E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten
Reihe: Spook
Delaney The Spook's 1
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-910522-21-3
Verlag: foliant Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spook. Band 1: Der Schüler des Geisterjägers. Neuauflage der erfolgreichen Spook-Jugendbuchreihe. Dark Fantasy ab 12.
E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten
Reihe: Spook
ISBN: 978-3-910522-21-3
Verlag: foliant Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Joseph Delaney (1945-2022) war früher Englischlehrer, bevor er der Bestsellerautor der Spook's-Serie wurde, die in dreißig Ländern veröffentlicht und millionenfach verkauft wurde. Er war verheiratet, hat drei Kinder sowie seine Enkelkinder. Sein Haus liegt mitten im Boggartgebiet, und in seinem Dorf gibt es einen Boggart namens Hall Knocker, der unter der Treppe eines Hauses in der Nähe der Kirche zur Ruhe gelegt wurde. Die meisten Schauplätze in den Spook's-Büchern basieren auf realen Orten in Lancashire und wurden manchmal der magischen Welt des Spooks angepasst. Die Inspiration für die Geschichten stammt meist aus lokalen Geistergeschichten und Legenden. Dark Fantasy trifft Horror. Mit seinen spannenden und gruseligen Jugendbuchreihen erreichte er bereits viele Millionen Leser.
Zielgruppe
Für Leser von z.B. Lockwood & Co.,Bartimäus, Skulduggery Pleasant oder Artemis Fowl
z.B. 978-3570315422, 978-3570403440, 978-3570403624, 978-3570312636, 978-3570312919, 978-3570216958, 978-3551551672
978-3785559222
978-3985850211
978-3570270721
Weitere Infos & Material
The Spook's 1. Der Schüler des Geisterjägers
1. Der siebte Sohn
2. Unterwegs
3. Watery Lane Nummer 13
4. Der Brief
5. Boggarts und Hexen
6. Ein Mädchen mit spitzen Schuhen
7. Irgendjemand muss es ja tun
8. Die alte Mutter Malkin
9. Am Flussufer
10. Der arme Billy
11. Die Grube
12. Die Verzweifelten und die Verwirrten
13. Haarige Schweine
14. Der Rat des Spooks
Tagebuch von Thomas J. Ward
Es wurde bereits dunkel, als der Spook kam. Nach einem langen, harten Tag freute ich mich aufs Abendessen.
»Und er ist auch sicher der siebte Sohn?«, fragte der Spook meinen Vater. Er sah auf mich herunter und schüttelte zweifelnd den Kopf.
Vater nickte.
»Und auch du warst der siebte Sohn?«
Wieder nickte Vater und begann, unruhig mit den Füßen zu scharren, wobei er meine Hosen mit braunem Matsch und Mist bespritzte. Vom Zipfel seiner Mütze tropfte der Regen. Es hatte fast den ganzen Monat geregnet. Die Bäume hatten zwar schon neue Blätter, aber das Frühlingswetter ließ auf sich warten.
Mein Vater war ein Bauer, wie es sein Vater vor ihm gewesen war. Und in der Landwirtschaft besagt die erste Regel, dass man Land zusammenhalten muss. Man kann es nicht einfach unter seinen Kindern aufteilen, denn dann würde es mit jeder Generation immer kleiner werden, bis nichts mehr davon übrig wäre. Deshalb hinterlässt ein Vater seinen Bauernhof dem ältesten Sohn und versucht dann, für seine anderen Söhne Arbeit zu finden. Wenn möglich sollten sie ein Handwerk erlernen.
Dabei ist er stark auf das Wohlwollen von anderen angewiesen. Beim Hufschmied in der Nähe bietet sich oft eine gute Möglichkeit, vor allem wenn der Hof sehr groß ist und der Vater dem Schmied im Laufe der Zeit viele Aufträge gegeben hat. Dann stehen die Chancen gut, dass der Schmied ihm eine Lehrstelle anbietet. Aber damit ist erst ein Sohn versorgt.
Ich war der siebte Sohn, und als ich an die Reihe kam, war alles Wohlwollen aufgebraucht. Mein Vater war so verzweifelt, dass er versuchte, den Spook zu überreden, mich als Lehrling anzunehmen. Zumindest glaubte ich das damals. Ich hätte mir allerdings gleich denken können, dass Mama dahinter steckte.
