Egeler | Island | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 332 Seiten

Egeler Island

Ein mythologischer Führer
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7431-3268-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein mythologischer Führer

E-Book, Deutsch, 332 Seiten

ISBN: 978-3-7431-3268-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Island während der Wikingerzeit zum ersten Mal besiedelt wurde, brachten die nordischen Siedler nicht nur ihre weltlichen Besitztümer, sondern auch ihre Mythen mit sich auf die neuentdeckte Insel. So kam es, dass die isländische Landschaft bald nicht nur von den nordischen Landnehmern, sondern auch von den Wesen ihrer Mythenwelt bevölkert war: von Göttern und Geistern, Elfen und Zwergen, Drachen und Riesen, Zauberern und Sehern. Aus dem isländischen Mittelalter ist uns eine Vielzahl von Erzählungen über solche Wesen überliefert, die solche Themen teils direkt, teils indirekt mit ganz konkreten Orten in Island verbinden und der isländischen Landschaft damit immer wieder einen mythologischen Sinn einschreiben. So kann eine Reise durch Island noch heute leicht zu einer Reise in die Mythologie des nordischen Mittelalters werden. Ziel dieses Führers ist es, heutige Reisende ganz in diesem Sinne durch die isländische Landschaft zu begleiten: Anhand von vierzig ausgewählten Orten, die eine Reiseroute einmal rund um Island markieren, erschließt er die Welt der nordischen Mythologie von der Wikingerzeit bis ins Hochmittelalter. Mehrere Anhänge stellen zudem eine Auswahl der archäologischen Stätten und Museen Islands vor.

Matthias Egeler (Promotion in Keltologie 2009, Habilitation in Altnordischer Philologie 2015, Habilitation in Religionswissenschaft 2016) ist Privatdozent am Institut für Nordische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist der Autor mehrerer wissenschaftlicher Monographien zur europäischen Religionsgeschichte, insbesondere der des mittelalterlichen Island und Irland.

