E-Book, Deutsch, 360 Seiten
Dominik Atomgewicht 500
1. Auflage 2018
ISBN: 978-83-8136-566-6
Verlag: Ktoczyta.pl
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 360 Seiten
ISBN: 978-83-8136-566-6
Verlag: Ktoczyta.pl
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Atomgewicht 500 ist ein Science-Fiction-Roman von Hans Dominik aus dem Jahre 1934. Vor knapp 100 Jahren waren die Phänomene der Kernkraft und Radioaktivität bekannt, aber noch nicht vollständig erforscht und wissenschaftlich endgültig erklärt. Die Hoffnung auf eine friedliche, gefahrlose Nutzung als schier unerschöpfliche Quelle von Energie war groß, was sich auch in der zeitgenössischen phantastischen Literatur niederschlug. Unschuldig waren Wissenschaft und Forschung allerdings längst nicht mehr. Doktor Wandel arbeitet in Amerika per Atomumwandlung an einem Stoff, von dem eine Messerspitze ausreicht, ein ganzes Heizkraftwerk zu ersetzen. Zwei amerikanische Konzerne Dupont Company und United Chemical kämpfen mit allen Mitteln um ihn und seine Erfindung. Es ist ein spannender Wettlauf um die Zeit. 'Atomgewicht 500' ist ein spannender Roman über Konkurrenz und Industriespionage.
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4. Kapitel »Ich habe Sie zu mir gebeten«, empfing Direktor Clayton Dr. Wandel bei seinem Eintritt, »um Mißverständnisse aus dem Wege zu räumen, die offenbar zwischen Ihnen und Professor Melton bestehen.« Empörung und Verdruß malten sich in den Zügen des Doktors, während er dem Direktor gegenüber in einem Sessel Platz nahm. »Die Ursache dazu liegt nicht bei mir, Mr. Clayton«, erwiderte er mit kurzem Schulterzucken. »Es wäre vielleicht richtiger, wenn Sie mit Professor Melton darüber sprächen.« »Das ist eben geschehen, Herr Doktor. Der Professor hat sich in meiner Gegenwart bei dem Präsidenten über Sie beklagt. Ich habe es darauf übernommen, auch mit Ihnen zu sprechen. Sie wissen, Doktor Wandel, mit welchen Erwartungen und Hoffnungen ich Sie zur United Chemical geholt habe. Es wäre für mich nicht angenehm, wenn ich nachträglich eine Enttäuschung erleben sollte.« Während Clayton sprach, fand Dr. Wandel Zeit, sich zu sammeln. Die Röte aus seinem Gesicht war gewichen, und sein Atem ging ruhiger, als er antwortete: »Sie wissen, Herr Direktor, mit welchen Ideen und Plänen auch ich zu Ihrem Konzern gekommen bin. Doch was nutzt das, wenn ich sie nicht nach eigenem Ermessen ausführen kann? Ich weiß nicht, ob ich gegen Unwissenheit oder Böswilligkeit zu kämpfen habe, aber gegen eins von beiden sicherlich. Das steht für mich außer Zweifel.« Stahlhart traf sein Blick während der letzten Worte den Claytons, bis der die Augen senkte. »Ich begreife nicht recht, Herr Doktor, wie Sie etwas Derartiges behaupten können«, begann der Direktor von neuem. »Wir sind doch auf Ihre Ideen eingegangen. Auf meine Veranlassung wurden die erheblichen Mittel für die Beschaffung des von Ihnen gewünschten Autoklavs zur Verfügung gestellt. Der Apparat wurde nach Ihren Zeichnungen gefertigt. Er ist meines Wissens inzwischen...« »Er wurde nicht nach meinen Zeichnungen gefertigt«, fiel ihm Dr. Wandel ins Wort, »man ist von meinen Plänen abgewichen—in einer Weise abgewichen, Mr. Clayton, daß ein Erfolg der beabsichtigten Versuche von Anfang an in Frage gestellt ist. Ich weiß nicht, auf wessen Veranlassung es geschah. Die Verantwortung dafür hat jedenfalls Professor Melton zu tragen.