Sie steckte hinter einer Menge Dinge. Lange bevor ich auf die Welt kam, wurde mit ihrem Geld der Hof gekauft. Wie sonst hätte ein siebter Sohn sich so etwas leisten können? Und außerdem kam Mama nicht von hier. Sie kam aus einem fernen Land jenseits des Meeres. Den meisten Leuten fiel es nicht auf, aber wenn man ganz genau hinhörte, merkte man, dass sie manche Wörter etwas anders aussprach.
Aber es war nicht so, als ob man mich jetzt in die Sklaverei verkauft hätte oder so. Ich hatte sowieso die Nase voll von der Landwirtschaft, und das, was man hier als »Stadt« bezeichnete, war kaum mehr als ein Dorf am Ende der Welt und sicher kein Ort, an dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. In gewisser Hinsicht gefiel mir also die Vorstellung, ein Spook zu sein. Auf jeden Fall war es spannender, als Kühe zu melken und Ställe auszumisten.
Andererseits hatte ich aber auch ein wenig Angst, denn es ist ein gruseliger Job. Ich würde lernen, wie man Bauernhöfe und Dörfer vor Dingen beschützt, die in der Nacht herumpoltern. Mit Ghulen, Boggarts und allen möglichen heimtückischen Bestien fertig zu werden, würde zum Tagesgeschäft gehören. Denn das tat der Spook und ich würde sein Lehrling sein.
»Wie alt ist er?«, fragte der Spook.
»Im August wird er dreizehn.«
»Etwas klein für sein Alter. Kann er lesen und schreiben?«
»Ja«, antwortete Vater. »Er kann beides und außerdem kann er Griechisch. Seine Mutter hat es ihm beigebracht, und er konnte es sprechen, noch bevor er laufen konnte.«
Der Spook nickte und blickte den matschigen Weg entlang über den Zaun zum Bauernhaus, als ob er auf etwas lauschte. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Es ist ein hartes Leben für einen Mann, und erst recht für einen kleinen Jungen«, sagte er. »Glaubst du, er wird es schaffen?«
»Er ist stark, und wenn er ausgewachsen ist, wird er so groß werden wie ich«, sagte mein Vater und streckte den Rücken, um sich zu seiner vollen Größe aufzurichten. Danach befand sich sein Scheitel gerade so auf einer Höhe mit dem Kinn des Spooks.
Plötzlich lächelte der Spook. Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Sein Gesicht war groß und wirkte wie aus Stein gemeißelt. Bis dahin hatte ich ihn für etwas streng gehalten. Mit dem langen schwarzen Umhang und der Kapuze sah er aus wie ein Priester, aber wenn er einen direkt ansah, wirkte er eher wie ein Henker, der das Gewicht für den Strick abschätzte.
Das Haar, das vorne aus der Kapuze hervorsah, war so grau wie das seines Bartes, aber die Augenbrauen waren schwarz und buschig. Auch aus seinen Nasenlöchern sprossen eine Menge schwarzer Haare. Seine Augen waren grün, so wie meine.
Und dann fiel mir noch etwas an ihm auf. Dass er einen langen Stab trug, hatte ich zwar schon gesehen, sobald er in Sichtweite kam, aber bis jetzt war mir nicht aufgefallen, dass er ihn in der linken Hand trug.
Sollte das heißen, dass er ein Linkshänder war, so wie ich?
Das hatte mir in der Dorfschule Ärger ohne Ende ein gebracht. Sie hatten sogar den Priester geholt, damit er sich das ansah, und er hatte nur den Kopf geschüttelt und mir geraten, es zu bekämpfen, bevor es zu spät war. Ich wusste nicht, was er damit meinte. Weder meine Brüder noch mein Vater waren Linkshänder. Meine Mutter allerdings schon, aber es störte sie nie. Als der Lehrer drohte, mir meine Linkshändigkeit auszuprügeln und mir den Stift an die rechte Hand band, nahm sie mich von der Schule und unterrichtete mich von diesem Tag an zu Hause.
»Für wie viel nimmst du ihn an?«, unterbrach mein Vater meinen Gedankengang. Jetzt ging es also ums Geschäft.
»Zwei Guineen für einen Probemonat. Wenn er sich geschickt anstellt, komme ich im Herbst wieder und dann schuldest du mir weitere zehn. Wenn nicht, kannst du ihn wiederhaben und dann bekomme ich nur noch eine weitere Guinee für meine Mühe.«
Wieder nickte Vater und das Geschäft war perfekt. Wir gingen in die Scheune und die Guineen wurden bezahlt, aber sie schüttelten sich nicht die Hände. Niemand wollte einen Spook anfassen. Es war schon mutig von meinem Vater, dass er sich bis auf sechs Schritte an einen herantraute.