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1. Einleitung
Die Geschichte Islands beginnt mit einer Suche nach dem Paradies. Eine unserer ältesten Quellen zur isländischen Geschichte berichtet, dass es nicht skandinavische Auswanderer der Wikingerzeit waren, die als erste Menschen ihren Fuß auf isländischen Boden setzten, sondern frühmittelalterliche irische Mönche. Solche seefahrende Mönche sind auch aus irischen Quellen gut bekannt: Dort wird immer wieder geschildert, wie sich heilige Männer auf eine Pilgerfahrt in die Weiten des Ozeans begeben, um dort entlegene Inseln zu finden, wo sie das Himmelreich gewinnen können. Dabei wird immer wieder deutlich, dass diese Asketen nicht nur auf der Suche nach einem Ort der Stille und der Meditation waren. Mitunter befanden sie sich buchstäblich auf der Suche nach dem irdischen Paradies, demselben Paradies, das die Bibel als den Wohnort Adams und Evas vor dem Sündenfall beschreibt und das den Heiligen am Ende der Zeit versprochen ist. Ganz am Anfang der Landnahme in Island steht somit, wenn man den Quellen glauben will, die Sehnsucht nach einem Gelobten Land. Island scheint schon ganz am Beginn seiner menschlichen Besiedlung ein Ort gewesen zu sein, dessen Landschaft nicht nur Fels und Erde und Wasser war, sondern über sich selbst hinausverwies auf jenseitige, anderweltliche Gefilde. Von Menschen wie den irischen Pilgermönchen, aber auch später von den nordischen Landnehmern in Island wurde der isländischen Landschaft immer wieder ein mythischer Sinn eingeschrieben und wurde diese Landschaft mit Erzählungen über übernatürliche Orte und Ereignisse verbunden. Eine Reise durch Island kann so leicht zu einer Reise in die Mythologie des nordischen Mittelalters werden. Ziel des vorliegenden Führers ist es, den modernen Reisenden ganz in diesem Sinne durch die isländische Landschaft zu begleiten. Dabei wird erläutert, welche der Erzählungen der mittelalterlichen Mythologie Islands direkt oder indirekt mit Orten der isländischen Landschaft verbunden sind, und welche Erzählungen von Göttern und Helden, Zwergen und Riesen, Wiedergängern und Zauberern damit verknüpft wurden. Eine Reise durch Island führt zudem an vielen der Orte vorbei, an denen die Handschriften verfasst worden sind, in denen die nordische Mythologie überliefert ist. So ist eine Islandreise immer auch eine Reise in die Überlieferungsgeschichte der nordischen Mythenwelt. Anhand von vierzig ausgewählten Orten, die eine Reiseroute einmal rund um Island markieren, soll dieser Führer modernen Reisenden solche Themen erschließen und eine Einführung in die Religionsgeschichte und Mythologie des Nordens geben, von der Wikingerzeit über die Christianisierung Islands bis ins Hochmittelalter. Hintergründe Die einzelnen Kapitel des Führers setzen keine Vorkenntnisse zum mittelalterlichen Norden voraus. Einige Rahmendaten sind vielleicht jedoch hilfreich, wenn man sich über das mittelalterliche Island einen Überblick verschaffen will. Die ersten Siedler in Island sollen der nordischen Überlieferung nach irische Mönche gewesen sein, die sogenannten papar. (Ausführlich werden diese papar im Kapitel zu ?Papey vorgestellt.) Wenn man der literarischen Überlieferung Glauben schenken darf, gelangten diese irischen Asketen bereits im 8. Jahrhundert nach Island, gaben die Insel mit dem Beginn der skandinavischen Landnahme jedoch wieder auf. Archäologische Beweise für diese frühe irische Präsenz in Island fehlen allerdings bislang. Die Landnahme skandinavischer Siedler in Island begann den mittelalterlichen Schriftquellen zufolge etwa um das Jahr 870 n. Chr.; diese Landnahme ist die Landnahme der „Wikinger“. Dabei ist freilich zu bedenken, dass „Wikinger“ strenggenommen kein Volk sind, sondern nordische Seeräuber, die ihren nordischen Zeitgenossen mitunter ebenso viel Kopfzerbrechen bereiteten wie dem Rest Europas, das sie auf ihren Plünderzügen heimsuchten. Die isländischen Landnehmer waren im Grunde vor allem skandinavische Großbauern, die sich in Island als Fischer und Bauern ein neues Leben aufbauen wollten. Dies heißt freilich nicht, dass sich unter den Islandsiedlern nicht auch manch einer befunden hätte, der tatsächlich im eigentlichen Sinne ein „Wikinger“ war oder eine lange und blutige Karriere als Wikinger hinter sich hatte. Und noch weniger heißt dies, dass die frühen isländischen Siedler immer die friedliebendsten und umgänglichsten Zeitgenossen gewesen wären. Die mittelalterlichen