Ehlers | Das Stinktier von Hamburg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Ehlers Das Stinktier von Hamburg


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-0303-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-8192-0303-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sylvia Schröder, 23 Jahre alt, Diebin und Lügnerin, fühlt sich verfolgt. Sie sucht Schutz in einer Beerdigungsgesellschaft und bittet den Wissenschaftler Patrick Pauli (35) um Hilfe. Pauli ahnt nicht, dass diese Hilfe nicht nur darin besteht, die ihm unbekannte junge Frau sicher nach Hause zu bringen. Sie hat gerade kein Zuhause. Sie zieht bei ihm ein. Für Patricks Freundin Michelle ist sie ein Stinktier. Entgegen ihren Behauptungen weiß Sylvia sehr wohl, wer der Mann ist, der sie verfolgt: Alexander Stubbe, erfolgreicher Geschäftsmann, Immobilienhändler, Serienmörder. Stubbe hatte vor drei Monaten auch Sylvia kurzfristig in seiner Gewalt. Was sie erlebt hat, verfolgt sie in ihre Träume. Sie ist die einzige Frau, der es gelungen ist, ihnen zu entfliehen. Allerdings zögert sie, sich an die Polizei zu wenden. Sylvia will kein Gerichtsverfahren mit unsicherem Ausgang. Sie will Rache. Aber Sylvia ist längst nicht mehr die Jägerin, sondern die Gejagte. Sylvias vermeintliche Freunde versuchen auf eigene Faust, Stubbe unter Druck zu setzen. Wenig später sind sie beide tot. Sylvia und Patrick ist klar, dass auch sie in höchster Lebensgefahr sind. Patrick und Sylvia geraten selbst unter Mordverdacht geraten. Ihnen bleibt nur die Flucht.

Jürgen Ehlers, 1948 in Hamburg geboren, hat als Geowissenschaftler gearbeitet. Interessengebiete vor allem Eiszeiten und Küstenforschung. Beamter. Sein erster Kurzkrimi (1992) trug den Titel "Flucht". Es folgten weitere Kriminalerzählungen und Romane. Ehlers ist Mitglied im "Syndikat", dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, sowie der britischen "Crime Writers' Association". Er lebt mit seiner Familie in Schleswig-Holstein. Wer mehr über ihn und seine Bücher erfahren möchte, findet viele Informationen auf seiner WSebseite https://www.juergen-ehlers-krimi.de
Ehlers Das Stinktier von Hamburg jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Stinktier


Dienstag, 4. Juli

Patrick wachte früh auf. Er hatte schlecht geschlafen. Zum einen war er es nicht gewohnt, auf der Couch zu schlafen; sie war zu hart und außerdem etwas zu kurz. Schlimmer war, dass er nicht wusste, was er mit Sylvia machen sollte. Auf Besuch war Patrick nicht eingerichtet. Er würde das Gästezimmer freiräumen müssen. Sein Arbeitszimmer. Ihr Abendbrot gestern hatten sie zwar vom Pizzaservice kommen lassen, kein Problem. Jetzt brauchten sie Frühstück. Und Klarheit darüber, wie es mit Sylvia weitergehen sollte.

Sylvia. Alles war seltsam. Schon der Anfang. Dass ihn auf der Beerdigung eines Kollegen irgendeine junge Frau ansprechen und um Hilfe bitten würde. Warum gerade ihn?

Er rief Sebastian an. Sebastian war jedenfalls keiner der Wissenschaftler, die lange um den heißen Brei herum redeten und am Ende das Gegenteil von dem sagten, was sie wirklich dachten. Er war überhaupt kein Wissenschaftler. Er war als Techniker für das Labor zuständig.

»Sebastian, hättest du Lust, zum Frühstück vorbeizukommen?«

»Jetzt?« Sebastian gähnte.

»Ja, ich weiß, es ist ziemlich früh, aber ich brauche deinen Rat?«

»Meinen Rat? Geh zurück ins Bett und schlaf noch ne Stunde.«

»Nein, das ist keine Lösung.«

»Was ist das Problem?«

Patrick schilderte ihm, was geschehen war.