« Während er sprach, zog Dr. Wandel einen Plan aus der Tasche und schob ihn dem Direktor hin. »Das hier ist meine Zeichnung. Gerade jetzt mußte ich mich davon überzeugen, daß man sehr wesentlich von ihr abgewichen ist, ohne mir vorher ein Wort davon zu sagen.« Clayton blickte unschlüssig auf die Zeichnung. »Ich werde Professor Melton ersuchen, mir seine Gründe dafür anzugeben«, sagte er beschwichtigend. »Er wird um Gründe nicht verlegen sein. Ich habe noch nicht erlebt, daß es Professor Melton an Gründen, sagen wir lieber Beschönigungen, für seine verkehrten Maßnahmen gefehlt hätte«, brauste Dr. Wandel von neuem auf. »Beruhigen Sie sich, Doktor!« fiel ihm Clayton ins Wort. »Man kann wissenschaftliche Fragen doch objektiv und in aller Ruhe besprechen.« Der Doktor lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Also, bleiben wir objektiv, Mr. Clayton! Bei den Besprechungen, die meinem Eintritt in die United Chemical vorausgingen, waren wir beiden uns über das Arbeitsprogramm völlig einig: man muß die geeignete Materie ganz außergewöhnlich hohen Drücken und Temperaturen aussetzen, wenn man das gesteckte Ziel erreichen will.« Clayton nickte. »So ist es, Doktor Wandel, ich habe nicht vergessen, was Sie mir damals über die Forschungsergebnisse unseres berühmten Eddington mitteilten. Doch ich sagte Ihnen auch sofort, daß wir die Milliarden von Atmosphären und Temperaturgraden, die dieser Astronom im Innern der Weltensonnen voraussetzt, in einem irdischen Laboratorium niemals erreichen können.« »Ihr Einwand ist berechtigt, Mr. Clayton. Aber wir müssen die Drücke und Temperaturen so hoch wie nur irgend möglich treiben. Wir müssen versuchen, im Laboratorium den von Eddington angenommenen Verhältnissen möglichst nahezukommen, wenn wir Erfolg haben wollen. Gerade daraufhin hatte ich den neuen Autoklav konstruiert. Ich muß mich bitter darüber beklagen, daß man hinter meinem Rücken von meinen Plänen abgewichen ist.« Der Direktor rieb sich die Stirn. »Eine dumme Geschichte, Doktor Wandel. Lassen Sie doch die Dinge während der nächsten Woche laufen, wie sie wollen. Wenn es Fehlschlage gibt, wird Professor Melton selber einsehen, daß er unrecht hat...« »Und dann versuchen, mir seine Fehler mit allen Mitteln in die Schuhe zu schieben. Ich bin aber nicht gewillt, die Suppe auszulöffeln, die er eingebrockt hat.« »Davor werde ich Sie schützen, Herr Doktor.« Clayton griff nach Bleistift und Papier. »Ich nehme Ihre heutigen Erklärungen zu meinen Akten. Widersprechen Sie einstweilen Professor Melton nicht. Lassen Sie ihn die Versuche nach seinen Anweisungen ausführen. Sollte es so kommen, wie Sie es fürchten, werde ich dies Blatt hier zu Ihrer Entlastung auf den Tisch legen und darauf dringen, daß man dann nach Ihren Vorschlägen arbeitet.« Direktor Clayton wollte die Besprechung damit beenden, aber Dr. Wandel hatte noch etwas auf dem Herzen. »Bedenken Sie auch, Mr. Clayton«, erwiderte er, »daß wir auf diese Weise wahrscheinlich Wochen und Monate verlieren werden! Sie könnten uns sehr fehlen, wenn andere Stellen, die an demselben Problem arbeiten, inzwischen Erfolg haben.