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E-Book, Deutsch, 861 Seiten

Delon Füreinander bestimmt

Der Ruf der Ahnen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-6250-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Ruf der Ahnen

E-Book, Deutsch, 861 Seiten

ISBN: 978-3-7487-6250-8
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Targh, ein mutiger Krieger vom Bergstamm des Welbvolkes, zieht aus, um sich den Traditionen gemäß eine Braut zu suchen. Eine Stimme aus seinen Träumen rät ihm, sich in Richtung Süden aufzumachen. Auf seiner Reise begegnet ihm Birjn, wie er ein Gestaltwandler, der ihn vom ersten Moment an fasziniert. Je näher sie sich kommen, desto mehr zweifelt Targh daran, dass er auf die Suche nach einer Frau geschickt wurde. Zur gleichen Zeit hat der Schamane Oman, aus Birjns Stamm, Visionen, in denen eine unbekannte Macht ihr ganzes Volk auszulöschen droht. Er prophezeit, dass die zwei Männer nur vereint der bevorstehenden Bedrohung trotzen können. Gerade, als sie ihre zarte Liebe zueinander entdecken, brechen auch schon die Horden aus Omans Visionen über sie herein.

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1
»Und du bist wirklich fest entschlossen?« Targh sah hoch und musste sogleich die Augen wieder zu einem schmalen Spalt zusammenkneifen, als er seinem jüngeren Bruder ins Gesicht und damit nahezu in die grelle Sonne blicken wollte. Sie stand knapp über den Zinnen des nahen Berggrades und linste dem jungen Mann, der unbemerkt herangekommen war, geradewegs über die Schulter. Auch wenn Bartogh seine Frage nicht spezifiziert hatte, so wusste Targh doch genau, was er meinte. Denn dieser Punkt schwebte seit Tagen zwischen ihnen und keimte immer wieder von Neuem auf. Vor einigen Wochen hatte Targh einen Entschluss gefasst, lange mit sich gehadert, nachgedacht und ihn vor wenigen Tagen schließlich der Familie vorgetragen. Es war eine Entscheidung gewesen, die sein ganzes bisheriges Leben gehörig auf den Kopf stellen würde. Für ihn war es selbstverständlich, sich an Traditionen zu halten. Seit jeher bestimmten sie das Leben in der großen, weitläufigen Talsenke. Wie der Krater eines längst erloschenen Vulkans schmiegte es sich in das Hochgebirge und verbarg sich somit weitgehend vor den Blicken und dem Treiben der übrigen Welt. Sie führten ein abgeschiedenes Leben, der Bergstamm, der zum Welbvolk gehörte, das über den gesamten Erdball verteilt war und dennoch von den Menschen strikt getrennt lebte. In kleinen, in sich geschlossenen Siedlungen verbarg sich dieses Volk vor den Augen der übrigen Menschheit. Beheimatet in den Tiefen von dichten Wäldern, nahezu unzugänglichen Gebirgsschluchten, auf Inseln weit im offenen Meer oder gar in den dunklen, kalten Wirren labyrinthartiger Höhlengänge erhielt es sich seine eigenen Traditionen. Manche der Stämme öffneten sich dem Leben, das auf der Erdkugel pulsierte, mehr, andere weniger. Der Bergstamm gehörte zu jenen, die sich jeglichem Einfluss durch die Menschenwelt, deren Entwicklungen, Fortschritte, Ideen und Denken verschloss, und sich strikt an eigene Überlieferungen und Gepflogenheiten hielt. Ein solches Brauchtum war die Brautsuche. Eine Tradition, die seit Generationen von den jungen Burschen an ihrem achtzehnten Geburtstag praktiziert wurde. Die meisten heranwachsenden Männer sahen sich aus Bequemlichkeit überwiegend in den umliegenden Dörfern in der Talsenke um, sodass sich deren Brautsuche