Sebastian lachte. »Da siehst du ein Problem? Wenn ich mitten in der Nacht aufwache, weil plötzlich eine junge Frau neben mir im Bett liegt, dann würde ich das nicht als Problem bezeichnen. Eher als eine angenehme Überraschung.«

Patrick lachte nicht. »Für mich ist das ein Problem. Ich weiß nicht, was ich von der Geschichte halten soll. Ich würde es gern sehen, wenn du kurz rüberkommst und mir dann hinterher sagst, was du denkst.«

»Ja, ich komme. – Du hast die Aufforderung unseres früheren Universitätspräsidenten ja sehr wörtlich genommen.«

»Von jungen Frauen im Bett hat er nicht direkt gesprochen, wenn ich mich recht erinnere.«

»Er hat vom Mut gesprochen. Und vom Risiko.«

»Ach ja, und könntest du bitte unterwegs irgendwo ein paar Brötchen auftreiben? Und Wurst oder irgend so etwas?«

»Ja, klar. Das ist die komischste Einladung zu einem Frühstück, die ich je bekommen habe.«

* * *

Als Patrick den Hörer aufgelegt hatte, kam Sylvia ins Zimmer. Sie gähnte.

Patrick sagte: »Könntest du dich bitte anziehen? Ein Kollege kommt gleich zum Frühstück vorbei.«

Sylvia nickte. Wenig später kam sie zurück. Sie trug dieselben Sachen, die sie gestern auch auf der Beerdigung angehabt hatte. »Ich habe nichts anderes«, sagte sie.

»Das ist schon in Ordnung«, erwiderte Patrick. Er musste sie nachher als erstes zum Einkaufen schicken. Oder vielleicht konnte ihr Michelle etwas von ihrem Zeug leihen. Die beiden hatten ungefähr die gleiche Statur.

Und die Haare! Hatte sie nicht geduscht? Sylvias Frisur sah so aus, als hätte sie irgendwo draußen in der Natur übernachtet. »Trinkst du Kaffee?«, fragte Patrick.

Sylvia nickte.

Patrick ging in die Küche und startete die Kaffeemaschine. Sylvia half ihm beim Aufdecken. Sie wunderte sich über das kleine Messer mit dem grünen Griff. »Wozu ist das denn?«

»Zum Käseschneiden«, erwiderte Patrick. Aber im Augenblick hatte er keinen Käse.

Wenig später läutete es an der Haustür. Sebastian hatte sich beeilt. Sein Auftritt war erwartungsgemäß ungestüm und sehr direkt. »Schöne Grüße vom Bäcker«, rief er. »Und guten Morgen allerseits.«

»Moin«, sagte Sylvia knapp.

Patrick hatte das Gefühl, dass die junge Frau nicht übertrieben begeistert war. Aber das ließ sich nun nicht mehr ändern.

Sein Freund hatte ein unerschütterliches Selbstvertrauen. »Ich bin Sebastian«, sagte er. »Und wie heißt du, schönes Kind?«

»Sylvia.«

»Lass dich mal angucken, Sylvia. Steh mal auf und zeig mir deine Ärmchen!«

Patrick starrte seinen Freund an. Er hätte nie geglaubt, dass Sylvia sich durch dessen forsches Auftreten beeindrucken ließe. Aber genau das war der Fall. Sylvia stand tatsächlich auf und streckte dem Techniker die Arme entgegen. Sebastian begutachtete ihre Arme und Hände und nickte dann: »Gut.«

»Sylvia steht nicht zum Verkauf!«, brummte Patrick.

»Ich will sie auch gar nicht kaufen. Du hast gesagt, ich soll sie mir angucken und sagen, was ich von ihr halte. Und das tue ich jetzt. Ich sehe, dass es keine Einstiche gibt. Sylvia nimmt also keine Drogen, oder zumindest keine Drogen, die man mit irgendeiner Spritze verabreicht bekommt. Es gibt auch keine Spuren irgendwelcher Ritzungen. Nein, das Mädchen ist rund und gesund.«

»Rund?«, rief Patrick empört, aber Sylvia lachte.

»Dann gibt es noch eine kleine Besonderheit, hier an der linken Hand. Du bist Rechtshänderin, nehme ich an?«

Sylvia nickte.

»Patrick, siehst du diese kleinen blauen Punkte?«

Es gab in der Tat fünf blaue Punkte; die waren Patrick bisher nicht aufgefallen. Sylvia lachte nicht mehr; sie sah plötzlich besorgt aus.

