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Deaver Gezinkt

Storys
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19608-0
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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ISBN: 978-3-641-19608-0
Verlag: Blanvalet
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16 packende Stories vom Meister der intelligenten Thriller-Spannung!

Die sechzehn packenden und abgründigen Kurzgeschichten beweisen einmal mehr, mit welcher Meisterschaft Jeffery Deaver das Thriller-Genre beherrscht. Egal ob es um einen wohltätigen Millionär geht, der im Schlaf erschossen wird und dessen Frau dem Mörder angeblich nur ganz knapp entgehen konnte … oder um ein junges Mädchen, das in einem Stollen unter der Erde gefangen ist, und zu dem sich zwei Männer trotz aller Gefahren – und aus sehr unterschiedlichen Gründen – vorkämpfen … oder ob von einem Krimiautor die Rede ist, dessen gewalttätige Geschichten ganz plötzlich bittere Realität werden … In Jeffery Deavers doppelbödiger Welt voll atemberaubender Spannung und überraschender Wendungen gibt es letztlich nur zwei Gewissheiten: Nichts ist wie es scheint, und einer spielt immer mit gezinkten Karten …

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.
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Kapitel und Vers

»Reverend  … Darf ich Sie ›Reverend‹ nennen?«

Der rundliche Mann mittleren Alters mit dem Priesterkragen lächelte. »Das geht schon in Ordnung.«

»Ich bin Detective Mike Silverman vom Büro des Bezirkssheriffs.«

Reverend Stanley Lansing nickte und betrachtete prüfend den Ausweis und die Dienstmarke, die ihm der fahrige, dünne Detective mit dem schwarz-grau gesprenkelten Haar entgegenstreckte.

»Ist etwas passiert?«

»Nichts, was Sie betrifft, Sir. Nicht direkt, meine ich. Ich habe mir nur gedacht, Sie könnten uns vielleicht bei einem kleinen Problem helfen.«

»Ein Problem, soso. Na, dann kommen Sie doch bitte herein, Officer.«

Die Männer gingen in das Büro, das sich an die First Presbyterian Church of Bedford anschloss, ein malerisches weißes Gotteshaus, an dem Silverman auf dem Weg zur Arbeit und zurück schon Tausende Male vorbeigekommen war, ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden.

Bis zu dem Mord von heute Morgen.

In Reverend Lansings Büro war es muffig, und ein Staubschleier bedeckte die meisten Möbel. Er wirkte verlegen. »Ich muss mich entschuldigen. Meine Frau und ich waren letzte Woche in Urlaub. Sie ist immer noch droben am See. Ich bin zurückgekommen, um meine Predigt zu schreiben – und sie natürlich meinen Schäfchen am Sonntag zu halten.« Er lachte sarkastisch. »Falls sich überhaupt jemand in der Kirche einfindet. Merkwürdig, wie die Religiosität um Weihnachten herum immer ansteigt und zur Urlaubszeit einen Tiefpunkt erreicht.« Der Geistliche sah sich stirnrunzelnd in seinem Büro um. »Ich fürchte, ich kann Ihnen gar nichts anbieten. Die Sekretärin hat ebenfalls frei. Obwohl Sie, unter uns gesagt, nichts versäumen, wenn Sie ihren Kaffee nicht kosten.«

»Danke, ich brauche nichts«, sagte Silverman.

»Und was kann ich nun für Sie tun, Officer?«

»Ich halte Sie nicht lange auf. Ich benötige religiösen Sachverstand bei einem Fall, den wir gerade bearbeiten. Ich wäre ja zum Rabbi meines Vaters gegangen, aber meine Frage hat mit dem Neuen Testament zu tun, und das ist mehr Ihr Gebiet als unseres, nicht wahr?«

»Nun ja«, sagte der freundliche, grauhaarige Reverend, wischte sich die Brille am Revers seiner Jacke ab und setzte sie wieder auf. »Ich bin nur ein Kleinstadtpastor und wohl kaum ein Experte. Aber wahrscheinlich dürfte ich mich mit Matthäus, Markus, Lukas und Johannes besser auskennen als der Durchschnittsrabbi. Sagen Sie mir, wie ich helfen kann.«

