Eik | Trügerische Feste: Historischer Krimi | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten

Reihe: Fahrenholtz ermittelt

Eik Trügerische Feste: Historischer Krimi


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95764-226-4
Verlag: Hallenberger Media Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 256 Seiten

Reihe: Fahrenholtz ermittelt

ISBN: 978-3-95764-226-4
Verlag: Hallenberger Media Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Berlin 1701. Der Barbier-Lehrling Jakob Fahrenholtz besucht mit der Hugenottin Florine, auf die er ein Auge geworfen hat, eine der üblichen Hinrichtungen. Ungewollt wird er Zeuge einer Unterhaltung, die ihm zu denken gibt, deren Sprache er allerdings nicht versteht.
Bei Florine lernt er jeden Abend heimlich das Französische, ein für ihn willkommener Vorwand, seiner Angebeteten nahe zu sein. Damit niemand seine Ausflüge bemerkt, schleicht er sich über die Hinterhöfe zu Florines Haus. Als er eines Abends den Heimweg antritt, fällt er im Hintergarten des Juden Veitel Loeb über den toten Körper eines Mannes. Entsetzt und verwirrt getraut er sich nicht, das Vorkommnis zu melden. Und am nächsten Tag ist der Tote verschwunden! Als Jakob genauer nachforschen will und nach dem Toten sucht, wird er niedergeschlagen...
Was steckt hinter dem Anschlag? Soll damit ein noch spektakuläreres Verbrechen vertuscht werden?
Gerade erst hat Friedrich I. - genannt der schiefe Fritz - sich selbst zum König in Preußen gekrönt. Sein triumphaler Einzug in die Hauptstadt soll mit einem prächtigen Fest gefeiert werden. Doch hinter den Vorhängen brodelt es mächtig, Raub und Mord beherrschen den Alltag...

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1: Vorspiel am Rabenstein


Viel Volk war zusammengelaufen an diesem ersten warmen Apriltag des Jahres 1698 und ließ sich auch von den gelegentlichen Regenschauern nicht beeindrucken, die der böige Westwind über den Platz an der Frankfurter Straße wehte. Die Zeilen der niedrigen Häuser, wollte man denn die meisten der vor den Toren errichteten Buden so nennen, waren schon recht nahe herangerückt an den unheimlichen Ort mit dem alten Hochgericht und dem aufragenden Diebsgalgen. Es war die Rede davon, den Richtplatz in eine weniger bebaute Gegend zu verlegen.

Angesichts des zu erwartenden Ereignisses war kaum einer von den Berlinern und Cöllnern zu Hause geblieben, das niedere Volk der nahen Stralauer und der Georgen-Vorstadt sowieso nicht. Selbst aus der entfernten neuen Friedrichstadt, von den Refugierten aus der Dorotheenstadt und vom Friedrichswerder musste eine erkleckliche Anzahl so weit nach Osten gefunden haben, sah man sich in der auf und abwogenden Menschenmenge um, die ungeduldig des Kommenden harrte. Dass allerhand Hofschranzen und müßige Herren samt ihren sich verschämt gebärdenden Damen bei so einem Schauspiel nicht fehlen durften und sich unters Volk mischten, verstand sich von selbst. Die weniger Wagemutigen, die in einiger Entfernung zwischen den Buden und Ständen der Höker und Quacksalber in ihren Kaleschen sitzen blieben, bezahlten es mit dem weiten Abstand vom Blutgerüst, genossen dafür allerdings die bessere Sicht über die Köpfe des gemeinen Volkes hinweg.

Auch Jakob Fahrenholtz, mit seinen siebzehn Jahren ein hoch aufgeschossener, strohblonder Bengel, erfreute sich sogar aus der Nähe dieses Vorteils, überragte er doch die meisten der Umstehenden um eine halbe Haupteshöhe, aus der er seiner kleiner geratenen Begleiterin getreulich Bericht über alle Vorgänge erstattete. Sein Onkel und nunmehr auch Lehrmeister, der Barbier und Chirurg Christian Fahrenholtz aus der Spandauer Straße, hatte ihm die Teilnahme an dem Ereignis, von dem die Stadt seit Tagen sprach, ungern gestattet und ihn eindringlich vor Taschendieben, Beutelschneidern und sonstigen Halunken gewarnt, die bei derlei Schaustellung allemal auf ihre Kosten kamen. Von den Dirnen, die er bei ähnlichen Gelegenheiten nicht zu nennen vergaß, hatte er diesmal nicht gesprochen, allerdings auch nicht geahnt, dass Jakob längst im heimlichen Einvernehmen mit der brünetten Florine eine sittsame Gesellschafterin für den Tag gefunden hatte.

