Diderot, | Die Nonne | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 261 Seiten

Diderot, Die Nonne


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95824-583-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 261 Seiten

ISBN: 978-3-95824-583-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ungezügelte Lust hinter Klostermauern: 'Die Nonne' von Denis Diderot jetzt als eBook bei dotbooks. Die junge Suzanne wird gegen ihren Willen in ein Kloster geschickt. Schon bald muss sie feststellen, dass es hinter den Klostermauern nicht so keusch zugeht, wie sie immer vermutet hat. Als ihr schließlich gar die Mutter Oberin ihre ganze Aufmerksamkeit widmet, ist die junge Frau zutiefst verunsichert. Sie spürt eine sexuelle Lust in sich erwachen, gegen die sie sich kaum zu wehren vermag. Sie weiß, dass es Unrecht ist, zu was sie hier verleitet wird. Doch sie ist ihrer Vorgesetzten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Die Nonne' von Denis Diderot. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag. Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses eBooks ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

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Ich betrat das Kloster an ihrer Hand. Sie führte mich, indem sie mich mitten um den Leib geschlungen hatte. Man trug einen Nachtisch von Früchten, Marzipan und Confect auf. Der ehrenfeste Archidiaconus fing an, sich über mein Lob auszubreiten, das sie mit einem: Man hat Unrecht gehabt! man hat Unrecht gehabt! ich weiß es! unterbrach ... Der ehrenfeste Archidiaconus wollte fortfahren, und die Superiorin unterbrach ihn abermals: Wie haben sie sie nur fahren lassen können? Sie ist ja die Bescheidenheit und die Sanftmuth selbst! Man sagt, sie soll voller Talente seyn ... Der ehrenfeste Archidiaconus wollte wieder anfangen, wo er seine Rede gelassen hatte; die Superiorin unterbrach ihn aufs neue, mir ins Ohr zischelnd: Ich mag Sie für mein Leben gern leiden! Wenn die Schulfüchse weg sind, so lasse ich die Schwestern kommen, und Sie müssen uns ein kleines Lied singen: nicht wahr? ... Mich wandelte eine Lust zu lachen an; der ehrenfeste Herr Hebert kam ein wenig aus der Fassung; seine beyden jungen Gehülfen schmunzelten über seine und meine Verlegenheit. Jetzt kehrte Herr Hebert wieder zu seinem Character, seinen gewohnten Manieren zurück, und befahl ihr rauh, sich niederzusetzen und zu schweigen. Sie setzte sich. Alles aber war ihr nun nicht recht; sie quälte sich auf ihrer Stelle, krazte sich den Kopf, legte ihr Kleid zurecht wo es nicht in Unordnung war, gähnte, und unterdeß perorirte der Archidiaconus sehr vernünftig über das Haus, das ich verlassen hätte, über die Unannehmlichkeiten, die ich darin erfahren, über das neue in das ich einträte, über die Verbindlichkeit, welche ich denjenigen schuldig wäre, die mir geholfen hätten. Bey dieser Stelle sah ich Herrn Manouri an; er schlug die Augen nieder. Darauf ward die Unterhaltung allgemeiner; das beschwerliche, der Superiorin auferlegte Stillschweigen, hörte auf. Ich nahte mich Herrn Manouri, dankte ihm noch einmal für die Gefälligkeit, die er gegen mich gehabt, ich zitterte, ich stammelte, ich wußte nicht, wie sehr ich ihm meine Erkenntlichkeit darlegen sollte. Meine Verstörtheit, meine Verwirrung, meine Rührung (denn ich war wahrhaftig gerührt), Thränen mit Freude vermischt, mein ganzes Bezeigen, drückte meine Empfindung stärker, als Worte aus. In seiner Antwort war nicht viel mehr Ordnung, als in meiner Rede; er schien eben so verwirrt wie ich. Ich weiß nicht genau was er zu mir sagte; so viel verstand ich, daß es Belohnung genug für ihn sey, wenn er die Härte meines Schicksals hätte mildern können; daß er sich dessen, was er für mich gethan, mit noch mehr Vergnügen als ich selbst erinnern würde; daß es ihm sehr leid thäte, wenn seine Beschäftigungen, die ihm fast nie vom Pariser Gerichtshofe wegließen, ihm nicht oft verstatten sollten, das Kloster von Arpajon zu besuchen; er hoffte aber von dem Herrn Archidiaconus, und der Frau Superiorin, die Erlaubniß zu erhalten, sich dann und wann nach meiner Gesundheit und Lage erkundigen zu dürfen. Der Archidiaconus hörte Das nicht; die Superiorin aber antwortete: Mein Herr, so oft Sie wollen; sie wird alles thun, was Ihnen angenehm seyn kann; wir wollen suchen, ihr hier das Herzeleid zu vergüten, das man ihr dort verursacht hat. — Und hierauf ganz leise zu mir: Du hast also viel ausgestanden, mein Kind? Wie haben aber die Wesen in Longchamp es übers Herz bringen können, Dich zu mißhandeln? Ich habe Deine Superiorin gekannt, wir sind zusammen in Port-Royal gewesen; sie war schon damals unser Leutescheu. Nun, wir werden Zeit haben, uns zu sprechen, Du sollst uns das Alles erzählen ... Indem sie dieß sagte, nahm sie eine meiner Hände, und gab solcher in eins weg kleine Schläge mit der ihrigen. Die jungen Geistlichen machten mir gleichfalls ihr Compliment. Es war spät. Herr Manouri nahm Abschied von uns; der Archidiaconus und seine Gehülfen gingen zu Herrn ***, dem Besitzer von Arpajon, wo sie eingeladen waren, und ich blieb allein mit der Superiorin; aber nicht auf lange Zeit. Alle Nonnen, alle Novizen, alle Kostgängerinnen liefen, eine durch die andre, herbey; in einem Nu war ich von hundert Personen umringt. Ich wußte nicht, welche davon ich anhören, welcher ich antworten sollte; es waren Gestalten aller Art, und Reden von allerley Ton; indeß merkte ich, daß man weder mit meinen Antworten unzufrieden war, noch an meiner Person Mißfallen fand.