»Sie haben bestimmt schon vom Zeugenschutzprogramm gehört, oder?«

»So wie in Goodfellas? Die Sopranos

»Mehr oder weniger, ja. Das Bundesprogramm wird von den US-Marshals geleitet, aber wir haben im Bundesstaat unser eigenes Zeugenschutzsystem.«

»Tatsächlich? Das wusste ich nicht. Aber es ist sicherlich vernünftig.«

»Ich bin hier im Bezirk für das Programm zuständig, und eine der Personen, die wir beschützen, soll demnächst bei einem Prozess in Hamilton als Zeuge erscheinen. Unsere Aufgabe ist es, ihn sicher durch das Verfahren zu bringen, und nachdem wir – hoffentlich – eine Verurteilung erwirkt haben, besorgen wir ihm eine neue Identität und schaffen ihn aus dem Staat.«

»Ein Mafiaprozess?«

»Etwas in der Art.«

Silverman durfte nicht genauer auf die Einzelheiten des Falles eingehen – dass der Zeuge Randall Pease, ein Schläger des Drogendealers Tommy Doyle, gesehen hatte, wie sein Boss einem Rivalen eine Kugel in den Kopf schoss. Obwohl Doyle dafür bekannt war, dass er rücksichtslos jeden umbrachte, der eine Bedrohung für ihn darstellte, hatte sich der wegen Körperverletzung, Drogen- und Waffenvergehen angeklagte Pease bereiterklärt, im Gegenzug für Strafmilderung gegen ihn auszusagen. Der Staatsanwalt hatte Pease aus Sicherheitsgründen in Silvermans Zuständigkeitsbereich verlegt, hundert Meilen von Hamilton entfernt. Es gab Gerüchte, dass Doyle alles tun und jeden Preis bezahlen würde, um seinen ehemaligen Handlanger zu töten, da Peases Aussage ihm die Todesstrafe oder eine lebenslängliche Haft einbringen konnte. Silverman hatte den Zeugen in einem sicheren Haus nicht weit vom Büro des Sheriffs untergebracht und ließ ihn rund um die Uhr bewachen. Der Detective schilderte dem Reverend in groben Zügen, was passiert war, ohne Namen zu nennen, und sagte dann: »Aber es gab einen Rückschlag. Wir hatten einen V-Mann, einen vertraulichen Informanten  …«

»Das ist ein Verräter, richtig?«

Silverman lachte.

»Das habe ich aus Law and Order. Ich schau es mir an, sooft ich dazu komme. CSI ebenfalls. Ich liebe Krimis.«

»Jedenfalls hatte der Informant handfeste Informationen darüber, dass ein Profikiller angeheuert wurde, um unseren Zeugen vor dem Prozess nächste Woche zu töten.«

»Du meine Güte.« Der Reverend runzelte die Stirn und rieb sich den Hals unter dem steifen, weißen Priesterkragen, der zu scheuern schien.

»Aber die Verbrecher enttarnten unseren Verbindungsmann und ließen ihn umbringen, ehe er uns Einzelheiten über die Identität des Killers und darüber, wie er meinen Zeugen zu töten beabsichtigte, verraten konnte.«

»Ach, das tut mir sehr leid«, sagte der Reverend teilnahmsvoll. »Ich werde für den Mann beten.«

Silverman brummte einen blutleeren Dank, aber in Wirklichkeit dachte er, dass der miese kleine Schnüffler verdientermaßen zur Hölle fuhr – nicht nur, weil er ein hoffnungsloser Versager und Süchtiger war, sondern auch dafür, dass er gestorben war, ehe er dem Detective Einzelheiten über den möglichen Anschlag auf Pease nennen konnte. Detective Mike Silverman teilte dem Priester nicht mit, dass er in letzter Zeit selbst Ärger in seinem Job hatte und nach »Sibirien« – zur Zeugenbewachung – verbannt worden war, weil er seit geraumer Zeit keinen größeren Fall mehr zum Abschluss gebracht hatte. Dieser Auftrag musste reibungslos über die Bühne gehen, und er konnte es sich auf keinen Fall leisten, dass Pease getötet würde.