Florine, mehr als ein Jahr älter als Jakob, lebte bei ihrer greisen Tante in einem der Häuser am Wall zwischen dem alten und dem neuen Spandauer Tor und genoss in dem kleinen Haushalt genügend Freiheit, um sich einen solchen Ausflug zu gestatten. Natürlich in Begleitung anderer tugendhafter Hugenotten, die sie bedauerlicherweise im Gewimmel vor dem Georgentor verloren hatte, um gleich darauf ganz zufällig Jakob zu begegnen.

Ein so großer Menschenauflauf beunruhigte Jakob noch immer ein wenig. Seine Kinderjahre hatte er in dem friedlichen Ackerbürgerstädtchen Altlandsberg verbracht und sich nach der Flucht des Vaters und dem Tod der Mutter nur schwer an das unruhige Leben in der Residenz gewöhnt. Da er jedoch seine Augen stets offen hielt, bereitete es ihm wenig Mühe, jedwedes Gesindel – vor allem die Militärwerber – auch ohne den wohlmeinenden Rat des Oheims selbst herauszufinden und ihnen auszuweichen.

Mitten im Gedränge konnten Florine und er sich die Nachbarn nicht aussuchen. Drei Kerle, der eine vierschrötig, das Gesicht von einem martialischen Schnauzbart geziert und deutlich besser gekleidet als sein zaundürrer Kumpan mit einem Narbengesicht, der dritte fast ein Zwerg, drängten sich vor ihnen in auffälliger Weise an eine Schar braver Bürger und ihre breit geratenen Gattinnen heran, die mit schrillen Stimmen die zu erwartenden Leiden des Delinquenten auf dem Rabenstein erörterten.

Den, einen altgedienten, weißbärtigen Haudegen und Unteroffizier, hatten die Henkersknechte inzwischen auf das Gerüst geschleppt, wo er nun ungerührt stand und herablassend über die Menge zu seinen Füßen blickte. Wie oft mochte er dem Tod auf dem Schlachtfeld ins Auge geschaut haben, ohne dabei einen solchen Zulauf zu haben, wie ihn selbst brave Untertanen freiwillig kaum einem Fürsten gewährten.

Jakob schien es, als blicke der Alte ihm direkt in die Augen. Er wandte sich ab und legte seine Arme schützend um Florine, die ihm auswich. Allmählich kam Unruhe in die Menschenmenge. Das schob und drängte; hin und wieder wurden spöttische, mitunter gar unwillige Rufe laut. Für einen Augenblick jedoch erstarb der Lärm, als in der Ferne gen Süden etwas sichtbar wurde. Dann nahm das Geschiebe wieder zu. Jakob wurde gegen seinen Vordermann gestoßen und vernahm unfreiwillig, was der Vierschrötige gerade seinem dürren Begleiter zuraunte: „Ganz Bekhmokum leer. Was könnt man Massematten pflanzen!“

Erschrocken legte der andere den Finger an die Lippen. „Willst wohl am Dolme begern!“, zischte er zurück.

Jakob hatte ein feines Gehör. Er hatte Latein gelernt und sprach leidlich Französisch, worauf seine Mutter Wert gelegt und das ihm erst die Bekanntschaft mit Florine ermöglicht hatte. Rede und Gegenrede der beiden hatte er dennoch nicht verstanden. Er sah sich nach Florine um und blickte dem Dürren für einen Augenblick in die stechenden Augen. Er drängte sich zu dem Mädchen zurück und ergriff resolut ihre Hand. „Damit wir uns nicht verlieren“, sagte er. Zu seiner Freude widersprach sie nicht.

