E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Dominik Atomgewicht 500
2. improved Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-5269-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Einer der bekanntesten Romane des deutschen Science-Fiction-Pioniers
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
ISBN: 978-80-268-5269-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: 'Atomgewicht 500' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Atomgewicht 500 ist einer der bekanntesten Romane des Science-Fiction-Pioniers Hans Dominik, dieses Werk ist ein spannender Roman über Konkurrenz und Industriespionage. Hans Dominik (1872-1945) war ein deutscher Science-Fiction- und Sachbuchautor, Wissenschaftsjournalist und Ingenieur (Elektrotechnik, Maschinenbau). Der erste utopische Roman Die Macht der Drei erschien 1922 als Fortsetzungsroman in der Woche und wurde im selben Jahr in Buchform herausgegeben. Der große Erfolg, der sich danach einstellte, machte Dominik in weiten Kreisen des deutschen Leserpublikums bekannt. In schneller Folge erscheinen weitere Zukunftsromane. Dominik ist einer der bedeutendsten Pioniere der Zukunftsliteratur in Deutschland. Seine Science-Fiction-Erzählungen erfreuen sich seit Anfang des vorigen Jahrhunderts bis in die Gegenwart großer Beliebtheit. Sie wurden in hohen Auflagen gedruckt und werden bis heute immer wieder neu aufgelegt. Neben Science Fiction hat Dominik auch Sachbücher und Artikel mit technisch-wissenschaftlichem Inhalt geschrieben.
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Ein kurzes Lachen Chelmesfords unterbrach ihn. »Hören Sie weiter, Clayton, hier steht noch mehr. Der Haldenbrand wurde zuerst von Mr. Slawter und einem Doktor Wandel entdeckt, der vor kurzem in die Dienste der Dupont Company getreten ist.«
»Doktor Wandel bei der Dupont Company! So hat mich meine Ahnung nicht getäuscht. Erinnern Sie sich noch an unsere Unterredung vor drei Wochen? Die Company nimmt den Doktor mit offenen Armen auf, wenn er von uns fortgeht, sagte ich damals.«
»In der Tat, Clayton, Sie sagten es damals, als wir die ersten Schwierigkeiten mit dem Doktor hatten. Aber wichtiger ist jetzt eine andere Frage. Hat Doktor Wandel den Stoff, der in Salisbury explodierte, selber hergestellt oder hat er ihn vor seinem Fortgang in unserm Werk gestohlen?«
Clayton fuhr auf. »Das halte ich für ganz ausgeschlossen, Mr. Chelmesford! Der Deutsche war kein bequemer Mitarbeiter … ein eigenwilliger Kopf, doch für seine Ehrenhaftigkeit lege ich meine Hand ins Feuer. Eher glaube ich alles andere, als daß Doktor Wandel …«
»Die andere Möglichkeit«, unterbrach ihn der Präsident, »wenigstens theoretisch wäre sie denkbar, Clayton … die andere Möglichkeit wäre die, daß der Doktor den Stoff noch in unserm Werk hergestellt hätte und daß Professor Melton … ich spreche rein theoretisch …, daß Professor Melton sich etwas davon angeeignet hat.«
Clayton atmete schwer und brauchte Zeit, bis er Worte fand. »Er hat ein halbes Menschenalter hindurch für uns gearbeitet und erfolgreich geschafft. Wie sollte ein Mann wie der Professor dazu kommen, sein Leben durch solche Tat zu schänden?«
»Ich beschuldige ihn nicht«, während der Präsident weitersprach, bewegte er den Kopf nachdenklich hin und her, »ich gehe mit Ihnen nur alle überhaupt denkbaren Möglichkeiten durch … es ist und bleibt merkwürdig, Clayton … gerade diese letzte so unwahrscheinliche Annahme könnte für die verschiedenen Vorkommnisse eine plausible Erklärung liefern.«
»Wie meinen Sie das, Mr. Chelmesford?« fragte Clayton.
