Dickens | Die Pickwickier | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 864 Seiten

Reihe: Fischer Klassik Plus

Dickens Die Pickwickier

Roman
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-10-401456-2
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 864 Seiten

Reihe: Fischer Klassik Plus

ISBN: 978-3-10-401456-2
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Der exzentrische Mr. Samuel Pickwick schart in einem Klub drei nicht weniger skurrile Gestalten um sich: »Die Pickwickier«. Gemeinsam begeben sie sich im Jahr 1827 auf eine absurde Forschungsreise durch England, in deren Verlauf sie zahlreiche Turbulenzen, Intrigen und eine Verfolgungsjagd zu meistern haben. Für einen Teil der Gentlemen kommt es dabei zu folgenreichen Begegnungen. - Mit seinem Debütroman glückte Charles Dickens ein amüsantes Schelmenstück, das ihn schlagartig berühmt machte. Seine Charaktere sind humorvoll gezeichnet und die Episoden von zeitloser Situationskomik.

Charles Dickens, geboren am 7. Februar 1812 in Landport, arbeitete 1824, während der Schuldhaft des Vaters, in einer Schuhwichsfabrik. Nach der Lehrzeit in einer Anwaltskanzlei war er Prozess-Stenograph und Journalist. Erste Erzählungen erschienen ab 1833, ab 1836 hatten sie außergewöhnlich großen Erfolg. Dickens war Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Autor zahleicher Romane und Erzählungen, die ein realistisches Bild der Erfahrungswelt seiner Zeitgenossen, insbesondere der Mittel- und Unterschicht zeichneten. Dickens starb am 9. Juni 1870 in Rochester.
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1. Kapitel


Die Pickwickier

Den ersten die Nacht erhellenden Lichtstrahl, der das Dunkel, worein die Geschichte der öffentlichen Laufbahn des unsterblichen Pickwick eingehüllt scheint, in blendenden Glanz wandelt, erhalten wir durch einen Blick in nachstehenden Auszug der Sitzungsberichte des Pickwick-Klubs, den der Herausgeber dieser Papiere mit Vergnügen seinen Lesern zum offenkundigen Beweise vorlegt, mit welch gewissenhafter Sorgfalt, unermüdlicher Beharrlichkeit und feiner Unterscheidungsgabe er die ihm anvertrauten zahlreichen und verschiedenartigen Dokumente durchforschte.

12. Mai 1817. Unter Joseph Smiggers, Esq. P.V.P.-P.K.M.[1], Präsidium wurden folgende Resolutionen einstimmig angenommen:

I. »Daß die Gesellschaft mit den Gefühlen der vollkommensten Zufriedenheit und mit unbedingter Beistimmung die durch Samuel Pickwick, Esq. G.C.M.P.K.[2], mitgeteilten vorlesen hörte und dem besagten Samuel Pickwick, Esq. G.C.M.P.K., ihren wärmsten Dank dafür ausspricht.«

II. »Daß die Gesellschaft vollkommen von den Vorteilen überzeugt ist, die der Wissenschaft aus obengenanntem Opus sowie überhaupt aus den unermüdlichen Forschungen Samuel Pickwicks, Esq. G.C.M.P.K., in Hornsey, Highgate, Brixton und Camberwell erwachsen müssen, und daß sie daher den unschätzbaren Gewinn nicht verkennen kann, der sich für die Fortschritte und Verbreitung des Wissens unausbleiblich ergeben muß, wenn dieser Gelehrte seine Spekulationen auf ein breiteres Feld ausdehnt, größere Reisen unternimmt und dadurch die Sphäre seiner Beobachtungen erweitert.«

III. »Daß die Gesellschaft in der obgedachten Absicht einen Vorschlag in ernste Erwägung gezogen hat, der von vorbesagtem Samuel Pickwick, Esq. G.C.M.P.K., und drei andern sogleich namhaft zu machenden Pickwickiern ausging, um eine neue Unterabteilung der vereinten Pickwickier unter der Benennung der korrespondierenden Gesellschaft des Pickwick-Klubs zu gründen.«

