Ego | Blutengel - verlassen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 213 Seiten

Reihe: Blutengel und Rachefürst

Ego Blutengel - verlassen


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-1319-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 1, 213 Seiten

Reihe: Blutengel und Rachefürst

ISBN: 978-3-7546-1319-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Töten oder getötet werden. Vertraue niemandem. Träume nicht. Die unnahbare Aelys hält sich an ihre einfachen Regeln, um ihr eigenes Überleben in den Katakomben von Erming zu sichern, einer unter einer Glaskuppel erbauten Stadt, die die Menschen vor den Gefahren schützen soll, die sie selbst erschaffen haben. Als sie von unbekannten Männern gefangen genommen wird, ist ihr klar: Sie muss fliehen, und zwar schnell, ansonsten schliessen sich die Tore zu ihrem Zuhause für immer. Doch der charismatische Anführer Kaer macht ihr ein verlockendes Angebot, spricht von Freiheit, und Aelys ahnt nicht, wie weit die bereits gesponnenen Fäden seines Plans reichen.

Die Autorin Andrea Ego entdeckte schon in ihrer frühesten Schulzeit Bücher für sich. Das Abtauchen in fremde Welten hat sie von Beginn weg fasziniert. In ihrer Jugendzeit hat sie mit dem Schreiben begonnen und seither hat es sie nie mehr so richtig losgelassen. Andrea liebt neben dem Schreiben ihre Familie über alles, die Schweizer Berge, Schokolade, ihren Garten und das Fotografieren.

