Egholm | Das nächste Opfer: Skandinavien-Krimi | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2, 413 Seiten

Reihe: Ein Fall für Dicte Svendsen

Egholm Das nächste Opfer: Skandinavien-Krimi


1. Auflage 2020
ISBN: 978-87-26-56963-6
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 413 Seiten

Reihe: Ein Fall für Dicte Svendsen

ISBN: 978-87-26-56963-6
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der zweite Fall für die unerschrockene Journalistin Dicte Svendsen: Zuerst brennt der Pferdestall von Dictes Nachbarin ab. Kurz darauf wird die zugerichtete Leiche einer jungen Frau im Moor unweit von Aarhus gefunden - es ist Inger, die Schwester der Nachbarin. Spätestens als noch eine ähnlich entstellte weibliche Leiche entdeckt wird, ist Dictes Interesse ist geweckt, denn sie soll einen Artikel darüber schreiben. Als dieser veröffentlich ist, erhält sie eine Morddrohung. Ist sie das nächste Opfer?'Ein packender Krimi, der einen in Atem hält.' - Jyllands-Posten'Egholm changiert auf brillante, einzigartige Weise zwischen Lifestyle, Familie und brutalem Verbrechen.' - Politiken'Egholm at her best - eine der grossartigsten nordischen Kimiautorinnen' - Midtjyllands Avis'Ein erstklassiger Krimi, packend von der ersten bis zur letzten Seite.' - Weekendavisen'Eine hinreißende Protagonistin und die Fülle an raffinierten Details machen diesen Krimi zu einem besonderen Lesegenuß.'Berlingske Tidende-

Elsebeth Egholm, 1960 in Nyborg geboren, ist eine dänische Schriftstellerin und Journalistin, die zu den meistgelesenen Autoren Dänemarks gehört. 1999 erschien ihr erster Roman in Dänemark. Ihre sechs Kriminalromane um die Journalistin Dicte Svendsen, die auch als Fernsehserie 'Dicte' verfilmt wurden, machten sie berühmt. Mit 'Der Gartenpavillon' gelang ihr der große Durchbruch. Heute lebt sie in Aarhus und auf Gozo.