IV. »Daß der besagte Vorschlag die Sanktion und Genehmigung der Gesellschaft erhalten hat.«

V. »Daß daher die korrespondierende Gesellschaft des Pickwick-Klubs hiermit als konstituiert anzusehen ist, und daß Samuel Pickwick, Esq. G.C.M.P.K., Tracy Tupman, Esq. M.P.K., Augustus Snodgraß, Esq. M.P.K., und Nathaniel Winkle, Esq. M.P.K., hierdurch zu Mitgliedern derselben ernannt und ersucht worden sind, von Fall zu Fall authentische Berichte über ihre Reisen und Untersuchungen, Beobachtungen der Sitten und Gebräuche und alle ihre Erlebnisse, nebst den dazu gehörigen Belegen und Dokumenten, zu denen Lokalszenen oder Ideenverbindungen Veranlassung geben werden, an den in London residierenden Pickwick-Klub einzusenden.«

VI. »Daß die Gesellschaft mit höchster Billigung die Prinzipien anerkennt, denen gemäß jedes Mitglied der korrespondierenden Unterabteilung seine Reisekosten selbst tragen will, und nicht das Geringste dagegen einzuwenden hat, daß die Mitglieder der besagten Sektion unter Voraussetzung der obigen Bedingung ihre Reisen und Untersuchungen solange fortsetzen, als es ihnen beliebt.«

VII. »Daß endlich die Mitglieder der vorbesagten korrespondierenden Gesellschaft hierdurch in Kenntnis gesetzt wurden, daß der Klub ihren Vorschlag, das Porto für die von ihnen eingehenden Briefe und Pakete ihrerseits tragen zu wollen, in Erwägung gezogen und ihn der großen Geister, von denen er ausging, für völlig würdig gefunden und sich damit vollkommen einverstanden erklärt hat.«

Ein unbefangener Beobachter, fügt der Schriftführer hinzu, dessen Aufzeichnungen wir den hier folgenden Bericht verdanken, würde vielleicht nichts Außerordentliches in der Glatze und den großen runden Brillengläsern gesehen haben, die während der Verlesung obiger Resolutionen unverwandt auf sein (des Schriftführers) Gesicht gerichtet waren. Für solche aber, die wußten, daß unter dieser hohen Stirn Pickwicks gigantisches Gehirn arbeitete und daß die strahlenden Augen Pickwicks hinter jenen Gläsern funkelten, bot der Anblick in der Tat ein hohes Interesse.

Er, der Mann, der die Teiche von Hampstead bis zu ihren Quellen erforscht und durch seine Theorie des Froschsprunges die ganze gelehrte Welt in Aufregung versetzt hatte, saß so ruhig und unbeweglich da wie die tiefen Wasser der ersteren an einem kalten Wintertage oder wie ein einsames Exemplar der letzteren in dem verborgenen Winkel einer Erdhöhle. Und um wieviel interessanter noch wurde das Schauspiel, als auf den einstimmigen Ruf »Pickwick!« der Treffliche gelassen den Lehnstuhl, auf dem er gesessen, bestieg und voll Feuer und Jugendmut den von ihm selbst ins Leben gerufenen Klub anredete! Welch eine Studie für einen Künstler bot diese erregende Szene dar! Pickwick in seiner Beredsamkeit, die eine Hand mit Grazie hinter seinem Rockschoß verbergend, die andere in der Luft schwenkend, um seinen begeisternden Vortrag noch lebendiger zu gestalten! Eng anschließende, unaussprechliche und hohe Gamaschen, die an einem Mann von Durchschnittsbegabung vielleicht gar nicht auffallen würden, so aber, da sie einen Pickwick bekleiden, wenn wir uns des Ausdrucks bedienen dürfen, eine unwillkürliche Achtung und Ehrfurcht einflößen, umschließen das Bein. Die Männer, die sich freiwillig entschlossen haben, die Gefahren seiner Reisen und den Ruhm seiner Entdeckungen mit ihm zu teilen, umringen ihn. Zu seiner Rechten sitzt Mr. Tracy Tupman, der nur zu empfängliche Tupman, der mit der Weisheit und Erfahrung reiferer Jahre den Enthusiasmus und die Glut des Jünglings in der anziehendsten und verzeihlichsten aller menschlichen Schwächen – der Liebe – verbindet. Die Jahre und das Wohlleben haben seiner einst romantischen Gestalt einen größeren Umfang gegeben, die schwarzseidene Weste hat sich immer mehr hervorgedrängt, Zoll für Zoll ist die goldene Uhrkette Tupmans Gesichtskreise entrückt worden, und nach und nach ist das volle Kinn über die Grenzen der weißen Krawatte hinausgequollen, aber Tupmans Inneres hat keine Veränderung erlitten, Bewunderung des schönen Geschlechts ist immer noch seine Hauptleidenschaft.

