Disher | Hitze | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 46, 277 Seiten

Reihe: Pulp Master

Disher Hitze

Ein Wyatt-Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-927734-96-8
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Wyatt-Roman

E-Book, Deutsch, Band 46, 277 Seiten

Reihe: Pulp Master

ISBN: 978-3-927734-96-8
Verlag: PULP MASTER
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wyatt sondiert mal wieder die Möglichkeiten. Eine Bank wäre toll oder ein Geldtransporter. Doch soll er sich deswegen mit dreisten, jungen Idioten und Meth-Köpfen einlassen? So groß ist seine Verzweiflung dann doch nicht, zumal ihm ein Broker in Queensland einen One-Man-Job anbietet. Ein flämisches Gemälde aus dem 16. Jahrhundert - von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs erbeutet - sei im Erholungsort Noosa, in der sengenden Hitze der Sunshine Coast im Haus eines Pädophilen aufgetaucht und eine israelische Auftraggeberin biete viel Geld dafür. Ganz nach Wyatts Geschmack, denn er kann den Coup in Eigenregie ausbaldowern ... Auch im neuen Wyatt-Roman zeigt sich Dishers Gespür für Atmosphäre und für Charaktere, die bis hin zur allerletzten Nebenfigur lebendig und authentisch daherkommen.

