Dupien / Mederacke | In Blut und Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

Dupien / Mederacke In Blut und Liebe

Horror-Kurzgeschichten
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944729-37-4
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Horror-Kurzgeschichten

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

ISBN: 978-3-944729-37-4
Verlag: Amrun Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In Blut geschrieben Herzensblut ist jedes Wort Gedankengut, das mit Liebe wurd gewählt, das mit Liebe uns erzählt.

Von Gefahren und von Leid, Von dem was geht, von dem was bleibt.

Erzählungen von Constantin Dupien, dem Herausgeber der preisgekrönten "Mängelexemplar"-Reihe.

Illustriert von Melanie Stoll und Julia Takagi, mit Einleitungen von Vincent Voss.

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Remember the Alamo!         Mexikaner! Sie kommen. Die alte Missionsstation an den Ufern des San Antonia Rivers. Alamo. Gute zweitausendfünfhundert Fuß von Bexar entfernt. Die letzte Festung in der Verteidigungslinie. General Houston braucht Zeit für den Rückzug. Der brüchige Lehm lässt die einst robusten Mauern bröckeln. Ein Zeichen? Müssen den Wall verstärken. Errichten Holzpalisaden und füllen diese mit Erde auf. Die Männer schwitzen, obwohl es draußen friert. Verdammter Winter. Wieso schickt der verrückte Mexikaner seine Truppen in der kältesten Jahreszeit? Haben nicht damit gerechnet. Werden überrascht. Die Soldados nehmen Bexar ein, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben. Hissen ein blutrotes Banner im Glockenturm des Dorfes. Eine Drohung: keine Gnade mit den Aufständischen. Keine Gnade mit uns. Wir stehen auf den Mauern des improvisierten Forts. Überblicken das Tal mit den unzähligen Pappeln. Im Sommer tragen sie grüne Blätter und spenden Schatten. Im Winter nicht. Erblicken den Feind. Antonio López de Santa Anna. Sein Silberschmuck spiegelt sich im kalten Sonnenlicht. Lädt ein, loszufeuern. Zweitausendfünfhundert Fuß. So weit reicht die Kentucky Long Rifle von Davy Crocket nicht. Auf fünfhundert, vielleicht sogar sechshundert Fuß schießt er einem das Auge aus. Nicht auf zweieinhalbtausend. Die rote Fahne. Keine Gnade, wenn wir uns nicht ergeben. „Feuer!“, befiehlt Lieutenant Colonel William Travis. Ein Schuss aus der Zwölf-Pfund-Kanone ist die Antwort auf Santa Annas Geheiß zur Aufgabe. Travis und Jim Bowie befehligen uns. 140 tapfere Männer. Bowie ist Realist. Weiß, dass wir keine Chance haben. Schickt einen Boten zu den Mexikanern. Will verhandeln. ‚Gebt auf oder sterbt‘, schreibt Santa Anna. Lieber sterben wir. Für unser Land. Für die Freiheit. Für Texas. Sind die Tejanos loyal? Sie wollen das Land. Aber sind sie auch bereit, dafür im Kampf zu fallen, gegen ihren eigenen Stamm? Die Frauen und Kinder bereiten mir Sorgen. Vierzehn sind es, untergebracht in der Kapelle. Jammern und beten. Neben sich das Schießpulver und unsere Nahrungsvorräte. Essen. Wir verfügen über genügend Rind und Korn, um die Belagerung zu überstehen. Sind guten Mutes. Für Texas!   