Doughty | Eine Liebe in Irland | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 355 Seiten

Doughty Eine Liebe in Irland

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96655-180-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 355 Seiten

ISBN: 978-3-96655-180-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Liebe schenkt uns Kraft in jeder noch so aussichtslosen Lage: der gefühlvolle Roman »Eine Liebe in Irland« von Anne Doughty als eBook bei dotbooks. Belfast, 1968. Die junge Lehrerin Jenny McKinstry bekommt einen verantwortungsvollen Posten an ihrer Schule angeboten. Doch ihrem Mann Colin und seiner Familie passt das gar nicht - sie wollen Jenny als Hausfrau sehen, die später einmal die Kinder aufzieht, während er als Geschäftsmann Karriere macht. Eine Vorstellung, die der selbstständigen Jenny ganz und gar nicht behagt. Als dann noch Jennys Jugendliebe Alan aus Schottland zurückkehrt, muss sie plötzlich mit diesem verräterischen Flattern in ihrer Brust kämpfen ... Muss sie sich den Erwartungen der anderen fügen - oder gibt es doch einen Weg, wie sie ihrem Herzen folgen kann? »Anne Doughty ist eine Meisterin im Schreiben von irischen Historienromanen!« Belfast Telegraph Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Roman »Eine Liebe in Irland« von Anne Doughty. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Anne Doughty wurde in Nordirland geboren und studierte in Belfast. Sie war als Lehrerin tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihr Roman »Eine Liebe in Irland« war für den Irish Times Fiction Prize nominiert. Bei dotbooks erscheinen von Anne Doughty: »Eine Liebe in Irland« »Das Cottage unter den Sternen«
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Prolog


OKTOBER 1990

Meine Mutter sprach nie über die Vergangenheit. Für sie war das, was vor langer Zeit geschah, aus und vorbei – Schwamm drüber. Welch ein Irrtum! Man kann die Vergangenheit nicht einfach aus seinem Leben streichen. Sie ist Teil der Gegenwart und der Zukunft. Wer versucht, die Vergangenheit zu ignorieren, wird wie sie: verbittert, enttäuscht, lebt ohne Liebe für sich und die Welt und wirft dunkle Schatten auf seine Umgebung. Auf diese Weise hätte sie fast mein Leben ruiniert.

Noch auf dem Sterbebett konnte sie nicht auf einen letzten verbitterten Auftritt verzichten. Am Morgen nach ihrem Tod erinnerte sich mein Bruder an den versiegelten Umschlag, den sie ihm vor Jahren zur Aufbewahrung gegeben hatte. Er nahm an, es sei eine Abschrift ihres Letzten Willens, Anweisungen, die sie so oft zitiert hatte, daß wir sie schon auswendig kannten. Es war tatsächlich ihr Letzter Wille. Doch es lag ein Dokument bei, mit dem er nicht gerechnet hatte, eine handschriftliche Anweisung in ihrer eigenwilligen, gestochenen Handschrift.

»Jenny, meine Liebe, was in Gottes Namen sollen wir tun? Natürlich habe ich schon alles mit dem Beerdigungsinstitut abgesprochen, so wie sie es wollte. Hat sie jetzt schon wieder meine Pläne über den Haufen geworfen?«

Ich stand im Schlafzimmer und packte gerade meine Sachen. Als ich ihn hörte, wußte ich sofort, daß er tief bewegt war. Seine gleichbleibende, wohlklingende Stimme, die auf die Patienten seiner Belfaster Praxis so beruhigend wirkte, war wie weggeblasen. Seit unserer Kindheit hatte Harvey nicht mehr so verstört geklungen.

»Was sagst du dazu, Schwesterchen?«

Es überraschte mich nicht, daß er für die Beerdigung schon alles arrangiert hatte. Schon seit zwei Jahren war sie bettlägerig und nahezu bewegungsunfähig gewesen. Der Tod hatte schon so oft an ihre Tür geklopft, daß es den Angestellten des Pflegeheims schon peinlich war, uns wieder einmal an ihr Bett zu rufen.

»Was steht denn in dem Schreiben, Harvey?« fragte ich.

