Disher | Willkür | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 15, 270 Seiten

Reihe: Pulp Master

Disher Willkür

Ein Wyatt-Roman
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-927734-71-5
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Wyatt-Roman

E-Book, Deutsch, Band 15, 270 Seiten

Reihe: Pulp Master

ISBN: 978-3-927734-71-5
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wyatt hat mit dem Mesics-Clan noch eine alte Rechnung zu begleichen. Die Mesics haben einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt, der die Straßen von Melbourne für ihn zu einem gefährlichen Pflaster macht. Wyatt ist pleite, es wird Zeit zurückzuschlagen. Über den pensionierten Berufs-verbrecher Rossiter nimmt Wyatt Kontakt zu Frank Jardine auf, der einen Haufen Pläne in der Schublade hat, die das operative Geschäft des Syndikats an den empfindlichsten Stellen treffen kann. Doch als Rossiters Sohn Niall eingelocht wird, verändert sich die günstige Ausgangssituation, denn der fette Polizei-Sergeant Napper, der Niall das Leben so schwer macht, steht auf Erpressung, schnelle Ficks und läßt sich gerne Insider-Informationen versilbern ... Nach dem nun auch Garry Dishers Polizeiroman DRACHENMANN mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde, wird immer mehr deutlich, das er aus der TOP TEN nicht mehr wegzudenken ist.

Garry Disher wurde 1949 im Süden Australiens geboren und wuchs auf einer Farm auf. Auf sein Konto gehen preisgekrönte Kinderbücher, klassische Romane, Sachbücher und Crime Fiction. Hierzulande gelang ihm mit Letzterem auf Anhieb der Durchbruch: Sein Romandebüt GIER um den Berufsverbrecher Wyatt wurde 2000 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, genauso wie 2002 sein erster Polizeiroman DRACHENMANN. Zuletzt erschien: ROSTMOND. Garry Disher lebt mit seiner Familie auf der Mornington Halbinsel.

