousin nicht entging.
„Sei nicht albern, Perry“, meinte er. „Du wirst doch nicht erwarten, dass ich den Rest meines Lebens an der Seite einer unwilligen und unglücklichen Gattin verbringe. Nein danke, da bleibe ich lieber Junggeselle.“
„Dazu dürfte dein Vater auch das eine oder andere Wort zu sagen haben. Du hast mir erzählt, er habe dich zur Ehe gedrängt, seit du aus dem Krieg zurückgekehrt bist. Und meiner Meinung nach hat er recht. Schließlich bist du der einzige Sohn und inzwischen bereits dreißig. Natürlich möchte er, dass du den Fortbestand der Familie sicherst. Was mich angeht“, zufrieden kreuzte Nicholls die Hände über seinem rundlichen Bäuchlein, „so bin ich sehr froh, dass mein alter Herr klug genug war, insgesamt drei Söhne zu zeugen. Das erspart mir die Mühe, eine passende Gemahlin zu finden.“
„Wie wahr …“ Ned Latimer seufzte. „Vermutlich stört dich die Tatsache, dass die Saison in London seit langem nichts weiter als ein Heiratsmarkt ist, deshalb nicht so sehr wie mich. Mir jedenfalls behagt die Art gar nicht, wie hier Ehen arrangiert werden. Stets geht es nur um weltlichen Besitz und gesellschaftliches Ansehen. Ich wünschte, ich fände eine Möglichkeit, herauszufinden, ob eine junge Dame mich oder nur mein Geld mag.“
„Gewiss begegnet man hin und wieder einem Mädchen, für das es Wichtigeres gibt, als sich einen wohlhabenden, einflussreichen Ehemann zu angeln. Nur“, Nicholls runzelte die Stirn, „woran merkt ein Gentleman, ob er es mit einer jungen Dame zu tun hat, der etwas an seinem Charakter liegt und die auf ihr Herz hört? Es soll ja reiche Adlige gegeben haben, die die Rolle des armen Bürgers spielten, um die wahre Liebe zu finden. Aber eine solche Maskerade ist für dich unmöglich. Man kennt dich in London viel zu gut.“
„Ich könnte es anderswo versuchen“, überlegte Latimer, dessen Laune sich mit einem Mal spürbar gebessert hatte. „Ich könnte meine Sachen packen, aufs Land fahren und eine Zeit lang so tun, als sei ich nicht der Sohn des Earl of Ruscombe.“
Sein Cousin sah entsetzt drein. „Das meinst du gewiss nicht ernst, Ned! Du willst dich doch nicht wirklich in einem Landgasthof einmieten, ohne auch nur deinen Kammerdiener mitzunehmen!“
Ned erhob sich, löste das kunstvoll geschlungene Krawattentuch und begann umständlich, es neu zu binden. „Ich denke, ein paar Tage lang könnte ich durchaus ohne meinen Kammerdiener auskommen. Wie du weißt, hat er mich auch nicht begleitet, als ich in den Krieg zog. Acht Jahre beim Militär erziehen einen Mann zur Selbständigkeit. Im Übrigen dürfte der bürgerliche Mr. Latimer kaum in der Lage sein, sich einen Diener zu leisten. Auch würde er wohl eher eine kleine Wohnung mieten als ein Zimmer im Gasthof. Ja, ich denke, ein Cottage wäre genau das Richtige. Bei Jupiter, so werde ich es machen!“ Von plötzlicher Begeisterung erfüllt, trat er zum Tisch, griff nach der Zeitung und schlug die Seite mit den Anzeigen auf.
Nicholls beobachtete ihn fasziniert.
„Sehr gut“, Ned machte einen zufriedenen Eindruck, „es gibt Dutzende von Angeboten. In Hampshire, in Buckinghamshire … Ich habe die freie Wahl. Mal sehen, was mir am besten zusagt.“ Er ließ den Blick über die Spalte gleiten, las hier und da eine Annonce ganz, überlegte und schüttelte dann den Kopf. Bis er plötzlich einen Triumphschrei ausstieß. „Das ist es! Blanchard’s Cottage in Compton Lacey! Dort wird es mir bestimmt gefallen. Ich glaube sogar, ich habe schon von diesem Ort gehört. Er liegt in der Nähe des Marktfleckens Dunchurch in Warwickshire. Kennst du irgendwen in der Gegend, Perry?“
Der kratzte sich am Kopf. „Hm … Ich glaube, wir hatten mal eine Tante in Stratford. Aber die weilt seit langem nicht mehr unter den Lebenden. Und sonst will mir niemand einfallen. Ned, du beabsichtigst doch nicht wirklich, dorthin zu fahren?“
„Warum eigentlich nicht? Ein kleines Abenteuer würde mich durchaus reizen. Ah, hier steht, dass es nicht weit zur nächsten Poststation ist. Wie praktisch!“
„Du willst mit der Postkutsche reisen?“, fragte Nicholls. Sein Ton verriet, wie entsetzt er war.
„Natürlich will ich das. Es passt zu der Rolle, die ich zu spielen gedenke. Niemand wird misstrauisch werden, wenn der einfache Mr. Latimer ein paar Wochen Urlaub macht und sich die Zeit mit … nun, sagen wir … mit Malen vertreibt. Aber nein, dafür würde ich eine richtige Ausrüstung brauchen. Also … Ja, ich könnte zeichnen. Das ist besser. Ich besitze noch all meine alten Skizzenbücher, und dank der Geduld des guten Bentley bin ich imstande, recht passable Zeichnungen anzufertigen. Er war einer meiner Lieblingslehrer. Erinnerst du dich an ihn, Perry?“
„Hm, er hat dich den anderen Schülern immer als Vorbild hingestellt.“
„Tatsächlich?“ Latimer lachte. „Jedenfalls habe ich meinen Entschluss gefasst. Ich gehe für ein paar Wochen als Künstler nach Compton Lacey. Das wird ein wundervoller Sommer! Die Mädchen dort …“
Der Blick, mit dem sein Cousin ihn bedachte, drückte echtes Mitleid aus. „Um Himmels willen, Ned, wenn wir nicht verwandt wären, würde ich sagen, du gehörst ins Irrenhaus. Schlimm genug, dass du dich verkleiden willst! Aber wie kommst du nur auf die Idee, du könntest ausgerechnet in einem verschlafenen Nest in Warwickshire die Frau deiner Träume treffen?“
„Die Debütantinnen bei Almack’s kommen alle aus irgendwelchen verschlafenen Nestern. Täglich treffen mehrere von ihnen in London ein, begleitet von ihren ehrgeizigen Müttern, die sie möglichst rasch und möglichst gut verheiraten...