»Ich wünsche, bei meiner eigenen Familie im Familiengrab der Hughes auf dem Friedhof in Ballydrennan, Grafschaft Antrim, beigesetzt zu werden und nicht neben meinem verstorbenen Mann auf dem Friedhof der Balmoral Presbyterian Kirche an der Lisburn Road.«

Er las es langsam und deutlich vor, so daß ich mir vorstellen konnte, wie sie es mit verkniffenem Mund und zusammengezogenen Schultern geschrieben hatte. Je ärgerlicher und verbitterter sie war, um so förmlicher wurde ihre Sprache. War sie wirklich schlechter Laune, redete sie wie ein Rechtsanwalt und betonte jedes Wort, um ihrem Willen Nachdruck zu verleihen. Konsequent bis zum bitteren Ende, dachte ich.

»Und da steht auch etwas über Blumen«, fügte er hinzu.

»Oh, was schreibt sie denn?«

»Sie will Blumen. Sie schreibt, daß die Idee, Leute zu bitten, das Geld für die Blumen einem wohltätigen Zweck zu spenden, Unsinn sei. Sie halte es für unangemessen.«

»Das sieht ihr ähnlich, nicht wahr?« Ich lachte nur müde. »Sollen wir ein Kissen aus roten Rosen schicken, Harvey, oder einen großen Kranz mit einer Schleife, auf der ›Mami‹ steht, wie die Brüder Kray, als sie zur Beerdigung ihrer Mutter das Gefängnis verlassen durften?«

Er protestierte, ich nahm mich zusammen.

»Entschuldige, Harvey, ich bin im Augenblick nicht ich selbst. Ich kann noch nicht glauben, daß sie gestorben ist. Sie hätte gesagt, ich sei völlig durch den Wind. Als du angerufen hast, stand ich immer noch mit hängenden Armen da, obwohl ich doch unbedingt packen muß.«

Er lachte beruhigt.

»Du entscheidest, was wir tun, Harvey. Du hast mir auch beigestanden, als Daddy starb«, sagte ich freundlich. »Wenn du sie in der Lisborn Road begraben lassen willst, habe ich nichts dagegen. Es ist allein unsere Angelegenheit.«

»Bist du sicher, Jenny?« Die Erleichterung in seiner Stimme war deutlich zu hören.

Ich sah mich in dem unordentlichen Zimmer um: zwei offene Koffer und stapelweise Unterwäsche, T-Shirts und Blusen. Ich mußte mich setzen, Schweiß stand mir auf der Stirn.

»Nein, nein, Harvey, ich bin nicht sicher«, erwiderte ich weinerlich. »Als ich die Worte ausgesprochen hatte, wußte ich, daß es falsch wäre. Ist das nicht verrückt? Können wir selbst nach ihrem Tod nicht frei entscheiden, was geschehen soll?«

Unter anderen Umständen wäre die Bitte einer Frau vom Lande, bei ihrer Familie begraben zu werden, eine reine Sentimentalität. Aber nicht für meine Mutter. Nach dem Tode ihres Vaters war sie niemals mehr in Ballydrennan gewesen, nicht einmal, um ihre Schwester zu besuchen, die mit ihrer Familie ganz in der Nähe ihres Elternhauses lebte. Außerdem ließ sie zu Lebzeiten nie ein gutes Haar an ihrer Heimat. Nein, es war keine Frage des Gefühls, sondern reine Bosheit.

Mein Vater hat sein ganzes Leben lang versucht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Als er starb, hinterließ er ihr ein Haus, ein Auto und eine gute Rente. Nun wies sie ihn ein letztes Mal in aller Öffentlichkeit zurück. Aber eine innere Stimme sagte mir, daß wir diesen Wunsch respektieren mußten.

»Harvey, es tut mir leid, ich glaube, wir müssen es tun, auch wenn es keinen ersichtlichen Grund dafür gibt. Ich möchte nicht unaufrichtig sein«, gestand ich. »Ich bin dir leider keine große Hilfe, fürchte ich.«

»Doch, das bist du, Jenny. Ehrlichkeit ist der einzige Weg. Ich habe lange gebraucht, bis ich eingesehen habe, daß du und Mavis recht hattet. Und dafür hin ich euch sehr dankbar«, fügte er mit einem verlegenen Lachen hinzu.

»Es ist das letzte Mal, Harvey«, sagte ich schnell. »Aber es bedeutet mehr Mühe für dich.«

»Mach dir deswegen keine Sorgen, Jenny. Ruf mich an, wenn du weißt, wann dein Flugzeug landet. Ich hole dich in Aldergrove ab.«

Zwei Tage später nahm ich in der überfüllten Küche einem der McBride-Cousins, unseren einzigen noch lebenden Verwandten, ein großes Glas Whisky aus der groben Hand und fragte mich, wie ich das Glas unbemerkt mit Wasser auffüllen könnte. Aber noch bevor ich mich umdrehen konnte, umarmte mich ein großer Mann.

