Douaihy | Gesegnetes Wasser | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten

Reihe: Die Punkrock-Nonne ermittelt

Douaihy Gesegnetes Wasser

Ein Schwester Holiday-Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3776-7
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Schwester Holiday-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten

Reihe: Die Punkrock-Nonne ermittelt

ISBN: 978-3-8412-3776-7
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kette rauchend durch die Sintflut: Die Punkrock-Nonne ermittelt im stürmischen New Orleans.

Nach der Brandkatastrophe im Kloster kämpft Schwester Holiday darum, auf dem rechten Weg zu bleiben. Fest entschlossen, ihr Gelübde abzulegen, arbeitet sie nebenbei in der Detektei der Ex-Brandinspektorin Magnolia Riveaux. Als die beiden einen untreuen Ehemann überführen wollen, finden sie stattdessen die Leiche eines Priesters im Mississippi. Sintflutartige Regenfälle setzen New Orleans unter Wasser - und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...



Margot Douaihy lebt in Northampton, Massachusetts, und unterrichtet kreatives Schreiben am Emerson College. Sie ist die Erfinderin der Ermittler-Figur Schwester Holiday, eine Kette rauchende Nonne aus New Orleans, die Verbrechen in ihrem Umfeld aufklärt. 'Verbrannte Gnade' ist der erste Band der Reihe, 'Gesegnetes Wasser' der zweite. Zu Margot Douaihys Fans zählen u. a. Don Winslow und Gillian Flynn. Ihre Romane wurden von der New York Times und The Guardian als beste Krimis des Jahres ausgezeichnet. Eva Kemper studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Sie übertrug aus dem Englischen u. a. Jarett Kobek, Jessie Cave, Emma Stonex und Heather Fawcett.
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9.11 Uhr


Sirenen gellten. Derb und abgerissen. Wie der Pulsschlag des Teufels. Die Spurensicherung arbeitete im strömenden Regen mit stiller Konzentration. Nach Hunderten Einsätzen gehen solche Abläufe in Fleisch und Blut über.

In dem neu aufgebauten Sanitätszelt entdeckte ich ein bekanntes Gesicht.

»Sie?« Es war Mickey, der Sanitäter mit dem brunnentiefen Grübchen am Kinn. »Ach du Scheiße, Schwester Holiday. Wie oft muss ich Sie denn noch sehen?«

»Sooft ich die Retterin spielen muss.« Ich schlug ein Kreuz.

»Bei dem Typen ist nicht mehr viel zu retten«, sagte Riveaux auf ihren Stock gestützt.

Unter ihrem weiten Regenmantel drückte Riveaux etwas an sich, wahrscheinlich ihre Kamera. Mickey legte mir ein Handtuch um die Schultern und half mir auf einen Klappstuhl aus Netzstoff, den er gerade aufgestellt hatte.

Pater Reese war ein Kleingeist gewesen, der häufig zu Tagungen und Vorlesungen gefahren war und uns sonntags, wenn er doch mal in der Stadt war, mit halbherzigen Predigten zu Tränen gelangweilt hatte.

Unser zweiter Priester sprang für ihn ein. Pater Nathan war vor drei Monaten aus Ascension Parish zu uns gekommen – ein beherzter junger Priester, frisch aus dem Seminar. Reese hatte ihn einarbeiten sollen, dabei war Nathan derjenige mit einer tieferen, bedeutsameren Beziehung zu Gott. Das merkte ich daran, wie er predigte und betete. An der Stille, die er zuließ. Pater Nathan war etwas Besonderes. Er nahm Anteil. Er stand einem zur Seite, so wie Schwester T. Wir waren in einer schweren Lage Freunde geworden. Verbündete, weil uns etwas einte, was man nicht vortäuschen kann: wahrer Glaube.

Und ja, Reese kannte nicht einmal meinen Vornamen, aber ein so brutales Ende hatte er nicht verdient.

Ich würde herausfinden, was passiert war, wie beim letzten Mal.

Krähen huschten über das Ufer hinweg wie schwarze Flammen. Detective Reginald Grogan stolzierte als klassischer Südstaaten-Ahab ins Blickfeld: überheblich, groß und angespannt wie eine Faust, die nur darauf wartete, jemandem die Nase zu brechen. Höchstwahrscheinlich mir. Seine fixen Ideen hatten Altersspuren in sein Gesicht gegraben.

Sergeant Ruby Decker folgte mit einem Schritt Abstand, sie bewegten sich perfekt synchron. Zwei Gliedmaßen derselben Behörde.

»Schwester Holiday«, sagte Sergeant Decker ohne jeden Versuch, ihre Missbilligung zu verbergen, »Sie haben ein Talent dafür, zur falschen Zeit am falschen Ort aufzutauchen.« Der Regen prasselte heftig auf das Zelt.

»Gott hat mir viele Talente geschenkt«, sagte ich. Das Handtuch fühlte sich weich und warm auf meinem Körper an, aber ich spürte, wie meine Augen sich mit jedem Husten weiter röteten.

Grogan brachte seine Lippen dicht vor mein Gesicht und öffnete leicht den Mund, ohne etwas zu sagen. Sein Atem roch nach zwei Wochen altem Tabaksaft und Kaffee, der erst im Hals kratzt und einen dann zur Toilette sprinten lässt.