Isländersagas sind zwar Erzählungen über die Geschichte großer Bauerngeschlechter, aber sie sind nichtsdestoweniger voll von blutigen Fehden. Wer nach Island auswanderte, tat dies nicht zuletzt, um im neuen Land sein eigener Herr zu sein. Der frühe isländische Staat hatte keine institutionalisierte Zentralgewalt; wer sein (gefühltes oder wirkliches) Recht durchsetzen wollte, der konnte dies nur tun, wenn er und seine Verbündeten selbst genug Macht besaßen, um sich mit Gewalt Recht verschaffen zu können. So konnten Konflikte zwischen den letztlich unabhängigen Familien schnell und drastisch eskalieren. Ganz ohne staatliche Strukturen kam aber auch Island nicht lange aus. Bald nach der Landnahme – den mittelalterlichen Quellen zufolge im Jahre 930 – wurde eine gesamtisländische Volksversammlung geschaffen, die einmal jährlich in ?Þingvellir im isländischen Südwesten tagte. Hier wurde jedes Jahr ein Drittel der isländischen Gesetze vorgetragen, so dass innerhalb von drei Jahren in Þingvellir das ganze Korpus der gültigen Gesetze einmal rezitiert wurde. Dies war die Aufgabe des „Gesetzessprechers“, der damit das wichtigste Amt des isländischen Freistaats innehatte. Ferner wurden in Þingvellir Rechtsstreitigkeiten entschieden, die sich auf lokaler Ebene nicht lösen ließen. Dass in Þingvellir rechtsverbindliche Urteile gefällt werden konnten, heißt aber nicht, dass es auch zur Ausbildung einer Exekutive kam: Selbst wenn man in Þingvellir vor Gericht Recht behielt, blieb es einem doch weiterhin selbst überlassen, das gefällte Urteil auch zu vollstrecken. Unter der allgemeinen Volksversammlung in Þingvellir standen institutionell die vier Viertelthinge, Versammlungen für die vier „Viertel“ Islands; und darunter wiederum standen dreizehn lokale Versammlungen. Zentrale Personen innerhalb dieses Systems waren die sogenannten „Goden“ (altnordisch goði), die Funktionen als lokale Anführer erfüllten und deren Amt in der einen oder anderen Weise ursprünglich wohl mit einer Rolle als Priester im heidnischen Kult verbunden war. Diese ursprüngliche priesterliche Funktion ist in den erhaltenen Quellen jedoch kaum noch konkret fassbar. In der mittelalterlichen Literatur, wie sie uns heute vorliegt, handeln die Goden vor allem als Häuptlinge und als eine weltliche Führungsschicht. Einen zentralen Wendepunkt in der Religionsgeschichte Islands stellte die Volksversammlung dar, die im Jahre 999/1000 in Þingvellir abgehalten wurde: Auf dieser Volksversammlung wurde der Übertritt der gesamten Insel zum Christentum beschlossen. (Diese Ereignisse werden unten ausführlich unter ?Þingvellir erzählt.) Diesem Beschluss folgten Massentaufen (?Laugarvatn) und der Aufbau einer kirchlichen Machtstruktur. Im Jahr 1056 wurde in Skálholt, nicht weit von Þingvellir entfernt, Islands erster Bischofssitz gegründet. Im Jahr 1106 wurde dem südisländischen Bischofssitz in Skálholt ein eigenes Bistum für Nordisland gegenübergestellt, dessen Bischof seinen Sitz in Hólar hatte. Diese Struktur, wonach Island zwei Bistümer besaß, blieb für viele Jahrhunderte erhalten; erst in den Jahren um 1800 trat ein einziges (nun evangelisch-lutherisches) Bistum in Reykjavík an die Stelle der beiden Bistümer von Hólar und Skálholt. Heute sind beide Orte Sitz von Weihbischöfen. Teil der Etablierung kirchlicher Strukturen in Island war auch die Gründung einer Vielzahl von Klöstern. Die isländischen Klöster waren ein wichtiger Ort für die Abfassung mittelalterlicher Handschriften; damit spielten sie für die Kultur- und Literaturgeschichte Islands eine ganz zentrale Rolle. Wie auch in anderen protestantischen Ländern, kam das Klosterwesen jedoch auch in Island mit der Reformation um 1550 zu einem abrupten Ende. Die Reste isländischer Klöster sind an verschiedenen Orten archäologisch untersucht worden. Solche Ausgrabungen lassen sich heute etwa noch auf der Insel Viðey bei Reykjavík und vor allem im ostisländischen Skriðuklaustur besichtigen. Die Niederschrift von Sagas im Kloster: Bleiglasfenster in der Stadtkirche von Akureyri. Die große Zeit der isländischen Prosaliteratur, als die meisten der berühmten isländischen Sagas verfasst wurden, waren das 13. und 14. Jahrhundert – eben die Zeit, als Island sich dem Herrschaftsanspruch des norwegischen Königs unterwarf und damit seine Selbständigkeit verlor (1262). Die hochmittelalterlichen Sagas kommen trotz dieser späten Entstehungszeit...



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