Dölling | Alles bestens | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1091, 176 Seiten

Reihe: Gulliver Taschenbücher

Dölling Alles bestens

Roman
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-407-74126-4
Verlag: Beltz, J
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1091, 176 Seiten

Reihe: Gulliver Taschenbücher

ISBN: 978-3-407-74126-4
Verlag: Beltz, J
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Witzig, draufgängerisch, sensibel und ziemlich authentisch.« NRZ am Sonntag Alles bestens? Keineswegs. Eines Morgens im Mai steht Johannes, 16, vor der Villa seiner Eltern - ohne Schlüssel, ohne Geld, ohne Klamotten. Ein wilder und grotesker Trip durch Berlin beginnt. Johannes stolpert in Partys und Klubs, begegnet Sandra I, folgt der Spur von Sandra II, und als die Sonne zum zweiten Mal untergeht, trifft er ein Mädchen, das auf einem Pferd über eine Großbaustelle reitet - Sandra III. Nach einem Trinkgelage landet er für eine Nacht in der Ausnüchterungszelle. Doch in all dem Chaos spürt Johannes endlich, wonach er so lange gesucht hat: sein Leben. Und er weiß, was er in Zukunft will: keine Drogen, keine Lipgloss-Schnecken, keine Lügen.

Beate Dölling, geb. 1961, Ausbildung zur Arzthelferin, studierte Englisch, Spanisch, Kulturwissenschaften, Philosophie. Arbeitet seit längerem für RIAS Berlin, Kinderfunk, DeutschlandRadio und als Rezensentin für diverse Tageszeitungen. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften, Rundfunk. Sie lebt mit ihrer Familie in der Märkischen Schweiz in der Nähe von Berlin. Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung.
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(S. 113-114)

An dem Abend redeten wir nicht weiter über das, was wir in den Löchern gesehen hatten. Sandra sagte nur, man sähe jedes Mal etwas anderes; und dass es immer intensiv sei; und ich würde schon noch merken, was es mit mir macht. Wir stiegen dann wieder aufs Pferd. Ich musste zuerst aufsteigen. Vorhin war ich erst auf eine Palette geklettert und von da aufs Pferd. Hier gab es keine Paletten. Aufs Geländer wollte ich nicht klettern, ich hatte Angst, in die Spree zu fallen. Sie hielt mir die Hände hin, und ich dachte, sie macht eine Räuberleiter, aber sie fasste mich um den linken Knöchel und sagte:

»Bei drei federst du ab. – Eins – zwei – drei!« Und, hopp, gab sie mir Schwung von unten und ich saß auf dem Pferd. Sie selbst schaffte es allein, mit einer Mischung aus Klimmzug an der Mähne und Körperbeherrschung, wobei sie ein Bein ballettmäßig über den Pferdekopf schwang. Das hatte mich vorhin schon fast gar nicht umgehauen, wie viel Kraft und Präzision in so einem Mädchenbein steckt. Wir ritten über die Treptower Brücke, sahen die Sandhügel, Mauersteine, Mörtelwannen, Bagger, die wie beim Fressen eingeschlafene Tiere herumstanden. Von Weitem die rote Oberbaumbrücke.

Gelbe U-Bahn-Wagen ratterten durch die Brückentürme, Autos fuhren hin und her. Die Sonne war versunken. Nichts war bequemer als der weiche Rücken von Sandras grauem Gaul. Er – oder vielmehr sie – ging auch sehr anständig, war nicht zappelig oder sprang gar zur Seite. Es war auch kein Hufgeklapper zu hören, es war, als würden die Hufe den Boden gar nicht berühren, ein heiliges Pferd! Falls ihr versteht, was ich meine: Die Wärme des Pferdes und die Berührung mit Sandra malten mich aus. Bislang war ich schwarz-weiß durch die Gegend gelaufen, ein armseliges Strichmännchen, aber jetzt saß ich in satten Orange- und Rottönen hinter Sandra und meine Wärme strahlte mit ihrer zusammen.

Leute, jeder konnte vom Flugzeug aus unsere Aurafarbe sehen! Von oben sahen wir bestimmt wie ein einziges Wesen aus, mit drei Köpfen, vier Armen, acht Beinen, eng verschlungen mit Mähne und Schweif. Die Göttin hatte mich auf ihrem Löwen mitgenommen! Ich spürte nicht mehr, wo meine Arme aufhörten und wo Sandras Hüfte anfing. Ich hörte Sandra atmen und atmete mit ihr mit, meine Luft ging durch ihre Lunge und dann in mein Herz.

Ihre Haare wehten mir manchmal ins Gesicht. Sie roch nach Schweiß und nach Pferd und hinter den Ohren nach Waldmeister. Aber ich war des Schnupperns müde geworden, oder vielmehr satt. Selbst mein gutes altes Geschlechtsteil ruhte vor sich hin. Es war eine rote Stille in mir, als hätten wir es schon getan – die Vereinigung vollbracht. Jetzt, als erfahrener Mann, weiß ich ja, wie es hinterher ist. Wie schlapp, zufrieden und wunschlos man ist. Satt eben.


Dölling, Beate
Beate Dölling, geb. 1961, Ausbildung zur Arzthelferin, studierte Englisch, Spanisch, Kulturwissenschaften, Philosophie. Arbeitet seit längerem für RIAS Berlin, Kinderfunk, DeutschlandRadio und als Rezensentin für diverse Tageszeitungen. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien, Zeitschriften, Rundfunk. Sie lebt mit ihrer Familie in der Märkischen Schweiz in der Nähe von Berlin. Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung.



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