E-Book, Deutsch, Band 3, 608 Seiten
Reihe: Die Elenium-Trilogie
Eddings Elenium - Die Rose aus Saphir
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-641-29367-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 608 Seiten
Reihe: Die Elenium-Trilogie
ISBN: 978-3-641-29367-3
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Endlich hält Ritter Sperber das Mittel in der Hand, mit dem er Königin Ehlana vor dem sicheren Tod bewahren kann – die Rose aus Saphir. Doch mit ihrer Rettung ist seine Aufgabe noch nicht abgeschlossen. Der Verräter, der Ehlana vergiftet hat, hat noch längst nicht aufgegeben. Da ihm die weltliche Macht durch Ehlanas Genesung verwehrt bleibt, greift er nach dem höchsten religiösen Amt. Damit wäre er nicht nur der Befehlshaber der riesigen Ordensheere, er wäre auch der direkte Vorgesetzte von Ritter Sperber selbst. Dieser muss ihn aufhalten – besonders als Sperber erkennt, dass selbst sein mächtiger Feind nur der Handlanger eines viel größeren Übels ist.
Die Elenium-Trilogie bei Blanvalet:
1. Der Thron im Diamant
2. Der Ritter vom Rubin
3. Die Rose aus Saphir
David Eddings wurde 1931 in Spokane im US-Bundesstaat Washington geboren. Während seines Dienstes für die US-Streitkräfte erwarb er einen Bachelor of Arts und einige Jahre darauf einen Master of Arts an der University of Washington. Bevor er 1982 seinen ersten großen Roman, »Belgariad – Die Gefährten«, veröffentlichte, arbeitete er für den Flugzeughersteller Boeing. Den Höhepunkt seiner Autorenkarriere erreichte er, als der Abschlussband seiner Malloreon-Saga Platz 1 der »New York Times«-Bestsellerliste erreichte. Im Jahr 2009 starb er in Caron City, Nevada.
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Prolog
Otha und Azash
Auszug aus:
Zusammengestellt von der Fakultät für Geschichte der Universität zu Borrata.
Nach der Invasion der elenisch sprechenden Völker aus den Steppen Mitteldaresiens im Osten wanderten die Elenier westwärts und verdrängten die Styriker, die den eosischen Kontinent dünn besiedelt hatten. Jene Stämme, die sich in Zemoch niederließen, waren Nachzügler, die ihren westlichen Vettern entwicklungsmäßig nicht das Wasser reichen konnten. Ihre Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur war primitiv, und verglichen mit den aus dem Boden schießenden Städten der im Westen entstehenden Reiche waren ihre Ortschaften archaisch. Zudem konnte man Zemochs Klima bestenfalls als unfreundlich bezeichnen, und die Lebensgrundlage war äußerst dürftig. Ein derart karges und raues Land bot wenig Anreiz für die Kirche, und so waren die Gemeinden mit ihren schlichten Gotteshäusern zum größten Teil ohne Seelenhirten, sodass die Zemocher schließlich einen religiösen Sonderweg beschritten. Da es in dieser Region nur wenige elenische Priester gab, die bei einer Verbrüderung mit den heidnischen Styrikern den Kirchenbann hätten verhängen können, kam es zur Vermischung religiöser Vorstellungen. Die einfachen elenischen Bauern erkannten, dass ihre styrischen Nachbarn durch ihre geheimen Künste beachtliche Vorteile erzielten. So war es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Abtrünnigen ungeheuerlich zunahm. Ganze elenische Ortschaften traten zum styrischen Pantheismus über. Tempel wurden für lokale Gottheiten errichtet, und die finsteren styrischen Kulte erlebten einen ungeahnten Aufschwung. Mischehen zwischen Eleniern und Styrikern wurden alltäglich, und gegen Ende des ersten Jahrtausends konnte Zemoch in keiner Weise mehr als rein elenische Nation betrachtet werden. Sogar die elenische Sprache hatte sich in Zemoch so sehr verändert, dass westliche Elenier sie kaum noch verstanden.
