Elbs | Werft eure Zuversicht nicht weg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Elbs Werft eure Zuversicht nicht weg


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7022-3888-9
Verlag: Tyrolia
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7022-3888-9
Verlag: Tyrolia
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft Spirituelle Ermutigungen Ein ein zehntausendstel Millimeter kleines Virus versetzt die Welt in den Ausnahmezustand. Es bringt eingespielte Abläufe und Beziehungen weltweit ins Stocken und zum Stillstand, schickt Börsenkurse auf Talfahrt, die Wirtschaft kommt ins Trudeln. Und da sind noch viele andere bedrängende Fragen: Gelingt es, die Klimakrise zu bewältigen? Drohen Überalterung, Pflegenotstand und unkontrollierte Migration? Welcher Politik kann man noch vertrauen? Dem 'Wir schaffen das!' oder den 'starken Männern' in Ost und West? Zukunftsangst macht sich breit. Jede Krise eröffnet aber auch neue Chancen, regt zum Innehalten und zur Neuorientierung an. Achtsamkeit und Solidarität können Raum gewinnen, die Natur kann aufatmen. Mit Vertrauen und Zuversicht wagt man positive Schritte auf dem Weg in eine gute Zukunft. Dazu lädt Bischof Benno Elbs in diesem Buch ein. Nur wer anderen Menschen Vertrauen schenken kann, so der Psychotherapeut und Theologe, kann ein geglücktes Leben führen, nur wer Herausforderungen mit Zuversicht in Angriff nimmt, kommt zum Ziel. Jesus wusste um die Verzagtheit der Menschen, er hat Kleinmut erlebt und immer wieder ermutigt: 'Werft eure Zuversicht nicht weg!' Das sagt er auch uns heute.

BENNO ELBS, geb. 1960, Studium der Theologie in Innsbruck und Paris, psychotherapeutische Ausbildung (Logotherapie), 1986 zum Priester geweiht. Von 1994 bis 2005 als Pastoralamtsleiter, anschließend bis 2011 als Generalvikar der Diözese Feldkirch tätig, seit 2013 Diözesanbischof. Autor mehrerer Bücher. Bei Tyrolia sind erschienen: Wie ein leises Berühren (2. Auflage, 2014), Rückenwind (2. Auflage, 2018)
Elbs Werft eure Zuversicht nicht weg jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Was nährt meine Zuversicht?


.

Sprichwörter 17,22

Glückselig, himmlisch, freudig – diese Begriffe drücken Gefühle von Leichtigkeit aus. Gerade Kinder strahlen oft unbeschwerte Freude, Vertrauen und Zuversicht aus. Oder aber sie heulen vor Schmerz und Leid laut auf. Sie leben meist ganz im Augenblick. Vielleicht stellt Jesus darum auf die Frage seiner Jünger, wer im Himmelreich der Größte sei, ein Kind in die Mitte und spricht: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“ (Mt 18,3–4)

Auch wenn sich bisweilen bedrohliche Wolken am Himmel meiner Gefühle zeigen, die Zuversicht blickt weiter. Sie weiß, dass auch wieder heitere Zeiten kommen werden.

Wertschätzung erfahren


Resi Kaufmann* lebt schon einige Jahre im Sozialzentrum. Wegen der Infektionsgefahr sind während der Corona-Pandemie keine Besuche möglich. Die Angehörigen halten jetzt Kontakt zu ihr über Videotelefonie und gelegentlich auch durch „Fern-Gespräche“ vom Fenster des Sozialzentrums auf den darunterliegenden Parkplatz. Die Unterhaltung erlebt sie manches Mal tröstlich-vertraut und dann doch wieder enttäuschend-fremd, irgendwie wie abgeschnitten.

Frau Kaufmann kennt die vielen Höhen und Tiefen dieser Zeit des Abgeschnittenseins, auch die Angst, ihre Angehörigen nie mehr umarmen zu können. Nun erzählte mir Frau Kaufmanns Tochter kürzlich von einem Telefonat, bei dem ihre Mutter das Gespräch plötzlich beendete: „Jetzt muss ich Schluss machen. Josef kommt gerade, um mit mir Karten zu spielen.“ Die Tonlage der Stimme hatte sich auf einmal positiv verändert. Der persönliche Kontakt und die dadurch zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung erfüllte ihre Mutter plötzlich mit neuer Energie, schenkte ihr eine neue, hoffnungsfrohe Perspektive. Vielleicht steckte ja auch etwas Verliebtheit dahinter?