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NEUN Kurz nachdem Wyatt über den Zaun gesprungen war, klopften die Cops an die Vordertür. Zunächst vermutete Eileen einen Zusammenhang zwischen dem einen und dem anderen; doch sie waren hinter ihrem Sohn her. Ihr war klar, nach einem Durchsuchungsbefehl zu fragen war reine Zeitverschwendung. Die Bullen hatten die Rossiters auf dem Kieker. Sie selbst war ein halbes Jahr in Fairlie gewesen, wegen Hehlerei. Bewaffnete Raubüberfälle hatten Ross die Bekanntschaft mit diversen Gefängnissen beschert — Boggo Road, Long Bay, Wacol. Gerade mal siebzehn, wurde Leanne zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert und Niall hatte im vergangenen Jahr sechs Monate wegen Einbruchs und Körperverletzung in Pentridge abgerissen. Und nun wollten sie dem armen Kerl schon wieder etwas anhängen. Sie beugte sich vor und sagte: »Eine gefährliche Waffe? Das soll wohl ein Witz sein! Doch nicht Niall!« In der Küche sah es aus wie auf einer Polizeiwache. Ein Cop stand hinter Eileens Stuhl, der Zweite hinter Ross und ein Dritter hinter Niall. Zum Glück blieb Leanne und den Kindern dieser Anblick erspart. »Bei uns sind Beschwerden eingegangen.« Das kam von Sergeant Napper, einem schwammigen Mann mit Bierbauch und hellblondem Schnauzer. Napper hatte die Angewohnheit, von Zeit zu Zeit leise zu seufzen. Er war Eileen auch schon in seiner Freizeit über den Weg gelaufen, in zu kurzen und zu engen Polyesterhosen, unter denen sich seine Eier und sein Hintern deutlich abzeichneten. Er fuhr einen nicht mehr verkehrstauglichen Holden-Kombi und hatte eine Freundin ein paar Straßen weiter. Manchmal sah man vor ihrer Tür den Holden, manchmal einen Streifenwagen. Eileen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und probierte es mit einem liederlichen Lächeln — wenn’s half! »Was denn für Beschwerden, Officer?« »Wegen dem Hund, wetten?«, stieß Niall hervor. Napper strich seinen Schnauzer glatt. »Dein Hund wird dir noch mal eine deftige Klage einbringen, Niall. Eines Tages beißt er jemandem die Hand ab und du bist dran, mit Schadensersatz in Millionenhöhe.« »Das steckt nun mal so in ihm drin. Dagegen kann man nichts machen.« »Du könntest ihn an die Leine nehmen. Du könntest ihm aber auch die Gurgel durchschneiden.« Niall sah zur Seite, murmelte vor sich hin und schnitt dem Tisch Grimassen. Mach dich bloß nicht unbeliebt, Junge, dachte Eileen. Napper legte die Hand an sein Ohr und fragte: »Wie bitte? Hab ich da ’ne Drohung gehört? Bist wohl ’n gewalttätiger Typ, Niall? Einer von der knallharten Sorte, ja?« Eileen sah hinüber zu ihrem Mann. Die Verachtung stand Ross ins Gesicht geschrieben. Er verschränkte die Arme über der Brust und sagte: »Lass gut sein, Napper. Komm endlich zum Punkt.« »Okay. Wo ist die Armbrust?« »Welche Armbrust?« »Ich stelle hier die Fragen«, entgegnete Napper scharf. »Worum geht’s, Niall? Kannst du den Anblick eures Nachbarn nicht ertragen? Meinst du, er hat kein Recht, seinen Laster vor eurem Haus abzustellen?« Niall machte den Fehler, höhnisch zu kichern. »Der parkt da nie wieder.« Der Sergeant atmete tief durch, trat einen Schritt zurück und nickte seinen Kollegen zu. Die beiden verließen den Raum. Eileen wusste, dass sie die Armbrust ohne Mühe finden würden. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht noch mehr fanden. Napper schien sich unterdessen wie zu Hause zu fühlen. Er nahm die Herald-Sun vom Kühlschrank und schlug sie auf. »Warst du das vielleicht, Niall? Hast du die Todesanzeigen hier angestrichen? Du hattest nicht zufällig vor, den Hinterbliebenen zu Hause einen Besuch abzustatten, während sie sich am Grab versammeln? Würde jedenfalls zu einer Niete wie dir passen.« Er verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen und seine Augen versanken in den Wülsten seiner Wangen. Er blätterte weiter in der Zeitung. »Wieder ein unbescholtener Bürger in seinem Haus zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Kommt ziemlich oft vor in letzter Zeit. Dazu gehört schon einiges, sich jemanden so vorzunehmen, der gerade aus dem Schlaf gerissen wurde und im Pyjama vor einem steht. Was meinst du, Niall?« »Keine Ahnung, wovon Sie reden.« »Bist ’ne große Nummer, was, Niall? Markierst gern den starken Mann, nicht wahr? Vor allem, wenn die Leute schon am Boden liegen. Immer feste drauf, hm?« »Passen Sie mal auf, hier treiben sich Typen rum, die stehen ganz oben auf eurer Liste, und ihr vergeigt eure Zeit mit mir.« Damit war Wyatt gemeint. Eileen sah ihren Mann an und bemerkte dessen eisige, drohende Miene. Ross war kein Schwein, nie würde er jemanden an die Cops verraten. Eine Regel, die auch die Familie zu respektieren hatte. Doch Napper hatte Niall überhaupt nicht zugehört. »Ist schwer zu verkraften für dich, wenn jemand die Oberhand gewinnt, stimmt’s, Kumpel? Dann knickst du ein, legst dich auf den Rücken und lässt alles mit dir machen. Ist doch so, oder, Bürschchen?