E-Book, Englisch, Deutsch, Band 1, 244 Seiten
E-Book, Englisch, Deutsch, Band 1, 244 Seiten
Reihe: Zeitschrift für Hochschulentwicklung Jg. 18
ISBN: 978-3-7578-6887-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Martin EBNER2 (Graz), Markus KOSCHUTNIG-EBNER (Graz), Florian RAMPELT (Berlin), Sebastian SERTH (Potsdam), Thomas STAUBITZ (Potsdam), Alexander VON STETTEN (Bamberg), Max THOMAS (Potsdam) & Andreas WITTKE (Lübeck) Metastandard für den internationalen Austausch von MOOCs – der MOOChub als erster Prototyp
Zusammenfassung Der MOOChub ist eine Webseite, die weit über 700 Massive Open Online Courses (MOOCs) aus dem deutschsprachigen Raum von insgesamt neun unterschiedlichen Partner:innen listet. Damit eine solche Seite automatisiert aufgebaut werden kann, ist es notwendig, dass alle Partner:innen die Metadaten der Kurse in gleicher Weise beschreiben und verfügbar machen. Dieser Artikel beschreibt zunächst die Entstehung der Idee eines gemeinsamen Standards und wie dieser im Anschluss entwickelt worden ist.
Das Ergebnis ist einerseits ein off en lizenzierter Quasi-Standard, der sich an üblichen Standards orientiert, und ein erster Prototyp, der sogenannte MOOChub, auf dem nun alle Kurse auffi ndbar und durchsuchbar sind. Abschließend wird über die nächsten möglichen und auch notwendigen Entwicklungen berichtet, die die Schnittstelle weiter optimieren sollen. Schlüsselwörter Standard, Schnittstelle, Massive Open Online Courses, Metadaten, Website A metastandard for the international exchange of MOOCs – the MOOChub as an initial prototype Abstract The MOOChub is a website that lists well over 700 Massive Open Online Courses (MOOCs) from German-speaking countries from a total of nine different partners. In order to build such a site automatically, all partners must describe and publicly offer the metadata for their courses in the same way. This article describes the genesis of the idea of a common standard and how it was subsequently developed. The result is an openly licensed, de-facto standard based on common existing standards, as well as an initial prototype, the MOOChub, where all parnters’ courses can now be searched and found. Finally, this paper outlines the next possible and necessary developments that will further optimise the interface. Keywords standards, interfaces, Massive Open Online Courses, metadata, website 1 Der MOOChub
Der MOOChub ist eine Plattform, welche alle deutschen und österreichischen MOOC-Plattformen den Benutzer:innen zugänglich macht. Ziel des MOOChub ist es, den Lernenden einen plattformübergreifenden Überblick über das gesamte Kursangebot zur Verfügung zu stellen. Die Entstehung des MOOChub geht auf zwei fast parallele Aktivitäten zurück. So entstand 2015 die Idee zwischen der TH Lübeck (MOOC-Plattform oncampus, vormals mooin) und der TU Graz (MOOC-Plattform iMooX), MOOCs gegenseitig nutzbar zu machen. Beide Plattformen waren Open Educational Resources (OER) sowie der freien Zugänglichkeit von Online-Kursen verschrieben und so sah man eine gute Möglichkeit, die gegenseitige Aufmerksamkeit zu erhöhen, indem man die Angebote des jeweiligen Partners auf seiner Webseite listet. Auch experimentierte man mit der Möglichkeit, einen Online-Kurs gleichzeitig auf beiden Plattformen anzubieten (EBNER et al., 2016a) (EBNER et al, 2016b). Parallel entstand das Projekt mammooc zwischen dem Hasso-Plattner-Institut (MOOC-Plattform openHPI) sowie der SAP (MOOC-Plattform openSAP), um das wachsende Kursangebot miteinander zu verknüpfen und Lernenden eine übergreifende Möglichkeit zum Suchen und Verwalten ihrer Kurseinschreibungen anzubieten. Neben den Kursen beider Plattformen wurden MOOCs weiterer Anbieter (etwa von Coursera, edX oder FutureLearn) über proprietäre Schnittstellen mit in den Kurskatalog aufgenommen. In Kooperation mit der TH Lübeck kam schließlich Anfang 2017 erstmals das im Projekt mammooc entwickelte, anbieterunabhängige Austauschformat für Kursdaten zum Einsatz. Auf Basis dieser ersten Vorprojekte und Überlegungen trafen sich 2020 alle großen deutschsprachigen MOOC-Plattform-Betreiber, um über plattformübergreifende Angebote zu sprechen. In einem regelmäßigen Austausch wurde darüber diskutiert, wie Lernenden ein gemeinsames, plattformübergreifendes Angebot zur Verfügung gestellt werden kann. Dieses Unterfangen war aus mehreren Gründen nicht ganz trivial: Die Plattformen haben unterschiedliche Betreiber und Betreibermodelle, unterschiedliche Zielgruppen, unterschiedliche Themen und vor allem auch unterschiedliche technische