E-Book, Deutsch, 166 Seiten
de Nerciat Lolotte oder Die Stufenleiter der Wollust
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96537-342-6
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 166 Seiten
ISBN: 978-3-96537-342-6
Verlag: OTB eBook publishing
Format: EPUB
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Frankreich, im 18. Jahrhundert: Die junge Lotte ist tief unglücklich, als es nach dem Tod ihres Vaters und Bankrott der Familie nur noch eine Zukunft für sie gibt: ein Leben im Kloster! Doch Lotte gelingt es, ein verbotenes Buch voller sündiger Zeichnungen in die heiligen Mauern zu schmuggeln – und findet in ihrer Zofe eine ebenso erfahrene wie willige Lehrmeisterin: Felicia hat die Geheimnisse und Unartigkeiten der Liebeskunst schon früh kennengelernt – als sie als Junge verkleidet mit einigen Burschen durch die Lande zog und schließlich einer Madame zu Diensten war, deren Verlangen keine Scham und keine Grenzen kannte... (Amazon) Achtung: Dieses Buch ist nicht für Minderjährige geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.
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Kapitel 3
So vergingen zwei Monate, wo ich die meiste Zeit die Rolle der handelnden Person übernehmen mußte. Denn Felicia, die bei völlig reifen Jahren von ungemein robuster Leibesbeschaffenheit war, glaubte von den zahlreichen Wiederholungen der Liebeskrise nichts zu befürchten zu haben. Sie also derb zu hudeln und ihr alles zu tun, was ich ihr tun konnte, war doch immer etwas für mich. Himmel! welch Entzücken, wenn sie sich einmal herabließ, mich ebenso zu behandeln! Eines Tages, als wir die besten Freunde waren, drang ich mit Ungestüm in sie, ihre Geschichte zu erzählen, die, wie sie mir angedeutet hatte, sehr sonderbar wäre. Nach langem Weigern war sie endlich so gefällig, mir zu erzählen, was man in den folgenden Kapiteln lesen wird. Ich bin in einer der unfruchtbarsten Gegenden des Landes geboren, das Frankreich mit Schornsteinfegern und Lastträgern versorgt. Mein Vater hatte sich in diesen beiden Handwerken hervorgetan und in Paris mit meiner Mutter verheiratet, die sich durch Küchenarbeiten und Leierspielen etwas erworben hatte. Er hatte seinerseits auch etwas erspart, und so waren sie aus der Hauptstadt fortgezogen und lebten auf einem Dorf bei Saint Jean de Morienne. Eine Hütte, ein Stück Acker, ein Gärtchen und etwas Vieh war für diese genügsamen Leute ein hinlängliches Vermögen. Gleich anfangs zeugten sie einen Sohn; fünf Jahre nachher kam ich zur Welt, und das war das ganze Resultat ihrer Arbeit zur Hebung der Bevölkerung von Savoyen. Ich war acht Jahre alt, als eine epidemische Krankheit die ganze Gegend entvölkerte und uns unserer Eltern beraubte. Ein Oheim wurde unser Vormund. Ich weiß nicht, aus welcher Grille mich meine Mutter, mit Einwilligung meines Vaters, wie einen Knaben erzog. Vielleicht aus Furcht, ich möchte, wenn ich mein eigentliches Geschlecht kannte, auch früh die Vorrechte genießen wollen, deren zu weit getriebenen Genuß sie sich wahrscheinlich vorzuwerfen hatte. Genug, ich galt bei allen Menschen, und sogar bei meinem Oheim, für einen Knaben und sollte in meinem zwölften Jahr einer Karawane folgen, die, wie es dort üblich ist, aus ihrem Vaterland auswanderte: so kam ich nach Paris. Drei Jahre lang war ich da Schornsteinfeger, Schuhputzer oder Bedienter auf Taglohn bei einem Frauenzimmer, die sich eine möblierte Stube gemietet hatte, oder einem anderen Pflastertreter, und diente bald in Privathäusern, bald in Gasthöfen. Unserer Gewohnheit nach hatte ich meine Schlafstelle unterm Dach eines Hauses von sieben Stockwerken. Da schliefen acht von unserer Gesellschaft, und zwar zwei und zwei in abscheulichen Betten, die uns gewiß nicht zur Üppigkeit reizten. Ich brachte also meine Nächte an der Seite eines männlichen Wesens zu; aber unsere Nation ist so schamhaft und wir werden so einfach erzogen, unsere beschränkte Einsicht wird so frühzeitig und so stark auf mühsame Arbeit geleitet, daß es einem Savoyarden nie in den Sinn kommt, des Nachts lustig zu werden. Wenigstens war es mir in vier Jahren nicht ein einziges Mal begegnet, daß irgendein Schlafkamerad, die doch so oft bei mir wechselten, den Versuch gemacht