»Ah, meine kleine Cousine.«

Jamsey McBride war schon immer sehr groß gewesen. Wenn er mich als Kind auf seinen Schultern trug, wirkte er mit seiner unglaublichen Kraft und seinem erstaunlichen Sanftmut wie ein großer Bär.

»Jamsey!« rief ich aus. Mein Whiskyglas schwappte über.

»Jenny, wie geht es dir? Mein Gott, seit dem Tod deines armen Vaters habe ich dich nicht mehr gesehen. Friede seiner Asche! Er war der beste, der allerbeste. Das muß jetzt fast zwanzig Jahre hersein. Seit deinem letzten Besuch hat sich hier einiges verändert, zum Guten, aber auch zum Schlechten.«

Seine Augen wurden trüb, und ich schaute auf mein Glas, um ihm Zeit zu geben, sich zu fassen. Jamseys ältester Sohn war in den achtziger Jahren von paramilitärischen Soldaten getötet worden, und er konnte immer noch nicht ohne Trauer darüber sprechen.

»Nun wärme dich mit einem Schluck, meine Kleine«, drängte er mich. »Du hast es bestimmt nötig. Dein Vater sagte immer, daß der Hügel, auf dem die Kirche steht, der kälteste Ort der neun Täler sei.«

Also trank ich gehorsam wie ein Kind meinen Whisky, lauschte dem Klingeln der Eiswürfel in seinem Ulster Scotch und versuchte, meine Tränen zu unterdrücken. Nein, ich empfand keinen Schmerz. Es waren keine Tränen um meine Mutter oder Jamseys Sohn, den ich kaum gekannt hatte. Meine Tränen galten der Welt, die mir einst so vertraut war, den Menschen und Orten meiner Kindheit.

Ich stand in dem großen, modernen Haus, das die niedrige, strohgedeckte Hütte ersetzte, in der meine Tante und mein Onkel ihr gemeinsames Leben begonnen hatten, und trauerte um meine Bindung zu diesem Land und zu dem Teil meiner Familie, der immer noch hier lebte. Für diese Menschen hatte meine Mutter nie Zeit gefunden, Menschen, über deren hartes Leben sie gespottet, deren Erfolge und Mißerfolge sie mit Gleichgültigkeit und Verachtung zur Kenntnis genommen hatte.

Ein rotes Gesicht tauchte vor mir auf und zielte mit einer Flasche Whisky auf mein Glas.

»Nein, Patrick, nein«, protestierte ich lachend. »Wenn ich noch mehr trinke, kann ich in der Kirche nicht mehr stehen, geschweige denn niederknien.«

Er lachte laut, umklammerte meinen Arm und drehte mich um, damit ich die Küche überblicken konnte.

»Jenny, ist das Mädchen, das dort vor dem gutaussehenden, dunkelhaarigen jungen Mann steht, etwa deine Tochter?«

»Ja, das sind Claire und ihr Bruder Stephen«, antwortete ich und nickte. Er zwinkerte mir zu und bahnte sich einen Weg zum nächsten leeren Glas.

Jamsey blickte seinem Bruder nach und schwieg einen Augenblick.

»Mein Gott, Jenny, wir werden alt«, begann er traurig. »Aber deine Tochter ist genauso entschlossen wie ihre Großmutter. Jedenfalls sieht sie so aus«, fügte er schnell hinzu.

»Danke, daß du das noch hinzugefügt hast, Jamsey«, sagte ich lachend. »Meine Mutter konnte sehr hart sein.«

»Nun ja, das mußt du mir nicht erzählen«, murmelte er hastig. »Sicher, jeder weiß, daß sie für unsereins keine Zeit hatte. Dein Daddy war ganz anders. Du bist wie er, Jenny. Weißt du das?«

»Es sind nur die grauen Haare, Jamsey. Wie ich sehe, ist das hier auch schon Mode geworden.«

»Du warst lange weg.« Er lachte und legte mir seine schwere Hand auf die Schulter. »Du hast ja nur ein oder zwei Strähnen auf der Stirn, aber ich habe gar keine Haare mehr. Sag, Jenny, lebst du gern in England? Ist es dir nicht zu hektisch? Ich fahre jedes Jahr zur Smithfield-Show, und der Verkehr wird immer schlimmer. Sie fahren dich einfach über den Haufen, wenn du nicht...



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