Mit Einführung der Reformation in einem Territorium oder einer Reichsstadt mussten die Landesherren und Magistrate ihren Gemeinwesen in zahlreichen Belangen des weitgefassten kirchlichen Lebens neue Ordnungen geben, nicht zuletzt weil sie die päpstliche Obödienz und die bischöfliche Jurisdiktion nicht mehr anerkannten. Durch die enge Verzahnung von Religion und Politik im 16. Jahrhundert hatten die daraufhin entstanden Kirchenordnungen nicht nur Bedeutung für kirchliche Belange, sondern auch weitreichenden Einfluss auf das weltliche Rechtsleben. Integrale Bestandteile von Kirchenordnungen sind gottesdienstliche Regelungen, Liturgien, agendarische Bestimmungen und Gebetsformulare, Anstellungsvoraussetzungen und -modi der Geistlichen, Kirchendisziplin und Bannregelungen. Insbesondere durch die Reichsstädte erhielt die Reformation weitreichende Impulse. Die urbanen Gemeinwesen waren überregionale Handelsplätze, an denen nicht nur Waren, sondern auch Nachrichten und neue Ideen ausgetauscht wurden. Gegenüber der ländlichen Bevölkerung war die Lesefähigkeit in den Städten größer, hier verbreitete sich der Humanismus mit seiner bildungsbeflissenen Frömmigkeit, hier entstanden früh reformatorische Bewegungen. Die in den südwestdeutschen Reichsstädten wirkenden theologisch gebildeten Prädikanten schufen in Zusammenarbeit mit den städtischen Magistraten Neuregelungen des kirchlichen Lebens, die über den Geltungsbereich der jeweiligen Reichsstadt hinaus weiten Einfluss auf das Kirchenordnungswesen anderer Städte und Territorien hatten.
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Zielgruppe
Historiker, Theologen, Rechtshistoriker, entsprechende Institute und Bibliotheken.
Weitere Infos & Material
Arend, Sabine
Geboren 1969; Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, der Kunstgeschichte und Volkskunde (Europäische Kulturanthropologie) in Göttingen; 2001 Promotion; seit 2002 Mitarbeiterin der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in der Arbeitsstelle "Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts".
Sabine Arend: Geboren 1969; Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde in Göttingen; 2001 Promotion; angestellt bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in der Forschungsstelle »Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts«.