Die Reden der großen Indianerhäuptlinge | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 14, 160 Seiten

Reihe: Geschenkbuch Weisheit

Die Reden der großen Indianerhäuptlinge


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7306-9069-7
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 14, 160 Seiten

Reihe: Geschenkbuch Weisheit

ISBN: 978-3-7306-9069-7
Verlag: Anaconda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die kraftvoll besonnene Rede des Duwamish-Häuptlings Seattle, mit der er 1854 vor den Gouverneur des Washington-Territoriums trat, ist das wohl berühmteste Dokument des Freiheitskampfes der indigenen Bevölkerung Nordamerikas gegen die Besiedlung ihres Landes. Hier versammelt sind die Reden von 16 großen Häuptlingen aus drei Jahrhunderten – beeindruckende Zeugnisse einer Weltsicht, die Autonomie und das Leben im Einklang mit der Natur in den Mittelpunkt stellt.

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HÄUPTLING TECUMSEH (1811)


Wir haben uns heute Abend im heiligen Rat versammelt, um Fragen von größter Wichtigkeit zu besprechen. Wir sollten hier nicht darüber streiten, ob uns Unrecht und Schaden zugefügt wurden, sondern auf welche Weise wir uns rächen können. Denn unsere gnadenlosen Unterdrücker haben ihre Strategie von langer Hand geplant und ihre Angriffe sind nicht nur zu erwarten, sondern wurden und werden bereits gegen jene Angehörigen unserer Rasse geführt, die noch nicht Stellung bezogen haben. Wir wissen genau, mit welcher Taktik die Weißen auf dem Vormarsch sind und bei unseren Nachbarn einfallen. Sie wähnen sich noch unentdeckt und müssen gar nicht sehr kühn vorgehen, weil ihr so unaufmerksam seid. Die Weißen sind uns, selbst wenn wir uns verbünden, fast ebenbürtig und viel zu stark, als dass ein Stamm allein sich ihnen widersetzen könnte. Und wenn wir uns nicht verbünden und uns gegenseitig mit vereinten Kräften unterstützen, wenn nicht jeder Stamm einmütig zusammensteht und dem Machtstreben und der Gier der Weißen den Kampf ansagt, dann werden sie uns bald alle einzeln und getrennt voneinander besiegen und wir werden aus dem Land unserer Geburt vertrieben und in alle Himmelsrichtungen zerstreut wie Herbstblätter im Wind.

Aber besitzen wir etwa nicht genug Mut, um unser Land zu verteidigen und unsere uralte Unabhängigkeit zu behaupten? Werden wir seelenruhig mit ansehen, wie uns die weißen Eindringlinge und Tyrannen zu Sklaven machen? Soll man über unsere Rasse sagen, dass wir uns nicht vor den drei schlimmsten Übeln zu bewahren wussten: Torheit, Trägheit und Feigheit? Doch aus welchem Grund sollen wir über die Vergangenheit reden? Sie spricht für sich selbst und fragt: »Wo sind heute die Pequot? Wo die Narragansett, die Mohawk, die Pocanoket und viele andere einst so mächtige Stämme unserer Rasse?« Wie Schnee in der Sonnenglut sind sie verschwunden angesichts der Gewaltherrschaft und Gier der Weißen. In der vergeblichen Hoffnung, ihren alten Besitz allein verteidigen zu können, haben sie sich in Kriege mit dem weißen Mann hineinziehen lassen. Schaut euch ihr einst so schönes Land genau an – was seht ihr heute? Nichts als die Verwüstungen der bleichgesichtigen Zerstörer, soweit das Auge reicht. So wird es auch euch ergehen, Choctaw und Chickasaw! Eure mächtigen Waldbäume, unter deren weiten, schattigen Zweigen ihr als Kinder gespielt habt und als Jugendliche herumgetollt seid und unter denen ihr heute eure müden Glieder nach den Strapazen der Jagd ausruht, diese Bäume werden bald gefällt werden, um mit ihnen das Land einzuzäunen, das die weißen Eindringlinge ihr Eigen zu nennen wagen. Bald werden ihre breiten Straßen über die Gräber eurer Väter führen und ihre Ruhestätte wird für immer ausgelöscht sein. Wir stehen vor der Vernichtung unserer Rasse, wenn wir uns nicht alle gemeinsam gegen den gemeinsamen Feind verbünden. Glaubt nicht, tapfere Choctaw und Chickasaw, dass ihr angesichts der Gefahr, in der wir alle uns befinden, untätig und teilnahmslos bleiben und unserem gemeinsamen Schicksal entgehen könnt. Auch euer Stamm wird durch ihren Gifthauch bald wie Blätter fallen und wie Wolken zerstieben. Auch ihr werdet aus eurer Heimat und eurem Stammesgebiet vertrieben werden wie Blätter im eisigen Sturm.

