Döhring / Ravendro | Flucht aus Buddhas Gesetz - Die Liebe der Prinzessin Amarin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 383 Seiten

Döhring / Ravendro Flucht aus Buddhas Gesetz - Die Liebe der Prinzessin Amarin

Historischer Roman (Siam, heutiges Thailand)
1. Auflage 2015
ISBN: 978-80-268-4375-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman (Siam, heutiges Thailand)

E-Book, Deutsch, 383 Seiten

ISBN: 978-80-268-4375-7
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Flucht aus Buddhas Gesetz - Die Liebe der Prinzessin Amarin' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Die schönste Zeit meines Lebens verbrachte ich in Siam, wo ich vor dem Kriege lange Regierungsbeamter war. Nach einem Studium in mehreren Fakultäten wurde ich auf mein Gesuch hin nach Bangkok gerufen. Unter der Regierung der Herrscher Chulalongkorn und Vajiravudh baute ich mehrere Palais für den König und für die Prinzen des Königlichen Hauses, und während meines Aufenthaltes in diesem letzten unabhängigen buddhistischen Königreich lernte ich die hohe, verfeinerte Kultur des siamesischen Hofes kennen. Ich versuchte in diesem Roman, etwas von der Schönheit und Eigenart Siams mitzuteilen.' Karl Döhring (1879-1941) war ein deutscher Ingenieur, Architekt, Kunsthistoriker, Archäologe, Schriftsteller und Übersetzer, der 1906-1917 in Siam, heute Thailand, arbeitete, sich jedoch ab Mitte der 1920er Jahre vor allem aufs Romaneschreiben verlegte sowie zahlreiche englische Romans ins Deutsche übersetzte. Dabei benutzte er die Pseudonyme Ravi Ravendro, Hans Herdegen, Dr. Hans Barbeck.

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2


»Hallo, Ronnie!«

Im dichten Menschengewühl drehte sich ein junger Mann um, dessen schlanke, sehnige Gestalt sofort den Engländer verriet. Er schüttelte dem Freund aus Cambridge vergnügt die Hand.

»Warwick, alter Junge, warum kommst du denn erst jetzt auf die Rennbahn? Hast mich ja schön warten lassen!«

»Kaufleute in Bangkok haben eben mehr zu tun als so ein reicher, träger Globetrotter wie du, der nur zum Spaß in der Welt herumreist, um sich andere Länder und Leute anzusehen. Sei zufrieden, daß ich dich heute morgen in diesem wildfremden Land vom Dampfer abgeholt und sicher im Dusit-Hotel untergebracht habe!«

Ronnie Maynard schlug Warwick Warbury geräuschvoll auf die Schulter.

»Ja, das hast du fein gemacht, alter Luftbrummer und Kriegskamerad, aber ich würde deshalb den Mund nicht zu weit aufreißen, denn sich selbst zu loben schickt sich nicht. Aber du hast mich wirklich glänzend versorgt, wie eine Amme ihr Baby, das will ich gern anerkennen«, entgegnete er und lächelte den Freund mit seinen offenen blauen Augen strahlend an. Schon auf der Universität hatte er zu dem älteren Kameraden aufgeschaut. »Ich freue mich ja so unbändig, daß ich dich einmal wiedersehe und wie früher mit dir reden kann, Warwick, altes Haus!«

» Pai läo – pai läo – sie sind ab!« ertönten plötzlich laute Rufe aus der Menge.

Das Feld war eben gestartet, und wie elektrisiert folgten die Zuschauer dem Verlauf des Rennens. Aber nirgends herrschte unangenehmes Gedränge, die Leute nahmen Rücksicht aufeinander.

»Wir wollen doch lieber auf die Tribüne gehen, damit wir auch etwas sehen«, schlug Ronnie vor und schaute sich nach der Bahn um. Er nahm Warwicks Arm, und sie stiegen die breite Holztreppe hinauf. Überall bewegten sich festlich geschmückte Menschen unter den farbigen Sonnensegeln.

Warwicks imponierende Gestalt zog viele Blicke auf sich. Seine sonnengebräunten, scharfgeschnittenen Züge sprachen von langem Aufenthalt in den Tropen. Er war nicht schön im landläufigen Sinne des Wortes, aber sein glattrasiertes Gesicht fesselte durch den ruhigen Blick seiner blauen Augen, die sich reizvoll von den schwarzen Haaren abhoben.