Als diese lästige Zusammenkunft eine Zeithang gedauert hatte, und der ersten Neugier Genüge geschehen war, verlief sich der Schwarm; die Superiorin schickte die übrigen fort, und ging mit mir, um mich selbst in meine Zelle einzuführen. Sie bewillkommte mich darin, nach ihrer Weise, zeigte mir das Betkämmerchen und sagte: Hier soll meine kleine liebe Freundin zu Gott beten, und wir wollen ihr ein Kissen auf den Schemel legen, daß sie ihren Knielein nicht wehe thut. Kein Weihwasser in dem Becken? Schwester Dorchen muß doch immer was vergessen! Versuchen Sie einmal den Lehnstuhl, sehn Sie, ob er Ihnen bequem ist! ... Und indem sie das sagte, setzte sie selbst mich darauf nieder, bog mir den Kopf auf das Rückenpolster zurück, und küßte mir die Stirn. Drauf ging sie ans Fenster, zu sehn, ob die Gitter sich auch leicht aufziehn und herunterlassen ließen, trippelte an mein Bett, zog die Vorhänge davon hin und her, ob sie gut zugingen; untersuchte die Decken, sie waren gut! nahm den Kopfwulst, polsterte ihn auf, sagte: Lieb Köpfchen wird darauf wohl ruhn; fein sind diese Bettlaken nicht, aber sie sind nun einmal so im Hause; die Matratzen sind gut ... Nach diesem kam sie auf mich zu, umarmte mich, und verließ mich. O das närrische Geschöpf! sagte ich während dieses Auftritts zu mir selbst, und machte mich auf gute und böse Tage gefaßt.