Zur Linken seines großen Meisters sitzt der poetische Snodgraß, und neben ihm Mr. Winkle, der Freund der Wälder und Jagden. Ersterer poetisch in einen stimmungsvoll blauen Mantel mit einem Kragen aus Kaninchenfell gehüllt, während letzterer in einem neuen grünen Jagdkostüm, einem gewürfelten schottischen Halstuch und dicht anschließenden Tuchbeinkleidern in Glanz erstrahlt.

Mr. Pickwicks Rede bei diesem Anlaß sowie die darauffolgenden Debatten sind in den Protokollen des Klubs niedergelegt. Beide haben mit den Diskussionen andrer berühmter Körperschaften große Ähnlichkeit, und da es immer interessant ist, der Verwandtschaft zwischen den Äußerungen großer Männer nachzugehen, seien hier wenigstens die ersten Seiten erwähnt.

Mr. Pickwick bemerkt (so besagt das Protokoll), daß jedermann Ruhm am meisten am Herzen liege; Dichterruhm seinem Freunde Snodgraß, der Ruhm, Herzen zu erobern, in gleichem Maße seinem Freunde Tupman, und der Ehrgeiz, Ruhm zu ernten auf den Gebieten der Jagd zu Lande, in der Luft und im Wasser erfülle vor allem die Brust seines Freundes Winkle. Er (Mr. Pickwick) wolle nicht in Abrede stellen, daß auch er selbst durch menschliche Leidenschaften und Gefühle bewegt werde (Beifall) – vielleicht menschliche Schwächen habe – (allgemeiner Widerspruch), aber soviel glaube er sagen zu dürfen, daß, wenn je das Feuer der Selbstsucht in seinem Busen aufflamme, es augenblicklich wieder durch den Wunsch gedämpft werde, in erster Linie der Menschheit zu dienen, deren Wohl der Fittich sei, mit dem sich sein Geist emporschwinge, sowie überhaupt die Philanthropie seine Triebfeder sei. (Stürmischer Beifall.) Offen wolle er gestehen und das Geständnis seinen Feinden preisgeben, er habe es mit Stolz empfunden, als er der Welt seine Theorie des Froschsprungs mitteilte, möge jetzt das Verdienst derselben nun anerkannt werden oder nicht. (Ein Ausruf: »Es wird anerkannt!« und lauter Beifall.) Er wolle der Versicherung des ehrenwerten Pickwick-Klubmitgliedes, dessen Stimme er soeben vernommen, Glauben schenken, doch wenn auch der Ruhm jener Abhandlung bis an die äußerste Grenze der Welt dringen sollte, so würde doch der Stolz, mit dem er auf die Autorschaft dieses Erzeugnisses blicke, nichts gegen das Gefühl des Stolzes sein, mit dem er in diesem, dem stolzesten Augenblicke seines Daseins um sich blicke. (Beifall.) Er sei nur eine bescheidene Leuchte (Widerspruch), könne jedoch nicht umhin, zu fühlen, daß man ihn zu einer mit großen Ehren und nicht unbeträchtlichen Gefahren verknüpften Sendung auserkoren habe. Das Reisen sei jetzt eine mißliche Sache, zumal bei der notorischen Unzuverlässigkeit der Kutscher. Man blicke, wohin man wolle, und bedenke die Vorfälle, die sich ringsumher ereigneten. Uberall würden Wagen umgeworfen, Pferde gingen durch, Boote schlügen um und Dampfkessel platzten. (Beifall, eine Stimme: »Nein!«) Nein? Möge doch das verehrliche Pickwick-Klubmitglied, das so laut »Nein!« gerufen habe, vortreten und es leugnen, wenn es könne! (Beifall.) Er trete vor, der »Nein!« rief! (Enthusiastischer Beifall.) Ist der Betreffende vielleicht unzufrieden oder in seiner Eitelkeit gekränkt, um nicht zu sagen, ein wissenschaftlicher Kleinkrämer (lauter Beifall), der eifersüchtig auf das,...