Oh Choctaw und Chickasaw, wiegt euch nicht länger in falscher Sicherheit und trügerischer Hoffnung! Unser weites Land entgleitet uns rasch. Die weißen Eindringlinge werden Jahr für Jahr gieriger, dreister, tyrannischer und herrschsüchtiger. Jedes Jahr gibt es neue Auseinandersetzungen zwischen ihnen und uns, und wenn dabei Blut fließt, müssen wir dafür büßen, ob zu Recht oder zu Unrecht, und dafür mit dem Leben unserer größten Häuptlinge und dem Verzicht auf große Teile unseres Landes bezahlen. Bevor die Bleichgesichter zu uns kamen, genossen wir das Glück grenzenloser Freiheit. Wir kannten weder Wohlstand noch Mangel oder Unterdrückung. Wie ist es heute? Mangel und Unterdrückung sind unser Los, denn wird nicht jeder unserer Schritte überwacht und wagen wir es, uns ohne Erlaubnis von der Stelle zu rühren? Werden wir nicht Tag für Tag mehr von dem Wenigen abgeschnitten, das von unserer ursprünglichen Freiheit noch übrig ist? Treten und schlagen sie nicht schon jetzt auf uns ein wie auf die Schwarzgesichter? Wie lange wird es noch dauern, bis sie uns wie diese an einen Pfahl binden und uns auspeitschen und uns auf ihren Maisfeldern für sich arbeiten lassen? Sollen wir still auf diesen Augenblick warten, oder sollen wir im Kampf sterben, anstatt uns einer solchen Schmach zu unterwerfen?