Garry Disher wurde 1949 im Süden Australiens geboren undwuchs auf einer Farm auf. Auf sein Konto gehen preisgekrönteKinderbücher, klassische Romane, Sachbücher und Crime Fiction. Hierzulande gelang ihm mit Letzterem auf Anhieb derDurchbruch: Sein Romandebüt GIER um den BerufsverbrecherWyatt wurde 2000 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet,genauso wie 2002 sein erster Polizeiroman DRACHENMANN.Zuletzt erschien: KALTES LICHT. Garry Disher lebt auf der Mornington-Halbinsel.
Disher Hitze jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
Es lief jetzt schon nicht rund.
Wyatt beobachtete Vidovic, der das Gespräch beendete. Das Telefon in die Tasche seines Hemds steckte. An einer Miene der Entschuldigung arbeitete.
»Das war Jack.«
Wyatt wartete. Leute drucksten herum, wenn es um schlechte Nachrichten und Rückschläge ging. Vertane Zeit, aber was sollte man machen? Vidovic würde in den nächsten paar Sekunden zur Sache kommen. Oder nach Jahren.
»Jack Pepper«, erklärte Vidovic. Als er keine Veränderung in Wyatts granitenen Gesichtszügen wahrnahm, fuhr er fort: »Er fragt an, ob wir uns stattdessen in einem Motel treffen können.«
»Hat er gesagt, warum?«
»Nein.«
Sie standen mit einem gemieteten Lieferwagen in einem trostlosen Caravan Park in den Hügeln außerhalb Melbournes. Wyatts Entscheidung. In Caravan Parks herrscht Kommen und Gehen. Man bleibt eine Weile und zieht weiter; man wählt einen Caravan Park, weil er billiger ist als ein Motel. Um dich herum sehen alle die Dinge wie du, also nimmt niemand Notiz von dir.
Und dieser Caravan Park lag hinreichend weit von der City entfernt und nicht in der Nähe irgendeiner Flotte gepanzerter Fahrzeuge oder eines Standortes für Übergaben.
Wyatt sah auf seine Armbanduhr: acht Uhr abends. »Hat er dir eine Adresse gegeben?«
Vidovic nannte ein Budget Motel in Highett. Am Strand; fünfundvierzig Minuten entfernt. Fast hätte Wyatt nein gesagt, aber er war mit nahezu nichts aus Frankreich zurückgekommen. Nur mit Genugtuung – Genugtuung darüber, einen Mann getötet zu haben.
Kein Job, der sich ausgezahlt hatte.
»Okay, fahren wir.«
Während der Fahrt hinunter zu den ebenen Straßen und Ziegeldächern, die typisch waren für den an der Bay gelegenen Teil Melbournes, redete Vidovic. Wyatt ließ ihn. Er hörte auch nicht richtig zu, nur so viel, um mitzubekommen, dass sein Freund völlig abgebrannt war und diesen Job wirklich brauchte.
Genau wie Wyatt. Der Unterschied war nur, dass Wyatt kein Bedürfnis hatte, das auszusprechen. Er unterhielt sich nicht. Er offenbarte seine Bedürfnisse nicht. Er gestand sich nicht einmal ein, dass er welche hatte.
Aber er dachte nach.
Die Pepper-Brüder, Jack und Leon, hatten Vidovic eines Jobs wegen kontaktiert. Vidovic, dem die Sache gefiel, hatte Wyatt kontaktiert. Vidovic hatte bereits mit den Pepper-Brüdern zusammengearbeitet, so, wie er auch mit Wyatt zusammengearbeitet hatte. So hatte es sich ergeben. Weder misstraute Wyatt den Pepper-Brüdern, noch traute er ihnen. Er kannte sie nicht.
Wyatt wusste auch nicht, wer der fünfte Mann war. Aber fünf war die richtige Anzahl für einen Überfall auf einen Geldtransporter. Ein sauberer Hinterhalt, eine Behinderung oder Umleitung des Verkehrs, Abfangen der Boten vor der Bank – was auch immer. Man benötigte einen Fahrer, einen, der den Funk abhörte und die Straße im Auge behielt, zwei Mann mit Waffen und einen Spezialisten: einen Typ, der sich mit Schneidewerkzeug auskannte, mit Elektronik oder Semtex. Bislang wussten Vidovic und Wyatt nur, dass die Pepper-Brüder behaupteten, an einem todsicheren Ding dran zu sein.  
Den Nepean Highway hinunter, wo der leicht salzige Seegeruch schwach über den Industrietoxinen hing. Das Motel lag mit seinem verblassten Erscheinungsbild einen Block vom Strand entfernt. Jahre voller Sonnenlicht und Salz hatten es mürbe werden lassen. In früheren Zeiten waren Familien im Januar für eine Woche dringlich benötigten Urlaubs hier abgestiegen, mehr gab es dazu nicht zu sagen. Nicht, dass Wyatt irgendetwas dazu zu sagen gehabt hätte. Er parkte zwei Blocks entfernt und stellte den Motor ab.
Vidovic warf ihm einen Blick zu. »Du könntest direkt vorfahren, Kumpel.«
Wyatt antwortete mit einem ruhigen, aber bedeutungsschwangeren Blick. Vidovic hob beide Hände in einer Geste der Kapitulation. »Okay, okay, immer auf der Hut.« Ein nervöses Kichern. »Eines Tages werde ich den entspannten Wyatt erleben.«
Eines Tages werde ich tot sein, dachte Wyatt.
Er zog sich eine Baseballkappe tief ins Gesicht, schlüpfte in eine Wolljacke mit Reißverschluss und schlug den Kragen hoch. Die Kameras würden nur die Andeutung einer prägnanten Nase und prägnanter Wangenknochen zeigen, kein zu identifizierendes Gesicht.