»Fast könnte man denken, wir seien in Epsom«, meinte er. »Die Rennbahn ist genau so ellipsenförmig und langweilig. Auch hier Pferde, Schiedsrichter, bunte Jockeis, Waage, Totalisator, Sattelplatz, Buchmacher –«

»Die Menschen machen aber doch einen ganz anderen Eindruck«, unterbrach ihn Ronnie lebhaft, der seine Umgebung neugierig musterte. »Soviel Brillanten, Rubinen und Smaragde, wie heute nachmittag hier getragen werden, gibt es ja kaum in ganz England! Die Leute müssen unheimlich viel Kröten haben! Und wieviel verschiedene Volkstypen man hier beobachten kann – die reinste Arche Noah!«

»Ruhe, Ronnie! Hier versteht fast jeder Englisch, und wir Europäer sind sowieso nicht besonders beliebt. Das Selbstbewußtsein der Asiaten ist in den letzten Jahren bedeutend gestiegen, und sie sind für Kritik doppelt empfindlich geworden. Du mußt dich mehr in acht nehmen.«

Die Menge verfolgte gebannt das Rennen, und alle Blicke waren auf die große Kurve gerichtet, in die das Feld jetzt einbog.

Auch Ronnie hatte sein Glas eingestellt.

»Ramesuen liegt vorn!« rief er aufgeregt.

»Das hat noch nichts zu sagen.«

»Doch – ich habe auf den Gaul hundert Tikals gesetzt! Er muß unbedingt zuerst durchs Ziel gehen.«

Warwick, den das Rennen weniger interessierte, lächelte nur und grüßte dann zur Loge des englischen Gesandten hinüber.

Sir John Brakenhurst dankte. Seine vornehme, etwas hagere Gestalt mit der leicht vorgeneigten Haltung ließ den alten, erfahrenen Diplomaten erkennen.

Reges Treiben herrschte auf der nach englischem Muster angelegten Rennbahn der siamesischen Hauptstadt, deren Einwohnerzahl schon seit einigen Jahren die Millionengrenze überschritten und Peking überflügelt hatte.

Auch der König und die Königin waren erschienen und schauten von einer besonderen Tribüne aus dem Rennen zu. Darüber war in altsiamesischen, prunkvollen Formen eine offene Halle errichtet. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich in dem kunstvollen Mosaikwerk und den herrlichen Schnitzereien der übereinandergetürmten Dächer wider, die von schlanken Teakholzsäulen mit Lotoskapitellen getragen wurden. Strahlend hob sich das flammende Gold des königlichen Pavillons von dem tiefblauen Tropenhimmel ab.

Auch die verschiedenen Gesandten der europäischen und exotischen Staaten, der ganze Hof und der siamesische Adel hatten sich zu dem Rennen eingefunden, und es bot sich den Blicken ein farbenprächtiges Bild von brokatdurchwirkten Seidengewändern und kostbaren Juwelen. Man konnte Vertreter fast aller Völker bemerken, die innerhalb der Grenzen Siams wohnten. Die ernsten, schweigsamen Laoten trugen ihre alte Landestracht: schwarzseidene, enganliegende Gewänder mit Goldknöpfen aus Filigranarbeit. Die Birmanen erschienen in ihren typischen Kopftüchern. Auch Peguaner waren zu sehen und schöne Monmädchen mit langem, blumengeschmücktem Haar und heiteren, allzu bereit lachenden Augen.

Brillantengeschmückte Goldknöpfe zierten die enganschließenden Leinenröcke der siamesischen Adeligen, die ihre bauschigen, blauseidenen Panungs in der malerischen Form weiter Pluderhosen geschlungen hatten. Viele Damen der siamesischen Gesellschaft hatten elegante europäische Kleidung angelegt, aber manche trugen auch noch das alte Nationalkostüm und dieselben Panungs wie die Männer.

»Warum haben eigentlich alle Siamesen dunkelblaue Beinkleider?« fragte Ronnie interessiert.

»Weil heute Donnerstag ist«, antwortete Warwick.