Auch einem vornehm aussehenden Herrn in der Nähe waren die fremden Worte nicht entgangen. Der musterte die drei Galgenvögel scharf und flüsterte seinem Bedienten etwas zu, der so eilfertig nickte, dass es Jakob auffiel. Wollte er die beiden anschwärzen? Vielleicht waren es ja nur herumziehende Handwerksgesellen, die in den Residenzstädten ihr Glück suchten.

Die unruhige Menge wandte sich jetzt dem Weg vom Stralauer Tor zu. Von dort näherte sich langsam ein jämmerlicher Zug. Ein erbärmlicher Klepper, dem die Knochen durchs Fell spießten, zog einen aus groben Bohlen gefügten Schlitten, hinter dem würdevoll zwei Stadtdiener schritten. Das Raunen nahm zu, je näher sich das schlurrende Gefährt auf die Menge zubewegte, die trotz der Enge zurückwich und eine breite Gasse bildete. Die war weniger der Ehrfurcht, als vielmehr dem Gestank geschuldet, der von dem Schlitten ausging und bis zu Florine und Jakob drang, die eingekeilt zwischen dem Vierschrötigen und dem besseren Herrn standen. Er fühlte, wie sich von hinten eine Hand an seinem Gürtel zu schaffen machte.

„Finger weg!“, schrie er grob und warf sich rückwärts ins Gedränge, ohne Florines Hand loszulassen. Jemand schlug nach ihm. Zu Boden fallen konnte er nicht, und zu stehlen war bei ihm nichts. Die Bürgerfrauen kreischten auf. Aber da wogte das Gewimmel schon zurück, denn der Schlitten mit der üblen Last näherte sich dem Gerüst, wo die Stadtdiener nur mühsam Ordnung hielten.

„Der nächste, den sie hochziehen, wird der Danckelmann sein!“, prophezeite altklug einer der Bürger. Nur Gemurmel antwortete ihm. Wer wollte sich schon zu derartigen Staatsangelegenheiten äußern. Dass der Kurfürst seinen getreuen Oberpräsidenten entlassen und bald darauf nach Spandau hatte verfrachten lassen, ging den gemeinen Mann nichts an.

„Er sitzt jetzt in der Festung Peitz und wartet auf sein Urteil“, wusste der Schlaue dennoch zu melden. „Der Kolbe wird ihm schon die Hölle heiß machen!“

Auch über den neuen Mann in Friedrichs Gunst wollte hier, inmitten einer Menge, in der sich dieser und jener und ganz sicher auch die kurfürstlichen wie die Kolbe-Wartenbergschen Zubringer verbargen, keiner reden. Nur die Weiber nahmen die Angelegenheit auf und hechelten lautstark Kolbes Ehefrau Catharina durch, die rheinische Matrosenhure, wie man sie nannte, die von ihrem erlernten Gewerbe nicht lassen wolle und nicht einmal den Kurfürsten selber ausließ und davon mancherlei Vorteil genoss.

„Haltet eure losen Mäuler!“, schimpfte jemand in der Menge, die nun endlich etwas zu sehen bekam.

Die Henkersknechte, vom Schafott herabgestiegen, machten sich über den Schlitten her und zerrten roh eine nackte männliche Leiche herunter. Vor den Augen der gespannt Wartenden zwängten sie den widerspenstigen Körper in ein blutverkrustetes Hemd und streiften ihm eine Hose über die haarigen Beine.

„Er heißt Hänschen Todt“, verkündete der Schlaue mit wichtiger Miene, als wüssten nicht alle, dass sich Todt und sein Kumpan Bartel Jürgens drei Wochen zuvor auf dem Holzmarkt vor dem Stralauer Tor duelliert und jener Todt zweifellos das bessere Los gezogen hatte, indem er tot auf der Wahlstatt zurückgeblieben war, drohte doch gemäß kurfürstlichem Edikt dem Überlebenden der Galgen. Und nicht nur das. Diesmal sollte die im Edikt ausgesprochene Drohung wahr gemacht und der Sieger zusammen mit dem Leichnam des Unterlegenen am Galgen aufgezogen werden.

„Man hat die Leiche drei Wochen lang im Cöllnischen Wursthof aufbewahrt“, merkte der Schlaumeier mit lauter Stimme an, während vorn auf...



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