In der deutschsprachigen Prager Presse erschienen von 1926 bis 1929 Porträt- und Nachrufgedichte des Schweizer Autors Robert Walser. Sie werden auf den Gestaltungsrahmen einer Zeitung bezogen, die als Sprachrohr der tschechoslowakischen Regierung und als europäische Stimme des Friedens galt. Die quellenbasierte literatur- und pressehistorische Arbeit fragt zum einen nach der redaktionellen Funktion von Zeitungslyrik in der Prager Literaturbeilage „Dichtung und Welt"; zum anderen nach der poetischen Hyperbanalisierung eines Jubel- und Abschiedsjournalismus der Zwischenkriegszeit. Neben Detailstudien zu Gedichten u. a. über Rilke, Trakl, Stifter, Brandes, Harden und Hamsun bietet die Arbeit eine Geschichte der journalistischen Ruhmkritik seit der Jahrhundertwende und eröffnet neue Perspektiven auf feuilletonistische Kleinstformen des Reimens und Rühmens. Damit geraten nicht nur Walsers zeitgenössische Lektüren in den Blick, sondern auch die weitgespannten redaktionellen Netzwerke mit ihren einflussreichen Protagonisten – u. a. Franz Blei, Paul Eisner, Alfred Kerr, Eduard Korrodi, Karl Kraus, Otto Pick, Alfred Polgar und Max Rychner. Ein Exkurs widmet sich den Grabreden und Nekrologen in Walsers mikrographischen Entwürfen 1924–1926.
Eickenrodt
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Zielgruppe
Literaturwissenschaftler*innen, Publizist*innen, Feuilleton-Forsc
Weitere Infos & Material
Sabine Eickenrodt, Freie Universität Berlin, Deutschland