Eick / Rakhkochkine / Schäfer | Interdisziplinäre Perspektiven auf internationalen Jugendaustausch | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 159 Seiten

Eick / Rakhkochkine / Schäfer Interdisziplinäre Perspektiven auf internationalen Jugendaustausch


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7799-8965-3
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 159 Seiten

ISBN: 978-3-7799-8965-3
Verlag: Julius Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Internationaler Jugendaustausch ist durch interdisziplinäre Arbeitszusammenhänge geprägt. Neben Jugendvertreter:innen und freiwillig Engagierten arbeiten hier Sozialarbeiter:innen, Erziehungswissenschaftler:innen, Politikwissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Psycholog:innen und viele weitere Disziplinen miteinander an gelingenden Angeboten mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Ziel des Sammelbandes besteht darin, eine intensivere Auseinandersetzung mit der Interdisziplinarität im Handlungsfeld des internationalen Jugendaustauschs anzuregen.

Dr. Anatoli Rakhkochkine ist Professor für Heterogenität und Unterricht am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim.
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Interdisziplinäre Perspektiven auf internationalen Jugendaustausch


Eine Einleitung

Johannes Eick, Anatoli Rakhkochkine und Stefan Schäfer

Der Begriff der internationalen Bildung bezeichnet den gesamten Bereich der in formalen und non-formalen Bildungskontexten sowie informell organisierten Auslandserfahrungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen: Die unter dem Terminus der Internationalen Jugendarbeit zusammengefassten und geförderten bi- und trilateralen Jugendbegegnungen, multilateralen Workcamps, Fachkräfteaustausche und internationalen Freiwilligendienste; der individuelle, gruppenbezogene und berufsorientierte Schüler:innenaustausch; und die kaum zu überblickende Vielzahl weiterer pädagogisch begleiteter oder auch selbstorganisierter Formate internationaler Bildung. Zu letzteren zählen beispielsweise die Auslandsfahrt mit der Schulklasse, das Auslandspraktikum im Kontext beruflicher Bildung, das Auslandssemester im Studium, Jugendfreizeiten im Ausland und Auslandsgruppenfahrten mit zum Beispiel dem Sportverein, dem Chor, dem Jugendverband oder dem Jugendzentrum sowie Formate wie Work and Travel, Au-Pair und Ähnliches. Der Schüler:innenaustausch und die Internationale Jugendarbeit lassen sich zum Kernbereich der internationalen Bildung zählen (vgl. Becker/Thimmel 2019a, S. 22)

Die Formate internationaler Bildung sind konstitutiv durch interdisziplinäre Arbeitszusammenhänge geprägt (vgl. Thimmel/Schäfer 2021). Zwar zeigen sich insbesondere die Erziehungswissenschaft und die Soziale Arbeit für diese pädagogischen Arbeitsfelder verantwortlich, eine eindeutige disziplinäre Zuordnung ist aber nur bedingt möglich. Dies spiegelt sich entsprechend in der Praxis wider. Neben den für diese pädagogischen Angebote so wichtigen Jugendvertreter:innen und freiwillig Engagierten treffen hier Sozialarbeiter:innen, Erziehungswissenschaftler:innen, Politikwissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Psycholog:innen, Kulturwissenschaftler:innen und Angehörige vieler weiterer Disziplinen aufeinander und arbeiten gemeinsam aus ihren je unterschiedlichen Perspektiven an gelingenden Angeboten internationaler Bildung. Sie alle haben ein Interesse daran, jungen Menschen in internationalen pädagogischen Settings einprägsame Bildungserfahrungen zu ermöglichen. Gleichzeitig ist das Arbeitsfeld von außen-, kultur-, bildungs- und gesellschaftspolitischen Rahmungen geprägt, die sich nicht zuletzt in den Bedingungen und Zielen von Förderprogrammen internationaler Bildungsangebote ausdrücken (Schäfer 2021; Thimmel 2014).

Ein weiteres Element von Interdisziplinarität findet sich im Kontext der Schnittstellen, Übergänge und Kooperationen zwischen den formalen und non-formalen Bildungsbereichen, zwischen non-formaler Bildung und anderen Feldern der Kinder- und Jugendhilfe sowie den informellen Bildungssettings. Das Feld der internationalen Bildung ist durch eine kaum zu überblickende Vielzahl an Kooperationen zwischen den unterschiedlichen Bereichen des Bildungssystems und natürlich den internationalen Partnerorganisationen gekennzeichnet. Die Zugangsstudie zum internationalen Jugendaustausch (Becker/Thimmel 2019b) hat gezeigt, dass die Schnittstellen und Kooperationen der unterschiedlichen Formate internationaler Bildung, die auch im Konzept des Mobilitätspuzzles zusammengefasst werden (Thimmel/Schäfer2021), höchst relevant für Fragen von Zugängen und Barrieren zu internationalen Bildungsangeboten sind.