Es war im elften Jahrhundert, als ein junger Ziegenhirt aus dem Bergdorf Ganda in Mittelzemoch ein eigenartiges und wahrhaft welterschütterndes Erlebnis hatte. Während er in den Bergen nach einer verirrten Ziege suchte, stolperte der Junge, dessen Name Otha war, über einen verborgenen, völlig überwucherten Altar, der im Altertum von Anhängern einer der zahlreichen styrischen Kulte errichtet worden war. Auf dem Altar stand ein verwittertes Idol, dessen Züge kaum noch erkennbar waren. Als Otha sich von der anstrengenden Kletterei ausruhte, hörte er eine hohle Stimme, die ihn in der Sprache der Styriker fragte: »Wer bist du, Junge?«
»Ich heiße Otha«, antwortete der Junge stockend, während er sich an seine Styrischkenntnisse zu erinnern versuchte.
»Und du bist hierhergekommen, um mir zu huldigen, vor mir niederzuknien und mich anzubeten?«
»Nein«, entgegnete Otha mit ungewohnter Ehrlichkeit. »Ich bin hier, weil ich eine verlaufene Ziege suche.«
Nach einer langen Pause ertönte die hohle, erschreckende Stimme aufs Neue: »Was muss ich dir geben, damit du mir huldigst und mich anbetest? Seit fünftausend Jahren kam keiner deiner Art mehr zu meinem Altar. Ich hungere nach Anbetung – und nach Seelen.«
Otha war inzwischen überzeugt, dass die Stimme die eines anderen Ziegenhirten war, der sich über ihn lustig machen wollte. So beschloss er, den Spieß umzudrehen. »Oh«, sagte er gleichmütig, »ich möchte der König der Welt sein, ewig leben, tausend mannbare junge Mädchen haben, die alles tun, was ich von ihnen verlange, und einen Berg von Gold möchte ich – oh ja, und meine Ziege will ich auch wiederhaben.«
»Und bist du willens, mir für das alles deine Seele zu geben?«
Otha überlegte. Falls dies wirklich kein dummer Streich eines anderen Hirten, sondern ein ernsthaftes Angebot war, folgerte er, würde der Pakt ungültig sein, falls auch nur eine seiner unmöglichen Bedingungen nicht erfüllt würde.
»Na gut«, erklärte er sich mit einem Schulterzucken einverstanden. »Aber zuerst möchte ich, sozusagen als Vertrauensbeweis, meine Ziege sehen.«
»So wende dich denn um, Otha«, wies die Stimme ihn an, »und erschaue, was verloren war.«
Otha drehte sich um, und wahrhaftig, da stand die verirrte Ziege. Sie kaute müßig an den Blättern eines Busches und blickte Otha wie fragend an.
Otha war ein derber, zuweilen recht übler Bursche, der Gefallen daran fand, hilflosen Geschöpfen Schmerzen zuzufügen, boshafte Streiche zu spielen, zu stehlen und sich einsame Hirtenmaiden gefügig zu machen, wann immer sich eine gefahrlose Möglichkeit bot. Er war habgierig und verschlagen und hatte eine allzu hohe Meinung von seiner Klugheit.
Seine Gedanken überschlugen sich, während er die Ziege an den Busch band. Wenn diese geheimnisvolle styrische Gottheit eine verirrte Ziege herbeiwünschen konnte, wozu war sie sonst noch imstande? Dies war eine Gelegenheit, wie er sie nie mehr bekommen würde. »Also gut«, sagte er und täuschte Einfalt vor, »ein Gebet jetzt gleich, weil du die Ziege zurückgebracht hast. Über Seelen und Imperien und Reichtum und Unsterblichkeit und Frauen können wir uns später unterhalten. Aber zeig dich und sag mir deinen Namen!«
»Ich bin Azash, der mächtigste der Älteren Götter. Wenn du bereit bist, mir zu dienen und andere zu meiner Anbetung zu gewinnen, gewähre ich dir viel mehr, als du dir gewünscht hast. Ich werde dich erheben, und unvorstellbarer Reichtum soll dein sein. Du wirst die schönsten aller Maiden bekommen, ewig leben und Macht über die Welt der Geister haben, wie noch kein Mensch vor dir. Als Preis verlange ich deine Seele, Otha, und die Seelen jener anderen, die du mir bringen wirst. Erschaue nun mein Antlitz und erzittere.«
Die Luft um das Idol schimmerte, und Otha sah die wahre Form Azashs. Von Grauen erfüllt wich er vor dieser unerwarteten Erscheinung zurück und warf sich untertänig vor ihr zu Boden, denn im Grunde seines Herzens war Otha ein Feigling.
