E-Book, Deutsch, 216 Seiten
Dvorak A Hetz und a Gaudi
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-902998-97-2
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
So lachen und schimpfen die Österreicher
E-Book, Deutsch, 216 Seiten
ISBN: 978-3-902998-97-2
Verlag: Amalthea Signum
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Allerneueste »Sternstunden des Humors«. »Gute Witze leben ewig« ist das Motto des neuen Buches von Felix Dvorak. Diesmal untersucht der Meister des österreichischen Humors unter anderem den Wortschatz der Österreicher und bietet ein skurriles Lexikon der ordinärsten Wiener Schimpfwörter wie Arschkappelmuster oder Ohrwaschelkaktus, die gar nicht von Arthur Schnitzler stammende Szene »Weihnachtseinkäufe «, einen Auszug aus der Prominenten-Biografie »Der Mann ohne alle Eigenschaften«, die Horror-Kurzkrimis »Kidnapping« und »Die Nacht des Grauens« sowie drei neue, umwerfend komische Abenteuer des typischen Wieners namens Schreferl. Im Kapitel »Alt, aber gut« präsentiert er seine ganz persönliche Auswahl der neuesten alten Witze sowie viele andere zwerchfellschädigende Lachkanonen.
Mit zahlreichen Abbildungen
Felix Dvorak, Prof., Jahrgang 1936, Schauspieler und Regisseur an den großen Theatern Wiens. 22 Jahre Intendant der Festspiele Berndorf, zwölf Jahre der Komödienspiele Mödling und sechs Jahre des Schloss Weitra Festivals. Mit seinen einmaligen Sprachparodien gab er Gastspiele von Kopenhagen bis Paris, von Kairo bis Las Vegas. Er gewann mit seinen TV-Shows mehrmals beim Internationalen Fernsehfestival in Montreux und wurde in den USA für den Auslands-Emmy-Award nominiert. Vom vielfach ausgezeichneten Autor Felix Dvorak gibt es 14 Bücher, über 30 Theaterstücke, zahlreiche Ton- und Bildträger und unzählige TV-Drehbücher. Zuletzt bei Amalthea erschienen: »Sternstunden des Humors« (2010), »Überlebenslauf« (2011) und »Wer zuerst lacht, lacht am längsten« (2013).
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Gschamster Diener.
Wiener Ausdruck für »Gehorsamster Diener«
Es gab und gibt in manchen Ländern Hofschranzen, Hofgänger, Hoflieferanten, Hofmeister, Hofnarren, Hofmarschalle und Hofhunde, aber nur in Österreich gibt es Hofräte. Anno 1765 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart seine ersten drei Sinfonien, und die 1441 Räume von Schloss Schönbrunn bekamen eine zeitgemäße Rokoko-Ausstattung. Zur gleichen Zeit wurde im Zuge einer Verwaltungszentralisierung der Beamtentitel »Hofrat« eingeführt. Im Jahr 1850 erließ der 20-jährige Kaiser Franz Joseph zwar viele neue Gesetze, aber aus unerfindlichen Gründen schaffte er den Titel Hofrat ab. Als aber dann im Weltausstellungsjahr 1873 die Wiener Börse ihren »Schwarzen Freitag« erlebte, wurde als Ausgleich der »Hofrat« wieder eingeführt. 1918 wurde der »Kaiser« abgeschafft, aber der Titel Hofrat blieb bestehen. Und seine Bedeutung wurde durch die Schaffung des »Wirklichen Hofrats« und des »Vortragenden Hofrats« erweitert. Was die Schaffung der Titel »Unwirklicher Hofrat« und »Nachtragender Hofrat« betrifft, konnte sich die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst noch nicht durchsetzen. Strittig ist für die GÖD auch die brennende Frage, ob der Leiter der musikalischen Abteilung des Hof- und Kammerarchivs den Titel Hofrat oder Kammersänger tragen soll. Der Titel Hofkammerrat wäre ja ebenso divergent wie Kammerhofrat. Es