E-Book, Deutsch, Band 63, 208 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
Dee / Corvo Dorian Hunter 63 - Höllenkoma
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95572-063-6
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 63, 208 Seiten
Reihe: Dorian Hunter
ISBN: 978-3-95572-063-6
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Coco Zamis verliert überraschend das Bewusstsein und fällt ins Koma - ein magischer Schlaf? Dorian Hunter versucht alles, um seiner Gefährtin zu helfen - selbst wenn das bedeutet, sich hunderte Meter weit unter die Meeresoberfläche zu wagen. Dort entdeckt der Dämonenkiller eine versunkene Welt, an der auch Asmodi I., der wiedererstandene Fürst der Schwarzen Familie, großes Interesse zeigt ... Der 63. Band der legendären Serie um den 'Dämonenkiller' Dorian Hunter. - 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 246: 'Höllenkoma' 247: 'In die Tiefe'
Autoren/Hrsg.
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2. Kapitel
»Dr. Davies!«
Chloe zog die Tür zu ihrem Büro zu und sah sich um. Marian Larren lief auf sie zu. Die schnellen Schritte der jungen Krankenschwester hallten in der herrschenden Stille laut von den Wänden wider. Es war inzwischen spät und kaum noch jemand in den Gängen der Klinik unterwegs.
Schlitternd kam Marian Larren vor Chloe zum Stehen. »Dr. Davies …«
»Chloe.«
Die Krankenschwester nickte, während sie nach Atem rang. »Chloe. Tut mir leid.« Sie sah sich eilig um, die Augen geweitet. Erst als sie sich davon überzeugt hatte, dass der Gang menschenleer war, sprach sie flüsternd weiter. »Sind Sie immer noch an Gerüchten interessiert?«
Chloe spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Was konnte Marian erfahren haben, dass sie sich so benahm, als würde sie verfolgt? »Ich bin mehr als interessiert.«
»Versprechen Sie, dass Sie es nicht weitersagen und schon gar nicht verraten, von wem Sie es haben.«
Chloe nickte.
»Gut.« Schwester Larren lehnte sich noch ein Stück näher. »Es ist nämlich so, dass heute ein Patient aus der Geschlossenen verlegt wurde.«
Ein Teil der aufgebauten Anspannung fiel von Chloe ab. Sollte das etwa die große Neuigkeit sein? »Wohin?«, fragte sie dennoch, nur mäßig interessiert, ganz im Gegensatz zu dem, was sie eben noch behauptet hatte.
»Nirgendwohin. Das ist es ja eben. Niemand hat ihn abgeholt und in der Klinik ist er nicht mehr. Er ist einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt.«
»Sind Sie da ganz sicher? Vielleicht haben Sie es einfach nicht bemerkt.«
Marian schüttelte heftig den Kopf. »Ich hab das nicht selbst mitbekommen, sondern nur von Jack Cumberland gehört. Dem Pfleger in der Geschlossenen, Sie wissen schon. Auf jeden Fall war er sich ganz sicher.«
»Vielleicht will er Sie nur mit Schauergeschichten beeindrucken.« Als sie die Worte aussprach, fiel Chloe auf, dass sie daran bereits am Mittag hätte denken müssen. Doch gleichzeitig konnte sie Schwester Larrens Gerüchte nicht einfach so abtun. Sie musste herausfinden, wie viel Wahrheit darin steckte!
»Ich sage nur, was ich gehört habe.« Mit einem Mal wirkte die Krankenschwester reservierter als zuvor. Vielleicht hatte Chloe sie mit ihrer Vermutung beleidigt. »Nun sollte ich aber heim. Schönen Feierabend, Dr. Davies.«
Ehe die Ärztin etwas erwidern konnte, drehte sich Marian um und eilte den Gang hinab.
Chloe sah der jungen Frau noch einen Moment lang nach. In diesem Augenblick reifte ein Entschluss in ihr. Sie musste herausfinden, ob dieser Pfleger Jack Cumberland die Wahrheit sagte oder nur Schauermärchen erzählte, um eine junge Frau zu beeindrucken, an der er vielleicht Gefallen gefunden hatte. Entschlossen macht sie sich in die andere Richtung auf den Weg.
