E-Book, Deutsch, 456 Seiten, eBook
Eine diskurstheoretische Erweiterung der Bourdieuschen Distinktionstheorie
E-Book, Deutsch, 456 Seiten, eBook
Reihe: Theorie und Praxis der Diskursforschung
ISBN: 978-3-531-91940-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Rainer Diaz-Bone ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt qualitative und quantitative Methoden am Soziologischen Seminar der Universität Luzern.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsübersicht;6
2;Inhaltsverzeichnis;7
3;Abbildungs- und Tabellenverzeichnis;12
4;Vorwort zur zweiten Auflage;13
5;Einleitung;15
6;1 Theorie der Distinktion;18
6.1;1.1 Theoretische und methodologische Ausgangspunkte;19
6.2;1.2 Räume: Sozialer Raum und Raum der Lebensstile;23
6.3;1.3 Strukturierte und strukturierende Praxis: Habitus und Distinktion;31
6.4;1.4 Die Soziologisierung der Ästhetik;40
6.5;1.5 Das Feldkonzept;46
6.6;1.6 Theorie des Sprechens;55
6.7;1.7 Desiderata der Distinktionstheorie;63
7;2 Theorien des Diskurses;68
7.1;2.1 Einleitung;68
7.2;2.2 Die Mythenanalyse von Claude Lévi-Strauss;69
7.3;2.3 Michel Foucault;72
7.4;2.4 Michel Pêcheux;94
7.5;2.5 Norman Fairclough;106
8;3 Die Unterscheidung dreier Räume;113
8.1;3.1 Diskurstheoretische Erweiterung der Distinktionstheorie;113
8.2;3.2 Homologiekonzeptionen;120
8.3;3.3 Vermittlungen;127
9;4 Diskursive Kulturproduktion;133
9.1;4.1 Einleitung;133
9.2;4.2 Jenseits von Ästhetizisimus und Soziologismus;133
9.3;4.3 Kulturwelten;137
9.4;4.4 Genrekonstruktion;155
9.5;4.5 Medienvermittelte Kulturproduktion;170
10;5 Methodologie und methodische Schritte;177
10.1;5.1 Methodologische Klärungen;177
10.2;5.2 Die Entwicklung einer Vorgehensweise;193
11;6 Einleitung in die Diskursanalyse;204
11.1;6.1 Die Auswahl zweier Zeitschriften;205
11.2;6.2 Perspektivprobleme;216
11.3;6.3 Die redaktionelle Tätigkeit und die diskursive Repräsentation;226
11.4;6.4 Das Textkorpus;231
11.5;6.5 Zur Darstellung und Validierung der Ergebnisse;233
12;7 Der Heavy Metal-Diskurs;235
12.1;7.1 Die formale Organisation und die verwendeten Darstellungsformen;236
12.2;7.2 Das Wissenskonzept der „Band“;240
12.3;7.3 Die auf die Instrumente projizierte Ethik;262
12.4;7.4 Das Wissen um die Studiotätigkeiten;278
12.5;7.5 Musik- und Soundbeschreibung;289
12.6;7.6 Das Konzert als Vollendung der Umsetzung;298
12.7;7.7 Exkurs: Die Orchestrierung des Heavy Metal;305
12.8;7.8 Die repräsentierte Differenzierung von Lebensbereichen;311
13;8 Der Techno-Diskurs;316
13.1;8.1 Die formale Organisation und die verwendeten Darstellungsformen;320
13.2;8.2 Das hybride Konzept der „Technokünstler“;325
13.3;8.3 Die musikalische Tätigkeit;335
13.4;8.4 Distanzierungen zum kommerziellen Pol;350
13.5;8.5 Die Entmaterialisierung der Instrumente;364
13.6;8.6 Klassifikationsstrategien und Subgenrebindung;371
13.7;8.7 Die Repräsentation des örtlichen Technogeschehens;383
13.8;8.8 Die repräsentierte Entdifferenzierung von Lebensbereichen;387
14;9 Verdichtung und Resümee;390
14.1;9.1 Heavy Metal (HAMMER);390
14.2;9.2 Techno (RAVELINE);395
14.3;9.3 Tabellarischer Vergleich;401
14.4;9.4 Resümee;406
15;10 Die Foucaultsche Diskursanalyse als Sozio-Epistemologie (2009);412
15.1;10.1 Die Formation eines methodologischen Feldes;414
15.2;10.2 Ausweitung des Anwendungsbereichs;418
15.3;10.3 Warum Tiefenstrukturen?;423
15.4;10.4 Mit Bourdieu und gegen Bourdieu;425
15.5;10.5 Sozio-Episteme und Sozio-Kognition;428
16;Literatur;430
Theorie der Distinktion.- Theorien des Diskurses.- Die Unterscheidung dreier Räume.- Diskursive Kulturproduktion.- Methodologie und methodische Schritte.- in die Diskursanalyse.- Der Heavy Metal-Diskurs.- Der Techno-Diskurs.- Verdichtung und Resümee.- Die Foucaultsche Diskursanalyse als Sozio-Epistemologie (2009).