Meyrink, Gustav
Der österreichische Schriftsteller hieß eigentlich Gustav Meyer. Er wurde am 19. Januar 1868 in Wien geboren. Ab 1889 arbeitete er als Bankier in Prag, 1902 wurde er des Betrugs verdächtigt. 1905 ging er nach München und war dort als freier Schriftsteller tätig. Er wurde zum Vertreter der phantastischen Literatur mit Werken wie ›Der Golem‹ (1915), ›Walpurgisnacht‹ (1917) oder ›Der weiße Dominikaner‹ (1921). 1927 konvertierte der Schriftsteller zum Mahajana-Buddhismus. Von 1911 bis zu seinem Tod am 4. Dezember 1932 lebte Meyrink in Starnberg.

Dickens, Charles
Charles Dickens, geboren am 7. Februar 1812 in Landport, arbeitete 1824, während der Schuldhaft des Vaters, in einer Schuhwichsfabrik. Nach der Lehrzeit in einer Anwaltskanzlei war er Prozess-Stenograph und Journalist. Erste Erzählungen erschienenen ab 1833, ab 1836 hatten sie außergewöhnlich großen Erfolg. Dickens war Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Autor zahleicher Romane und Erzählungen, die ein realistisches Bild der Erfahrungswelt seiner Zeitgenossen, insbesondere der Mittel- und Unterschicht zeichneten. Dickens starb am 9. Juni 1870 in Rochester.

Charles DickensCharles Dickens, geboren am 7. Februar 1812 in Landport, arbeitete 1824, während der Schuldhaft des Vaters, in einer Schuhwichsfabrik. Nach der Lehrzeit in einer Anwaltskanzlei war er Prozess-Stenograph und Journalist. Erste Erzählungen erschienenen ab 1833, ab 1836 hatten sie außergewöhnlich großen Erfolg. Dickens war Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Autor zahleicher Romane und Erzählungen, die ein realistisches Bild der Erfahrungswelt seiner Zeitgenossen, insbesondere der Mittel- und Unterschicht zeichneten. Dickens starb am 9. Juni 1870 in Rochester.
Gustav MeyrinkDer österreichische Schriftsteller hieß eigentlich Gustav Meyer. Er wurde am 19. Januar 1868 in Wien geboren. Ab 1889 arbeitete er als Bankier in Prag, 1902 wurde er des Betrugs verdächtigt. 1905 ging er nach München und war dort als freier Schriftsteller tätig. Er wurde zum Vertreter der phantastischen Literatur mit Werken wie ›Der Golem‹ (1915), ›Walpurgisnacht‹ (1917) oder ›Der weiße Dominikaner‹ (1921). 1927 konvertierte der Schriftsteller zum Mahajana-Buddhismus. Von 1911 bis zu seinem Tod am 4. Dezember 1932 lebte Meyrink in Starnberg.

Charles Dickens, geboren am 7. Februar 1812 in Landport, arbeitete 1824, während der Schuldhaft des Vaters, in einer Schuhwichsfabrik. Nach der Lehrzeit in einer Anwaltskanzlei war er Prozess-Stenograph und Journalist. Erste Erzählungen erschienen ab 1833, ab 1836 hatten sie außergewöhnlich großen Erfolg. Dickens war Herausgeber verschiedener Zeitschriften und Autor zahleicher Romane und Erzählungen, die ein realistisches Bild der Erfahrungswelt seiner Zeitgenossen, insbesondere der Mittel- und Unterschicht zeichneten. Dickens starb am 9. Juni 1870 in Rochester.

Der österreichische Schriftsteller hieß eigentlich Gustav Meyer. Er wurde am 19. Januar 1868 in Wien geboren. Ab 1889 arbeitete er als Bankier in Prag, 1902 wurde er des Betrugs verdächtigt. 1905 ging er nach München und war dort als freier Schriftsteller tätig. Er wurde zum Vertreter der phantastischen Literatur mit Werken wie ›Der Golem‹ (1915), ›Walpurgisnacht‹ (1917) oder ›Der weiße Dominikaner‹ (1921). 1927 konvertierte der Schriftsteller zum Mahajana-Buddhismus. Von 1911 bis zu seinem Tod am 4. Dezember 1932 lebte Meyrink in Starnberg.



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