Echegaray | Der große Kuppler | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 58 Seiten

Reihe: Classics To Go

Echegaray Der große Kuppler


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98744-541-5
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 58 Seiten

Reihe: Classics To Go

ISBN: 978-3-98744-541-5
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das Drama ?Der große Kuppler? bezieht sich nicht ? wie man glauben mag ? auf einen einzelnen Mann, sondern bezieht sich auf die sog. Vornehme Gesellschaft, in der sich der Protagonist des Stückes, der Bankier Don Julian, zu bewegen beliebt. Einige Personen dieser sog. feine Gesellschaft intrigieren gegen den Bankier und verbreiten das Gerücht, des Bankiers Frau habe ein Verhältnis zu einem Jüngeren. Mit der Zeit tut das Gift der Verleumdung seine Wirkung und Don Julian verliert die Beherrschung. (Amazon)

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Erster Auftritt
Ernesto allein Ernesto sitzt in großer Unruhe hinter dem Mitteltisch, blickt nachdenklich vor sich hin, versucht zu schreiben, doch wirft er bald die Feder fort Nein! Das war es nicht, das ist es wieder nicht! Ich kann meine Gedanken nicht zum Ausdruck bringen! Wahrhaftig, man könnte toll werden! Ich sehe meinen Stoff, er lebt, er bewegt sich, ich sichte ihn, doch wenn ich ihn fassen, ihn auf das Papier bringen will, verflüchtigt er sich; er schwindet mir unter den Händen, er zerfließt in nichts. Er steht auf Dieser unermeßliche Abgrund zwischen Wollen und Vollbringen! Pause Wie oft bin ich in ruhigen, glücklichen Stunden in diesem Zimmer auf und ab gegangen, Pläne im Kopf, klopfenden Herzens, mit heißer Stirn, während ich vor mir in nebelhaften Umrissen die sonderbarsten Gestalten sah. Und nach ihrer kaum vernehmbaren Stimme glaubte auch ich ein Dichter zu sein. Wie war ich von einer beständigen Furcht gequält, daß mir diese Traumbilder entwischen könnten, wie griff ich zur Feder, um diesen Gestalten eine feste Form zu geben, wie sehr ängstigte ich mich, diese Stimmen zum Sprechen zu bringen. Er geht sinnend auf und ab Oh, diese Ohnmacht der Ausführung! Mit jedem Federstrich gestaltete ich meine Gedankenbilder anders. Nicht mein Wollen, nicht das, was ich gesehen und gehört hatte, schrieb ich nieder. Es waren Worte, Worte, nichts als Worte! Er bleibt am Fenster links stehen Und wenn man verzweifelt, wenn es geschieht, daß zwischen Eingebung und Ausführung die Gedanken erlahmen und absterben, dann wagen jene sich heran, die es besser wissen wollen – die Nörgler –, um einem zu sagen: du bist noch zu jung, zu erregt, du mußt austoben! Du mußt warten, der Most gärt noch zu stark, erst in Jahren wird er guter Wein. Er lacht bitter In Jahren – ja, ja –, wenn die Kraft erlahmt und die Jugend dahin ist. Den Ton ändernd Und dennoch, ich muß es versuchen, es muß mir gelingen. Er will sich wieder an den Mitteltisch setzen. Teodora Garagarza, vornehme, elegante Erscheinung, erscheint in Theatertoilette, einen Schleier über dem Kopf, ein Cape um die Schultern, in der offenen Mitteltür unter der Portiere. Zweiter Auftritt Ernesto, Teodora zu seiner Linken Teodora auf der Schwelle Darf ich eintreten? Ernesto wendet sich lebhaft um Teodora! Teodora Ihre Tür war nicht geschlossen, ich sah Licht bei Ihnen und komme, Ihnen einen guten Abend zu sagen. Doch Sie arbeiten, da will ich nicht stören und wünsche Ihnen nun eine gute Nacht. Sie wendet sich zum Gehen. Ernesto Aber nein! Sie stören mich nicht im geringsten. Ich wollte arbeiten, doch mir fiel wieder einmal nichts ein. Aber wo ist denn Ihr Mann? Teodora tritt an Ernesto vorüber vor den Spiegel rechts und legt Schleier und Cape ab. Ernesto ist ihr behilflich Er ist noch auf einen Augenblick zu seinem Bruder hinaufgegangen. Irgendeine wichtige, eilige Angelegenheit. Er wird sich nicht lange aufhalten. – Also nichts zustande gebracht? Dann hätten Sie besser daran getan, mit uns ins Theater zu gehen. Ernesto lächelnd Habe ich denn soviel versäumt? Teodora scherzend Das nicht. Es war wie gewöhnlich: weder gut noch schlecht. Ernesto führt sie zur Causeuse vor dem Mitteltisch, Teodora nimmt dort Platz. Ernesto geht um den Tisch und setzt sich auf den großen Stuhl hinter dem Mitteltisch Nun also? Wie war's? Teodora zögernd Hätten Sie uns begleitet, wäre ich der Mühe enthoben gewesen, unseren Freunden und Bekannten, die uns in der Loge aufsuchten, zu begründen, weshalb Sie zu Hause geblieben sind. Ernesto ernst Interessiert man sich wirklich ein wenig für mich? Teodora etwas verlegen, mit dem Fächer spielend Wir erregen oft mehr Interesse, als wir denken, und vielleicht auch mehr, als wir verdienen. Es war ein unausstehliches Gefrage. Sie ahmt im folgenden die Stimmen und die Art der Fragenden nach ›Nun, gnädige Frau‹, wichtig sagte die eine, ›allein hier? Wo ist Ernesto‹? ›Zu Hause, er arbeitet.