Der Präsident antwortete, langsam sprechend, die Worte sorgfältig wählend. »Es könnte so gewesen sein. Doktor Wandel hat, bevor man ihm den Autoklav entzog, doch noch einen Versuch machen können, bei dem … sagten Sie etwas Clayton?« unterbrach er sich.
»Ja, Mr. Chelmesford. Es ist richtig, der Doktor hat noch einen Versuch gemacht. Er sprach mir bei unserer letzten Unterredung davon.«
»So, so!« Chelmesford pfiff leise vor sich hin. »Das würde meine Annahme unterstützen. Er hat noch einen Versuch gemacht und dabei eine große Menge dieses Stoffes hergestellt, der die unangenehme Eigenschaft besitzt, nach einer bestimmten Zeit explosiv zu werden. Etwas davon hat er nach Salisbury mitgenommen, daher der Haldenbrand, Clayton. Etwas hat er am Saint-Clair-See ins Wasser gesteckt, daher der Dampfausbruch. Wir werden feststellen müssen, ob dieser Mr. Schillinger und der Doktor miteinander bekannt sind. Ein anderer Teil ist ihm von Melton oder sonst jemand im Werk … vielleicht sogar von diesem Mr. White weggenommen worden und hat hier das Feuer verursacht. Ist es nicht auffällig, Clayton, wie sich eins ans andere fügt, wenn wir von dieser Annahme ausgehen?«
Clayton schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Chelmesford, es bleiben Lücken und Widersprüche. Professor Melton hat doch auch Versuche gemacht und jedesmal etwas von dem strahlenden Stoff hergestellt. Wie verträgt sich das mit Ihrer Annahme?«
Der Präsident trommelte mit den Fingern nervös auf der Tischplatte. »Sie haben recht, Clayton. Das paßt schlecht zu dem übrigen … aber nein! Es wäre doch denkbar. Professor Melton könnte bei seinen eigenen Versuchen alles mögliche hergestellt haben, und alle diese Feuerwerkerei an den verschiedensten Stellen könnte doch durch das Präparat Wandels verursacht worden sein.«
»Ja, aber wie wollen Sie das herausbekommen, Mr. Chelmesford? Wie sollen wir jetzt überhaupt weiter verfahren?«
»Der Professor soll unter allen Umständen weiterarbeiten, Mr. Clayton. Er soll jetzt zeigen, was er kann. Seine Abteilung muß schleunigst wieder aufgebaut werden. In Tag- und Nachtschichten, Clayton. Die Kosten dürfen keine Rolle spielen. Ein neuer Autoklav ist nach den vorhandenen Zeichnungen sofort zu bestellen. Daneben laufen die Aufgaben unseres Sicherheitsdienstes weiter. Besonders wichtig ist es jetzt, die Beziehungen Mr. Schillingers zu Doktor Wandel oder zu Werkangehörigen von uns festzustellen. Setzen Sie die letzten Kräfte dahinter und ordnen Sie auch alles Erforderliche für den Neubau an.«
Gedankenvoll kehrte Clayton in das Zimmer zurück, das er nach dem Brand als Arbeitsstelle benutzte. Die Vermutungen und Kombinationen des Präsidenten bewegten ihn stärker, als er selbst wahrhaben wollte. An ein schuldhaftes Handeln Meltons vermochte er ebensowenig zu glauben wie an ein solches Dr. Wandels. Aber immer stärker wurde seine Überzeugung, daß ein Geheimnis über all diesen Vorgängen waltete. Immer stärker auch sein Bedauern, daß es ihm nicht gelungen war, den Doktor bei der United zu halten. Er machte sich jetzt Vorwürfe, daß er Melton gegenüber seine Autorität als Direktor nicht genügend zur Geltung gebracht habe, und während der folgenden Tage und Wochen bekam der Professor diese Stimmung Claytons öfter als einmal zu spüren.