« Eileen sah, wie ihr Sohn rot wurde. »Bleib ruhig, Junge«, warnte sie ihn. Niall ignorierte das. »Verdammt noch mal, das reicht, Napper. Ich will einen Anwalt.« »Einen Anwalt?«, wiederholte Napper amüsiert und legte sich schon eine passende Antwort zurecht. Eileen war darauf gefasst, einschreiten zu müssen, doch im selben Moment kamen die beiden Polizisten zurück in die Küche und retteten Niall vor seiner scharfen Zunge. Einer der jungen Constables trug die Armbrust. Unter hochgezogenen Augenbrauen warf Eileen Rossiter einen Blick zu; ihre Art, »Nun mach was!«, zu sagen. »Zugegeben, der Junge ist eben ein Hitzkopf«, setzte Rossiter an, »aber er hat niemand was getan. Lasst ihn gehen. Ich rede mit dem Typen von nebenan, werd ’n Bier mit ihm trinken und die Sache aus der Welt schaffen. Niall wird sich bei ihm entschuldigen, nicht wahr, Junge?« Niemand beachtete ihn. Napper postierte sich hinter Nialls Stuhl und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Niall Rossiter, ich nehme Sie fest wegen Verdachts auf tätliche Bedrohung und wegen Besitzes einer gefährlichen Waffe. Sie werden zum Revier verbracht, dort wird formell Anklage erhoben und dann werden Sie dem Haftrichter vorgeführt.« Niall wurde über seine Rechte belehrt, einer der Constables legte ihm Handschellen an und führte ihn dann ab. Eileens Herz formte sich zu einem Klumpen. Bis sie ihren Sohn wieder sah, konnten gut zwei Tage vergehen. Napper würde dafür sorgen, dass er in Untersuchungshaft blieb und nicht auf Kaution freikam. Das würde ihm den Rest geben. Niall besaß nicht die Stärke seines Vaters oder die Härte eines Wyatt. Die sechs Monate in Pentridge hatten aus ihm einen verschlagenen, bösartigen Typen gemacht, wenn das meiste auch nur aufgesetzt war. Dieses permanente Zucken mit dem Kopf und den Schultern, das Flackern in seinen Augen — es brach ihr das Herz. Sie hasste es, das mit ansehen zu müssen; kaum auszudenken, was eine erneute Haftstrafe für Niall bedeuten würde. ZEHN Es zog sich hin; doch dank der ihm eigenen Ruhe und Erfahrung konnte Napper den Richter irgendwann davon überzeugen, dass Niall Rossiter ein Sicherheitsrisiko darstellte. Nichts anderes hatte er erwartet. Untersuchungshaft. Napper war überaus zufrieden mit sich. Auf dem Rückweg schaute er kurz bei Tina vorbei. Sie reagierte nicht auf sein Klingeln, also öffnete er die Tür mit seinem Schlüssel und schob seine beiden Kollegen in die Küche. Bier war im Kühlschrank. In aller Ruhe tranken sie jeder eine Dose und gingen zurück zum Streifenwagen. In dieser schmalen Straße, zwischen all den unscheinbaren Hondas und Corollas, verfehlte der seine Wirkung nicht. Kühl, weiß, mit drohenden schwarzen Ziffern und Unheil verkündenden blauen und roten Signalleuchten auf dem Dach — die Anwohner, zumeist Lehrer, Anwälte, Studenten, Vegetarier, konnte man damit mächtig einschüchtern. Napper quetschte sich hinter das Lenkrad und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Sein Schreibtisch auf dem Revier stand inmitten anderer, identischer Schreibtische in einem voll gestopften Büro. Die Kollegen, mit denen er den Raum teilen musste, hatten sich in die hintere Ecke, vor die Milchglasfenster verzogen und brüllten vor Lachen. Ein Sergeant in Zivil rief ihm zu: »Hey, Nap, das musst du dir ansehen!« Napper ging hinüber zu ihnen. Auf einer Bank lagen mehrere Fotos. Ein junger Weißer, nackt in einem Sessel, mit der rechten Hand umschloss er seinen Penis, die linke lag leicht verdreht auf einem aufgeschlagenen Pornoheft. Sein Gesicht war verzerrt, angeschwollen durch den Druck des Nylonseils um seinen Hals, das an einem Haken weiter oben an der Wand endete. Der zerwühlte Kelim unter seinen Fersen wies auf einen heftigen Todeskampf hin. Napper betrachtete die Bilder eingehend und sah dann hoch in die erwartungsvoll grinsenden Gesichter seiner Kollegen. Er würde sie nicht enttäuschen. »Ist er gekommen?« Der Sergeant in Zivil schlug ihm auf den Rücken. »Hat sich stranguliert, bevor er abspritzen konnte.« Allgemeine Häme, dann widmete man sich wieder den Fotos. »Die Eltern haben das arme Schwein gefunden«, sagte der Sergeant. »Wir sollen...


Garry Disher wurde 1949 im Süden Australiens geboren und wuchs auf einer Farm auf. Auf sein Konto gehen preisgekrönte Kinderbücher, klassische Romane, Sachbücher und Crime Fiction. Hierzulande gelang ihm mit Letzterem auf Anhieb der Durchbruch: Sein Romandebüt GIER um den Berufsverbrecher Wyatt wurde 2000 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, genauso wie 2002 sein erster Polizeiroman DRACHENMANN. Zuletzt erschien: ROSTMOND. Garry Disher lebt mit seiner Familie auf der Mornington Halbinsel.



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