4 Diskursive Kulturproduktion (S. 137-138)
4.1 Einleitung
In diesem Kapitel soll neben einzelnen Arbeiten im Feld der Kulturproduktion insbesondere der institutionalistische Ansatz oder auch Produktionsansatz (production perspective) als Vervollständigung der Theoriebasis berücksichtigt werden. Der Institutionalismus soll ermöglichen, die bisherigen Theorien auf kleinere Bereiche der Räume zu beziehen und gleichzeitig neue Aspekte erfassbar zu machen. Die Hinzuziehung des Institutionalismus soll die „Mikroanalyse“ des kulturproduktionellen und massenmedialen Zusammenhangs von distinktiven Diskursen einerseits und Institutionen, Techniken, Konventionen, Formen und Materialien andererseits ermöglichen.
Die aus dem Institutionalismus, dem Produktionsansatz entlehnten Konzepte der Kunstwelten und – in ihrer allgemeineren Form – der Kulturwelten sind Konzepte für die kleineren Einheiten der Felder der diskursiven Kulturproduktion. Hier ist die Herstellung von Kultur in institutionellen Settings und unter Berücksichtigung der kulturindustriellen Marktstrukturen als Prozess Gegenstand der Analyse. Die Struktur der Kulturproduktion ist innerhalb der Kulturwelten vergleichbar.
Die hier beobachteten Prinzipien können auf die unterschiedlichen Felder, in denen die „croyance“ (Bourdieu) kollektives Produkt ist, übertragen werden. Die Entstehung unterschiedlicher Kulturniveaus ist selbst eine solche, die nur unter Hinzuziehung der weiteren (gesamtgesellschaftlichen) Räume und in sozialhistorischer Betrachtung erklärt werden kann. Dennoch ermöglicht die Hinzuziehung des Produktionsansatzes bereits eine bessere Analyse der diskursiven Konstruktion der Wertigkeit von Kultur.
Der Charakter dieses Abschnittes ist ein synthetischer. Hier soll der Produktionsansatz einbezogen werden und gleichzeitig eine Synthese mit den Theorien der Distinktion und der Diskurstheorie erfolgen, die Dreh- und Angelpunkt wird für die hieran anschließenden Reflexionen zur medial vermittelten diskursiven Kulturproduktion und der darauf fußenden beispielhaften empirischen Anwendungen.
4.2 Jenseits von Ästhetizisimus und Soziologismus
Eine kultursoziologische Analyse muss ihre Analyseebene freilegen, auf der sie eine Bestimmung von „Ästhetik“ findet und wo die soziologische Relevanz für die Analyse von Ästhetik entwickelt werden kann. Vera Zolberg hat darauf aufmerksam gemacht, dass eine soziologische Analyse von Kulturproduktion zwei Reduktionen vermeiden sollte. Die Kunstwissenschaftler versuchten die Scylla der Reduktion des Kunstwerks auf seine soziale Funktion und seinen sozialen Kontext zu vermeiden, während die Soziologen die Charybdis einer rein formalen Analyse des Werks und seiner immanent-ästhetischen Aspekte zu umschiffen suchten. Die Kunstsoziologin Zolberg plädiert für eine Komplementarität von interner und externer Analyse: Kunst- und Kulturobjekte sollen in sozialen Kontexten und hinsichtlich ästhetischer Kategorien untersucht werden. Die Analyse des sozialen Konstruktionsprozesses von Kultur (Kunst) ermögliche, den Zusammenhang von Kunst und Gesellschaft der Analyse zugänglich zu machen (Zolberg 1990: 12).