Gleiches gilt für die wissenschaftliche Erforschung dieses spezifischen Handlungsfeldes. Zwar ist die Anzahl an Wissenschaftler:innen, die sich der Praxis internationaler Bildung in Form von Evaluationen, Forschung, Theoriebildung und Konzeptentwicklung widmen und das Handlungsfeld im wissenschaftlichen Diskurs vertreten, in Deutschland nach wie vor äußerst gering. Dennoch zeigt sich auch hier eine beachtliche Vielfalt von unterschiedlichen disziplinären Verortungen, Fragestellungen, Theorieperspektiven sowie methodologischen und methodischen Zugängen (IJAB/FPD 2021). So wird eine differenzierte und multiperspektivische Auseinandersetzung mit internationaler Bildung ermöglicht und dazu beigetragen, Phänomene und Entwicklungen des Handlungsfeldes wissenschaftlich einzuordnen und langfristig die Qualitätsentwicklung der Praxis internationaler Bildung zu unterstützen.

In Deutschland hat sich das seit 1989 bestehende Netzwerk Forschung und Praxis im Dialog – Internationale Jugendarbeit (FPD) als zentraler Ort des interdisziplinären Austauschs im Bereich der internationalen Jugendbildung etabliert (https://www.forschung-und-praxis-im-dialog.de). Im Rahmen des FPD-Netzwerkes wird der interdisziplinäre und trägerübergreifende Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis im Handlungsfeld der internationalen Bildung organisiert und begleitet. Ziel ist es, Impulse für die fachliche Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes zu setzen und aktuelle Entwicklungen in Form von Arbeitsgruppen, Fachtagungen, Expert:innen-Hearings, Kooperationsprojekten und kleinen Praxisstudien sowie größeren Forschungsprojekten aufzugreifen. Diese Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Themen der Praxis aufgreifen und die arbeitsfeldspezifischen Logiken der Institutionen, Konzepte und Handlungsweisen von der jeweiligen Selbstdarstellung der Praxis ausgehend beschreiben. Die Maxime besteht stets darin, Praxis in ihren jeweiligen Handlungszusammenhängen, Auftragsbestimmungen und konzeptionellen Verdichtungen ernst zu nehmen und zu würdigen und gleichzeitig ihr Reflexionsspektrum sowie die Praxis- und Konzeptionsentwicklung insgesamt zu unterstützen, indem in gemeinsamen interdisziplinären Projekten mit Vertreter:innen aus Wissenschaft und Forschung Theorieangebote, Expertisen und empirische Studien bereitgestellt und diskutiert werden.

Im Dezember 2022 fand die im Rahmen des FPD-Netzwerkes organisierte Fachtagung Interdisziplinäre Perspektiven auf Internationale Jugendarbeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg statt. Das Ziel der Tagung bestand darin, eine fachliche Diskussionsplattform zur Interdisziplinarität im internationalen Jugendaustausch zu ermöglichen und so zur weiteren grundlegenden Durchdringung dieses Arbeits-, Diskurs- und Forschungsfeldes beizutragen. Zentrale Fragestellungen waren, mit welchen Aspekten des internationalen Jugendaustauschs sich aus welcher Perspektive beschäftigt wird, welche empirischen Gegenstände und theoretischen Grundannahmen jeweils herangezogen werden, was die forschungsmethodischen Zugänge der jeweiligen Disziplinen auszeichnet und welches spezifische disziplinäre Wissen zum internationalen Jugendaustausch dabei generiert wird. Der vorliegende Band versammelt die Tagungsbeiträge und erweitert diese zugleich durch Beiträge weiterer, im Feld der internationalen Bildung tätiger Wissenschaftler:innen. Das Ziel des vorliegenden Sammelbandes besteht darin, eine intensivere Auseinandersetzung mit Interdisziplinarität im Fachdiskurs anzuregen, interessierten Nachwuchswissenschaftler:innen mögliche Anknüpfungspunkte aufzuzeigen und weitere wissenschaftliche Akteur:innen mit Interesse an internationaler Bildung zur Beteiligung am wissenschaftlichen Diskurs einzuladen.

Der erste Beitrag von Martin Nugel beschäftigt sich mit dem bildungstheoretischen Gehalt der Horizont-Metapher und ihrer Verwendung in internationalen Bildungskontexten. Mit Blick auf den Bildungsauftrag von internationalen Freiwilligendiensten in Zeiten globaler Krisen und der Herausforderung, diesen Zusammenhang theoretisch zu begreifen und in seinen vorhandenen Widersprüchen abzubilden, bemerkt Nugel, dass ein Horizont die natürliche Begrenzung der eigenen Blickwinkel und Reichweite beschreibt und plädiert für eine verantwortungsvolle Reflexion von Bildungsanliegen, die diesen Horizont stetig zu überschreiten und zu erweitern suchen.

Auch Beatrix Niemeyer-Jensen beschäftigt sich aus erziehungswissenschaftlich-bildungstheoretischer Perspektive mit den für die internationale Bildung konstitutiven Erfahrungen des Weggehens, Woanders-Seins und Wiederkommens, worin sie ein besonderes erziehungswissenschaftliches Erkenntnisinteresse erblickt und herausarbeitet. Basierend auf historischen Beispielen des Reisens und der Begegnung analysiert Niemeyer-Jensen die heutige Verfasstheit internationaler Bildung und blickt dabei auf ihre Voraussetzungen, Aufträge, Barrieren und inneren Widersprüche.

Der anschließende Beitrag von...



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