El-Bahay | Wortwächter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

El-Bahay Wortwächter


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7641-9217-4
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-7641-9217-4
Verlag: Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Klug, witzig, mitreißend: ein spannender Kinderbuchschmöker vom Feinsten Im verwinkelten Anwesen seines Onkel David gibt es weder Internet noch einen Fernseher, nur jede Menge Bücher - absolut langweilig, findet Tom. Da stößt er im Keller auf etwas höchst Seltsames: eine Buchseite, auf der wie von Zauberhand Worte erscheinen und wieder verschwinden. Sie scheinen genau das zu erzählen, was er gerade sieht, denkt oder tut - und warnen ihn, sich rasch zu verstecken. Tatsächlich: Im selben Moment erscheint ein Fremder und entführt Toms Onkel. Ehe er sich's versieht, steckt Tom in einem Abenteuer, in dem ein alter Geheimbund, die Statuen berühmter Autoren und ein lesehungriges Mädchen eine große Rolle spielen. Vier Rätsel muss er lösen und an weit verstreuten Orten vier Teile einer mächtigen goldenen Feder finden, um großes Unheil zu vermeiden und Onkel David zu retten ...

Akram El-Bahay schreibt mit Vorliebe Bücher, die ebenso märchenhaft wie fantastisch sind. Nicht selten finden sich in ihnen orientalische Motive - kein Wunder, denn seine halbe Familie stammt aus Ägypten. Er lebt mit Frau und Kindern in der Nähe von Düsseldorf.