« Clayton machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Die Gefahr halte ich nicht für groß. So schnell wird es den andern auch nicht gelingen. Vermeiden Sie jetzt offenen Krach mit Professor Melton. Lassen Sie ihn sich totlaufen, dann wird Ihre Zeit ganz von selber kommen.« Dr. Wandel erhob sich. »Ich danke Ihnen für Ihre Vermittlung und Ihren Rat, Herr Direktor«, sagte er beim Abschied. »Ob meine Nerven allerdings der Geduldsprobe gewachsen sein werden, die Sie mir auferlegen, das kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit versprechen.« Und dann war Direktor Clayton allein in seinem Zimmer. Bedächtig steckte er die Notiz über die soeben beendigte Unterredung in seine Akten. Im Selbstgespräch kamen dabei abgerissene Worte von seinen Lippen. »Vielleicht hat der Deutsche recht... ich fürchte, Melton ist ein Esel... hoffentlich muß die United nicht die Zeche bezahlen... « Nach dem Lunch kam Professor Melton in das Laboratorium zurück. Er war gespannt darauf, zu erfahren, wie die Unterredung mit Direktor Clayton auf seinen Untergebenen gewirkt hatte. Ob der eigensinnige Doktor nun endlich klein beigeben und sich seinen Anweisungen ohne lästigen Widerspruch fügen würde? Professor Melton wünschte es, aber er gab sich selbst keinen allzu großen Hoffnungen nach dieser Richtung hin. Erwartungsvoll betrat er den Raum und schaute sich nach allen Seiten um. Von dem Deutschen war nichts zu sehen. »Wo ist Doktor Wandel?« fragte er Wilkin. »Er ist fortgegangen, Herr Professor. Er bat mich, ihn für den Nachmittag bei Ihnen zu entschuldigen.« Melton stutzte. Sollte es gar nicht zu der Unterredung gekommen sein, auf deren Ausgang er so neugierig war? »Wann ist Doktor Wandel fortgegangen?« wollte er weiter wissen. »Vor einer Viertelstunde, Herr Professor. Er wurde zu Direktor Clayton gerufen. Kam danach zurück, nahm seinen Hut und erklärte kurz, daß er einen Gang in die Stadt machen müßte.« Eine Weile stand Melton nachdenklich da. Die Besprechung hatte also stattgefunden. Hoffentlich hatte Direktor Clayton dem Deutschen gehörig den Kopf gewaschen. Aber warum war er danach fortgegangen? Das sah nicht gerade nach innerer Zerknirschung und Besserung aus. »Fiel Ihnen etwas Besonderes an Doktor Wandel auf? War er erregt— oder schlechter Laune?« fragte Melton vorsichtig weiter. Wilkin beobachtete ihn dabei forschend von der Seite. »Nichts Besonderes, Herr Professor«, erwiderte er nach kurzem Überlegen. Schlechter Laune war er eigentlich mehr vorher, ehe er zu Direktor Clayton gerufen wurde, als er sich den Autoklav hier besah. Als er zurückkam, schien er mir ganz ruhig zu sein.« »So, Mr. Wilkin. Also war der Herr Doktor schlechter Laune. Wie hat sich das denn geäußert?« Wilkin zauderte. »Ich weiß nicht, Herr Professor, ob ich recht daran tue, es Ihnen zu sagen! Es handelte sich dabei um den neuen Autoklav...« »Bitte, keine falsche Scheu, Mr. Wilkin! Ich möchte einen genauen, möglichst wortgetreuen Bericht von Ihnen.« Der Assistent zuckte die Schultern. »Wenn Sie es durchaus wünschen, Herr Professor... Es war nicht gerade fein, was Doktor Wandel über den neuen Apparat sagte!« »Raus mit der Sprache, Wilkin! Was hat Doktor Wandel gesagt?« »Er nannte es eine erstklassige Schweinerei, Herr Professor.« Während Wilkin sprach, beobachtete er Melton unter halb gesenkten Lidern...