»Aber das ist doch kein Grund! Das soll ich mir einreden lassen?«

»Du wirst es gleich verstehen. Der Donnerstag steht unter der Herrschaft des Planeten Jupiter, der nach siamesischer Auffassung dunkelblaue Farbe hat. Deshalb tragen die Leute hierzulande an diesem Tag dunkelblaue Panungs.«

»Fabelhaft!« rief Ronnie begeistert. »Und wie ist es an den anderen Wochentagen?«

»Das erzähle ich dir später einmal genauer, jetzt führt es zu weit. Aber sieh dir einmal die reichen chinesischen Kaufleute dort an, die mit ihren herrlichen Kostümen prunken. Die haben sie den Staatskleidern der höchsten Mandarinen genau nachbilden lassen, und hier in Bangkok, außerhalb der Grenzen des Chinesischen Reiches, können sie diese Gewänder ungestraft tragen.«

In der Menge der Zuschauer befanden sich verhältnismäßig nur wenig Europäer; in ihren schneeweißen Anzügen, Schuhen und den breitrandigen Tropenhüten wollten sie nicht recht in die bunte Farbenpracht der Tropen passen. Außer der besten siamesischen Gesellschaft waren auch Parsenkaufleute und Inder erschienen, die sich in der Hauptstadt des Landes niedergelassen hatten und dort heimisch geworden waren.

Viele Siamesen trugen Uniform. Das Nationalbewußtsein war seit dem Weltkrieg bedeutend gestiegen, das Volk war stolz auf das Heer, die Marine und besonders auf die Luftwaffe.

Zahlenmäßig waren die Chinesen neben den Siamesen an erster Stelle vertreten, aber auch die Japaner fehlten nicht. Früher hatte man die Siamesen geringgeachtet, aber seitdem sich ihr Land als Macht neben den anderen asiatischen Mächten fühlte, gewannen sie immer größeren politischen Einfluß.

»Es ist unglaublich!« Ronnie hielt nervös das Glas und packte seinen Freund mit der anderen Hand am Arm. »Ramesuen hält nicht durch!«

Die Reiter kamen jetzt von der anderen Seite her in Sicht, und unter den ersten fiel ein feuerroter Jockei auf einem schwarzen Pferd auf.

»Hanuman!« schrien einzelne, dann schwollen die Rufe immer lauter an.

Die Pferde fegten vor der Tribüne vorbei und passierten das Ziel.

»Hanuman! Hanuman hat gewonnen!« ertönte es begeistert von allen Seiten.

»Verdammt, und ich hatte doch auf Ramesuen gesetzt!« brummte Ronnie ärgerlich.

Alles strömte nun zum Totalisator. Warwick ging mit Ronnie zur Waage, wo die Pferde einzeln vorbeikamen, zuerst der von der Menge umjubelte Hanuman.

»Schade, daß du mich nicht eher gefragt hast, Ronnie. Du hättest natürlich wissen müssen, daß Hanuman aus dem königlichen Marstall kommt. Gegen den darf doch kein anderes Pferd gewinnen.«

»Also eine ganz gemeine Schiebung!« erklärte Ronnie empört.

»Ruhe, sei doch nicht so unvorsichtig! Und sprich nicht so laut. Wir sind hier in einem absolut regierten Land. Eine Schiebung kannst du das außerdem nicht nennen. Wenn ein Pferd aus dem königlichen Marstall an einem Rennen teilnimmt, wagt eben niemand, ein besseres und schnelleres aufzustellen. Die Leute sind hier monarchistisch-loyal.«

Indische Buchmacher zahlten die Gewinne aus, die diesmal sehr niedrig ausfielen, da in Siam nur Ausländer gegen ein Pferd des Königs wetten.

Am Totalisator drängten sich Vertreter aller Nationalitäten: reiche Chinesen in violettseidenen Anzügen und großen, breiten Panamahüten, persische Kaufleute in Gehrock oder schwarzem Kaftan, Malaien von der südlichen Halbinsel mit edelsteingesckmückten Dolchen im Gürtel, und Inder mit ihren Frauen, die in auffallend bunte Seide gekleidet waren und reichen Brillantschmuck trugen.

Dazwischen blitzten die feuerroten, goldgestickten Uniformen der Gardekapelle auf, die in der Pause konzertierte und die neuesten amerikanischen und englischen Schlager spielte. Die Musiker waren mit den dazu nötigen Instrumenten und allen Arten von Saxophonen ausgerüstet.

»Weißt du, wer von unseren...



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