»Ich habe hier in der Nähe noch zu tun«, sagte der Spook. »Aber morgen früh beim ersten Morgengrauen komme ich den Jungen holen. Sieh zu, dass er fertig ist, ich warte nicht gerne.«
Als er weg war, klopfte mir mein Vater auf die Schulter.
»Für dich beginnt jetzt ein neues Leben«, sagte er. »Geh dich waschen. Mit der Landwirtschaft bist du jetzt fertig.«
Als ich in die Küche kam, hatte mein Bruder Jack seinen Arm um seine Frau Ellie gelegt, die ihn anlächelte.
Ich hab Ellie sehr gern. Sie ist warmherzig und freundlich auf eine Art, die einem das Gefühl gibt, dass sie einen wirklich mag. Mama sagt, es hätte Jack gut getan, Ellie zu heiraten, weil sie ihm half, sich weniger aufzuregen.
Jack ist der Älteste und Größte und wie Vater manchmal scherzt, auch der Hübscheste aus unserer hässlichen Bande. Er ist zwar groß und stark, hat blaue Augen und gesunde rote Backen, aber seine schwarzen, buschigen Augenbrauen sind in der Mitte fast zusammengewachsen, deshalb konnte ich Vater da nie ganz zustimmen. Was ich allerdings niemals bezweifelt habe, ist, dass er sich eine nette, hübsche Frau angelacht hat. Ellie hat Haar von der Farbe erstklassigen Strohs drei Tage nach einer guten Ernte und eine Haut, die im Dunkeln geradezu schimmert.
»Morgen früh gehe ich!«, platzte ich heraus. »Der Spook holt mich im Morgengrauen.«
Ellies Gesicht leuchtete auf. »Du meinst, er hat dich angenommen?«
Ich nickte. »Er gibt mir einen Monat Probezeit.«
»Das ist gut, Tom. Ich freue mich wirklich für dich«, sagte sie.
»Ich glaub es nicht!«, stieß Jack hervor. »Du als Lehrling bei einem Spook! Wie willst du das denn machen, wo du doch bis jetzt nicht mal ohne Kerze schlafen kannst?«
Ich lachte über seinen Scherz, aber eigentlich hatte er Recht. Manchmal sah ich Dinge in der Dunkelheit, und eine Kerze war die einfachste Methode, sie fern zu halten, damit ich etwas Schlaf bekam.
Jack stürzte auf mich zu, nahm mich mit Gebrüll in den Schwitzkasten und zog mich um den Küchentisch. Er hielt das für einen guten Witz, also leistete ich gerade genug Widerstand, um ihm nicht den Spaß zu verderben. Nach ein paar Sekunden ließ er mich los und klopfte mir auf den Rücken.
»Sehr gut, Tom«, fand er. »Mit dem Job verdienst du ein Vermögen. Die Sache hat nur einen Haken …«
»Und welchen?«, wollte ich wissen.
»Du wirst jeden Penny brauchen, den du verdienst. Weißt du, warum?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Weil die einzigen Freunde, die du haben wirst, die sind, die du dir kaufst.«
Ich versuchte zu lächeln, aber hinter Jacks Worten verbarg sich die Wahrheit. Ein Spook arbeitete und lebte allein.
»Oh Jack, sei nicht so gemein!«, schalt Ellie.
»War nur ein Scherz«, erwiderte Jack, als könne er gar nicht verstehen, warum Ellie sich aufregte.
Aber Ellie achtete nicht auf Jack, sondern sah mich an, und ich bemerkte, dass sie auf einmal traurig aussah.
»Oh Tom!«, sagte sie. »Das heißt ja, dass du gar nicht hier sein wirst, wenn das Baby geboren wird …«
Sie sah richtig enttäuscht aus, und auch ich wurde traurig, dass ich meine neue Nichte nicht würde zu Hause begrüßen können. Mama hatte gesagt, dass Ellies Baby ein Mädchen würde, und bei so etwas irrte sie sich nie.
»Ich komme und besuche euch, sobald ich kann«, versicherte ich.
Ellie versuchte zu lächeln, und Jack kam und legte mir den Arm um die Schultern.
»Du wirst immer eine Familie haben«, erklärte er. »Wir sind immer für dich da, wenn du uns brauchst.«
Eine Stunde später setzte ich mich in dem Bewusstsein zum Essen, dass ich am nächsten Morgen fortgehen würde. Wie jeden Abend sprach Vater das Tischgebet...