Erst an der Tür zu Professor Harrisons Vorzimmer kamen ihr die ersten Zweifel. Wollte sie das wirklich tun? Was sie vorhatte, war eindeutig verboten. Andererseits würde sie, falls tatsächlich Patienten aus der Geschlossenen verschwunden waren, in den Unterlagen des Klinikleiters sicher Hinweise darauf finden. Irgendeine Notiz oder eine E-Mail an irgendwen. Im Zweifelsfall fand sie eine Nachricht an die Leitung einer anderen Klinik wegen der Verlegung eines Patienten, und Schwester Larrens neuestes Mysterium wäre geklärt. Wenn sie dagegen nicht nachsehen ging, würde ihr diese ganze Sache garantiert keine Ruhe mehr lassen. Chloe holte tief Luft und legte das Ohr ans Türblatt, um zu lauschen. Alles ruhig.
Vorsichtig drückte sie die Klinke hinab und lugte in den Raum. Die Abendsonne fiel durch das Fenster und tauchte den Schreibtisch der Sekretärin in weiches Licht. Miss Wendel war zum Glück schon gegangen. Eilig schlüpfte Chloe hinein und schloss die Tür hinter sich.
Mit klopfendem Herzen durchquerte sie den Raum. An Professor Harrisons Tür lauschte sie wieder. Auch dort war nichts zu hören. Ganz langsam drückte sie die Klinke hinab …
Die Tür öffnete sich nicht. Verdammt! Wieso musste der Klinikleiter ordentlicher sein als sie und sein Büro abschließen? So viel also dazu, ein paar Nachforschungen anzustellen. Enttäuscht wandte Chloe sich ab und wollte sich auf den Rückweg machen. Da fiel ihr Blick auf den Computer der Sekretärin.
Wer sagte eigentlich, dass Professor Harrison sich persönlich um die Versetzung eines Patienten in eine andere Klinik kümmerte? Wenn es eine gegeben hatte, fand sie entsprechende Mails vielleicht sogar eher auf Miss Wendels Festplatte! Kurz entschlossen ging die junge Ärztin zum Schreibtisch der Sekretärin und bückte sich, um den Rechner einzuschalten.
Das Hochfahren schien Ewigkeiten zu dauern. Unruhig tigerte Chloe hin und her. Ihr Blick schweifte aus dem Fenster.
Sie schrak zusammen. Hatte sich dort zwischen den Büschen nicht etwas bewegt? Ihr Herz schlug schmerzhaft schnell. Wie konnte sie nur so dumm sein? Vom Garten aus hatte man einen guten Blick auf die hohen Fenster des Vorzimmers. Was, wenn jemand sie gesehen hatte?
Rasch trat Chloe einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen den Schreibtischstuhl. Ihre Knie zitterten und sie setzte sich. Sie musste schleunigst verschwinden. Doch was dann? Noch einmal würde sie sich sicher nicht trauen, auf dem Computer der Sekretärin herumzuschnüffeln. Vielleicht sollte sie behaupten, einige wichtige Informationen von Miss Wendel zu benötigen, falls jemand hereinkam. Irgendetwas, das nicht bis morgen warten konnte. Immerhin arbeitete sie in dieser Klinik. Es war ja nicht so, als hätte sie kein Recht, sich in diesen Räumen aufzuhalten.
Chloe atmete tief durch und wartete ab, bis ihr Herzschlag sich ein wenig beruhigt hatte. Dann wandte sie sich wieder dem Computer zu.
Das Mailprogramm hatte sie schnell gefunden – und musste einen frustrierten Ausruf unterdrücken, als es ein Passwort von ihr verlangte. Eilig sah sie sich auf dem Schreibtisch um. Die meisten Menschen tendierten dazu, Passwörter zu vergessen und sie sich deshalb zu notieren. Chloe hob die Tastatur an und ein Zettel flatterte ihr entgegen. Na, bitte.