‹ ›Ernesto‹, höhnisch fragte der zweite, ›Ihr liebenswürdiger, unzertrennlicher Begleiter ist doch nicht krank?‹ ›Gott sei Dank, nein, er sitzt zu Hause und arbeitet.‹ Und endlich ein Dritter, mit komischer Würde der witzig sein wollte, schwang sich zu den Worten auf: ›Die Sonne ohne ihren Schatten?‹ Ich bilde mir natürlich bei meiner gewohnten Bescheidenheit ein, heiter daß ich die Sonne bin und Sie der Schatten sind. Ernesto macht eine abwehrende Handbewegung Und so kam einer nach dem anderen. Schließlich verlor ich die Geduld, und als sie das bemerkten, lächelten sie so sonderbar, daß ... sie hält inne Doch sprechen wir von etwas Anregenderem als von diesen rücksichtslosen Leuten. Pause, dann schnell Von Ihrem Drama. Ernesto Das finden Sie anregender? Und ich soll davon sprechen? Alles ist noch ein unklares Durcheinander, wüst und dunkel. Doch ich werde mich zur Klarheit durcharbeiten. Was ich höre und sehe, scheint mit der Idee meines Stückes in unmittelbarer Verbindung zu stehen, selbst die Äußerungen dieser unerträglichen Streber, die, wie Sie selbst gehört haben, sich über mich so sorgfältig und eingehend erkundigten. Bitter Ich glaube, sie alle werden eine Rolle, eine Hauptrolle in meinem Drama spielen. Teodora neugierig So haben Sie also Ihren ersten Entwurf geändert? Ernesto Wieso? Teodora Sagten Sie uns nicht, der Grundgedanke Ihres Stückes sei aus Dantes Hölle, die Begebenheit der Francesca da Rimini? Ernesto unbefangen Ja und nein. Diese Begebenheit wird nicht mehr die Grundlage meines Werkes bilden, aber mit ihr im engsten Zusammenhang stehen. Teodora Dann habe ich mich also unnötig bemüht. Ich gestehe offen, daß ich nach Ihrer gestrigen Äußerung jene Stelle in der Göttlichen Komödie zum erstenmal gelesen habe, und es beschämt mich, sie nicht völlig verstanden zu haben. Ernesto lächelt Sie lächeln über meine Schwerfälligkeit? Ernesto Gewiß nicht. Ich nehme sogar an, daß der größte Teil meiner Zuhörer – wenn ich überhaupt welche haben werde – nicht wissen wird, um was es sich handelt. Ich werde deshalb meinem Drama einige Strophen hinzufügen, die diese Stelle aus der Hölle wiedergeben und alles klären. Teodora erhebt sich Haben Sie diese Strophen zur Hand? Ernesto ist ebenfalls aufgestanden, geht nach dem Bücherschrank rechts hinten und entnimmt ihm ein Buch Ja, gewiß. Langweilt es Sie auch nicht? Teodora schüttelt lachend den Kopf Ich habe als Motto Dantes Worte gewählt: ›Quel giorno piu non vi leggemo avante‹, ›An jenem Tage lasen wir nicht weiter‹, und habe es ›Galeoto‹ genannt. Teodora setzt sich auf den Sessel vor dem Kamin rechts Lesen Sie mir die Verse vor, bitte! Ernesto steht mit dem Buch vor ihr. Teodora verfolgt aufmerksam jede seiner Bewegungen. Die im Kamin lodernde Flamme beleuchtet die Gruppe. Ernesto liest So lasen sie zur Kurzweil die Legende;
Sie ahnten nicht, daß der Gefühle Drang
Durch Liebesgluten – stärker und behende
Als sie's gedacht – den schwachen Geist bezwang. Im wachen Traume, der erfreut den Schläfer
Und in sein Herz dringt – das zu springen droht
Vor Lust und Wonne –, irrt umher der Schäfer:
Von treuer Lieb' gefesselt Lanzelot! Ginevra liebt dich, sprach's in ihm mit Beben.
Wie blöde bist du, Armer, hast kein Wort!
Genieß' in dieses Weibes Bann dein Leben,
Was sie dir bietet, folg' ihm fort und fort! Da war ein andrer, Höherer am Orte
Für den verschüchterten, verliebten Mann,
Der stillgeschäftig öffnete die Pforte,
Der unerwartet brach den schwachen Bann! Zu dieser wonnevollen, süßen Stunde
Der Mittler König Galeoto war,
Der gern gefällig zu dem Herzensbunde
Vereinigte die beiden ganz und gar. Er rieb sich seine Hände, schlich von hinnen,
Als er die zwei Verliebten einig fand,
Als sich die schönste aller Königinnen
Und Lanzelot in Liebesqualen wandt. Wie er erschauert, seiner selbst nicht mächtig,
Der Ritter kühn, in heißer, toller Glut:
Das war die Sünde! Jetzt war er verdächtig!
Er neigt sich zu ihr, Lipp' auf Lippe ruht! Auch sie umfing ihn minniglich und heiter,
Es traf ihn glühend ihr verliebter Blick! –
An jenem Tage lasen sie nicht weiter,
Das Buch verkuppelte sie dem Geschick. Pause Teodora flüstert vor sich hin ›An jenem Tage lasen sie nicht weiter.‹ Sie trocknet sich mit ihrem Tuch die brennenden Lippen. Pause. Plötzlich erwacht sie wie aus einem Traum Ah, nun verstehe ich. Aber welche Beziehung besteht zwischen Galeoto und Ihrem Stück? Ernesto Galeoto ist die Hauptperson. Ohne seine Gelegenheitsmacherei wäre die Königin Ginevra...



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