Zwölf Tage sind vergangen. Ein Dutzend Nächte, in denen keiner von uns die Augen schließen konnte. Das andauernde Sperrfeuer der Mexikaner hallt wie ein nicht enden wollendes Donnergrollen in unseren Ohren. Die glattläufigen Brown Bess Musketen der Feinde treffen kaum auf 150 Fuß zielgenau. Deshalb hält der Feind sich bedeckt. Will unnötige Verluste durch unsere Scharfschützen vermeiden. Mittlerweile fasst das Heer Santa Annas mehrere Tausend Mann. Zwischen die Kanonen- und Gewehrschüsse mischt sich das Weinen der Männer, Frauen und Kinder in Alamo. Wir warten auf das Ende. Möge es uns schnell ereilen. Boten sind gekommen und gegangen in den letzten Tagen. Auch Verstärkung. Jedoch viel zu wenig. Wir sind knapp zweihundert Mann. Wo bleibt die Kavallerie? Die Umzingelung der Mexikaner ist löchrig. Die Linien des Feindes ziehen sich aber immer weiter zusammen. Kaum mehr eine Chance, um aus der Umklammerung auszubrechen. Heute, am dreizehnten Tag, herrscht zum ersten Mal Ruhe. Kein Kanonenfeuer. Dafür das Zwitschern der Vögel. Die Äste der Pappeln wiegen sich im Wind. Bald tragen sie wieder Blätter. Spenden Schatten. Wir werden dann längst im kalten Wasser des San Antonio River liegen. Der Strömung folgend in eine bessere Welt treiben. Nach Sonnenuntergang wird es passieren, das spüren wir. Lieutenant Colonel Travis steht vor uns. Hat sich das lange Jagdmesser von Jim Bowie, der seit Tagen fiebrig im Bett liegt, um seine Kentucky Long Rifle gebunden. Die übrigen Waffen in Alamo verfügen über kein Bajonett. Im Nahkampf sind unsere Gewehre der Dreifachklinge der mexikanischen Escopetas unterlegen. Travis zieht mit der Spitze des Messers eine dünne Linie in den Sand. Die Soldaten, Tejanos und Freiwilligen stehen ihm in einer Reihe gegenüber. Seine Stimme bebt, als er das Wort an uns alle richtet: „Tapfere Männer, die Stunden der Entscheidung nahen. Wir können auf keine weitere Unterstützung hoffen. Wer hier bleiben will, um für die Ideale Amerikas und die Freiheit unseres Landes Texas zu kämpfen, der überschreite diese Linie. Jedem anderen ist es freigestellt, im Schutze der Dunkelheit über die Mauern zu klettern und dem sicheren Tode zu entfliehen.“ Für einen kurzen Augenblick herrscht Totenstille. Kalter Wind kriecht unter meine Uniform und lässt mich zittern. Oder ist es die Angst? Ich trete einen Schritt nach vorne. Überquere die Linie und atme tief aus. „Ich bleibe“, rufe ich mit brüchiger Stimme. Ein Lächeln legt sich auf die Lippen unseres Anführers. Der Mann neben mir setzt seine Füße in Bewegung. Die Furcht in seinem blutigen und dreckverschmierten Gesicht spricht Bände. Es überschreiten immer mehr Männer die Grenze zum sicheren Tod. Ihre Loyalität und ihr Mut kennen keine Grenzen. Bis auf einen jungen Kerl stellen sich alle Kämpfer ihren Ängsten. Nur der Jüngling ist nicht bereit, sein Leben zu opfern. Wir nehmen es ihm nicht übel. Den Feind vernichten oder sterben für das Vaterland. Die Erinnerung an das blutrote Banner. Santa Anna würde keine Gnade zeigen. Santa Anna zeigt keine Gnade. Der Angriff erfolgt im frühen Morgengrauen. Keine Stunde halten wir die Missionsstation. Die Mexikaner sind uns mindestens eins zu zehn überlegen. Viele reißen wir mit in den Tod. Lieutenant Colonel Travis fällt gleich zu Beginn des Kampfes von der Mauer. Eine Kugel in den Kopf hat ihn gerichtet. Davy Crocket verteidigt die südlichen Palisaden und hält so die Gegner von der Kapelle fern. Jim Bowie rammen sie ein Messer in den Bauch. Er lag im Sterben. Die Mexikaner haben ihn erlöst. Es ist vorbei. Die Soldados haben uns überrannt. Mit letzter Verzweiflung entzünde ich eine Fackel. Muss Feuer in der Kapelle entfachen. Schießpulver und Munition dürfen dem Feind nicht in die Hände