»Keine Angst«, sagte Sebastian, »alles ist gut. Diese Punkte zeigen, dass Sylvia mal im Knast gewesen ist. Das ist so eine Tätowierung, die man sich macht, weil es verboten ist, und weil man zeigen will, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Und bevor du jetzt irgendetwas sagst, Sylvia, du kannst stolz darauf sein, dass du diese Tätowierung trägst.«

Sylvia sah im Augenblick nicht besonders stolz aus. Sie sah den Techniker zweifelnd an.

»Es ist nichts Schlimmes, wenn man mal im Knast gewesen ist«, bekräftigte Sebastian. »Viele berühmte Leute waren entweder mal im Gefängnis oder sind zumindest per Haftbefehl gesucht worden. Georg Büchner zum Beispiel. Kennst du den?«

Sylvia nickte.

»Fritz Reuter, unser großer plattdeutscher Dichter, saß sieben Jahre im Gefängnis. Friedrich Schiller, der nicht mehr schreiben durfte, hat sich seiner Verhaftung nur durch Flucht entziehen können. Rebellen gegen die Fürstenherrschaft und Aufrührer waren sie alle.«

Sylvia lächelte wehmütig. »Ich habe nur wegen eines Einbruchs im Gefängnis gesessen«, sagte sie. »Na ja, und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt.«

»Na bitte!«, sagte Sebastian. »Damit gehörst du zur selben Gruppe wie Büchner, Schiller und Reuter. Und unser Freund Patrick Pauli, so sanftmütig er auch aussieht, ist im Grunde seines Herzens auch ein Rebell. Er ist bei einer Demonstration verhaftet worden. Wann war das noch gleich, Patrick?«

»Vor drei Jahren«, sagte Patrick. »Vorübergehende Festnahme nach einer Anti-Rassismus-Demonstration.« Den Vorfall hatte er inzwischen fast vergessen.

»Du bist hier also unter Freunden, Sylvia. Keiner von uns wird irgendetwas gegen dich unternehmen. Keiner von uns wird irgendetwas tun, was dich in Gefahr bringt.«

»Wir helfen dir«, bekräftigte Patrick.

»Aber wir können dir nur helfen«, setzte Sebastian nach, »wenn wir wissen, worum es eigentlich geht. Warum bist du auf der Flucht? Warum wirst du bedroht? Und wer bedroht dich?«

Sylvia seufzte. »Ich hab was geklaut«, sagte sie.

»Deswegen auch die Gefängnisstrafe?«

»Nein. Das war etwas anderes, und das ist lange her. Worum es hier geht, das ist, ich habe jetzt etwas geklaut. Derjenige, dem es gehört, will es aber auf jeden Fall zurückhaben. Oder, wenn er es nicht bekommen kann, dann will er mich töten.«

»Sagt er?«, fragte Sebastian.

»Nein. Ich weiß es einfach.«

»Wer ist es?«

Sylvia zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Ich kenne seinen Namen nicht«, behauptete Sylvia. »Ich würde ihn vielleicht auf der Straße erkennen, aber vielleicht auch nicht. Ich habe ihn gesehen, wie er mich verfolgt hat, wie er hinter mir her gegangen ist, wie er in dieselbe S-Bahn gestiegen ist wie ich. Ich habe ihn gesehen, aber eigentlich immer nur aus den Augenwinkeln. Nie aus der Nähe. Und ich habe ihm nie direkt ins Gesicht gesehen aber er ist mir auf den Friedhof gefolgt. So bin ich zu der Beerdigung gekommen, wo ich Patrick um Hilfe gebeten habe.«

»Das ist nicht die ganze Geschichte«, vermutete Patrick.

»Mehr sage ich nicht«, erwiderte Sylvia prompt.

»Aber vielleicht könntest Du uns doch ein bisschen mehr erzählen«, schlug Sebastian vor. »Wenn du diesem Unbekannten etwas Wertvolles geklaut hast, dann musst du doch zumindest wissen, wo er wohnt. Und wenn Du sein Haus oder seine Wohnung kennst, dann müsstest Du doch eigentlich auch seinen Namen kennen.«

Sylvia...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.