Wertschätzung ist jedenfalls Balsam gegen die Erfahrung der Isolation. In den Zeiten der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben viele die Erfahrung gemacht, dass diese Maßnahmen nicht nur das Virus isoliert haben, sondern weit mehr noch die Menschen. Wertschätzung ist eine Brücke zu neuem Lebensmut. Wohl jeder Mensch wünscht sich einen Partner, eine Partnerin, sei es zum Kartenspiel oder zu einem anderen gemeinsamen Vergnügen. Das kann viel Leid ersparen und tausend Momente der Freude schenken. So meint auch der Gehirnforscher Joachim Bauer: „Nichts stimuliert uns so sehr wie der Wunsch, von anderen gesehen zu werden, die Aussicht auf soziale Anerkennung, das Erleben positiver Zuwendung und die Erfahrung von Liebe. Kern aller Motivation ist also aus neurobiologischer Sicht, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung und Zuwendung zu finden oder zu geben.“4

Sinn erleben


Eine bedeutende Quelle für Zuversicht ist der Sinn. Was ist damit gemeint? Es gibt unzählige Definitionen für Sinn. Sie stehen immer im Zusammenhang mit dem des Lebens. Es geht um die Frage, woran mein Herz hängt, was mein Herz wärmt und mit Freude füllt. Das berührt auch die Frage, wofür ich leben will und leben kann. Es ist die Frage nach dem , nach dem Motiv meines Lebens. Vaclav Havel (1936–2011), tschechischer Präsident und Menschenrechtler, formulierte den berühmten Satz: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Diese Kraft der Zuversicht und der Überzeugung einer sinn-vollen Tat kommt in der Geschichte „Der Mann, der einen Wald pflanzte“, überzeugend zum Ausdruck. Vom Romanautor Jean Giono erstmals 1954 veröffentlicht, hat sie bis heute zahllose Leser gefunden.

Die Geschichte beginnt mit einer Wanderung eines jungen Ich-Erzählers Anfang des 20. Jahrhunderts durch das karge Bergland der Provence, „eine nackte und monotone Landschaft auf 1200 bis 1300 Metern Höhe, nur von wildem Lavendel bewachsen“. Inmitten der Einöde trifft er auf einen schweigsamen Mann, von dem eine seltsame Ruhe und Gelassenheit ausgehen: Es ist der Schafhirte Elzéard Bouffier, der sich für ein Leben in der Einsamkeit entschieden hat, nachdem er seine Frau und seinen Sohn verloren hat. Fernab vom Weltgetriebe hütet dieser Hirte aber nicht nur seine Tiere, sondern verfolgt auch eine besondere Mission: Bouffier will die karge Landschaft wieder bewalden und pflanzt daher auf eigene Faust neue Eichen. Tag um Tag bohrt er mit einem Eisenstab Löcher in den trockenen Boden und versenkt darin sorgfältig sortierte Eicheln, unbeeindruckt von der schieren Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens und ohne sich darum zu kümmern, wem das Land gehörte oder was andere darüber denken mochten. In der folgenden Zeit wird der Erzähler in den Strudel des Ersten Weltkriegs gerissen und kehrt erst fünf Jahre später in diese Gegend zurück. Zu seinem Erstaunen trifft er erneut auf den Hirten, der – unbehelligt vom Krieg – stetig weitergepflanzt und mittlerweile einen kleinen Wald geschaffen hat. Im Laufe der Jahre besucht der Erzähler seinen Helden immer wieder und wird Zeuge eines kleinen Wunders: Die von Bouffier gepflanzten Eichen-, Buchen- und Birkenhaine dehnen sich aus und die gesamte Landschaft beginnt sich zu verändern. Es fließt wieder Wasser in den Bachbetten, das Klima wird erträglicher, und die ehemals verlassenen Dörfer werden neu besiedelt. Am Ende, nach über vier Jahrzehnten, hat sich die zuvor karge, verlassene Gegend in ein wahres Idyll verwandelt. „Zählt man die Eingewanderten zu der alten, kaum wiederzuerkennenden Bevölkerung dazu, verdanken mehr als zehntausend Personen ihr Glück Elzéard Bouffier“, berichtet der Erzähler und schildert bewundernd die „dauerhafte Seelengröße und selbstlose Großzügigkeit“ dieses Schafhirten, der sich allein „auf seine physischen und moralischen Kräfte verlassend“ aus einer Wüste ein „gelobtes Land“ geschaffen habe.5

