Buch, Deutsch, 236 Seiten, PB, Format (B × H): 147 mm x 205 mm, Gewicht: 298 g
Eschatologische Kategorien in der Literatur zum Dritten Reich
Buch, Deutsch, 236 Seiten, PB, Format (B × H): 147 mm x 205 mm, Gewicht: 298 g
ISBN: 978-3-89528-102-0
Verlag: Aisthesis Verlag
Die historische Katastrophe des Dritten Reichs drängt auch der Literatur die Frage auf, ob angesichts dieser und anderer zweifelhafter Erfolgsgeschichten Geschichtsphilosophie als grundsätzlich optimistische Denkform im 20. Jahrhundert noch angängig ist. Nicht nur Walter Benjamins Versuch einer "Annihilation der Idee des Fortschritts" benutzt säkular gewendete eschatologische und theologische Vorstellungen eines plötzlichen Sprungs in die Erlösung als Alternative. Anna Seghers, Hermann Broch, Thomas Mann, Elisabeth Langgässer, Alexander Kluge, vor allem aber Walter Benjamin (Entstellung als Modus von Erkenntnis), Arno Schmidt (Zerschlagung von Geschichte) und Peter Weiss (pathetisch-schmerzhafte Hinwendung an die Erinnerung) arbeiten daran auf jeweils ganz unterschiedliche Weise. Die einzige mögliche Form von Erlösung, so ein Ergebnis dieser Untersuchung, scheint in der Kunst immer wieder nur in der ästhetischen Figur selbst zu liegen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Einleitung
1.1. Zum Untersuchungsgegenstand
1.2. Die Ersetzung der Eschatologie durch den geschichtlichen Fortschritt
1.3. Die heilsgeschichlichen Konnotationen des Begriffs "Drittes Reich": Hitler als Messias
1.4. Zur Methodik
2. Im Zeichen des 'bucklichten Männleins'. Walter Benjamin: "Über den Begriff der Geschichte"
2.1. Die Entstehungssituation: Im "Augenblick der Gefahr"
2.2. Die "Stillstellung der Zeit": Abbruch der Kontinuität des Schreckens
2.3. Diskontinuität und Tradition
2.4. Erkenntnis einer Vergangenheit: Das Beispiel "Eine Todesnachricht"
2.5. Jüdische Theologie und Benjamins Vorstellung der Diskontinuität in der Geschichte
2.6. Die Esoterik der Form und die Frühromantik
3. "Die Lebenden werden leben wie bisher, die Toten werden tot bleiben." Anna Seghers: "Transit"
3.1. Das Exil als Totenreich
3.2. Die Ansiedlung unter den Lebenden als Möglichkeit des Entkommens
3.3. Erzählen als ästhetisches Purgatorium
4. Faschismus als parareligiöse Erlösung. Hermann Broch: "Die Verzauberung"
4.1. Der Entwurf eines "religiösen" Romans
4.2. Das "magischeste aller Worte". Der eschatologische Appell
4.3. Der Nationalsozialismus als heilsgeschichtlich notwendige Übergangsphase
4.4. "Jetzt kommt die neue Zeit". Die prophetische Erlösung
5. "Bestimmte Negation" oder Metaphysik? Thomas Mann: "Doktor Faustus"
5.1. Zur Fragestellung
5.2. "Vergangenheit als Gegenwart". Leverkühns Initiation und das Mittelalter
5.3. "Der Weg um die Kugel". Leverkühns apokalyptische Volte
5.4. Erlösung durch die Kunst
6. "Das Transzendente, wenn man so will". Hermann Kasack: "Die Stadt hinter dem Strom"
6.1. "Durch den Himmel fliegen nur verkleidete Harpyien". Die Wiederaufhebung der nihilistischen Konsequenz
6.2. Die bildungsbürgerliche Potenzierung von Kunst als Beschwichtigungsphänomen
7. Die Lebendigen werden gehindert, von den Toten aufzuerstehen. Geschichte und Heilsgeschichte in Elisabeth Langgässers Roman "Märkische Argonautenfahrt"
7.1. Furor Metaphysicus oder Der Ritt über den Bodensee
7.2. Die Erinnerung des Vergessens. Augustinus' "memoria"
7.3. Auschwitz und die Auferstehung der Toten und der Lebendigen
7.4. Orpheus dreht sich um. Die Erlösung der Erinnerung
8. Ästhetische Soteriologie. Arkadien und die chiliastische Idylle in Arno Schmidts Roman "Aus dem Leben eines Fauns"
8.1. Der Topos der Idylle im Frühwerk Arno Schmidts
8.2. Exkurs: Rastertechnik und der Wahmehmungsmodus der Moderne
8.3. "Idyllische" Quellenforschung und die Literarisierung des Bewußtseins
8.4. Vergil und das "Goldene Zeitalter"
8.5. Zur "Originalgeschichte des Dritten Reichs"
8.6. Die Apokalypse als ästhetisches Mythologem
8.7. Gnosis und ästhetische Soteriologie
9. Ein "Prozeß zur Überwindung des Todes". Peter Weiss: "Die Ästhetik des Widerstands"
9.1. Aufriß einer eschatologischen Perspektive
9.2. Vorspiel zur Eschatologie der "Ästhetik des Widerstands": Hölderlin und das "Reich Gottes"
9.3. Das "Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus" und der Entwurf einer "Neuen Religion"
9.4. Neue Mythologie als Leerform oder die Auflösung von Eschatologie im Schreibprozeß
9.5. Odysseus im Bauch der Galeere oder die Brechung mythischer Gewalt
9.6. Die Ausfüllung der mythologisch-eschatologischen Leerstelle durch den Schreibprozeß
10. "Es ist nämlich ein Irrtum, daß die Toten irgendwie tot sind". Alexander Kluge und der "Luftangriff auf Halbersiadt"
10.1. Der autobiographische Hintergrund der Erzählung "Der Luftangriff auf Halberstadt am 8.April 1945" und Walter Benjamins "Über den Begriff der Geschichte"
10.2. Der Himmel ist besetzt oder Ambivalenzen im Bezug auf die Unglücklich-Toten der Geschichte
10.3. "Deutschland als Kunstlandschaft um 1800" und die ästhetische Praxis
11. Zusammenfassung und Schluß
11.1. Das Erlöserkind als Personifikation des Eschatologischen
11.2. Die Überschreitung der Eschatologie als ästhetische Transzendenz: das Prinzip der Entstellung
11.3. Entstellung, Schmerz, Zerschlagung der Geschichte
12. Literaturverzeichnis