Dimitrova | People Pleaser | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Dimitrova People Pleaser

Eine für alle und alle für sich
1. Auflage, Ungekürzte Ausgabe 2025
ISBN: 978-3-03880-197-9
Verlag: Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine für alle und alle für sich

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-03880-197-9
Verlag: Arctis ein Imprint der Atrium Verlag AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Humorvoll, romantisch, relatable - der neue Roman von Anna Dimitrova »Hier im Kartoffelland gibt's genau zwei Arten von Ausländern: die 'Verrückten', die ihre Probleme einsehen und zur Therapie gehen, und die 'Harten', die lieber heimlich in der Dusche weinen. Zu wem du gehören willst, musst du ziemlich früh entscheiden.« (aus »People Pleaser«) Nina ist die selbsternannte Therapeutin ihrer Freundesgruppe. Egal, was die anderen für ein Problem haben: Nina kann es mit einem Deeptalk lösen! Oder zumindest konnte sie das. Schon seit einer Weile macht ihre beste Freundin Teo eine schwere Zeit durch, möchte sich aber partout nicht helfen lassen. Als dann auch noch Aleks als wandelnde 'Red Flag' in ihre Klasse kommt und Teo sich sofort schockverliebt, bleibt Nina keine andere Option: Sie muss Aleks therapieren und zum perfekten Boyfriend machen, bevor sich Teo auf ihn einlässt. Doch hinter Aleks' taffen Gym-Bro-Fassade steckt mehr, als Nina ahnt... Ein großartiger Jugendroman über Selbstliebe, People Pleasing und toxische Männlichkeit. 

Anna Dimitrova wurde 1998 in Sofia geboren und zog im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie von Bulgarien nach Deutschland. Um sich in beiden Ländern anzupassen, wurde sie als Jugendliche zu einem echten People Pleaser und versuchte, sowohl die Erwartungen ihrer bulgarischen Verwandten als auch die der deutschen Community zu erfüllen. Sehr bald stellte sie aber fest, dass sie dadurch niemanden so richtig pleasen konnte. Seit ihrem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München arbeitet Anna als freiberufliche Drehbuchautorin und beschäftigt sich in ihren Stoffen auf komödiantische Weise mit dem täglich erlebten Culture Clash. Ihr Jugendroman Kanak Kids ist 2024 auf dem deutschen Markt erschienen und wurde für den Paul-Maar-Preis nominiert.
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Kapitel 2 NINA


Das war keine Lüge.

Ich hatte vor zwei Jahren wirklich eine Down-Phase und wusste nichts mit mir anzufangen. Der Grund dafür war nur nicht der, von dem die meisten Menschen ausgegangen sind.

Ich war nicht depressiv, ich hatte keine Panikattacken oder Angstzustände. Mir ging’s schlecht, weil es schlecht ging.

Auch wenn sie es nie laut zugab, wusste ich, dass sich etwas verändert hatte. Früher konnte Teo nicht aufhören zu lächeln. Alles, was sie tat, bereitete ihr Freude. In der Schule schrieb sie nur Einser und nutzte die Pausen, um den anderen Kindern mit ihren Hausaufgaben zu helfen. Nach dem Unterricht ging sie am liebsten zum Ballett-Training und nahm sogar an internationalen Wettbewerben teil. Und die wenigen freien Stunden, die ihr am Ende des Tages blieben, verbrachte sie mit mir.

Wir schlenderten durch die Nachbarschaft und besuchten unser Lieblingshaustier: den rot gestreiften Kater von Frau Tepelmann, der uns hasste wie die Pest. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass wir ihn mit unseren klebrigen Lolli-Händen streicheln wollten, und rannte immer vor uns weg. Seine verzweifelte Flucht machte es aber nur noch lustiger, ihm hinterherzusprinten.

Ganze Abende lang liefen Teo und ich durch das Viertel, in der Hoffnung, den Grinch zu fangen. So hatte Frau Tepelmann ihren Kater genannt. Er hasste nicht nur uns, sondern auch Weihnachten.

Wenn ich an meine beste Freundin denke, denke ich an die alte Teo. Die schüchterne, warmherzige, hilfsbereite Teo, die alle ins Herz schloss.

Doch diese Teo verschwand eines Tages plötzlich.

Von heute auf morgen änderte sich meine ganze Welt. Von heute auf morgen hatte Teo keine Lust mehr auf die Schule. Sie hörte auf zu lernen, bekam nur schlechte Noten, schwänzte den Unterricht und ging allen Lehrkräften auf die Nerven. Die Ballettstunden ließ sie immer öfter sausen und traf sich stattdessen mit den Unruhestiftern zum Saufen. Und ihre Freizeit … die verbrachten wir kaum noch miteinander. Lieber ging Teo mit ihren toxischen Boyfriends aus, als mit mir und Grinch herumzuhängen.

Es wirkte fast so, als würde sie sich selbst bestrafen wollen. Doch ich wusste nicht, warum.

