E-Book, Deutsch, 109 Seiten
Drew Etwas Süßes bitte!
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7457-5367-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 109 Seiten
ISBN: 978-3-7457-5367-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In tausend Abenteuer stürzt der Reporter Jeff die süße Dessert-Küchenchefin Sara. Durch ihn verliert sie ihren Job. Dafür, dass er ihr einen neuen verschafft, muss sie ihm helfen, einen Betrüger zu entlarven. Vor diesem flüchten sie in einen Schrank. Gelegenheit für einen heißen Kuss. Jeff will jedoch noch viel mehr ...
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Der Kaktus fing an zu schmelzen. Sara Madison betupfte die Eisskulptur mit einem feuchten Schwamm, aber es half nichts. Das gefrorene Kunstwerk glich eher einer verbogenen Haarnadel als einem Saguaro-Kaktus. Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen. Ansonsten würde die Auffangschale überlaufen und das gesamte Arrangement ruinieren, das sie und die anderen Köche des „Dominick’s“ für die diesjährige Gastronomiemesse „Taste of Phoenix“ mit so viel Mühe hergerichtet hatten. In einer Stunde würden sich die drei Doppeltüren öffnen und das Publikum in den großen Ballsaal des Kongresszentrums strömen, und die Küchenchefs und Restaurantbesitzer würden vor Hektik herumschreien. Zu ihrer Rechten beäugte der Besitzer des „Ye Olde Drawbridge English Restaurant“ kritisch seine bedauernswerten Kellner, deren Ritterrüstungen bei jedem Schritt klapperten. „Wir ersticken in diesen Blechkanistern!“, schimpfte einer. „Die dämliche Klimaanlage funktioniert nicht.“ Sara war zwar durchaus mitfühlend, hatte aber keine Zeit, die Diskussion weiterzuverfolgen. Zu ihrer Linken war der Küchenchef des neuen norwegischen Restaurants aus Sorge um seine Räucherlachs-Canapés einem Tobsuchtsanfall nahe. Und vom Stand der Ukrainer, die ein Thairestaurant in der Stadt betrieben, kam ein penetranter Kohlgeruch, der das wunderbar würzige Aroma der texanischen Gerichte auf ihrem Tisch überdeckte. Verzweifelt blickte sie sich nach jemandem um, der ihr helfen könnte, die schwere Eisskulptur zu entfernen, aber den schwitzenden, fluchenden und schreienden Restaurantbesitzern war wohl eher nach Mord als nach guten Taten zu Mute. Wo war eigentlich ihr Chef, wenn man ihn brauchte? Dominick war vor Stunden weggefahren, um Nachschub aus seinem noblen Restaurant in Scottsdale zu holen, und hätte längst zurück sein müssen. Zwar war sie nicht scharf darauf, sich sein Genörgel über ihr – wie sie fand – perfekt angerichtetes Dessertbüfett anzuhören, aber zumindest hätte er selbst sehen müssen, wie er mit dem schmelzenden Eis fertig wurde. Schließlich war es seine Idee gewesen, von seinem Schwager den albernen Kaktus aus einem Eisblock schnitzen zu lassen, vielleicht hatte ihn aber auch seine Frau dazu gedrängt. Wahrscheinlich hatte der Schwager das Ding schon halb geschmolzen hergebracht. Er wäre außer sich, wenn eine kleine Konditorin wie sie sich erdreistete, das tropfende Prunkstück von seinem Büfett zu entfernen. Aber sie hatte keine andere Wahl, denn bald würde die hungrige Meute hereinstürmen. Typisch Dominick anzunehmen, dass sie beide alleine am Büfett fertig würden, nur weil er Aushilfskräfte sparen wollte. Sara lief durch die Gänge auf der Suche nach jemandem, der ihr noch einen Gefallen schuldig war. Sie erspähte einen der Küchenchefs mit einer Mütze, zwei Mal so hoch wie ihre. Es war einer ihrer Klassenkameraden von der Hotelfachschule. „Vic!“, rief sie. „Kannst du mir einen großen Gefallen tun?“ „Kannst du dir mal meine Shrimpsbeignets ansehen?“, bellte der runde, rotgesichtige Mann zurück. „Sie müssen heiß serviert werden, aber irgendein Idiot hat sie auf Eis gelegt. Soll ich sie jetzt wieder heiß machen oder gleich wegschmeißen?“ „Mach sie wieder heiß.“ Der würde ihr nicht helfen. Niemand hatte Zeit, ihr zu helfen. Sie lief zu ihrem Stand zurück. Dominick hatte schon einen seiner berühmten Tobsuchtsanfälle bekommen, weil man sein Büfett ganz hinten platziert hatte, wobei er nicht bedacht hatte, dass es immerhin bequem von der Küche zu erreichen war. