Dogan / Do?an | Leaving Was The Hardest Part (Hardest Part 3) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten

Reihe: Hardest Part

Dogan / Do?an Leaving Was The Hardest Part (Hardest Part 3)

Intensive Slow Burn Romance über tiefe Gefühle und Selbstfindung
25001. Auflage 2025
ISBN: 978-3-646-60999-8
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Intensive Slow Burn Romance über tiefe Gefühle und Selbstfindung

E-Book, Deutsch, Band 3, 384 Seiten

Reihe: Hardest Part

ISBN: 978-3-646-60999-8
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit dem Modedesign-Studium im fremden Berlin geht Nehirs größter Wunsch in Erfüllung. Doch mit einem Haken: Sie muss zu ihrem herrischen Vater ziehen, den sie nicht wirklich kennt. Einzig in einem Töpfershop findet sie Ruhe - bis sie dort auf Atlas trifft, den Jurastudenten, der sein Leben perfekt unter Kontrolle hat. Und den Nehir überhaupt nicht leiden kann. Aber unter seinem penibel aufgebauten Image versteckt sich eine Last, die ihn zu erdrücken droht. Zwischen Streitereien und ungewollten Treffen merken die beiden, wie viel sie verbindet. So viel, dass es sie auseinanderreißen könnte. Eine hoch romantische Slow Burn Romance mit einem unwiderstehlichen Lesesog, dem sich niemand entziehen kann. »Nehir und Atlas sind die Vermenschlichung der japanischen Praxis Kintsugi, und wir dürfen ihnen dabei zusehen, wie sie ihre Risse mit Gold füllen. Rabia Do?an zeigt uns nicht nur, was wir sehen wollen, sondern sagt auch, was gesagt werden muss, und das macht jede ihrer Geschichten großartig.« (Bloggerin @esraustabooks auf TikTok) //Dies ist der dritte Band der zutiefst bewegenden »Hardest Part«-Trilogie. Alle Romane der berührenden Own-Voice-Reihe:  -- Band 1: Staying Was The Hardest Part -- Band 2: Trusting Was The Hardest Part -- Band 3: Leaving Was The Hardest Part//

Rabia Do?an ist als knappes Maikind im Jahre 1998 auf die Welt gekommen und schreibt, seit sie realisiert hat, dass sie viel zu erzählen hat. Ohne einen Kaffee oder Matcha Latte auf dem Tisch und ihrem Kater neben sich passiert das selten. Wenn ihr das Studium zu viel wird, backt sie Unmengen an Kuchen, um am Ende keinen davon zu essen. Sonst findet man sie beim Stricken oder Bingen einer Comedy-Serie.
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EINS | BIR

Nehir

Dass mein ganzes Leben in wenige Koffer passt, komplett von einem Ort an einen anderen getragen werden kann und ich trotzdem die teure Stoffschere bei meiner Mutter vergessen habe, sollte mich nicht überraschen. Obwohl ich mir bestimmt auf zwanzig unterschiedliche Notizzettel geschrieben habe, dass ich sie noch einpacken muss, liegt sie wahrscheinlich irgendwo zwischen den Stoffresten in meinem Zimmer zu Hause.

»Brauchst du noch Hilfe?«, fragt mein Vater, nachdem er außer Atem die letzte Box auf dem Boden abstellt.

»Nein, alles gut.«

»Falls du was benötigst, ich bin unten.«

Er schnappt nach Luft und presst die Lippen zu einem aufgezwungenen Lächeln zusammen, als wäre ich eine freundliche Nachbarin, der er spontan geholfen hat. Wahrscheinlich bin ich sogar unbekannter als die Nachbarin, die er jeden Morgen grüßt, wenn er zur Arbeit geht. Eine Fremde statt ein Teil seiner Familie. Zuletzt hat er mich besucht, da war ich acht. Es war komisch, weil meine Mutter ihn konsequent ignoriert hat und er nichts mit mir anzufangen wusste. Also saßen wir auf dem engen Balkon und haben uns angeschwiegen, während die gekaufte Benjamin-Blümchen-Torte zwischen uns vor sich hin geschmolzen ist. Er hat vergessen, dass Gelatine darin verarbeitet worden war. Ich kann mich nicht erinnern, ob er sich entschuldigt hat. So, wie ich ihn kenne, wahrscheinlich nicht.

»Mach ich, danke.« Ich zwinge mir ein ähnliches Lächeln auf die Lippen und bin froh, als er wirklich verschwindet und mich allein lässt.