Nun richtete ich mich in meiner Zelle ein, und wohnte dem Abendgottesdienste, dem Abendessen, und der darauf folgenden Erholungsstunde bey. Einige Nonnen näherten sich mir, andere entfernten sich; jene rechneten auf meinen Schutz bey der Superiorin, diese waren schon wegen der Vorliebe beunruhigt, die sie mir eingeräumt hatte. Diese ersten Augenblicke verflossen in wechselseitigen Lobsprüchen, in Fragen über das Haus, das ich verlassen hatte. Man fing an, meinen Character, meine Neigungen, meinen Geschmack, meinen Geist auszuforschen. In den Klöstern ist das Erste, daß Einem überall gleich auf den Zahn gefühlt wird; es ist eine ununterbrochene Folge von lauter kleinen Fallen, die gelegt, und aus denen die richtigsten Folgerungen hergeleitet werden. Zum Exempel: Es wird ein verläumderisches Wörtchen hingeworfen, und man sieht Sie darauf an; eine Geschichte wird begonnen, und erwartet, ob Sie die Fortsetzung derselben begehren, oder sie fallen lassen; bringen Sie etwas ganz Alltägliches vor, so wird es allerliebst gefunden, ob man gleich wohl weiß, daß dem nicht also ist; Sie werden absichtlich gelobt oder getadelt; man sucht Ihre geheimsten Gedanken zu belauschen; Fragen geschehn an Sie über die Bücher die Sie lesen; man bietet Ihnen geistliche oder weltliche an; man bemerkt Ihre Wahl; Sie werden zu leichten Übertretungen der Regel eingeladen; es geschehn Ihnen Eröffnungen über dieß und jenes; es wird ein Wort über die Laune der Superiorin hingeworfen; alles wird gesammelt und wiedererzählt; Ihre Gesinnungen über die Sitten, über das geistliche Leben, kurz über alles und jedes, werden ausgespäht. Aus diesen wiederholt angestellten Erfahrungen ergiebt sich endlich ein Beiwort, das Ihre Eigenschaften ausdrückt, und Ihrem Namen als Zuname mitgegeben wird; so ward ich Sainte-Susanne die Zurückhaltende getauft.

Am ersten Abend besuchte mich die Superiorin. Sie kam, als ich mich eben auskleidete, nahm mir selbst meinen Kopf- und Brustschleyer ab, setzte mir die Nachthaube auf, zog mich völlig aus. Sie ließ hunderterley süße Reden an mich ergehn, machte mir tausend Liebkosungen, die mich ein wenig in Verlegenheit setzten; ich weiß nicht warum? denn ich und sie hatten kein Arges darunter; und was hätten wir auch, selbst wenn ich jetzt noch darüber nachdenke, darunter haben sollen? Unterdessen redete ich darüber mit meinem Beichtvater, der diese Vertraulichkeit, welche mir unschuldig vorkam, und noch jetzt vorkömmt, in einem höchst strengen Tone behandelte, und mir ernstlich untersagte, mich dazu herzugeben. Sie küßte mir den Hals, die Schultern, die Arme; lobte meine Völligkeit und meinen Wuchs, brachte mich zu Bett; hob meine Decke von beyden Seiten auf, küßte mir die Augen, zog die Vorhänge zu, und ging weg. Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß sie voraussetzte, ich müsse ermüdet seyn, und mir erlaubte, so lange im Bette zu bleiben, als ich wollte.

Ich bediente mich ihrer Erlaubniß. Dieß ist, glaube ich, die einzige gute Nacht gewesen, die ich im Kloster zugebracht habe. Des folgenden Tages, gegen neun Uhr, hörte ich leise an meine Thür klopfen. Ich war noch im Bette, ich antwortete, und eine Nonne kam herein, die ziemlich übellaunigt zu mir sagte: es sey schon spät, die Mutter Superiorin frage nach mir. Ich stand auf, zog mich eiligst an, und ging. Guten Morgen, mein Kind! sagte sie zu mir, wohl geschlafen diese Nacht? Ich habe hier Caffee, der schon seit einer Stunde Ihrer wartet; ich denke, er soll gut seyn; nehmen Sie geschwind, und dann wollen wir zusammen schwatzen ... Unterdessen breitete sie ein Tuch über den Tisch, steckte mir ein andres um den Hals, schenkte mir Caffee und warf Zucker hinein. Die andern Nonnen thaten unter sich ein Gleiches. Indeß ich frühstückte, unterhielt sie mich über meine Gefährtinnen, schilderte sie mir, wie es ihre Ab- oder Zuneigung eingab, erzeigte mir tausend Liebes, that hundert Fragen an mich, über das Haus das ich verlassen hatte, über meine Eltern, über die Unannehmlichkeiten, die ich erfahren, lobte, tadelte, wie ihre Grille es mit sich brachte, hörte niemals meine Antwort ganz aus. Ich widersprach ihr nicht; sie war zufrieden...



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