Er richtete sich auf und musterte Riveaux von oben bis unten. »Warum sind Sie hier, Junkie?«

Riveaux ging nicht darauf ein, aber ich bemerkte ihr leichtes Zucken. »Eine Klientin hat uns angeheuert, Mrs Jasmine Norwood.«

»Den billigen Abklatsch einer Nonne und eine Drogensüchtige?« Grogan lachte. »Wofür? Um in einem lesbischen Gebetskreis Pillen einzuwerfen?«

Ich ging dazwischen, auch wenn der Regen meine Stimme dämpfte. »Wir arbeiten an einem Fall.«

Riveaux nickte. »Redemption Detective Agency, Registernummer 6– «

»666?« Grogan war nicht witzig, benahm sich aber, als hätte er die Comedy erfunden. Hielten sich alle Polizisten für Götter? Oder nur die, die ich kannte?

»Liegt Ihr Boot nicht hier in der Nähe im Yachthafen?«, fragte Riveaux Decker. »Das, auf dem Rock und ich mit Ihnen und Sue den letzten vierten Juli gefeiert haben?«

Was bezweckte Riveaux damit? Wollte sie ihre Fähigkeiten als Ermittlerin und ihr Gedächtnis beweisen? Oder Decker daran erinnern, dass sie früher Kolleginnen waren? Kumpel?

»Ja, stimmt«, sagte Decker mit zusammengebissenen Zähnen.

Grogan senkte den Blick auf Pater Reese’ Leiche. »Mal Spaß beiseite, Maggie, Glückwunsch zu der Detektivgeschichte. Aber jetzt müssen Sie sich verziehen. Weg hier.« Er scheuchte uns mit seinen großen Händen beiseite.

Grogan war ein harter Hund. Wer weiß, was der Mann schon alles gesehen, welchen Schmerz er in sich aufgenommen hatte. Wie viele Fälle ungelöst geblieben waren. Die Schnüffelei lag ihm im Blut, genau wie mir. Grogans alter Herr Albert Grogan war der Polizeichef von New Orleans und ist schon lange tot. Mein Vater Frank Walsh, der noch lebte, für mich aber gestorben war, arbeitete als Polizeichef von New York. Polizeiarbeit war beängstigend, keine Frage. Aber das gab ihnen nicht das Recht, Menschen ungestraft zu bedrängen, zu töten, zu schikanieren. Ich beobachtete, wie Grogan die Kontrolle an sich riss.

»Der hat ja eine Laune«, sagte ich.

»Ich habe gehört, dass Grogan und seine Frau wieder Probleme haben«, erzählte Riveaux. »Das kann ich nachempfinden.«

Riveaux und ich bauten gerade wieder Vertrauen zueinander auf, aber Decker und Grogan waren eindeutig längst nicht so weit, sich wieder mit ihr zu vertragen. Mein Dad meinte mal, wenn man die Polizei verlässt, ist man raus. Für immer.

Ich wollte Riveaux keinen zusätzlichen Ärger einbrocken, aber ich konnte mich nicht zurückhalten und fragte die Mordermittler: »Können Sie Ihre Arbeit nur machen, wenn niemand zusieht? Haben Sie Lampenfieber?«

Decker war aufgebracht. »Was haben Sie – «

»Was Schwester Holiday sagen wollte«, unterbrach Riveaux und straffte die Schultern, »ist, dass wir einen untreuen Ehemann beschatten sollen, damit unsere Klientin bessere Konditionen bei ihrer Scheidung erwirken kann. Sie wollte uns heute Morgen hier persönlich unseren Vorschuss geben.« Riveaux war ernst geworden. Sie hielt ihren Detektivausweis hoch. Ihre Brillengläser waren beschlagen. »Wir haben nichts zu verbergen.«

Grogan schnaubte, der Regen wurde heftiger. »Ich sehe hier keine Klientin, Sie etwa?« Er spuckte braunen Tabaksaft in den nassen Wind.

»Sie hat der Detektei gestern eine Mail geschickt.«

Mit einem Räuspern zog ich mein Handtuch um mich. Decker starrte auf meine tätowierten Finger und den Schmutz unter meinen Nägeln.

»Wenigstens habe ich Pater Reese gefunden, bevor er weggetrieben wurde«, sagte ich.

»Früher oder später hätten wir ihn auch gefunden«, sagte Grogan.

»Sie sind neidisch, dass ich wieder im entscheidenden Moment da war.«

Wie sich Grogans Gesicht veränderte, wie sich seine Lippen zusammenzogen, zeigte deutlich, dass ich einen Nerv getroffen hatte. Genau wie ich es gewollt hatte. Er konnte es nicht ausstehen, dass ich seine wunden Punkte fand.

»Wann haben Sie ihn im Wasser entdeckt?« Er konzentrierte sich wieder.

»Um zwanzig nach acht, da drüben.« Ich zeigte auf das rote Heckrad der schwimmenden Touristenfalle.

Die Mordermittler ließen mich tropfnass sitzen und überlegten laut, während die Leute von der Spurensicherung in weißer Schutzkleidung, mit Handschuhen und Kapuzen, Fotos machten und Hinweise in Tüten packten. Eine weiße Frau ging tief in die Hocke, strich sanft das regennasse Gras zur Seite und legte etwas frei, das ich von meinem Sitzplatz aus nicht sehen konnte. Ein Stückchen weiter suchte ein anderer Experte den Boden mit einer Pinzette ab.

»Was, wenn Mrs Jasmine Norwood eine Finte war?« Riveaux schob ihre Brille auf der Nase nach oben.

Ich lachte über die Finte. Keine Ahnung, warum. Es war, als würde man sich auf die Lippe beißen, während man einparkt oder versucht, sich an einen Namen zu erinnern. Es gab keinen Grund. Ich weiß nicht, ob mein Glaube aussetzte oder...



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