weitgehend in Grenzen hielt. Targh hingegen weitete diesen uralten Brauch auf eine größere Umgebung aus. Er folgte einem Traum, in dem ihm eine Stimme riet, die Heimat zu verlassen und sich nach Süden aufzumachen, um seine Liebe zu finden. Dieser Entschluss hatte nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt. Normalerweise gab es für eine Familie kaum etwas Bedeutenderes, als wenn der Nachwuchs erwachsen wurde und eine eigene Familie gründete. Bei all den anderen Burschen war dies zumindest der Fall, wenn sie bekannt gaben, sich auf Brautsuche zu begeben. Meist gab es ein großes oder auch kleineres Fest – je nach Reichtum der Familie und Länge der Wegstrecke, auf die sich der Werber begeben würde. Ein weiteres wurde abgehalten, wenn er Stunden, Tage oder Wochen später mit einem jungen Mädchen zurückkehrte. Targh würde länger unterwegs sein. Denn sich in den Süden aufzumachen hieß, das Tal und damit auch das Gebirge zu verlassen, in unbekannte Gefilde einzutreten, sich waghalsigen Abenteuern und vielleicht sogar tödlichen Gefahren zu stellen. Seine Familie hatte den Entschluss akzeptiert, ohne ihn auch nur im Geringsten anzuzweifeln oder zu versuchen, ihn umzustimmen. Diese Brautsuche war eine feste, unumstrittene Tradition, wie weit der Werber die Suche auch ausdehnen wollte. Es stand ihm vollkommen frei. Der junge Targh war in der Geschichte des Bergstammes auch nicht der Erste, der seine Braut außerhalb des eigenen Stammes oder auch des Tales suchte. Insofern stellte es keine außerordentlich beunruhigende Besonderheit dar, eher eine unbedeutende Besorgnis, ein ungutes Gefühl, eine unangenehme Ungewissheit. Denn trotz allem verließ selten einer vom Bergstamm das Tal – für was auch immer. Es war auch niemals notwendig gewesen, denn alles, was sie für ihr Überleben brauchten, befand sich innerhalb dieser Senke. Sie versorgten sich selbst, züchteten Tiere und Pflanzen und stellten alles eigenhändig her, was sie für ihre Annehmlichkeiten benötigten. Doch der Traum hatte Targh nicht mehr losgelassen, seit er ihn zum ersten Mal geträumt hatte. Seitdem kehrte er beinahe jede Nacht zurück. Jedes Mal, wenn er am Morgen erwachte, hatte sich der Entschluss, sich Richtung Süden aufzumachen, noch mehr gefestigt – bis er sich schließlich seiner Familie und den Ältesten offenbarte. Targh würde in wenigen Tagen, am Tag seines achtzehnten Geburtstages, das Tal für unbekannte Regionen verlassen. Keiner, der derzeit Lebenden, nicht einmal die Ältesten, wussten, was ihn hinter den Bergzinnen erwarten würde. Niemand war imstande ihm einen Rat zu geben, ihm zu sagen, wie er sich verhalten oder worauf er achten solle. Keine einzige Seele konnte ihm einen Reiseplan aufstellen oder ihn auf Gefahren hinweisen. Und kein einziger vermochte ihm wirklich zu beschreiben, wo genau sich die anderen Stämme des Welbvolkes vor den Augen der Menschen verbargen. Sobald Targh die Berggrade überschritt, war er auf sich allein gestellt. Ein Gedanke, der ihn zwar mit Unbehaglichkeit erfüllte, jedoch auch mit einer gewissen Vorfreude. Sein Leben würde nicht mehr dasselbe sein, doch insgeheim freute er sich bereits auf die Abenteuer und die Dinge, die ihm auf seiner Reise begegnen würden. »Mach dir doch nicht ins Hemd«, winkte Targh ab und grinste zu dem Jüngeren hoch. Er schob die Fische beiseite, die er soeben aus seinem Netz befreit und grob entschuppt hatte. Dann setzte er sich auf den Felsen neben dem gurgelnden