gibt aber in Österreich sehr viele Kammerräte und auch noch wenige Hofsänger. Wie es zu der Sache »Gschamster Diener, Herr Hofrat« gekommen ist, will ich im Folgenden berichten. Josef Bemasel besuchte einige Jahre mit mir gemeinsam eine Schulklasse. Immer saß er vorne, in der ersten Reihe, dort, wo sich die Pädagogen ihre besten Zuchtobjekte hinsetzen. Josef Bemasel war aber deswegen nicht unbeliebt bei seinen Schulkameraden, denn es gab nie eine Enttäuschung, wenn man von ihm abschrieb. Außerhalb des Lehrbetriebes fiel er nicht weiter auf, er war nicht sehr sportlich, aber er galt als recht witziger Vogel, weshalb ich mich immer wunderte, wenn er über die ödesten Witzeleien unseres Lehrers als Einziger in der Klasse schallend lachte. Irgendwann verlor ich ihn aus den Augen und erfuhr durch Zufall, dass Josef Bemasel seinen Dr. jur. gemacht hatte und als solcher Beamter geworden war. Obwohl Bemasel nie einer Partei angehörte, avancierte er im Laufe der Jahre im Ministerium vom Kommissär zum Oberkommissär und schließlich sogar zum Oberrat. Das blieb er jahrelang, und er galt als der fähigste Beamte seines Ressorts. Er war der Erste im Büro und der Letzte, der am Abend das Ministerium verließ. Josef Bemasel nahm sich die Arbeit mit nach Hause und verrechnete keine Überstunden, was zu schlechter Letzt seiner Ehe nicht guttat. Als eines Tages ein neuer Ressortleiter bestellt und damit zum Hofrat ernannt wurde, kam jedoch trotz seines Wissens und seines Eifers nicht er zum Zug, sondern ein unscheinbarer Beamter aus einer ganz anderen Fachgruppe, welcher notgedrungen auch auf die kleinsten Ratschläge von Herrn Oberrat Bemasel angewiesen war. Der neue Ressortleiter und Hofrat entschuldigte sich bisweilen sogar bei seinem Mitarbeiter Bemasel für seine Fachunkenntnis und begründete diese mit der totalen Inanspruchnahme durch seine unzähligen politischen Funktionen. So verging ein Jahr. Der neue Hofrat war zwar noch immer nicht eingearbeitet, aber er dankte Bemasel durch eine unüberbietbare Dienstbeschreibung, die er ihm auch persönlich vorlas. Dabei erhob sich der Hofrat hinter seinem Schreibtisch, legte seinem Mitarbeiter die Hand auf die Schulter – eine fast ritterliche Geste – und meinte: »Herr Kollege, es ist ja jammerschade, dass Sie es mit Ihrer Tüchtigkeit noch nicht weiter gebracht haben. Ich aber habe nun eine Lösung für Sie gefunden. Ich werde meiner Partei vorschlagen, Sie in die Nachbarsektion zu versetzen, denn dort besteht in spätestens ein, zwei Jahren die Möglichkeit, Sie auf die Position des Hofrats Zapletal nachrücken zu lassen, den wir in die Frühpension schicken werden. Voraussetzung, lieber Herr Kollege, ist natürlich (und nun wurde sein Ton formell), das werden Sie ja verstehen: Also Mitglied müssen Sie schon in der Partei werden! Aber das ist ja nur eine Formsache, nicht wahr?« Josef Bemasel war sehr berührt, und da es sowieso schon zwei Stunden vor Dienstschluss war, sagte der Hofrat: »Gehn S’ doch, Herr Kollege, heute früher nach Haus, trinken Sie auf mein Wohl ein Flascherl Wein und verscheuchen Sie Ihre Bedenken – für Ihre jetzige Position haben wir schon einen fähigen Nachfolger. Einen erstklassigen jungen Mann. Einen aus der Riege der fähigsten Nachwuchskräfte unserer Partei!