Buch, Deutsch, Band 648, 292 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm
Epilepsie als Metapher in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts
Buch, Deutsch, Band 648, 292 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 235 mm
Reihe: Epistemata – Literaturwissenschaft
ISBN: 978-3-8260-3875-4
Verlag: Königshausen & Neumann
Die unübersehbar Aufmerksamkeit einfordernde Epilepsie gilt seit Jahrhunderten als Sinnbild des Anderen, Unerhörten, Unangemessenen und Rätselhaften. Schon immer wurde sie metaphorisch aufgeladen, ihr eine Verweisfunktion auf Größeres, Existenzielles zugesprochen, den Betroffenen eine ambivalente Position zwischen Isolation und vermeintlicher Auserwähltheit zugewiesen. In der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts verkörpern die sich dem Fortgang der Zivilisation stürzend Entziehenden das ein sinnorientiertes Dasein unterwandernde Verfallsdatums des Lebens – sie zeigen exemplarisch, was uns allen bevorsteht. Krankheitsbedingten Entfremdungserfahrungen, Orientierungs- und Identitätsverlusten ausgesetzt, sind diese neuen Fallsüchtigen von sich unerhört Gebärdenden zu existenziell entblößten Personen in Auflösung geworden. Von ihrer Krankheit als Scheiternde geschult, werden sie zu melancholischen Gestalten des Erinnerns, die hilflos in rekonstruierenden Prozessen des Sammelns und Erzählens all das zu hüten versuchen, was dem Untergang geweiht ist. Den Zumutungen des Vergänglichen, den sich verflüchtigenden Entortungen der zweiten Moderne setzten sie eine der Gravitation huldigende Vergangenheitsseligkeit gegenüber, unterstreichen Traditionen, besetzen Ebenen, konstatieren Horizonte, als gälte es, dem ortlosen Schweben der Körper im Raum ausgerechnet durch einen chronisch Stürzenden Grenzen aufzuzeigen.