Bach, der von irgendwo weiter oben dem Hang entsprang und sich in Jahrhunderten einen breiten Weg durch das Gestein gebahnt hatte. Dort oben gab es einen kleinen See, den einer seiner Urgroßväter mittels eines künstlichen Dammes angelegt und mit Fischbrut besetzt hatte, sodass man dort bequem fischen konnte. Hin und wieder verirrten sich einige der Fische den Bach hinunter, der über den Deich in den Überlauf floss und in den Bach mündete. Spannte man in den Wasserlauf ein Netz, so wurde man stets mit frischem Fisch versorgt. »Es könnte auch gut sein, dass ich meiner Braut im Süden, am anderen Ende des Tales, über den Weg laufe und in vier Tagen wieder zurück bin.« Targh versuchte sich in einem besänftigenden Lächeln und wischte sich die schmierigen Finger an der Hose ab. »Das ist doch wirklich kein Beinbruch. Ich bin ja nicht für immer weg.« »Aber vielleicht doch für sehr lange Zeit«, seufzte Bartogh und setzte sich neben seinen Bruder auf den Felsen, der ihnen ausreichend Platz für zwei bot. »Es gab schon lange niemanden mehr, der das Tal verlassen hat.« »Dann ist es an der Zeit.« Targh ließ den Blick über das Tal schweifen, das sich unter ihm ausbreitete, von seiner Position aus, zwei oder drei Handbreit in die eine und ebenso viele in die andere Richtung. Er befand sich in vielen hundert Metern Höhe und genoss von hier aus einen guten Blick über ihre Heimat. Unten angekommen, würde er vier oder fünf Wochen brauchen, um von einem Ende zum anderen zu gelangen – im Laufschritt und ohne Pausen. Um es einmal zu umrunden, wäre er doppelt oder dreimal so lange unterwegs. Eine Strecke, die er noch nie abgegangen war. Sein Bruder seufzte abermals leise. »Gibt es denn hier kein Mädchen für dich?«, wollte er wissen. Ein Lachen entkam Targh, obwohl er den absolut ernsten Ton seines Bruders wohl vernommen hatte. Er war der Einzige, der sich aufrichtig Sorgen um ihn machte. Keiner kannte die Gefahren, die ihn auf der Reise erwarten würden, wirklich. Bartogh war selbst in dem Alter, in welchem er sich für das andere Geschlecht interessierte und auch schon einige Techtelmechtel aufweisen konnte. Ihren Traditionen gemäß blieb es jedoch bei kleinen Zärtlichkeiten, heimlichem Kuscheln oder verstohlenen Küssen. Es war verpönt, sich zu mehr hinzugeben, bevor man miteinander vermählt worden war. Da zeigten sich die Ältesten streng und duldeten keine Verstöße. Gegen harmlose Zärtlichkeiten und sehnsüchtige Blicke hatten sie jedoch nichts, und so wurde Bartogh bereits des Öfteren mit Mädchen erwischt. Targh hingegen noch nie. Es interessierte ihn nicht einmal. Tat es noch nie. Keine einzige der jungen Frauen hatte seine Aufmerksamkeit je so sehr auf sich gelenkt, dass er sich auf mehr als Blicke und ein freundliches Lächeln eingelassen hätte. Dies war einer der Hauptgründe gewesen, warum er dem Traum folgen würde. Für ihn gab es hier in diesem Tal keine Lebenspartnerin. Die Sache war todernst, dennoch lachte Targh. Aus Frust oder aus Verunsicherung, oder doch, weil er wieder einmal erkannt hatte, dass er anders war, als all die anderen Jungs des Bergstammes, anders als sein eigener Bruder. Wo fing er an aufzuzählen, was so anders an ihm war? Eines war schon erwähnt worden. Ihn interessierten die Mädchen im Tal nicht im Geringsten. Das Zweite war sein magisches Tier. Mit einem Bergwolf wollte niemand etwas zu tun haben, am allerwenigsten die jungen...



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