Führen sie uns nicht schon seit Jahren ihre Absichten vor Augen, und können wir daran nicht klar und deutlich ablesen, was sie in Zukunft vorhaben? Werden wir nicht bald aus unseren jeweiligen Ländern und von den Gräbern unserer Vorfahren vertrieben? Werden nicht die Knochen unserer Toten umgepflügt und ihre Gräber in Ackerland verwandelt werden? Sollen wir ruhig abwarten, bis sie so zahlreich sind, dass wir uns ihrer Unterdrückung nicht länger widersetzen können? Wollen wir darauf warten, dass wir vernichtet werden, ohne alles aufzubieten, was unserer Rasse Ehre macht? Sollen wir unsere Heimat, unser Land, das uns der Große Geist überlassen hat, die Gräber unserer Toten und alles, was uns lieb und heilig ist, kampflos aufgeben? Ich weiß, ihr werdet mit mir ausrufen: Niemals! Niemals! Also lasst sie uns mit vereinten Kräften vernichten, was wir jetzt noch schaffen können, oder lasst sie uns dorthin zurückdrängen, von wo sie gekommen sind. Wir haben jetzt nur noch die Wahl zwischen Krieg oder Vernichtung. Was wählt ihr? Ich kenne eure Antwort. Deshalb bitte ich euch heute, tapfere Choctaw und Chickasaw, um Unterstützung in der gerechten Sache zur Befreiung unserer Rasse aus dem Griff dieser treulosen Eindringlinge und herzlosen Unterdrücker. Wir müssen verhindern, dass die Weißen weiterhin unser Land an sich reißen, sonst werden wir, die rechtmäßigen Besitzer, als menschliche Rasse für immer vernichtet und ausgelöscht werden. Ich stehe jetzt an der Spitze von vielen Kriegern, unterstützt von einer starken Truppe englischer Soldaten. Choctaw und Chickasaw, zu lange habt ihr die bittere Unterwerfung durch die überheblichen Amerikaner erduldet. Seid nicht länger ihre Opfer. Sollte heute Abend jemand hier sein, der nicht glaubt, dass ihm seine Rechte früher oder später von den machtgierigen amerikanischen Bleichgesichtern genommen werden, dann verdiente seine Ignoranz unser Mitleid, denn dann wüsste er wenig über den Charakter unseres gemeinsamen Feindes. Und gäbe es einen unter euch, der verrückt genug wäre, den wachsenden Einfluss der weißen Rasse zu unterschätzen, der sollte zittern angesichts der fürchterlichen Leiden, die er über unsere gesamte Rasse brächte, wenn durch seine sträfliche Gleichgültigkeit die Pläne unseres gemeinsamen Feindes gegen unser gemeinsames Land unterstützt würden. Also hört auf die Stimme der Pflicht, der Ehre, der Natur und eures gefährdeten Landes. Lasst uns Körper, Herz bilden und unser Land, unsere Heimat, unsere Freiheit und die Gräber unserer Väter bis zum letzten Krieger verteidigen.

Choctaw und Chickasaw, ihr gehört zu den wenigen unserer Rasse, die noch träge und bequem dasitzen. Sicher, ihre geltet gemeinhin als mutig, aber gründet sich dieser Ruf auf Tatsachen oder nur auf Gerüchte? Werdet ihr zulassen, dass sich die Weißen in euren Gebieten immer mehr ausbreiten, sogar bis vor eure Tür, bevor ihr von eurem Recht auf Widerstand Gebrauch macht? Keiner in diesem Rat soll glauben, dass ich mehr aus Böswilligkeit gegen die bleichgesichtigen Amerikaner spreche als aufgrund berechtigter Klage. Eine Klage ist angemessen gegenüber Freunden, die ihre Pflichten vernachlässigt haben, eine Anschuldigung richtet man gegen Feinde, die sich eines Unrechts schuldig gemacht haben. Und wenn je ein Volk gute und berechtigte Gründe dafür hatte, die Amerikaner des Unrechts zu bezichtigen, dann wir, vor allem, weil sie so viele unrechte Taten gegen unsere Rasse begangen haben, über die sie nicht einmal nachdenken. Sie sind ein Volk, das alles Neue liebt, das schnell etwas ausklügelt und die Pläne rasch und wirkungsvoll umsetzt, ganz gleich, wie groß das Unrecht und der Schaden für uns sind. Dagegen sind wir zufrieden damit, das zu bewahren, was uns schon gehört. Ihre Absicht ist es, ihren Besitz zu vergrößern, indem sie euch den euren nach und nach wegnehmen. Wollt ihr, ja könnt ihr dabei noch länger tatenlos zusehen, Choctaw und Chickasaw? Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass jenes Volk sich die längste Zeit des Friedens erfreut, das rechtzeitig Maßnahmen zu seiner Verteidigung ergreift und den festen Entschluss fasst, sich selbst Recht zu verschaffen, wenn ihm Unrecht widerfährt? Ganz im Gegenteil. Dann eilt zur Unterstützung unserer gemeinsamen Sache, denn als Blutsbrüder seid ihr dazu verpflichtet; damit nicht bald der Tag kommt, an dem ihr einsam und allein der grausamen Gnade unseres erbittertsten Feindes ausgeliefert...



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