Als ich damals versuchte, mit ihr darüber zu sprechen, machte Teo immer dicht und gab mir zu verstehen, dass ich mich lieber nicht einmischen sollte. Aber was für eine Freundin wäre ich gewesen, wenn ich nichts getan hätte, um sie zu unterstützen?

Ich wusste, dass sie professionelle Hilfe braucht, jedoch keine annehmen würde. Deswegen beschloss ich, mich selbst für eine Therapie anzumelden und diese zu nutzen, um Teos Probleme mit einer Expertin zu besprechen. Der Plan war, die Tipps der Therapeutin beiläufig – und unbemerkt – an Teo weiterzuleiten und meiner besten Freundin den richtigen Weg zu zeigen.

Es gab nur zwei Hindernisse:

  1. Es dauerte über ein Jahr, einen Therapieplatz zu finden.

  2. Als ich diesen endlich hatte, stellte ich fest, dass Therapeuten einzig ihre Patienten, und nicht deren Freundeskreis beraten.

Nervig, ich weiß.

Doch genau aus diesem Grund muss ich in der Therapie bis heute noch so tun, als wären Teos Sorgen Sorgen. Eine Taktik, die an manchen Tagen eindeutig besser funktioniert als an anderen.

»Um was ging es in dem Albtraum?«, fragt Frau Tempel mich nun interessiert. Ihr Stift wartet nur darauf, meine Antwort festzuhalten.

, denke ich, und nehme mir Zeit zum Überlegen. Damit die Therapie funktioniert, darf ich Frau Tempel keine falschen Informationen weitergeben. Gleichzeitig habe ich aber keine Ahnung, was sich in Teos Unterbewusstsein abspielt, und muss meine Antworten oft ziemlich vage halten.

»Weiß ich nicht mehr so genau«, berichte ich deshalb vorsichtig. »Aber ich bin danach wieder zu meiner besten Freundin ins Zimmer und hab bei ihr übernachtet.«

»Aha.« Die Therapeutin notiert sich etwas, bevor sie mich undurchdringlich ansieht. »Fühlt sich das sicherer an?«

»Klar«, erwidere ich ohne zu zögern. Natürlich fühlt sich Teo bei mir sicher. Ich bin ihr Zuhause und sie ist meins. »Ich übernachte voll gerne bei ihr.«

»Und was sagt sie dazu?«

»Sie ist echt nett. Sie fragt dann immer, was ich geträumt hab, wie es mir geht …« Ich verstumme, als ich daran denke, dass ich die Situation aus Teos Sicht schildern sollte. Ich finde mich zwar selbst sehr nett, meine BFF freut sich jedoch selten über meine konstanten Nachfragen. Deshalb schüttle ich den träumerischen Unterton schleunigst ab. »Manchmal find ich’s aber auch nervig. Wie sie immer alles wissen will und so.«

»Warum ist das nervig?«

Das frage ich mich auch. Ich will doch offensichtlich nur helfen. Was ist daran falsch?

Bevor ich meine Gedanken versehentlich laut ausspreche, halte ich inne und versetze mich in Teos Lage hinein. Oft wirkt sie, als könnte sie meine Hilfe kaum noch aushalten. »Hmm, vielleicht ist sie manchmal nett zu mir?«

Frau Tempel bietet mir ein warmes Lächeln an. »Wird es dann gefährlich? Wenn jemand nett ist?«

Ich zögere. »Was heißt gefährlich?«

»Na ja. Ich frage mich gerade, ob Zuneigung und Nähe vielleicht ein bestimmtes Gefühl hervorrufen. Angst? Oder Scham?«

»Keine Ahnung«, murmle ich. Dazu verrät Teo zu wenig über ihr Innenleben. »Was denkst du?«

»Was denken «, korrigiert sie schmunzelnd.

Ich zucke leicht zusammen. In meiner Vorstellung sind wir gute Freundinnen. Wir sehen uns jede Woche, reden über unsere Gefühle, lachen ein wenig zusammen … Ich habe schon öfter gefragt, ob ich sie auch duzen darf, aber Frau Tempel hält das für keine gute Idee. Genauso unsinnig fand sie auch meinen Vorschlag, 25 Minuten über sie und 25 Minuten über mich zu sprechen. Dabei behauptet sie, dass Balance etwas Gutes ist. Pff.

»Ähm … Sie?«, stammle ich jetzt. »Was denken Sie?«

Normalerweise stellt sie mir fast immer nur Rückfragen, damit ich meine Worte und Handlungen selbst hinterfragen und analysieren muss. Doch dieses Mal teilt sie mir tatsächlich ihre Meinung mit.