Der Raum ist mindestens doppelt so groß wie mein altes Zimmer, trotzdem ist er mit etlichen Umzugsboxen vollgestellt und engt mich ein. Ich habe versucht, nur das Wichtigste mitzunehmen, aber am Ende waren es ein paar mehr Dinge, von denen ich mich nicht lösen konnte. Vor allem das Nähzeug hatte einen derartigen Umfang angenommen, dass ich meinem Vater nur einen entschuldigenden Blick zuwerfen konnte, während er die Nähmaschine das eine Stockwerk hochgetragen hat. Eine alte mit gusseisernem Gestell, bei der immer wieder das Garn reißt. Aber anne hat mir das Nähen darauf beigebracht, weswegen ich sie nicht austauschen möchte. Außerdem habe ich das Gefühl, bei den neuen Modellen muss man eine ganze Jahresmiete bezahlen, wenn man verhindern möchte, dass die Maschine nach ein paar Jahren ersetzt werden muss.

Ich lasse mich aufs Bett fallen und starre die weiße Decke an. Zu Hause hatte ich einen Wandteppich von Nirvana über meinem Kopf hängen. Kleine Leuchtsterne haben die Wände bedeckt, weil ich nie gut darin war, in völliger Dunkelheit zu schlafen. Hier ist alles kahl – ein unbenutztes Zimmer in einem riesigen Haus. Sogar mit eigenem Bad und Balkon.

Und das in Berlin, aber das ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass mein Vater leitender Oberstaatsanwalt hier ist. Diese Stadt habe ich zuletzt während der Klassenfahrt in der neunten Klasse besucht und mich zu Tode gelangweilt. Das Brandenburger Tor und ein Club, den wir ab vierzehn besuchen durften, waren damals das höchste der Gefühle. Jetzt fange ich an der Universität der Künste an Modedesign zu studieren. Das Portfolio für die Bewerbung zu erstellen, hat mich den letzten Nerv gekostet. Ich war kurz vor der Abgabe der festen Überzeugung, dass ich nichts kann. Dass ich mich umsonst bewerbe. Dass sie lachen werden, wenn sie die Mappe öffnen. Der wenige Schlaf die Wochen davor hatte mich so sehr aus der Bahn geworfen, dass ich vor Freude geweint habe, als ich sie endlich abschicken konnte – nicht, weil ich überzeugt von meinem Können war.

Mein Handy vibriert neben mir. Meine Mama hat mir eine Nachricht geschrieben. Für sie war der Abschied am schmerzhaftesten. Sie wollte mich gar nicht loslassen und hat mit den Tränen gekämpft, als ich ins Auto gestiegen bin.

Anne: Wie läuft es? Bist du gut angekommen? Sobald du Zeit hast, ruf mich an.

Ich antworte ihr eilig und nehme mir vor, heute Abend ganz in Ruhe mit ihr zu telefonieren. Mich so kurz nach meinem Japan-Aufenthalt wieder gehen zu lassen, tat ihr besonders weh.

»Hey.«

Ich schrecke bei der Stimme auf. Es ist die neue Frau meines Vaters. Was heißt neu? Sie sind seit zehn Jahren zusammen, ich habe sie nur nie kennengelernt, weil er sich entschieden hatte, komplett aus unserem Leben, also dem von mir und meiner Mutter, zu verschwinden. Ich war nicht einmal auf ihre Hochzeit eingeladen und habe davon nebenbei in einem dreiminütigen Telefonat erfahren.

»Hallo«, presse ich hervor. Ich weiß nicht, wie ich mich zu verhalten habe.

Ihr Lächeln ist ehrlich, während sie sich braune Strähnen aus dem Gesicht streicht. »Falls du etwas brauchst, dann sag Bescheid. Dein Vater und ich haben manti gekocht, weil er meinte, dass das dein Lieblingsessen sei. Hast du Hunger?«

»Ich lebe vegan«, antworte ich monoton, was ihr Lächeln in sich zusammenfallen lässt. Manti habe ich als Kind gern gegessen, die kleinen Knödel, gefüllt mit Fleisch, waren mein Highlight, weil sie so viel Arbeit und Mühe brauchten. Dadurch gab es sie selten.

»Oh«, nuschelt sie und nickt langsam, als würden meine Worte verzögert bei ihr einsickern. »Das … das wusste ich nicht.«

»Wie denn auch?«, frage ich und spiele mit dem Ende meines Hijabs, der durch die lange Fahrt nicht mehr richtig sitzt. »Zuletzt habe ich Papa vor zwölf Jahren gesehen. Und vegan ernähre ich mich erst seit sieben.«

Ich bin gemein. Das ist mir bewusst. Ich fahre sie an, obwohl sie es nett mit mir meint. Es ist nur schwer, nicht voller Wut zu sein, was meinen Vater und sein Leben angeht. Ein Leben, in dem ich erst Platz gefunden habe, als ihn die Schuldgefühle unter sich zu begraben drohten. Nicht meinetwillen oder unseretwillen, sondern lediglich seinetwillen.