Diese Episode macht bewusst: Sinn kann nicht bloß theoretisch oder technisch konstruiert werden. Sinn muss und werden. Ein anderes Beispiel: Wenn ich vor dem gotischen Dom in Feldkirch stehe, weiß ich vielleicht um die bunten Glasfenster des Künstlers Martin Häusle, die den Kirchenraum wunderschön erhellen und die zu den verschiedenen Tageszeiten immer wieder neue Geschichten erzählen. Persönlich und tief werde ich dieses Wunder jedoch nur, wenn ich in den Dom hineingehe und das bezaubernde Farbenspiel auf mich wirken lasse.

Das ist auch ein Bild für das Leben. Den konkreten Sinn meines Lebens kann ich mir nicht nur im Kopf ausdenken. Ich erfahre ihn, wenn ich – um im Bild zu bleiben – in den „Kirchenraum“ meines Lebens hineingehe. Ich werde vielleicht hineingehen, weil ich weiß und vertraue oder wenigstens hoffe, dass es den Sinn überhaupt gibt. Den Sinn erfahren, mich davon stärken lassen und daraus Zuversicht schöpfen kann ich jedoch nur, wenn ich diesen Raum betrete und mich darin bewege. Das heißt aber auch, dass jede und jeder von uns den Sinn nur für sich persönlich finden kann. Es gibt kein für alle Menschen gültiges und des Lebens. Wie aber finde ich den Sinn meines Lebens? Wie finde ich zu diesen Quellen der Zuversicht? Mehrere „Hauptstraßen“ führen dorthin.

Schöpferische Werte


Eine Möglichkeit, Sinn zu erfahren, führt über den Weg der schöpferischen Werte. Hermann Hesse formuliert das treffend: „Das Leben stellt jedem eine andere, einmalige Aufgabe, und so gibt es auch nicht eine angeborene oder vorherbestimmte Untauglichkeit zum Leben, sondern es kann der Schwächste und Ärmste an seiner Stelle ein würdiges und echtes Leben führen, einfach dadurch, dass er seinen nicht selbstgewählten Platz im Leben und seine besondere Aufgabe annimmt und zu verwirklichen sucht.“6 Das heißt, dass jeder Mensch sinnvoll leben und und jede Situation sinnvoll gelebt werden kann.

In den Tagen der Corona-Krise haben wir das auch erlebt. Es gab enge Grenzen, die Freiräume unseres Lebens waren sehr eingeschränkt. Ein junger Mann, der schon längere Zeit im Homeoffice war und eine neue Aufgabe für seine Freizeit suchte, erzählte mir von seinem Besuch in einem Baumarkt, der nach den Ausgangsbeschränkungen wieder geöffnet wurde. Es war für ihn wie das Umhergehen in einer Welt, die ihm Freude macht. Etwas, das er sich vorher nie hätte vorstellen können. Warum? Auf einmal hat er viele Möglichkeiten entdeckt, sich sinnvoll und schöpferisch zu betätigen, selbst wenn es nur der kleine Garten war, den er auf seinem Balkon zusammen mit seiner Frau angelegt hat –...


BENNO ELBS, geb. 1960, Studium der Theologie in Innsbruck und Paris, psychotherapeutische Ausbildung (Logotherapie), 1986 zum Priester geweiht. Von 1994 bis 2005 als Pastoralamtsleiter, anschließend bis 2011 als Generalvikar der Diözese Feldkirch tätig, seit 2013 Diözesanbischof. Autor mehrerer Bücher. Bei Tyrolia sind erschienen: Wie ein leises Berühren (2. Auflage, 2014), Rückenwind (2. Auflage, 2018)



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.