»Ich denke, dass eine große Verlusterfahrung, so wie deine, manchmal zu Selbstzweifeln führen kann.« Mit meint sie die Tatsache, dass Teos Eltern sie einfach bei ihren Verwandten in Deutschland abgesetzt und nie wieder abgeholt haben. Wenn das nicht traumatisch ist, weiß ich auch nicht. »Oft gibt man sich die Schuld für Dinge, auf die man gar keinen Einfluss hat. Und in solchen Fällen tauchen Gedanken auf wie: Bin ich es wert, von netten Menschen umgeben zu sein? Habe ich diese Zuneigung überhaupt verdient?«

Oh, Mann. Das würde auf jeden Fall erklären, weshalb sich Teo von den guten Dingen in ihrem Leben distanziert. Sie hat das Gefühl, sie nicht zu verdienen.

»Und wie kommt man … äh, wie komme ich da wieder raus?«, will ich eifrig wissen.

Meine Therapeutin lacht laut auf. »Wenn diese Frage mit einem Satz beantwortet werden könnte, hätte ich keinen Job«, sagt sie amüsiert.

»Oh. Tut mir leid.« Ich schäme mich zwar ein wenig für meine Naivität, muss aber am Ball bleiben. Je schneller ich das Problem löse und die alte Teo zurückgewinne, desto besser. »Aber gibt’s etwas, was man sofort machen könnte? So … einen Schritt in die richtige Richtung?«

»Klar. Aber der richtige Schritt ist für jeden ein anderer. Wir handeln alle ganz individuell.«

»Und wie handle ich, würdest du … äh … würden Sie sagen?«

Frau Tempel schreibt sich erneut etwas auf und beantwortet erst im Anschluss meine Frage. Mit einer anderen Frage. »Was denkst du, wie du handelst?«

»Ja, scheinbar nicht gut. Sonst wär ich nicht hier.«

»Wirklich?« Frau Tempel betrachtet mich, als würde sie sich über etwas bewusst sein, was ich nicht checke. »Ich würde behaupten, dass du definitiv etwas richtig machst, wenn du hier vor mir sitzt.«

»Ach so. Weil die Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist«, murre ich leise. Wenn sie nur wüsste, dass die echte Teo ihre Probleme überhaupt nicht einsieht …

»So ist es.«

»Aber … was passiert der Einsicht?«, erkundige ich mich neugierig. »Sagen wir mal, ich sehe ein, dass ich an mir zweifle. Und dass ich keine Zuneigung aushalten kann. Was kommt dann?«

»Hängt davon ab. Kennst du die Gründe, weshalb du dich so fühlst? Liegt es daran, dass du tiefe Bindungen mit einer traumatischen Erfahrung verknüpfst? Oder eher daran, dass …«

»Das erste!«, rufe ich begeistert. Ich fühle mich wie bei einer Gameshow, die ich gerade gewonnen habe. Statt einer Million Euro kriege ich allerdings die mentale Gesundheit meiner besten Freundin ausgezahlt. »Es muss das erste sein!«

Frau Tempel schmunzelt. »Okay. Und was denkst du, kann man dagegen machen?«

Ich zerbreche mir den Kopf. Das Niveau des Gesprächs ist ziemlich hoch, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich meine ganzen Therapie-Kenntnisse aus habe. Die Antwort wirkt jedoch trotzdem ziemlich naheliegend.

»Ja, dann müsste man anfangen, tiefen Bindungen eine neue Bedeutung zu geben. Eine positive.«

»Okay. Und wie geht das?«

Ich strahle.

Zum ersten Mal kenne ich die Antwort ganz genau.

Nachdem meine fünfzig Minuten zu Ende sind, machen Frau Tempel und ich einen neuen...


Dimitrova, Anna
Anna Dimitrova wurde 1998 in Sofia geboren und zog im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie von Bulgarien nach Deutschland. Um sich in beiden Ländern anzupassen, wurde sie als Jugendliche zu einem echten People Pleaser und versuchte, sowohl die Erwartungen ihrer bulgarischen Verwandten als auch die der deutschen Community zu erfüllen. Sehr bald stellte sie aber fest, dass sie dadurch niemanden so richtig pleasen konnte. Seit ihrem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München arbeitet Anna als freiberufliche Drehbuchautorin und beschäftigt sich in ihren Stoffen auf komödiantische Weise mit dem täglich erlebten Culture Clash. Ihr Jugendroman Kanak Kids ist 2024 auf dem deutschen Markt erschienen und wurde für den Paul-Maar-Preis nominiert.

Anna Dimitrova wurde 1998 in Sofia geboren und zog im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie von Bulgarien nach Deutschland. Um sich in beiden Ländern anzupassen, wurde sie als Jugendliche zu einem echten People Pleaser und versuchte, sowohl die Erwartungen ihrer bulgarischen Verwandten als auch die der deutschen Community zu erfüllen. Sehr bald stellte sie aber fest, dass sie dadurch niemanden so richtig pleasen konnte. Seit ihrem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München arbeitet Anna als freiberufliche Drehbuchautorin und beschäftigt sich in ihren Stoffen auf komödiantische Weise mit dem täglich erlebten Culture Clash. Ihr Jugendroman Kanak Kids ist 2024 auf dem deutschen Markt erschienen und wurde für den Paul-Maar-Preis nominiert.



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