Mit fliegenden Fingern gab sie die Zahlenfolge ein, und kurz darauf lagen Miss Wendels E-Mails vor ihr ausgebreitet. Die Ärztin beugte sich vor und studierte die Titel. Mit einigen konnte sie überhaupt nichts anfangen, andere schienen unwichtigen Papierkram zum Betreff zu haben. Chloe fand sogar eine, in der es um eine Versetzung ging. Allerdings sollte ein Patient vom Festland in die St. Martins Klinik verlegt werden.
Es blieben also zwei Möglichkeiten. Entweder war tatsächlich ein Insasse der Klinik spurlos verschwunden oder Jack Cumberlands Geschichte war hundert Prozent Erfindung. Chloe seufzte. Sie schloss das Mailprogramm und wandte sich dem restlichen Inhalt der Festplatte zu. Wenn sie schon einmal dabei war herumzuschnüffeln, wollte sie so viel wie möglich herausfinden. Sie klickte sich durch einige Ordner …
Ein Knarren hinter ihr ließ sie zusammenfahren.
Chloe wirbelte mit dem Stuhl herum. Sie erhaschte einen Blick auf ein Gesicht, das wie geschmolzen wirkte. Ein viel zu breiter Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. Augen glotzten sie an, Augen, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Sie schrie. Dann traf sie etwas an der Schläfe, es knackte, sie schmeckte Blut, und – nichts mehr.
Im Vergleich zu draußen angenehm kühle Luft schlug Dorian beim Betreten des Cafés entgegen. Die meisten der kleinen, runden Tische waren unbesetzt. Nur nahe dem Eingang kicherten zwei Mädchen gemeinsam über irgendetwas, das wahrscheinlich mit Jungs zu tun hatte. Und ganz hinten in einer Ecke saß ein Mann in einem weißen Anzug. Sein dunkles Haar war streng zurückgekämmt und in dem schmalen Gesicht saßen zwei braune Augen, die weit auseinander standen. Wie die eines Frosches.
Dorian stieß hörbar die Luft aus und ließ dem einen Fluch folgen.
Olivaro!
Der intrigante Mistkerl, von dem man nie wusste, auf welcher Seite er gerade stand. Er hatte zu verschiedenen Gelegenheiten Coco entführt und ihres und Dorians Leben bedroht – ganz zu schweigen von dem ihres Sohnes. Doch auch die Rettung der Erde vor seinem eigenen Volk, den Janusköpfen, ging auf sein Konto, und wenn er nicht gerade versucht hatte, Dorian umzubringen oder sich auf den Thron des Fürsten der Schwarzen Familie geschwungen hatte, war er durchaus ein nützlicher Verbündeter gewesen. Nur eins schien in seinem Leben konstant zu sein – er suchte seinen eigenen Vorteil und zog gerne die Fäden im Hintergrund.
In diesem Moment hob der janusköpfige Dämon die Hand und winkte Dorian zu, als wären sie alte Freunde. Fast haftete der Geste etwas Weibisches an.
Der Dämonenkiller schlenderte betont gelassen zu dem Tisch und ließ sich Olivaro gegenüber in einen Stuhl fallen. »Lange nichts von dir gehört. Ich dachte schon, du hättest dich in einem deiner eigenen Netze verstrickt.«
»Oh.« Olivaro setzte ein nonchalantes Lächeln auf. »Dann hoffe ich, du hast dir nicht allzu große Sorgen um mich gemacht.«
Dorian antwortete nicht, sondern beobachtete, wie eine Kellnerin auf ihren Tisch zusteuert. Haltung und Blick drückten nur mäßigen Diensteifer aus, während sie ihren Notizblock zückte. Sie kaute auf einem Kaugummi und sah ihn abwartend an, ohne ein Wort herauszubringen.
»Einen Bourbon.«
»Tut mir leid.« Die junge Frau schob ihren Kaugummi von einer Backe in die andere. »Bourbon haben wir nicht. Sie können höchstens 'nen Whisky haben, wenn Sie wollen.«
»Machen Sie einen Doppelten draus.«
Die...