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1
Zuerst glaubte sie, es läge an dem billigen Wein aus dem Supermarkt. Denn warum sonst sollte ihr Kopf dröhnen, als wären siebenundzwanzig Bauarbeiter dabei, eine Wand einzureißen? Natürlich konnte es auch an der Menge liegen, dachte Dicte im Halbschlaf und streckte die Hand nach Bos warmem Körper aus. Hauptsächlich, um sein infernalisches Schnarchen abzustellen, das ihren Kater noch verschlimmerte. Wann war er ins Bett gekommen? Wie lange hatte sie geschlafen? Sie rollte sich vorsichtig auf die Seite und sah auf die fluoreszierenden Zeiger der Uhr, die auf halb drei standen. Die Datumsanzeige war natürlich nicht richtig eingestellt. Sie zeigte seit Jahren den zweiten August an. Der Zweite stimmte, aber der Monat nicht, denn der Februar hatte gerade begonnen. Draußen musste pechschwarze Nacht sein, laut TV2 und der Meteorologin – wie hieß sie doch gleich? – minus fünfzehn Grad und klirrender Frost, weshalb sie Thermosocken angezogen hatte, als Bo sich geweigert hatte, zusammen mit ihr zu Bett zu gehen. Traurig und halb betrunken war er vor dem Fernseher sitzen geblieben und hatte sich irgendwelche Sportsendungen angesehen. Der Teufel sollte alle Exfrauen und ihre Eifersucht holen, unter der sie die Kinder leiden ließen. Und Bo. Und sie, natürlich; denn sie litt, auch wenn sie sich weigerte, das zu akzeptieren. Ein Arm langte quer über das Bett und traf unsanft ihre Brust. »Was ist denn los?«, murmelte er mit gebrochener Stimme. »Keine Ahnung.« Sie wollte sagen, dass er weiterschlafen solle. Sie hatte nicht die Kraft, weiterzureden und sich anzuhören, wie sehr er die Kinder vermisste und dass er sie bald kidnappen und mit nach Wer-weiß-wohin nehmen werde. Nicht, dass er in Wirklichkeit so viel sagte, aber sie konnte es ihm ansehen. Er zog sie näher zu sich heran. Ganz nah. Er schlang seine Beine um ihre und erstarrte. »Was zum Teufel ist das?« Er warf die Decke zur Seite und schaltete das Licht ein. »Thermosocken«, murmelte sie leise und kam sich wie eine alte, zimperliche Jungfer vor. »Mir war kalt.« Er warf einen gleichgültigen Blick auf die Socken. Er sah verschlafen aus und roch nach billigem Wein; vielleicht konnte man die Sparsamkeit auch übertreiben. »Das meine ich nicht. Was ist das für ein Krach?« Das Geräusch war die ganze Zeit über da gewesen. Wahrscheinlich hatte es sie geweckt. Plötzlich war sie hellwach und wütend. »Verdammte Lausegören. Das sind doch wieder Silvesterknaller.« Die Dorfjugendlichen mussten ein ganzes Lager aufgekauft haben. Jedenfalls hatten sie mehrere Tage hintereinander Raketen und Knaller abgeschossen, und sie war sicher, dass der Hund unten vor Schreck unter die Anrichte gekrochen war und zitterte. Aber Bo schüttelte den Kopf und schwang die Beine aus dem Bett. »Nicht um halb drei morgens. Und dann das Licht.« Er hatte Recht. Die durch das Dachfenster hereinfallende Nacht färbte ein orangeroter Schimmer, der nicht von dem üblichen Licht der vier Kilometer entfernt liegenden Treibhäuser kam. Er torkelte auf bloßen Füßen zum Fenster, und einen kurzen Moment sah sie in dem orangen Schein sein Profil und vermisste die Verliebtheit. »Es brennt«, sagte er atemlos. Jetzt stand sie neben ihm und sah die Explosionen. Das Dach des nachbarlichen Stalls zerbarst wie Popcorn in einem Topf. Puff. Puff. Funken sprühten, und Flammen leckten an dem Nachtfrost. Ihr Körper war steif, vielleicht nur eine Sekunde; an der Stelle festgefroren. Doch dann taute er auf, und sie wollte in Thermosocken und Schlafanzug die Treppe hinunterlaufen, weil sie plötzlich etwas anderes hörte; ganz entfernt. Einen anderen, lebendigeren Laut. »Die Pferde!« Sie war schon fast die Treppe hinunter, als sie stolperte und die letzten Stufen auf dem Hintern weiterrutschte. »Wir müssen die Pferde rausholen.