Während in Detroit die Maurer und Zimmerleute noch an der Arbeit waren, die niedergebrannten Teile des Werkes wiederaufzubauen, kam in Salisbury bereits ein neuer Autoklav an. Die Zeichnungen dazu hatte Dr. Wandel gleich nach seinem Eintritt in die Company geliefert, und schon wenige Tage später gab Chief Manager Lee Dowd den Apparat in Auftrag. Er tat es auf seine eigene Verantwortung trotz der Bedenken, die Robert Slawter äußerte, und obwohl einige Direktoren der Company offen widersprachen.
Auch hier war es nicht ohne Kämpfe abgegangen, bevor Dr. Wandel seinen Willen durchsetzte. In den Besprechungen mit Mr. Slawter hatte er ihm seine Pläne entwickelt, und Slawter war dabei von einem Staunen ins andere gefallen. War dieser Deutsche ein Genie oder ein Wahnsinniger? Immer wieder mußte Slawter sich die Frage vorlegen, wenn der Doktor seine mathematischen Ableitungen plötzlich in Drücke und Temperaturen von phantastischer Größe auslaufen ließ.
»Es ist unmöglich, Dr. Wandel«, rief Slawter verzweifelt, »einen Apparat zu bauen, der das aushält!«
»Jedes gute Stahlwerk kann ihn nach meinen Zeichnungen bauen«, erwiderte der Doktor ruhig.
»Und wenn er unter dem ungeheuren Druck explodiert?« schrie Slawter dazwischen. »Wenn er mit einer halben Million Atmosphären in die Luft geht, Mann? Kein Stein von unserm Werk bleibt dabei auf dem andern … Ach, was sage ich von unserm Werk, von ganz Salisbury! Die ganze Stadt wäre im Augenblick ein Trümmerhaufen …«
»Er wird nicht in die Luft gehen«, unterbrach Dr. Wandel ihn mit unerschütterlicher Ruhe. »Er wird ebensowenig explodieren wie der Autoklav in Detroit. Er wird den Druck aushalten, für den ich ihn berechnet habe.«
»Aber warum gleich so hoch gehen, Doktor? Man könnte doch erst mit geringeren Drücken …« versuchte Slawter einzulenken.
»Es wäre unklug, Mr. Slawter«, unterbrach Dr. Wandel ihn. »Wir würden dann wieder explosive Atome bekommen, wie ich sie in Detroit erhielt. Hier haben Sie die Theorie.« Er schob Slawter das Heft mit den endlosen Formeln hin, vor denen der schon ein Grauen hatte, und schlug eine Seite darin auf. »Hier haben Sie es klipp und klar, Mr. Slawter. Erst bei diesem Druck und dieser Temperatur … man könnte hier fast von kritischen Drücken und Temperaturen sprechen … bekommen wir den Stoff, den wir haben wollen.« Und nun überschüttete der Doktor Mr. Slawter eine Weile mit seinen Formeln, bis der klein beigab. – –
Robert Slawter war ein Mann der Praxis, der sich bei seinen Versuchen mehr auf sein instinktives Gefühl als auf langwierige Berechnungen verließ. Die verwickelten theoretischen Ableitungen Dr. Wandels gingen über seinen Horizont; das mußte er immer wieder feststellen, sooft er versuchte, dessen Ausführungen zu folgen. Aber die Bestimmtheit, mit der der Doktor seine Anschauungen vortrug, riß ihn mit. Von Tag zu Tag unterlag er immer mehr der zwingenden Gewalt, die von der Persönlichkeit des deutschen Forschers ausging, und war zuletzt entschlossen, ihm durch dick und dünn zu folgen. –
Wohltätig empfand Dr. Wandel den Unterschied zwischen den Verhältnissen in Detroit und hier. Jetzt, bei der Company, nicht mehr ein Vorgesetzter, sondern ein wirklicher Kamerad, der seinen persönlichen Mut bei früheren Versuchen bereits bewiesen hatte.
Mächtig wirkte sich das auf die Spannkraft und Arbeitsfreudigkeit Dr. Wandels aus. Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht steckte er im Werk, um die Aufstellung des neuen Autoklavs und die Montage der dazugehörigen Maschinen und Apparate zu...