»Bete, Otha!«, forderte das Idol. »Meine Ohren hungern nach deiner Verehrung!«
»Oh, mächtiger … äh … Azash? Gott der Götter und Herr über die Welt, höre mein Gebet und empfange meine demütige Verehrung. Ich bin nichts als Staub vor deinen Füßen, und du erhebst dich wie ein Berg vor mir. Ich bete dich an, ich lobpreise dich und danke dir aus tiefstem Herzen, dass du mir diese elende Ziege zurückgebracht hast – die ich prügeln werde, bis sie nicht mehr stehen kann, wenn ich erst daheim bin.« Zitternd hoffte Otha, dass dieses Gebet Azash zufriedenstellte – oder ihn zumindest so weit ablenkte, dass er entkommen konnte.
»Ein gutes Gebet, Otha«, sagte das Idol, »für den Anfang. Mit der Zeit wirst du hoffentlich fantasievoller werden. Geh jetzt deines Weges und kehre am morgigen Tage zurück, dann werde ich dir Weiteres offenbaren.«
Als Otha mit seiner Ziege heimwärts zog, schwor er sich, nie mehr hierherzukommen, doch in der Nacht wälzte er sich schlaflos auf dem Strohsack in seiner schmutzigen Hütte herum, und vor seinem inneren Auge leuchteten Bilder von Reichtum und unterwürfigen jungen Frauen, mit denen er sich nach Belieben vergnügen könnte. »Schauen wir doch erst mal, wohin das führt«, murmelte er zu sich, als das Morgengrauen die ruhelose Nacht beendete. »Wenn es sein muss, kann ich immer noch weglaufen.«
Und so wurde ein schlichter zemochischer Ziegenhirt zum Jünger des Älteren Gottes Azash, eines Gottes, dessen Namen Othas styrische Nachbarn nicht einmal auszusprechen wagten, so groß war ihre Angst.
In den folgenden Jahrhunderten erkannte Otha, wie ungeheuerlich seine Versklavung war. Azash formte ihn geduldig vom demütigen Anbeter zum Meister ruchloser Riten und schließlich zum entmenschlichten Werkzeug. Der zuvor muntere, wenngleich häufig unfreundliche Ziegenhirt wurde mürrischer und finsterer, je mehr die gefürchtete Gottheit von seinem Geist und seiner Seele Besitz ergriff. Obwohl ihm ein halbes Dutzend Lebensalter und mehr beschieden waren, wurden seine Glieder dürr, während Wanst und Schädel anschwollen, sein Haar ausfiel und die Haut durch seine Abneigung gegen die Sonne fahlweiß welkte. Sein Reichtum wuchs unermesslich, doch er fand keine Freude daran. Er hatte ungezählte hingebungsvolle Konkubinen, doch ihre Reize ließen ihn kalt. Abertausende von Geistern und Kobolden und Kreaturen der Finsternis harrten seiner Worte, bereit, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, aber er brachte nicht einmal genügend Interesse auf, sie zu rufen. Zeuge von Qual und Tod zu sein, wurde sein einziges Vergnügen, und er genoss es, wenn seine Knechte zu seiner Ergötzung Schwachen und Hilflosen auf schreckliche Weise das Leben raubten.
Anfang des dritten Jahrtausends, nach Ablauf seines neunhundertsten freudlosen Lebensjahres, befahl Otha seinen unmenschlichen Knechten, den schlichten Altar Azashs zur Stadt Zemoch im nordöstlichen Hochland zu schaffen. Ein riesiges Abbild des Gottes wurde über diesem Altar errichtet und drum herum ein gewaltiger Tempel erbaut. Neben diesem Tempel – und durch ein labyrinthartiges Netz von Gängen mit ihm verbunden – stand Othas Palast, ganz mit Blattgold überzogen, mit Mosaiken aus Perlen, Onyx und Chalzedon verziert und von Säulen getragen, deren Kapitelle aus kunstvoll geschliffenen Rubinen und Smaragden bestanden. Dort ernannte er sich selbst zum Kaiser von ganz Zemoch. Die donnernde, wenngleich ein wenig spöttische Stimme Azashs schallte bestätigend aus dem Tempel und wurde vom schrillen Jubelgeheul unzähliger Dämonen begrüßt.
Eine grauenvolle Schreckensherrschaft nahm in Zemoch ihren Lauf. Sämtliche anderen Kulte wurden gnadenlos...