E-Book, Deutsch, 112 Seiten
Dörr Imago
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7534-6669-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mystery, Horror und der tägliche Wahnsinn
E-Book, Deutsch, 112 Seiten
ISBN: 978-3-7534-6669-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aus der Kurzgeschichte "Invasion": Dort lag der Strick, mit dem sich seine Frau das Leben genommen hatte. Er betrachtete ihn eingehend. Dann nahm er ihn in die Hände und schloss den Schrank. Er blies die Kerze aus und ging leichten Schrittes nach oben in eines der Kinderzimmer. Es war nur schade, dass niemand da war, der ihn nachher von dem Seil befreite und begrub. Aber damit konnte er umgehen.
Andreas Dörr wurde im Jahre 1976 geboren. Er lebt mit seiner Familie im Saarland. Von Beruf ist er Bürokaufmann, macht aber zur Zeit eine Weiterbildung zum Arbeitspädagogen. Seine Leidenschaft für das Schreiben, hat er bereits mit 14 Jahren entdeckt.
Autoren/Hrsg.
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Seelenlauf Erstes Kapitel Tabea Jonathan Berger stieg aus seinem Wagen aus und betrachtete den Parkplatz seiner alten Schule, den er jetzt schon seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte. "Hat sich kaum was verändert", murmelte er fast nicht hörbar. Langsam schlug er die Tür seines Autos zu und ging zügigen Schrittes Richtung Schulhof. Der Wind spielte mit den braunen Blättern auf dem Boden und er zog den Reißverschluss seiner Jacke nach oben und steckte seine Hände in die Jackentaschen. Heute war ein kalter Tag. Und der Wind wurde in den letzten Stunden immer heftiger. Was typisch für diese Jahreszeit war. Die Sonne stand schon sehr tief am ansonsten wolkenlosen, blauen Himmel und Jonathan blieb kurz auf dem Schulhof stehen und sah sich um. Bilder jagten an seinem inneren Auge vorbei. Bilder von früher. Als er hier noch jeden Morgen seines Lebens verbrachte. Hier war er glücklich. Hier war er traurig, hier war er auch manchmal wütend. Und hier traf er Tabea Rosengard auch jeden Tag. Damals in der fünften Klasse. Sie hatte dieses geblümte Kleid an, das ihm damals schon so gut gefiel. Tabea war auch der Grund, warum er auch heute wieder auf diesem Schulhof stand. Jonathan hatte vor drei Wochen eine Einladung bekommen zum Klassentreffen seiner Abschlussklasse. Der erste Gedanke, der ihm damals, als er den Brief in der Hand hielt, durch den Kopf ging, drehte sich um sie "Tabea". Langsamen Schrittes ging er Richtung Eingangstür seiner Schule. Er öffnete die Tür und ging hinein. Es roch immer noch so wie früher. Eine Mischung aus modrigen alten Möbeln und „Teenager- Geist.“ Er schmunzelte kurz als ihm die Wörter "Teenager-Geist" durch den Kopf rauschten. Ein paar Takte aus "Smells like teen spirit" schossen ihm durch den Kopf. Leise hörte er Musik. Sie schien aus der Aula zu kommen. Er beschloss der Musik nachzugehen und hoffte auf ein paar vertraute Gesichter. Jonathan öffnete die Glastür, ging die paar Stufen hinunter, bog nach rechts ab und schon wurde die Musik lauter. Er war auf dem richtigen Weg. Nur noch die paar Stufen nach unten und er stand vor der großen Holztür der Aula seiner Schule. Er legte die Hand auf die Klinke und atmete tief durch. Vielleicht ist Tabea ja schon da. Wie sollte er sich verhalten? Hatte er sich darüber schon Gedanken gemacht? Würde er sie anlächeln und auf sie zugehen oder zunächst so tun als würde er sie nicht sehen? Den Coolen spielen! Jonathan entschloss sich, die Tür langsam zu öffnen. Er schaute kurz durch den dadurch entstandenen Spalt, sah das bereits einige Leute da waren und ging mutigen Schrittes durch die Tür. Einige sahen zu ihm rüber, lächelten ihn an und einige erkannten ihn sogar direkt. "Jonathan! Altes Haus", hörte er eine dunkle Männerstimme aus einer Traube von Personen, die am Büfett standen. Der Mann kam auf ihn zu. Jonathan erkannte ihn. Es war Martin. Martin Hessler. Nicht gerade ein Jugendfreund, der mit einer guten Erinnerung verbunden werden kann, aber zumindest ein vertrautes Gesicht. Es hätte schlimmer kommen können, dachte Jonathan. Kaum hatte er diesen Gedanken vollendet, spürte er auch schon die dicke Umarmung von Martin. Er erwiderte sie. Nicht gerne aber er tat es. "Mensch, schön dich endlich mal wieder zu sehen, Jonathan! Komm mit rüber! Sandra, Thomas, Benjamin, Claudia und Joshua sind auch schon da.