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was er zu dem schmelzenden Saguaro sagen würde. Natürlich würde er sie verantwortlich machen, obwohl sie nur für die Desserts zuständig war. Die Panik im Saal erreichte ihren Höhepunkt. Draußen versammelten sich schon die Gäste. Es ging vor allem darum, Eindruck zu machen, und die einzig wirklich wichtige Meinung war die von Liz Faraday, der Restaurantkritikerin des „Phoenix Monitor“. Alle rissen sich ein Bein aus, nur um lobend von ihr erwähnt zu werden, denn eine gute Kritik von ihr war mehr wert als Geld auf der Bank. Dominick hatte auf schmerzhafte Weise erfahren müssen, dass die hartgesottene Kritikerin sich von kleinen Geschenken nicht beeinflussen ließ. Sein Stolz war immer noch angeknackst, nachdem ihm die Faraday vor zwei Jahren die kalte Schulter gezeigt hatte, obwohl er ihr zur Hochzeit ihrer Tochter eine Kiste seines besten Champagners geschickt hatte. Dieses Jahr hoffte er, dass seine von ihm kreierte Tortilla mit Sauerrahmsauce ihren Beifall finden würde, aber Sara glaubte, ihr Nuss-Rumkuchen hätte die größeren Chancen. Sie hatte bis nach Mitternacht gebacken, um Nachschub zu haben, falls die Gäste über ihren Kuchen herfielen, bevor die Faraday auftauchte. An ihrem Büfett stand bereits ein Mann, der sich gerade eines ihrer Zitronencremetörtchen in den Mund schob, ohne sich die Mühe zu machen, Teller und Gabel zu Hilfe zu nehmen. Er sah ihr lächelnd entgegen, und sie wurde sich plötzlich bewusst, wie albern sie aussehen musste in ihrem winzigen schwarzen Rock – auf dem hatte Dominick bestanden – und dem steifen weißen Jackett darüber. Verlegen strich sie die Haarsträhnen zurück, die unter ihrer bauschigen Kochmütze hervorlugten. „Wenn Sie die gemacht haben, heirate ich Sie“, sagte er, und seine braunen Augen waren ebenso betörend wie seine Stimme. Genüsslich stopfte er sich den Rest der köstlichen Süßspeise in den Mund. „Wenn Sie lernen, eine Gabel zu benutzen, werde ich darüber nachdenken.“ Wieso sie einem Fremden gegenüber, der bloß ihr Dessert gelobt hatte, so schnippisch war, verstand sie selbst nicht. Eigentlich wollte sie doch Dominick und seinem Möchtegern-Eisskulpturenkünstler-Schwager den Hals umdrehen. „Tut mir leid, ich bin ziemlich nervös.“ Mit einem verlegenen Lächeln reichte sie ihm eine Serviette mit dem in Gold aufgedruckten Logo des „Dominick’s“. Er wirkte eher wie jemand, der gerne Hamburger aß, und nicht wie ein Gourmet. Aber jedenfalls sah er unverschämt gut aus. Versonnen betrachtete er sie von oben bis unten. „Bedienen Sie sich ruhig“, sagte sie verlegen. „Dafür kennen wir uns noch nicht lange genug, aber ich würde gerne am Ball bleiben.“ Sein freches Grinsen machte es einem schwer, sein Lächeln nicht zu erwidern. Sara fühlte sich sofort zu ihm hingezogen. Er hatte strahlend weiße Zähne, volle sinnliche Lippen und ein kräftiges Kinn. Sein Haar war zerzaust und hätte gut einen Schnitt vertragen können. Er war breitschultrig und vielleicht eins achtzig groß, aber als sie mit ihren eins sechzig direkt vor ihm stand, kam er ihr größer vor. Was tat sie hier? Sie plänkelte mit einem frühen Gast, der vielleicht ein Spitzel aus einem anderen Restaurant war. Um etwas auf Distanz zu gehen, stellte sie sich hinter das Büfett. „Unsere gefüllten Teigtaschen sind sehr zu empfehlen“, bot sie ihm mit einem verbindlichen Lächeln an. „Haben Sie die auch gemacht?“ Er beachtete den Tisch kaum, sondern ließ seine Blicke durch den Saal schweifen. „Nein, ich bin fürs Dessert zuständig.“ „Mein liebster Gang.“ Er betrachtete sie mit einer Intensität, die sie verlegen machte. „Sie sehen aber gar nicht so aus, als hätten Sie den ganzen Tag mit Süßspeisen zu tun.“ Sara hatte das schon öfters gehört. Warum glauben die Leute immer, dass ein Konditor sich den ganzen Tag mit Süßigkeiten vollstopft? Sie selbst sah sich als Künstlerin und kostete nur von ihren Desserts, wenn sie neue Rezepte ausprobierte. Gerade wollte sie ihm ihre Standardlektion über Kochen und Backen als kreative Betätigung erteilen, da fiel ihr Blick auf seine muskulösen Arme. Er war ihr Mann. Er würde ihr helfen, die dahinschmelzende Krönung von der Tafel zu entfernen und ihre mit zarten, essbaren Blüten bestreute Käsetorte und ihre wunderbaren kleinen, mit frischen Himbeeren verzierten Schokoladencremetörtchen vor dem Ruin zu retten. „Unser Eiskaktus schmilzt“, sagte sie. „Ich habe Angst, dass einer der Arme abbricht und alles überschwemmt wird.“ „Das wäre ganz schrecklich.“ Er lächelte, schien aber nicht allzu sehr an ihrem Eisproblem interessiert zu sein. Sein Blick schweifte weiterhin suchend durch den Saal. Wenn der triefende Kaktus weg wäre, könnte sie die Blumen auf dem Tisch zu einem passablen Tafelaufsatz arrangieren. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte sie in dem Versuch, erneut seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Führen diese Türen zur Küche?“, fragte er. „Ja.“ „Glauben Sie, ich könnte sie mir mal ansehen?“ Sara erschrak. Vielleicht war er wirklich ein Spitzel. Oder etwas noch Schlimmeres. Sie musterte ihn misstrauisch. Keinesfalls konnte er eine Waffe in dieser eng sitzenden Hose versteckt haben. Aber sie bemerkte eine Ausbuchtung an seiner linken Tasche. Er konnte doch unmöglich so gut ausgestattet sein. Schnell sah sie zur Seite. „Es ist jetzt niemand drin, aber ich könnte sie Ihnen zeigen“, schlug sie vor. „Ich muss ohnehin diesen gefrorenen Albtraum loswerden.“ Er warf einen skeptischen Blick darauf. „Wollen Sie...