«   Sie hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie lange es dauerte, Gummistiefel anzuziehen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie hörte Bo hinter sich nach dem Telefon greifen. Natürlich, dachte sie, als der Frost ihr den Atem nahm und der Schnee unter ihren Stiefeln knirschte. Vernünftig. Das war das Mantra. Vernünftig. Klar denken. Nicht in Panik verfallen wie die Pferde, die vor Angst wieherten. Und dann überfiel sie doch die Ratlosigkeit. Sollte sie an die Tür des Wohnhauses klopfen oder erst den Pferden helfen? Die Bewohner machten in Norwegen Skiferien, soweit sie wusste. Aber da war die Frau, die dort zur Miete wohnte. Die Schwester, soweit sie sich erinnerte. Auch auf dem Land hier draußen kannte nicht mehr jeder jeden. Vor allem nicht, wenn man verhältnismäßig neu zugezogen war wie sie. Das Wiehern der Pferde ließ sie eine Entscheidung treffen. Sie war nur ein einziges Mal drüben im Stall gewesen, als Svendsen eine der Hofkatzen um einen Haufen Strohballen gejagt hatte. Sie hatte ihn geholt und war von der Frau zur Rede gestellt worden. Sie war Organistin, soweit sie sich erinnerte. Jedenfalls hatte sie etwas mit der Kirche zu tun. Die Schiebetür war schwer. Sie musste ihre ganze Kraft einsetzen, während Funken vom Dach in die Nacht stoben und das Popcorn summte. Die Tür ließ sich nicht bewegen. Das Wiehern der Tiere war unerträglich. Dann war Bo da, und die Tür gab nach und eine höllische Hitze schlug ihnen aus dem Stroh entgegen. Der Rauch war das Schlimmste. Die Pferde wieherten ganz hinten im Stall. »Die Rückseite!«, rief sie. »Von hier aus kommen wir nicht an sie heran!« Er folgte ihr um den Hühnerhof und den Misthaufen. Durch die Stallfenster konnte sie die Tiere in ihren Boxen toben sehen und die bodenlose Angst in ihren Augen, die das Weiße nach außen kehrte. Bo machte sich an dem Stallschloss zu schaffen, das schließlich aufging. »Sei vorsichtig!«, rief er. »Sie haben Panik.« Sie hatte keine Ahnung von Pferden. Hatte eigentlich Angst vor ihnen. »Raus!«, rief sie. »Raus mit euch!« Bo öffnete die Boxen. Er trieb die großen Tiere hinaus, klatschte ihnen auf die Hinterteile. »Raus, verdammt!« Und dann hörte sie ein Knacken. Sie spürte Bos Arme um sich und dass er sie wie auf einer brennenden Welle hinaustrug. »Das Dach.« Sie blickte auf. Bo hielt sie fest und drückte ihren Kopf gegen seine Schulter. In dem Moment gaben die Dachsparren nach, und die Mitte des Daches fiel in sich zusammen. »Es sind noch welche drinnen.« Sie stammelte die Worte. Sie weinte und spürte den Druck auf der Brust, sodass sie keine Luft bekam, und er zwang ihren Kopf nach unten zwischen die Beine. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Direkt auf die dünne Schneedecke, die sich durch die Berührung mit der Wärme in Matsch verwandelt hatte. »Jetzt ist es zu spät. Wir können nichts mehr tun.« »Was hat die Feuerwehr gesagt? Warum kommen sie nicht?« Sie hatte den Kopf noch immer zwischen den Beinen. Sie spürte, wie das Blut zurückfloss, und richtete sich vorsichtig auf. Ihre Nase nahm den ungewohnten Geruch von lebendigem Fleisch wahr, das verbrannte. Bos Hände umfassten ihr Gesicht, und seine Nase kam ihrer ganz nah. Der Augenkontakt bewahrte sie davor, in sich zusammenzusacken. »Sie kommen. Es sind erst fünf Minuten vergangen.« Es kam ihr wie Stunden vor. Wie in Zeitlupe. Bo nickte zum Wohnhaus hinüber. »Soll ich?« Sie schüttelte den Kopf, und sie gingen zusammen, Hand in Hand wie zwei Kinder. Schon als sie die halb offene Tür sah, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Sie stieß sie auf. Das Haus kam ihr leer und seltsam unbewohnt vor. Und dann traf sie der Anblick. Irgendetwas schien hier explodiert zu sein, doch ohne zu brennen. Alles war verwüstet. Regale waren umgeworfen und Stuhlbeine zerbrochen. Tische wie Spielzeugmöbel umgekippt, und all das, was man in einem Leben ansammelt, lag auf dem Boden verstreut: Porzellanfiguren, Vasen, Fotorahmen, Aschenbecher, Nippes. Draußen näherten sich Sirenen. Kurz darauf knirschten die Reifen der Feuerwehrautos in der Einfahrt. Sie hörte noch ein anderes Geräusch, ein zaghaftes Winseln. »Timbo. Timbooo.« Sanft rief sie nach dem kleinen weißen Hund der Schwester, den Svendsen immer anbellte und Rose als tibetanischen Teppichpisser bezeichnete. In Wirklichkeit war es ein Yorkshire-Terrier, aber die Beschreibung war treffend. Er lag unter dem Bett im Schlafzimmer. Sie sah die Schnauze, die Witterung aufnahm, ob sie Freund oder Feind war. Sie nahm ihre...



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