“ Jonathan hoffte den Namen "Tabea" zu hören. Leider vergeblich. Er traute auch nicht zu fragen, sondern ging wortlos mit. Bei seinen alten Schulfreunden angekommen, drückte man ihm zuerst ein Glas Bier in die Hand, welches er dankbar annahm. „Erst mal locker werden!" dachte er. Es begann der zu erwartende Small Talk. Was hat man gemacht? Wo war man gelandet? War man verheiratet? Hatte man Kinder? Jonathan hörte einfach nur zu und hoffte den Namen zu hören, weswegen er hier war. Aber keiner erwähnte ihn. Langsam kamen immer mehr seiner alten Schulfreunde zum Treffen. Bei einigen freute er sich, sie wieder zu sehen, anderen versuchte er aus dem Weg zu gehen. Es wurde immer später und später, aber Tabea war nirgends zu sehen. Das deprimierte ihn langsam. Er musste plötzlich an sein altes Klassenzimmer denken und er fragte sich, ob er einfach unbemerkt dorthin gehen sollte! Sich einfach mal auf seinen alten Platz setzen und die Gedanken schweifen lassen. Es würde ja auch nur ein paar Minuten dauern. Spätestens in einer halben Stunde, würde er wieder zurück sein und vielleicht würde er nach seiner Rückkehr auf Tabea treffen! Er stellte unbemerkt sein Glas zur Seite und schlenderte langsam Richtung Tür...und verschwand. Jedenfalls glaubte er das. Der Flur war dunkel und er musste aufpassen, dass er die Treppen nicht verfehlte. Der modrige Geruch empfing ihn wieder und er ging schnellen Schrittes die 22 Stufen bis in den zweiten Stock und dann den langen Flur in Richtung seines alten Klassenzimmers, das sich auf der linken Seite des Flurs befand. Es war sehr still. Er bewegte die Klinke der Tür nach unten und siehe da! Die Tür ging auf. Er war froh, denn wenn sie abgeschlossen gewesen wäre, wäre er sehr enttäuscht gewesen. Jonathan ging hinein und erschrak für einen Moment. Er war nicht allein! Eine Gestalt saß im dunklen Zimmer und schaute ihn an. „Jetzt oder nie, Johnny B.!" sagte eine Frauenstimme zu ihm. Und er erwiderte: „Hallo, meine Rose!" So begrüßten sie sich früher jeden Tag, wenn sie sich in der Schule trafen. Tabea und er. Keine Ahnung mehr wieso. Es klang kindisch. Aber das waren sie damals. Kinder! Sein Herz klopfte schneller, als er Tabea vor sich sitzen sah. Er freute sich, sie wiederzusehen und Tabea stand auf, kam auf ihn zu und gab ihm die schönste und wärmste Umarmung seines Lebens. Sie standen beide für eine gefühlte Ewigkeit einfach nur so da und sagten nichts. Umarmten sich nur. „Ich hatte gehofft, dich hier zu sehen", unterbrach Jonathan die Stille. Tabea drückte ihn fester an sich und flüsterte „Ich auch" Sie entließ ihn aus ihrer Umarmung und beide sahen sich in die Augen und lächelten einander an. „Es ist lange her", sagte Tabea und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Ja", sagte Jonathan. „15 Jahre". Jonathan hatte so viele Fragen an sie, aber er wusste nicht, wo er beginnen sollte. Er setzte sich zu ihr und betrachtete sie. Sie sah wunderschön aus. So wie immer. Es hatte den Anschein, als hätte sie sich in all den Jahren gar nicht verändert. Er spürte, dass sein Herz klopfte und dass er nervös war. Das passte ihm gar nicht. Er überlegte wie er es überspielen könnte, aber Tabea fiel es bereits auf. „Warum bist du denn so nervös, Jonathan?" fragte sie ihn mit dem bezauberndsten Lächeln, das er je gesehen hatte. Er merkte, dass er sich wieder aufs Neue in sie verliebte. Es gefiel ihm auf der einen Seite, aber er konnte sich auch zu gut an die Zeit erinnern, als sie ihm das Herz brach. „Ich weiß es nicht", erwiderte er. „Es ist einfach nur so, dass ich mich freue, dich nach all dieser Zeit wiederzusehen. Das ist alles." „Das ist schön, dass du dich freust. Jedoch hatte ich auch Angst, dass du mit mir nicht mehr reden willst, nachdem ich damals einfach so gegangen bin ohne mich zu verabschieden und ohne dir zu sagen, wo ich hinwill." sagte Tabea zu ihm. „Irgendwie spielt es keine Rolle mehr. Jetzt wo ich dich wiedersehe. Du hattest damals bestimmt deine Gründe dafür und nach all der Zeit dir nun böse zu sein, würde doch jetzt die Stimmung verderben." sagte Jonathan mit einem Lächeln auf den Lippen. „Das ist schön", sagte sie zu ihm. "Sicherlich war es damals für mich unverständlich, wieso du von jetzt auf gleich verschwunden bist. Ich meine, am Abend vor deinem Verschwinden haben wir noch über unsere Zukunft geredet und am anderen Tag warst du einfach weg. Keiner wusste, wo du hin bist. Deine Eltern meinten nur, du hättest deine Sachen gepackt, hättest gesagt, du musst hier weg, sie sollten sich keine Sorgen machen, du kämst schon zurecht und das war es. Kein Brief, kein Telefonanruf, keine E-Mail! Nichts!" Erst ein paar Monate später habe ich erfahren, dass du in der Nähe von Köln lebst und dass du dort studierst. Aber ich war damals zu böse und zu wütend als dass ich Kontakt zu dir hätte aufbauen wollen", sagte Jonathan zu ihr. „Das kann ich verstehen" meinte Tabea mit ruhiger Stimme. „Aber lass uns nicht von den schlimmen Dingen reden, sondern von den guten, Tabea! Lass uns daran erinnern, was früher zwischen uns war und was eventuell wieder sein könnte." Jonathan hasste sich für diese letzte Bemerkung. "...was eventuell wieder sein könnte!" wie klingt das denn! Aber Tabea schien die letzte Bemerkung überhört zu haben, denn Sie lächelte ihn nur an und meinte „Okay, dann fang ich mal an. Kannst du dich noch an dieses Lied erinnern, das wir damals so gerne gehört haben? Das von dieser englischen Band...wie war nochmal der Name?“ „The Cure", meinte Jonathan. Du meinst „Last Dance - Letzter Tanz". „Ja“, meinte Tabea. „Genau, Last Dance. Das haben wir beide doch so geliebt. So schön traurig und so romantisch...