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DIE SCHLIMMSTEN FERIEN
Der Regen schien kein Ende nehmen zu wollen. Er lief ihm in den Kragen und in die Schuhe, während Tom missmutig auf das Haus starrte, in dem er seine Sommerferien verbringen sollte. Das Wasser rann ihm sogar in die Ohren, in denen es mittlerweile summte, als hätte sich ein Schwarm Bienen in seinen Kopf verirrt. Tom steckte sich einen Finger ins Ohr und hoffte, dass das Geräusch aufhören würde. Doch das Summen verstummte nicht und Tom seufzte. Eigentlich hatte das alles gar nicht so schlecht geklungen. Er würde die kommenden sechs Wochen in England verbringen, bei seinem Onkel David. Toms Eltern wollten, zwölf Jahre nach ihrer Hochzeit, endlich ihre Hochzeitsreise nach Paris nachholen. Denn damals, bei ihrer Trauung, war Toms Mutter bereits mit ihm schwanger gewesen und so hatten ihre Flitterwochen ausfallen müssen. Wie David wohl sein würde? Im Gegensatz zu Toms Mutter, die seit vielen Jahren in Hamburg lebte, hatte ihr Bruder David England nie verlassen. Er wohnte in dem riesigen Landhaus ihrer Familie, inmitten hoher grasbewachsener Hügel. Hier hatte man weder einen Internetempfang, noch schien es ein Funknetz zu geben, wie Tom nach vielen vergeblichen Blicken auf sein Smartphone verärgert festgestellt hatte. Tom war erst seit wenigen Stunden in England, doch schon jetzt bereute er es, hergekommen zu sein. So abgelegen hatte er sich den Geburtsort seiner Mutter nicht vorgestellt. Selbstverständlich war er schon in England gewesen. Sogar viele Male. Nur hatten seine Eltern und er immer London besucht, wo ein weiterer Onkel von Tom wohnte. George. Allzu gerne hätte Tom seine Ferien bei ihm verbracht. George war cool, er arbeitete als Musikjournalist und hätte mit Tom sicher einige Konzerte besucht. Er fuhr Motorrad und brachte Tom so dreckige Witze bei, dass seine Mutter mehr als einmal entsetzt gewesen war. Außerdem bestand George darauf, dass Tom ihn niemals Onkel nannte. Leider war George derzeit beruflich unterwegs und so hatte es Tom an diesen Ort hier verschlagen, der offensichtlich am Ende der Welt lag. David hatte Tom bisher nicht kennengelernt. Seine Mutter hatte nie unfreundlich von ihm gesprochen, doch irgendwie hatten sie sich ein wenig aus den Augen verloren. Erst in den vergangenen zwei Jahren war der Kontakt wieder enger geworden. »Es wird dir in Stratford-upon-Avon gefallen«, hatte Toms Mutter gesagt. »Außerdem lernst du so auch das Haus kennen, in dem so viele berühmte Mitglieder unserer Familie aufgewachsen sind.« Die Familie. Seine Mutter sprach immer mit so viel Stolz in der Stimme davon, dass sie angeblich direkt von dem berühmten Schriftsteller William Shakespeare abstammten. Für Tom war das nur ein Name, doch seine Mutter behauptete, dass er der berühmteste Schriftsteller Englands gewesen sei – wenn nicht sogar der ganzen Welt. Wie auch immer. Das Einzige, was für Tom zählte, war die Hoffnung, dass David es mit George aufnehmen konnte. Dann würden das schließlich doch noch wundervolle Ferien werden. Auch wenn der Name dieses Ortes mehr als seltsam klang. Stratford-upon-Avon. Wer dachte sich denn solche Namen aus? Hinter ihm schlug die Tür des altmodischen Wagens zu, in dem er hergekommen war. Tom wandte sich zu dem Mann an der Fahrerseite um. Toms Onkel hatte einen Diener, so wie in den langweiligen Schwarz-Weiß-Filmen, die Toms Eltern gerne sahen. Will, so hieß der Mann, hatte Tom am Flughafen in London in Empfang genommen und hergefahren. Er war etwas klein und schmächtig. Der dunkle Anzug schien ihm nicht recht passen zu wollen und sein Hut rutschte ihm immer wieder in die Stirn, als fände er auf seinem Kopf keinen Halt. Von seinem Gesicht war nicht viel zu erkennen. Will trug einen Schal, den er bis unter die Nase gezogen hatte, und seine Augen bedeckte eine riesige Sonnenbrille, die ihn beinahe wie eine Fliege aussehen ließ. Vielleicht war er gegen Sonnenlicht allergisch, mutmaßte Tom. »Können wir hineingehen?«, fragte er ein wenig schroff, nachdem Will keine Anstalten machte, sich zu rühren. »Es regnet«, fügte er hinzu, als sei dies nicht völlig offensichtlich. »Aber natürlich, gnädiger Herr.