Esma zwingt sich erneut einen freudigen Blick auf. »Nun gut, dann überlegen wir uns was anderes. Falls du einen Wunsch hast, sag Bescheid.«

Ich nicke, weil ich mich nicht mehr dazu bringen kann, mit ihr zu reden. Oder mit irgendjemandem. Die sechsstündige Fahrt von meinem Heimatdorf nach Berlin war genug Zeit mit anderen Menschen. Zeit, die ich lieber allein verbracht hätte. Konstante Fragerei, wie mein Leben so laufe, was ich für Leistungsfächer im Abitur hätte, ob ich traurig sei, Freunde und Freundinnen zurückzulassen – und wie mein Gap-Year in Japan war. Es war nicht wirklich ein Gap-Year, weil ich als Englischlehrerin arbeiten musste, um mir den Aufenthalt zu bezahlen, aber das habe ich vor meinem Vater nicht erwähnt. Es hätte auch nichts gebracht, ihm die Situation zu erklären. Er würde sich vielleicht schlecht fühlen, und sein Mitleid ist das Letzte, was ich will. Bis jetzt habe ich auch ganz gut ohne funktioniert. Dass ich seine Hilfe angenommen habe, um mir meinen Traum zu erfüllen, ist nicht der Güte meines Herzens entsprungen oder weil ich an einer Beziehung mit ihm interessiert wäre, sondern simplem Eigeninteresse. Ich hätte es mir ohne ihn nicht leisten können.

*  *  *

Ich mag Neuanfänge nicht und Großstädte noch weniger. Es ist laut hier und voll. Und an manchen Ecken stinkt es: Berlin riecht nach einer Mischung aus Depression und Urin. Die Verzweiflungsnote kommt vor allem in den vollgestopften U-Bahnen zur Geltung, in denen sich Menschen wie in einer Sardinenbüchse aneinanderquetschen, um keine fünf Minuten auf die nächste Bahn warten zu müssen. Viele Leute hier sehen miserabel aus, während sie lesen oder ihr Handy anstarren. Als würde die Stadt jeglichen Lebenswillen aus ihnen saugen. Etwas, das auch ich tue, um zu entziffern, wo mein erster Kurs stattfinden wird. Die Orientierungswoche, in der sich alle Erstsemester kennenlernen, bevor die Kurse starten, habe ich wegen meines Umzugs verpasst. Gruppen haben sich bestimmt schon gebildet, und ich werde mich reinquetschen und auf die Gnade einer Clique hoffen müssen, die mich in sich aufnimmt. Vielversprechend.

Als meine Station angekündigt wird, atme ich erleichtert auf. Auch wenn der Frühling an die Tür klopft, tut die kalte Luft gut, nachdem ich den stickigen Waggon verlassen habe. Die Universität der Künste liegt unweit von mir und ist, gehüllt in einen charmanten Altbau, wunderschön. Ich habe wohl als Erstes Gestaltungslehre mit einem Dutzend anderer Studierender, die ich kennenlernen muss. Wird es eine Vorstellungsrunde geben? Vor diesem Gedanken drücke ich mich schon eine Weile. Was ist, wenn ich mich verhasple? Wenn ich nicht so interessant bin wie die anderen?

Die Uni ist groß, zu viele Menschen irren ähnlich wie ich durch die Gänge und suchen nach den richtigen Veranstaltungsräumen.

Wo ist Raum 214? Wahrscheinlich in der zweiten Etage, oder?

Bis ich die Treppen gefunden habe, vergehen weitere fünf Minuten, sodass ich den Flur hochrennen muss, um pünktlich anzukommen. Zu meinem Pech sind alle schon auf ihren Plätzen, als ich hineinhechte. Sofort wird es leise, sodass ich nur mein schweres Ein- und Ausatmen wahrnehme.

»Frau Nehir Kaya?«, fragt die Dozentin mit gehobenen Augenbrauen.

Mein Nachname erschreckt mich wie ein neues Haus, dessen Knarzen und Knarren noch ungewohnt sind, aber dazugehören, wenn man umzieht. Es ist nicht lange her, dass ich den Mädchennamen meiner Mutter angenommen habe. Dass ich deswegen den Namen meines Vaters abgelegt habe, weiß er noch nicht. Mir graut vor dem Moment, in dem er es erfährt. Ich erahne jetzt schon, was für einen Streit das auslösen wird …

»Ja. Ja, das bin ich«, murmle ich. »Hab ich mich verspätet?«

Das kann nicht sein, ich bin extra...



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