fallen. Ein Schuss. Getroffen sinke ich zu Boden. Die Fackel entzündet den Stoff meiner Hose auf Knöchelhöhe. Die Flamme klettert langsam an meinem Hosenbein empor. Ich schreie vor Schmerz. Höhnisches Lachen. Verfluchte Mexikaner. Schritte, die ich kaum mehr wahrnehme. Schmerz. Eine Dreifachklinge im Magen. Greife mit beiden Händen an die Wunde. Sie färben sich rot. Die brennende Pein des Feuers verstummt. Mir wird warm. Der sanfte Windzug. Ich genieße ihn. Lege den Kopf in den trockenen Sand. Schließe die Augen. Und sterbe.   Das Prasseln des Feuers weckt mich auf. Werde regelrecht erdrückt. Ich liege unter den Leichen meiner Kameraden. Schiebe einen leblosen Arm beiseite und blicke auf das riesige Lagerfeuer. Tote Körper werden von den Soldados hineingeworfen. Verbrannt. Meine Gefährten bekommen keine christliche Beerdigung. Wo ist ein Priester? Wieder hämisches Gelächter der mexikanischen Barbaren. Wieso bin ich am Leben? Keine Zeit zum Nachdenken. Mit unbändiger Kraft beseelt, kralle ich meine Finger in den Boden und ziehe mich Stück für Stück nach vorn. Weg vom Massenbegräbnis. Lästige Körperteile werden beiseitegeschoben. Der Kopf von William Travis. Die Kugel ist in seine Augenhöhle eingedrungen. Hat sein Gehirn durchbohrt. Reste davon kleben am linken Nasenflügel. Das Gewehr. Die Kentucky Long Rifle. Er hält sie fest umklammert in beiden Händen. Selbst im Tode weicht er keinen Schritt vor dem Feind zurück. Die Körper der Leblosen winden sich um die Waffe. Ich bekomme sie nicht frei. Stattdessen verschaffe ich mir das Messer Bowies. Mit den Zähnen durchbeiße ich das Seil, das den Griff mit dem Lauf des Gewehres verbindet. Die Klinge ist beinahe dreißig Zentimeter lang. Fast so breit wie die eines Schlachtermessers. Kehlen schneidet sie wie Butter. Ich teste es am ersten Mexikaner, der mir über den Weg läuft. Ungläubig blickt er mir entgegen, kurz bevor er seine letzten Atemzüge haucht. Hart auf den Boden aufschlägt. Der Wind trägt das Todesröcheln in Richtung der Missionsstation. Im fahlen Mondschein glaube ich zu erkennen, dass die Lehmmauern und Holzpalisaden ihren alten Glanz zurückgewinnen. Den Leichnam entsorge ich im Fluss. Behutsam schleiche ich weiter durch die Dunkelheit. Kurz vor Bexar lasse ich mich am Stamm einer alten Pappel nieder. Verharre, an den dicken Stamm gelehnt, und besehe meinen Körper. Der Stoff der Armeehose bedeckt lediglich mein linkes Bein. Das andere liegt offen. Eine schwarze Kruste bedeckt das übrig gebliebene Fleisch. Der Rest ist verkohlt. Drei gleichförmige Schlitzwunden umzingeln meinen Bauchnabel. Die Schlacht um Alamo en miniatura. Die obere Stichwunde ist aufgerissen und zieht sich mehrere Zentimeter nach oben. Ein Teil meines Darms ragt heraus. Der San...


Constantin Dupien veröffentlicht seit 2013 Kurzgeschichten. Seine Erzählungen handeln zumeist von menschlichen Abgründen, makabren Erlebnissen oder mysteriösen Begebenheiten, lassen sich jedoch nicht immer dem Genre der Phantastik zuordnen.

Dupiens Repertoire reicht von Edgar-Allan-Poe-inspirierten Schauererzählungen und klassischem Horror über Liebesgeschichten und Gedichte bis hin zu Science-Fiction und Kriminalliteratur. Dabei bedient er sich häufig einer altmodischen und schwerfälligen Sprache. Als Herausgeber zeichnet er verantwortlich für die Anthologiereihe Mängelexemplare.



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