« Ungelenk griff der Diener nach Toms riesigem Koffer, den der Junge im Flughafen nur mit großer Mühe auf einen Gepäckwagen gewuchtet hatte. Überrascht sah Tom, dass Will den Koffer wie beiläufig trug, während er steifbeinig auf das Haus zuschritt. Er schien sein Gewicht kaum zu bemerken. Dabei hatte Toms Mutter ihn so vollgestopft, dass man glauben konnte, Tom plane, von zu Hause auszuziehen. Der Diener stieg geräuschvoll die steinernen Stufen hinauf, die zu einem großen, dunklen Portal führten, und zog einen Schlüssel aus der Anzugtasche. Er steckte ihn ins Schloss und drehte ihn. Die Tür öffnete sich quietschend, als wollte sie laut gegen die Störung protestieren. Gnädiger Herr? Tom runzelte die Stirn, während er dem Diener die Treppe hinauffolgte und das Haus betrat. So war er noch nie genannt worden. Das trübe Licht des verregneten Tages schien kaum mehr als ein paar Meter in den Hausflur hinein. Es floss über gemusterte Fliesen, strich hohe Wände mit Portraits und Landschaftsbildern hinauf und verlor sich schnell zwischen zahllosen Bücherregalen an den Wänden. Will stellte den Koffer neben der Eingangstür ab. Dann schloss der Diener die Tür und betätigte einen Lichtschalter. Ein großer Kristallleuchter erstrahlte an der Decke, der mindestens ebenso viel Licht wie Schatten in die Eingangshalle zauberte. Will trat auf Tom zu und half ihm aus der nassen Jacke. Seine Schritte klangen ungewöhnlich laut auf dem Fliesenboden wider und vermischten sich in Toms Ohren mit dem Summen, das ihm immer noch im Kopf hing. Tom warf einen Blick auf sein Handy, um zu prüfen, ob er wenigstens im Haus Empfang hatte. »Wir befinden uns hier in der glücklichen Lage, weder von einem Funknetz noch von diesem Internet belästigt zu werden, gnädiger Herr«, sagte Will. Tom stöhnte innerlich. »Wo ist Onkel David?«, fragte er und sah sich um. Er konnte nun einen genaueren Blick in die Halle werfen. An ihrem Ende erkannte er eine große Treppe, die in einem geschwungenen Bogen hinaufführte. Ehe Will antworten konnte, schritt jemand in einem grünen Anzug die Stufen herab. Das musste sein Onkel sein. Tom konnte die Ähnlichkeit zu seiner Mutter deutlich erkennen. »Führt ein die Herren von Frankreich und Burgund, Gloster!«, rief der Mann in dem grünen Anzug. In diesem Moment verflog Toms letzte Hoffnung darauf, dass David ebenso cool wie George sein könnte. Sein Onkel, der freudestrahlend auf ihn zukam, mochte nicht besonders alt sein. Allerhöchstens vierzig. Doch mit George hatte er sicher nichts gemeinsam außer dem Nachnamen. »Sehr wohl, mein König!«, hörte Tom Will in gesetztem Tonfall antworten. Oh verdammt, dachte Tom bei sich. Sie sind wahnsinnig. Alle beide. »Das war natürlich aus König Lear«, sagte David Pearce lachend, während er auf Tom zuschritt und dabei die dicke, runde Hornbrille von der Nase nahm. »Eine Tragödie von Shakespeare«, ergänzte er, als Tom ihn verständnislos ansah. Im Gesicht des Mannes zeichnete sich eine leise Unsicherheit ab. »Du kennst doch seine Tragödien, oder?« Er wechselte einen Blick mit Will. »Oh, ja natürlich«, log Tom, ohne nachzudenken. Die wahre Tragödie, fürchtete er, würde wohl eher von ihm selbst und seinen Sommerferien handeln. »Sehr schön.« Onkel David schien zufrieden mit der Antwort. »So, du bist also der kleine Tom«, sagte er dann, als könnte es da irgendeinen Zweifel geben. »Ich wusste gar nicht, dass Olivias Sohn schon so groß ist! Du wurdest doch erst vor ein paar Jahren geboren.« »Der Junge ist zwölf, wenn ich richtig zurückrechne, gnädiger Herr«, ließ sich Will vernehmen. Onkel David warf Tom einen irritierten Blick zu, als hätte der sich gerade vor seinen Augen verwandelt. »Zwölf!« Er strich sich das braune Haar aus der hohen Stirn und lachte nervös. »Sieh mal einer an. Wie die Zeit vergeht.« Die Falten um Onkel Davids Augen zeigten, dass er oft lachte. Er wirkte sehr freundlich, doch er konnte nicht verbergen, dass er nicht recht wusste, wie er mit Tom umgehen sollte. »Es … es wird dir hier gefallen«, fuhr er fort. Es schien beinahe, dass er nicht nur Tom, sondern auch sich selbst davon überzeugen musste. Tom nickte langsam. Bestimmt gab es irgendwo einen Fernseher. Und einen Computer. Er würde schon eine Möglichkeit finden, sich die Zeit zu vertreiben. »Das ist ein schönes Haus«, meinte er höflich. Ein Strahlen lief über Onkel Davids Gesicht. »Ja. Kein Wunder, dass du das sofort erkannt hast. Unsere Familie stammt schließlich von hier. Weißt du was? Ich werde dir alles zeigen. Die vier...



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