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Hasenbraten
Das Blut rauschte durch meine Adern, als ich dem Unwesen in einen kleinen Wald folgte. Es reichte mir bis knapp zu den Knien, besass ein flauschiges, grauschwarzes Fell, lange Kaninchenohren und ein Gebiss, das mir das Fleisch von den Knochen reissen konnte. Augenblicklich wurde die Umgebung dunkler, doch ich hörte sein Schnauben, den aufgeregten Atem. Seine Tritte. Das Unwesen raschelte durch das Unterholz und wirbelte altes Laub auf, tauchte immer tiefer ein, bis es an Ort und Stelle verharrte. Ein feines Lächeln huschte über meine Lippen, freudlos und fern jeglicher Wärme. Ich wusste, wie es wirkte. Mir wurde oft genug nachgesagt, dass ich zu kalt und hart wäre. Das hatte auch seine Gründe. Die letzten Schritte bis zum Versteck des Unwesens schlich ich. Nur ein Ton zu nahe an seinem Ohr, und es würde erneut davonhetzen. Je eher wir den Auftrag beendeten, desto schneller konnten wir nach Hause gehen. Das Laub auf dem Rücken des Unwesens zitterte. Seine Angst war förmlich zu riechen. Klebriger Gestank, der einem nicht nur das Herz rasen liess, sondern auch die Gedanken benebelte. Ich stach mein Schwert durch den Haufen aus Laub und erschöpftem Unwesen. Erbarmen kannte ich nicht. Auf meinem Weg hätte es mir nicht viel mehr gebracht als den Tod. Mit dem Tod belohnten sie diejenigen, die sich den Befehlen widersetzten oder auf den Jagden nicht so erfolgreich waren, wie sie es sein müssten. Überleben war eine Kunst. Zu meiner Kunst gehörte es, die Felder von Unwesen zu befreien. Ich beugte mich über das Unwesen und wischte das Laub zur Seite. Blut floss im Takt seines langsamer werdenden Herzschlags aus der Wunde, die ich ihm durch den Bauch getrieben hatte. Vorsichtig legte ich die Hand auf die Wange des Tieres. Das weiche Fell kitzelte meine Haut und liess für den Bruchteil eines Wimpernschlags Erinnerungen aufkommen, die ich augenblicklich verdrängte. Ich brauchte keine Gedanken an Wärme und an ein Zuhause. Ich brauchte lediglich etwas zu essen. Ich zog mein Messer aus dem Gürtel und schnitt dem Tier die Kehle durch. Auch wenn es mein Auftrag war, die Felder vor den Unwesen zu schützen, war ich kein Teufel, der sich am Leid eines Lebewesens labte. Die schwarzen, blutunterlaufenen Augen wandten sich mir zu, in ihrer Tiefe das Wissen, was ich getan hatte. Ein Schauder kitzelte über meinen Rücken und beschleunigte meinen Herzschlag. Ich hasste diesen Moment, wenn ich ein Leben nahm, obwohl es mein eigenes Überleben sicherte. Der Puls des Unwesens verlangsamte sich weiter, bis er praktisch verschwunden war. Seine langen Ohren verloren an Spannung. Aus der Nase und dem mit spitzen Zähnen besetzten, viel zu breiten Maul floss schaumiges Blut. Ich sah ihm zu, wie es unter meiner Hand starb, weil ich glaubte, es ihm schuldig zu sein. Unter seinem letzten Atemzug erzitterte es und schloss die Augen. Das Entweichen sämtlicher Spannung aus einem zitternden Körper hatte ich schon zu oft gesehen, und zu oft hatte es mich innerlich aufgewühlt. Auch diesmal war es nicht anders. Man würde nicht denken, dass ich schon Hunderte, wenn nicht gar Tausende dieser Viecher auf dem Gewissen hatte. Doch in Momenten wie diesen, wenn ich ganz allein war, nahm ich mir die Zeit, um mich zu verabschieden, und auch ein kleines bisschen, um mich zu entschuldigen. »Es ist nur ein Auftrag«, flüsterte ich und schloss meine schweren Augenlider. Es war mehr als nur ein Auftrag, es war meine Lebensaufgabe. Ich riss mich von meinen Gefühlen los, schloss sie weit weg und packte das Unwesen an den Hinterläufen, um es mir über die Schulter zu wuchten. Sein Gewicht drückte mich gegen den Boden, ich balancierte aus und setze mich in Bewegung. Meine Gefährten warteten bestimmt schon auf mich. Ich prüfte den Stand der Sonne. Bald würde sie den Horizont berühren. Wir mussten uns beeilen, um nicht zum Opfer der nächtlichen Jäger zu werden. Sie suchten Leute wie uns heim, wenn sie uns in der Nacht erwischten. Deshalb zogen wir uns in die Katakomben zurück und schlossen die schweren Tore, bis der nächste Tag anbrach. Mein Blick schweifte über die Landschaft, die sich vor mir ausbreitete. Weite Gemüsefelder mit Kürbissen, Erbsen und Mais, Kartoffeln, Karotten und Pflanzen, die ich nicht kannte, wechselten sich mit Obstbaumplantagen ab. Sie bildeten einen weiten Kreis um meine Heimatstadt Erming. Wie ein dunkles Mahnmal ragten die dicken Mauern in den Himmel. Die darauf liegende Glaskuppel spannte sich über die Stadt. Die Menschen im Inneren schirmten sich vor all den in der Wildnis lauernden Gefahren ab. Die Menschen hassten Wesen wie uns. Sie nannten uns Gefallene und stiessen uns in ein dunkles Loch hinab, sobald sie unsere Fehlbildung entdeckten. Unter ihren Füssen lebten wir weiter – wir, ihre Töchter und Söhne, deren Gene unrein waren. Einigen wuchsen Teufelshörner aus der Stirn. Andere hatten sechs Finger oder eine geschuppte Haut. Oft waren es kleine Fehler, die in meinen Augen kaum auffielen. Dennoch sorgten sie dafür, dass es nicht an Gefallenen mangelte. Weil sie in die Dunkelheit fielen, nannte man sie so. Sie waren jene, die die Unwesen und anderen Gefahren von Erming fernhielten. Ich verstand die Menschen, irgendwie. An ihrer Stelle hätte ich mich auch nicht nach draussen gewagt. Besonders in der Nacht lauerten Bedrohungen hinter jedem Stein und unter jedem Busch. In letzter Zeit hatten uns gehäuft Berichte von anderen Gefallenen erreicht, die auf der Jagd überrumpelt und getötet worden waren. Einmal sollte das sogar einer ganzen Gruppe passiert sein, obwohl uns in unserer Ausbildung immer eingetrichtert worden war, dass so etwas nicht geschehen könnte. Solange wir in der Gruppe jagten, hatten die Unwesen keine Chance. Die Viecher waren klein, die meisten jedenfalls, und stellten keine Bedrohung für drei oder vier Gefallene dar. So jedenfalls die Lehre. Ich schob die düsteren Gedanken weit von mir und machte mich mit meiner Beute auf den Weg zurück zu meinen Gefährten Tam und Miran. Nächstens würde es eindunkeln und mein Magen knurrte. Einen anderen Grund, das Unwesen mitzuschleppen, gab es nicht. Der Weg über die Gemüsefelder zog sich in die Länge. Die Sonne hatte den ganzen Tag auf die dunkle Erde gebrannt und die oberste Schicht in das Miniaturbild einer zerklüfteten Landschaft verwandelt. Darunter zirkulierte in dünnen Schläuchen Wasser, das die Pflanzen nährte. Einmal hatte ich einen solchen Schlauch ausgerissen, weil meine Kehle vor Trockenheit gebrannt hatte. Immerhin schützte ich diese Pflanzen, indem ich die Unwesen beseitigte. Also sollten sie auch gefälligst einen Schluck Wasser mit mir teilen. Es hatte modrig gestunken und war gelblich verfärbt gewesen. Vielleicht setzten sie ihm Substanzen zu, die die Pflanzen schneller oder besser gedeihen liessen. Ich warf einen Blick nach Norden, wo sich voll behangene Obstbäume in den Himmel reckten. Einen Apfel oder eine Birne hätte ich gern gepflückt, doch ich war im Nordosten eingeteilt, zwischen riesigen Kürbissen und dicken Kartoffeln. Beim besten Willen verstand ich nicht, wie die Dinger den ganzen Boden anheben konnten, und das Jahr für Jahr. Knollen wuchsen, bis kein Platz mehr unter der Erde war und sie sich hob. Auf der anderen Seite von Erming frass Vieh die nicht verwertbaren Reste der Felder oder rupfte Gras vom festgetrampelten Boden. Jeweils eine Handvoll Gefallene kümmerte sich um die Tiere, damit die Menschen auch mit Milch und Fleisch versorgt werden konnten. Jäger wie wir wurden kaum dort eingesetzt. Offenbar gelüstete es den Unwesen nicht nach frischem Fleisch, und die fleischfressenden Kaninchen taten sich lieber an kleinen, einfacher zu erbeutenden Unwesen gütlich. In der Ferne erhoben sich die Stadtmauern von Erming. Das Gebilde aus grauem, fast schwarzem Gemäuer und der Glaskuppel wirkte nicht sehr einladend, doch das sollte es auch nicht. Niemand wollte, dass die Unwesen aus der Natur in die Stadt gelangten. Mit ihrem Dreck würden sie das System zum Zusammenbruch bringen. »Na, endlich bist du da«, rief Tam. Er winkte mich mit seiner dunkelbraunen Hand näher. Miran und er hatten sich im Schatten eines Steinbrockens niedergelassen und genossen die frühabendliche Ruhe. Erleichtert, dass sie trotz der Gefahren auf mich gewartet hatten, setzte ich mich zu ihnen. Diese kurze Pause gönnte ich mir. Miran hielt mir einen ledernen Wasserschlauch hin. Das Wasser schmeckte scheusslich, so lau, wie es war, doch ich trank gierig. Auf der Jagd war ich mit leichtem Gepäck unterwegs: Ein Messer und mein Schwert, mehr brauchte ich nicht. Wenn mich ein Unwesen erledigte, sollte es sich abgesehen von mir nicht über weiteres leckeres Essen freuen können. Miran nahm den deutlich leichteren Wasserschlauch entgegen. »War ein harter Tag«, begann er das Gespräch und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die warme Stadtmauer. Ich nickte, während mein Blick über die Felder schweifte. Es war ruhig. Nicht einmal ein Windhauch strich über die Rispen und Blätter der Gemüsepflanzen. »Die Unwesen waren heute erstaunlich zäh.« Damit meinte ich nicht nur das fleischfressende Kaninchen neben mir, sondern das andere Dutzend, das den Tod durch unsere Hand gefunden hatte. »Manchmal frage ich mich, woher sie kommen. Es sind so viele … Als würden sie jeden Tag aufs Neue auferstehen und uns die Hölle heissmachen.« Tam lachte freudlos auf. »Keine Sorge, dafür ist die Sonne da.« »Ist auch kein Wunder, bei all diesen schwarzen Brocken, die herumliegen.« Ich machte...



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