Infrastrukturen. Es war zunächst wichtig, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und mögliche Ziele gemeinsamer Aktivitäten zu definieren. Als Ergebnis einigten sich die Gründungsmitglieder – namentlich die TH Lübeck (Plattform mooin/oncampus), das Hasso-Plattner-Institut (Plattform openHPI), der Stifterverband (Plattform KI-Campus), die Virtuelle Hochschule Bayern (Plattform OPEN vhb) und die TU Graz (Plattform iMooX) – eine Aggregator-Plattform zu betreiben, auf der die kostenfreien, offenen Online-Kursangebote aller Partner zu finden sind. Nach und nach wurde dieser Aggregator in die Tat umgesetzt und wird heute unter dem Namen MOOChub (Leitung: TU Graz) betrieben. Die definierten Leitprinzipien des MOOChub sind: Gemeinsamer regelmäßiger Austausch und Kooperation zur Stärkung der Bildung Offenheit von Bildungsangeboten Interoperabilität, angelehnt an die Groningen Declaration3 Qualität Lebenslanges Lernen Erreichung von Zielen des Bologna-Prozesses durch digitale Technologien Daraus wurden folgende Ziele abgeleitet: Sichtbarmachung der Bildungsangebote durch eine Übersicht aller verfügbaren Online-Kurse (MOOC-Angebote) der Partner Gemeinsame Authentifizierung der Lernenden über die Plattformen hinweg Austausch zu Standards und Rahmenbedingungen zur Unterstützung der Anerkennung und Anrechnung digitaler Bildungsangebote im hochschulischen und beruflichen Bereich Schaffung von technischen Standards sowohl auf Ebene der Plattformen als auch deren Schnittstellen miteinander Schaffung von standardisierten Prozessen und Workflows Gemeinsame Qualitätsstandards für digitale Bildungsangebote Bündelung der Ressourcen und damit Schaffung eines nachhaltigen Bildungsangebots Aktuell ist bereits das erste dieser Ziele mit dem gemeinsamen Kurskatalog auf der MOOChub-Plattform umgesetzt. Hierzu war es notwendig, ein gemeinsames Kurskatalogformat für die Beschreibung der Online-Kurse zu entwickeln. In dieser Publikation wollen wir dieses Kurskatalogformat sowie dessen Entwicklung und seine Anwendung vorstellen. Abschließend werden die bisherigen Erfahrungen und mögliche weitere Schritte diskutiert. Zusätzlich zur Nutzung des Kurskatalogformats durch die MOOChub-Plattform und die darauf vertretenen Kursanbieter sind auch weitere Anbieter und Aggregatoren eingeladen, dieses Format zu nutzen. Neben den bereits genannten Gründungsmitgliedern wurden später die ebenfalls kostenfreien und offen zugänglichen Kursangebote der Plattformen openSAP, LERNEN.cloud und eGov-Campus in den MOOChub-Katalog aufgenommen. Auf der Aggregatorenseite nutzen der Open Educational Resources Search Index (OERSI)4 sowie der Kompetenznavigator Schleswig-Holstein5 das Kurskatalogformat, um Kurse der verschiedenen MOOC-Plattformen in ihren Katalogen zu listen. Der OERSI wird betrieben von der Universitätsbibliothek der Leibniz Universität Hannover und dem Hochschulbibliothekszentrum von Nordrhein-Westfalen. Der Kompetenznavigator ist ein Projekt des Verwaltungslabors an der Zentralen Einrichtung für Angewandte Forschung (ZEAF) der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung in Schleswig-Holstein. Weitere Gespräche mit anderen Anbietern und Aggregatoren werden regelmäßig geführt und wir sind jederzeit offen für einen Austausch mit Interessenten. 2 Bestehende Metadatenformate für Lernressourcen
Am Anfang der Entwicklung eines gemeinsamen Kurskatalogformats zur einfachen Bereitstellung der Kursmetadaten der MOOC-Plattformen stand die Analyse bestehender Metadatenformate für Lernressourcen. Die beiden wichtigsten und am weitesten verbreiteten Standards für diese Aufgabe sind der IEEE Standard for Learning Object Metadata (LOM, Fassung 2020), welcher auch Teil des Sharable Content Object Reference Model (SCORM, 2004) ist (RENSING, 2013), und der etwas modernere, communitybasierte Ansatz mit schema.org6. Neben der Analyse der Standards wurde verglichen, wie die Partner und andere bekannte MOOC-Plattfor-men die Metadaten ihrer Kurse zur Verfügung stellen und welche Standards dabei genutzt werden. Es zeigte sich früh, dass es zwar bisher keinen einheitlichen Ansatz gab, aber durchaus ein großes Interesse der Plattformen an einem standardisierten Austauschformat bestand. Frühe Forschungsarbeiten an einem MOOC-Aggregator haben dabei bereits 2015 die Schwierigkeiten benannt und die Bandbreite – von Linked Data bis hin zum Verarbeiten der gerenderten Webseite – bei der Sammlung von notwendigen Daten gezeigt (KAGEMANN & BANSAL, 2015). Den Forschenden zufolge war etwa erst einige Zeit...