« Josef Bemasel verließ daraufhin, zum ersten Mal, seit er Beamter geworden war, so früh das Ministerium, setzte sich zum Heurigen und sinnierte. Am nächsten Tag rief Bemasel in seinem Büro an und ließ ausrichten, dass er noch Besorgungen für das Ministerium zu erledigen habe, und erschien erst vor Mittag im Haus. Er schleppte eine riesige, unförmige Rolle und einige Schachteln in sein Zimmer und sagte seiner Sekretärin, er wolle für einige Zeit nicht gestört werden. Als diese aus der Mittagspause zurückkam, war die Türe zu Bemasels Büro sperrangelweit offen, und mit großer Verwunderung sah sie einen roten Kokosläufer, der vor einem reich mit Plastikblumen geschmückten Porträt des Vorsitzenden der Regierungspartei endete. Davor kniete Josef Bemasel, der ihr zurief: »Frau Regner! Komm Sie her!« Unsicher näherte sich Frau Regner dem Herrn Oberrat. Dann hörte sie ihn plötzlich flüstern: »Knie Sie nieder.« »Bitte?« »Sie soll sich neben mir niederknien!« Frau Regner hatte nicht gerade eine Mannequinfigur, was ja auch nicht in ihrem Dienstvertrag als Bedingung enthalten war. Sie konnte schnell am Computer tippen, in Steno war sie hausintern Rekordhalterin – aber in Bodengymnastik tat sie sich schwer. So musste Bemasel abermals die Aufforderung – »Knie Sie nieder« – aussprechen, bis Frau Regner sich aufs Mühevollste niederließ. Nun hatte sie, nicht nur wegen der ungewohnten Turnübung, einen roten Kopf. Auch Bemasels Aufforderung gab ihr zusätzlich Farbe. Fast unhörbar flüsterte er nun: »Jetzt sage Sie laut und deutlich zu mir: ›Gschamster Diener, hochverehrter Herr Hofrat.‹« »Wie bitte?« »Sie soll mich jetzt grüßen. Sage Sie: ›Gschamster Diener, hochverehrter Herr Hofrat.‹« Stockend und ebenfalls flüsternd kam es aus Frau Regners Mund: »Gschamster … Diener …, hochverehrter Herr Hofrat.« Bemasel würdigte sie keines Blickes, als er wieder flüsterte: »Ich habe darum gebeten, dass Sie es laut und deutlich sage.« Bemasel hob nun den Kopf aus seiner Meditationsposition, wies auf das blumengeschmückte Porträt des Parteivorsitzenden an der Wand und hauchte: »Er will es so.« Frau Regner wich urplötzlich die ganze schöne rote Farbe aus dem Gesicht, und sie begann: »Gschamster …« »Viel lauter«, murmelte der Oberrat. Frau Regner holte tief Luft und sagte nun laut und deutlich: »Gschamster Diener, hochverehrter Herr Hofrat!« Zum ersten Mal an diesem denkwürdigen Vormittag sah sie nun Bemasel an, und dieser antwortete ebenso laut: »Grüß Gott, Frau Regner!« Danach erhob sich Bemasel, setzte sich hinter den in die Ecke gerückten Schreibtisch und sah, als wenn nichts geschehen wäre, mit Frau Regner die Post durch. Als er den letzten Akt unterschrieben hatte und ihn seiner Sekretärin zurückgab, flüsterte er wieder: »Beim Hinausgehen grüßen Sie mich mit: ›Küss die Hand, hochverehrter Herr Hofrat!‹ Aber sehr laut bitte.« Frau Regner, die während des Routinevorgangs der Postsichtung ihre Fassung wiedergefunden hatte, erschrak aufs Neue, aber sie grüßte bei der Türe folgsam mit: »Küss die Hand, hochverehrter Herr Hofrat!« »Danke, Frau Regner«, bekam sie zurück. Der Erste, dem die Sekretärin das soeben Erlebte erzählte, war auch der Erste, dem sie begegnete. Oberkommissar Hirsch, einer der fähigsten Mitarbeiter Bemasels, wollte sich sogleich selbst ein Bild machen. Er klopfte an die Türe von Bemasels Büro … Und es ertönte ein: »Man kann eintreten!« Er trat ein, bemerkte sofort die Veränderung des Raumes und sagte wie immer: »Guten Tag, Herr Doktor!« Bemasel winkte Hirsch zu sich heran und flüsterte:...