Vidovic folgte dem Beispiel unter Murren und sie machten sich auf den Weg. Vorbei an einem Nudelshop, einem Waschsalon und einem 7-Eleven. Sie blieben unauffällig; es gab noch andere in Jacken mit hochgeschlagenen Kragen an diesem kühlen Abend Mitte September.
Das Motel war L-förmig angeordnet, die Anmeldung an einem Ende in der Nähe der Einfahrt von der Straße. Eine einsame Kamera deckte den Bereich der Anmeldung ab, eine symbolische Maßnahme. Als glaubte das Management, es werde sich in den Motelzimmern nie etwas ereignen. Keine Überdosis, keine Vergewaltigungen, Morde oder tätlichen Übergriffe. Oder die Planung für einen Raubüberfall.
Wyatt und Vidovic schlichen sich auf das Gelände, dort, wo die Dunkelheit am intensivsten war, gingen dann um einen Zyklonzaun herum, der das Motel von einem Apartmentblock trennte. Das Licht war schwach, beleuchtete kaum den von der See heraufziehenden Dunst. Es tröpfelte. Von ein paar verkümmerten Sträuchern fielen kleine Tropfen auf Wyatts Ärmel.
Zimmer 18, davor parkte ein weißer Camry, den Kühler voran. Wyatt schritt das Heck des Wagens zur Hälfte ab und, tatsächlich, am Fenster pappte der Aufkleber eines Autoverleihs.
Er starrte auf das Motelzimmer, nicht bereit, es zu betreten. Das Ganze war von Anfang an heikel gewesen. Dennoch, vielleicht hatten die Pepper-Brüder genügend Verstand, um falsche Namen zu benutzen?
Vidovic, der Wyatts Gedanken erriet, sagte: »Junge, die wissen, was sie tun.« Er ging zur Tür und klopfte.
Also ließ Wyatt die Hand in seine Jackentasche gleiten, wo seine kleine .32er durch seine Körperwärme beinahe warm geworden war. Ein gutes Gefühl. Er verharrte in der Dunkelheit, wo er das gute Gefühl zu steigern suchte. Instinkt. Wyatt hätte es vielleicht als gesunden Menschenverstand bezeichnet, wäre er genötigt gewesen, sich zu erklären.
Er beobachtete Vidovic. Beobachtete, wie die Tür sich öffnete und Licht nach draußen fiel. Beobachtete Vidovic, der sich umdrehte und ihm mit einer Geste zu verstehen gab: Alles in Ordnung, Kumpel, geh rein.
Vidovic und Wyatt waren aus dem gleichen Holz geschnitzt – groß, hager und vorsichtig –, nur war Vidovic dieser Tage ein Anflug von Verzweiflung eigen. Die Pepper-Brüder waren aus weicherem Stoff. Knapp dreißig, mit Ohrringen und Dreitagebart in rosigen unbedarften Gesichtern. Schicke Anzüge über offenen Hemden. Junge Masters of the Universe.
Jack Pepper stand mitten im Zimmer, sein jüngerer Bruder lümmelte auf dem Bett. Sie seien Berater, wenn sie nicht gerade Überfälle planten, hatte Vidovic auf der Fahrt von den Hügeln hierher erzählt. Er hatte mit den Achseln gezuckt, eine Grimasse geschnitten, als Wyatt gefragt hatte: »Berater auf welchem Gebiet?«
Es kam zu keinem Händeschütteln. Jeder der Brüder grüßte mit einem lässigen Winken, dann goss Jack Pepper Scotch in vier Gläser – auch für Wyatt, selbst als der nein sagte. Der Mann war aufgedreht, die kleinen Augen in seinem runden Gesicht sprühten vor Übermut.
»Cheers«, er prostete Wyatt zu. »Du bist uns empfohlen worden.«
Wyatt verzog keine Miene.
»Von Stefan hier«, fuhr Pepper fort und deutete auf Vidovic, als wäre Wyatt etwas schwer von Begriff.
Wyatt nickte. Er begutachtete das Zimmer: Doppelbett, zu beiden Seiten des Kopfteils ein Nachttisch, eine Bank mit einem Klotz von Fernseher darauf. Ein winziger Tisch und zwei Sessel, angrenzend das Bad. Von einem Fetzen Kunst an der Wand über dem Bett abgesehen, war es das. Er nahm einen der Stühle, stellte ihn zwischen Tür und Fenster, das einzige im Raum, und setzte sich. Probleme vor Augen, einen Fluchtweg im Rücken. Zu beiden Seiten. Er wartete, ruhig und schweigsam.
Ein Prusten kam von dem Mann, der auf dem Bett lümmelte. »Nimm den Jungen.«
Leon Pepper war feister im Gesicht als sein Bruder und nicht gerade der Schlaueste.
»Einer fehlt uns noch«, sagte Wyatt.
Jack Pepper blickte auf seine Armbanduhr.
»Ja, nun, Syed hat manchmal Probleme mit seinem Zeitgefühl, nicht wahr, Lee?«
Leon kicherte. Er wand sich, bis er mit dem Rücken gegen das Kopfteil gestützt dasaß, wobei seine...


Garry Disher wurde 1949 im Süden Australiens geboren undwuchs auf einer Farm auf. Auf sein Konto gehen preisgekrönteKinderbücher, klassische Romane, Sachbücher und Crime Fiction. Hierzulande gelang ihm mit Letzterem auf Anhieb derDurchbruch: Sein Romandebüt GIER um den BerufsverbrecherWyatt wurde 2000 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet,genauso wie 2002 sein erster Polizeiroman DRACHENMANN.Zuletzt erschien: KALTES LICHT. Garry Disher lebt auf der Mornington-Halbinsel.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.