»Hier kommen Sie ins Spiel, wie ich hoffe«, fuhr der Detective fort. »Als der Informant erstochen wurde, starb er nicht sofort. Es gelang ihm noch, eine Nachricht zu schreiben – über eine Bibelpassage. Wir halten es für einen Hinweis darauf, wie der Auftragsmörder unseren Zeugen zu töten beabsichtigt. Aber es ist wie ein Rätsel, wir können es nicht lösen.«

Das Interesse des Reverend schien geweckt. »Etwas aus dem Neuen Testament, sagten Sie?«

»Ja«, antwortete Silverman. Er öffnete sein Notizbuch. »Die Nachricht lautete: ›Er ist auf dem Weg. Passt auf.‹ Dann schrieb er einen Vers und ein Kapitel aus der Bibel hin. Wir glauben, dass er noch mehr schreiben wollte, aber es nicht mehr konnte. Er war Katholik, wir nehmen also an, dass er sich ganz gut in der Bibel auskannte – und um eine Besonderheit dieser Stelle wusste, die uns verraten sollte, auf welche Weise der Killer sich an unseren Zeugen heranmachen würde.«

Der Reverend drehte sich um und hielt nach einer Bibel auf seinem Regal Ausschau. Schließlich entdeckte er eine und schlug sie auf. »Welcher Vers?«

»Lukas zwölf, fünfzehn.«

Der Geistliche fand die Stelle und las. »›Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er Güter im Überfluss hat.‹«

»Mein Partner hat eine Bibel von zu Hause mitgebracht. Er ist Christ, aber er ist nicht wirklich religiös, keiner, der mit der Bibel unterm Arm herumläuft  … äh, ’tschuldigung, ich wollte Sie nicht beleidigen.«

»Das haben Sie nicht. Wir sind Presbyterianer, bei uns klemmt sie auch nicht unter dem Arm.«

Silverman lächelte. »Mein Partner hatte keine Ahnung, was das bedeuten könnte. Mir fiel Ihre Kirche ein, sie ist die nächstgelegene vom Revier, und ich dachte, ich schau mal vorbei und frage, ob Sie uns helfen können. Sehen Sie irgendetwas in dieser Stelle, aus dem sich schließen ließe, wie der Angeklagte unseren Zeugen vielleicht töten lassen will?«

Der Reverend las noch ein wenig in den hauchdünnen Seiten. »Es ist ein Abschnitt aus den Evangelien, in denen verschiedene Jünger die Geschichte Jesu erzählen. Im zwölften Kapitel des Lukasevangeliums warnt Jesus die Menschen vor den Pharisäern und drängt sie, nicht sündig zu leben.«

»Wer genau waren die Pharisäer?«

»Sie waren eine religiöse Sekte. Im Wesentlichen glaubten sie, dass Gott existiert, um ihnen zu dienen, nicht andersherum. Sie hielten sich für besser als alle anderen und erhoben sich über die Menschen. So hieß es zu ihrer Zeit jedenfalls – man weiß natürlich nie, ob es stimmt. Damals wurde schon genauso viel politisch verdreht wie heute.« Reverend Lansing wollte die Schreibtischlampe einschalten, aber sie funktionierte nicht. Er fummelte an den Vorhängen herum, öffnete sie schließlich und ließ mehr Licht in das düstere Büro. Er las die Passage noch einige Male, kniff vor Konzentration die Augen zusammen, nickte. Silverman schaute sich in dem trüben Raum um. Bücher hauptsächlich. Es sah mehr nach dem Arbeitszimmer eines Professors als nach einem Kirchenbüro aus. Keine Bilder oder persönlichen Gegenstände. Man sollte meinen, dass selbst ein Geistlicher Bilder von Angehörigen auf dem Schreibtisch oder an den Wänden hatte.

Schließlich blickte der Mann auf. »Bis jetzt springt mir eigentlich...


Deaver, Jeffery
Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat Jeffery Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht. Nach der weltweit erfolgreichen Kinoverfilmung begeisterte auch die TV-Serie um das faszinierende Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs die Zuschauer. Neben Lincoln Rhyme hat Deaver mit Colter Shaw einen weiteren außergewöhnlichen Serienhelden geschaffen.



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