hätte, einen Vergleich zwischen seiner Beschaffenheit und der meinigen anzustellen. Morgens und abends kleidete sich ein jeder mit der gewissenhaftesten Anständigkeit an und aus, und ich, wie jeder andere, blieb den Pflichten der Schamhaftigkeit treu. Eine dichte und harte Schale verschloß damals noch den Keim wollüstiger Schwelgerei, der sich einst mit solcher Gewalt bei mir entwickeln sollte. Ich mußte alle Morgen um neun Uhr zu einem sehr hübschen Freudenmädchen gehen, das sich lieber mit Handlungen als mit Betrachtungen abgab. Ich fand es immer im Bett und selten allein, aber in solchen Fällen haben wir Savoyarden weder Augen noch Ohren. Eines Tages trat ich aus einem Kabinett, wo ich meine kleinen Geschäfte besorgte, in das Schlafzimmer und war genötigt, mit anzusehen, wie meine saubere Demoiselle außerhalb des Bettes und völlig nackt, von einem lustigen Burschen mit abgestutzten Haaren zurecht gemacht wurde, der wahrscheinlich nach mir hereingekommen, weil der Schlüssel in der Tür steckengeblieben war. Ich wollte tun, als sähe ich diesen Liebeskampf nicht; aber das Zeichen des Kreuzes, das ich für mich schlagen zu müssen glaubte, kam beiden Kämpfern so lächerlich vor, daß sie sich voneinander losmachten, um ihre Lachlust desto bequemer befriedigen zu können. Die Stellung, in welche der Abbé zufälligerweise geriet, um sich von seiner Schönen loszumachen, zeigte meinen Neulingsblicken das gerötete Werkzeug seines unterbrochenen Freudengenusses, und in dem Augenblick fiel auch die Binde von meinen Augen, die mir bisher den Irrtum verborgen hatte, in dem ich über mich selbst lebte. Die auffallende Veränderung, die in mir vorging, hätte mich fast meiner Sinne beraubt; ich fing an zu taumeln. – Nimm dich in acht, Felix, sagte die Unzüchtige zu mir mit höhnischem Lachen, sollte man doch glauben, du würdest über deine eigenen Beine fallen; steh doch fest! Hat dir dieser prächtige Liebeszapfen Furcht eingejagt? – Über diese und ähnliche Plattheiten lachten die beiden Narren aus Leibeskräften. – Lassen Sie den Schafskopf gehen, sagte der Abbé mit Verachtung, und lassen Sie uns unser Gespräch fortsetzen. – Scher dich fort, verwünschter Lümmel! Wie kann man so ein Esel sein und hier hereinkommen, wenn man fipst. Jedes Wort dieser groben Rede war für mich schlimmer als ein Hieb mit der Peitsche. – Nein! nein! fiel die Demoiselle ein, Felix soll nicht weggehen – – Es ist nichts Reizenderes für mich, als mich in Gegenwart von Zeugen zurecht machen zu lassen. – Komm her, Kleiner! – – Außerdem muß er ja auch was lernen; ich will, daß er alles recht genau sehen soll – – Komm her, sag ich dir – – Jeder andere an meiner Stelle würde zur Stube hinausgegangen sein und dieses unanständige Weibsstück verwünscht haben. Aber ich – war es schon mein heimlicher Instinkt, der mich verriet? – ich gehorche! – ich setze einen Fuß vor – das Mädchen lächelt und reicht mir die Hand – der zweite Fuß folgt nach – mein Gesicht glüht – ich zittere – aber ich nähere mich dem Bett. In diesem Augenblick ergreift mich das Mädchen, schlingt ihren niedlichen Arm um meine Hüften: Nun, ruft sie dem Abbé zu, nun komm und stich deinen Degen in meine Scheide! – Zu gleicher Zeit hebt sie das Kreuz, spreizt die Schenkel auseinander und fordert den fürchterlichen Dolch heraus, der nun hineinfährt, daß es mir kalt durch die Glieder läuft. Wie! dachte ich, er ist so lang und so wild; das arme Mädchen muß zerrissen werden. Aber nein! der drohende Schaft wird ganz und gar verschlungen, und auf dem Gesicht des Opfers entdeckte ich nur Zeichen der Wonne. Gleich darauf hüpfte sie, als wollte sie die Bettstelle unter sich zerbrechen, sie keucht, sie beißt, sie flucht, vergißt aber bei alledem nicht, mich festzuhalten und in alle ihre Bewegungen mit sich fortzureißen. Und doch, auf dem höchsten Punkte dieses Ungestüms reißt sie sich plötzlich los, und ich sehe mit Erstaunen den feuchten Zylinder eine ganze Flut von weißem und seifenartigem Schaum weit von sich spritzen, wovon ein Teil derjenigen ins Gesicht fliegt, die sich ihm so unsanft entzogen hatte. Sie lachte über diesen unwillkürlichen Erguß, erhob aber eine ganz andere Klage. – Du sollst mich nicht anführen, Schatz! rief sie. Es war wirklich hohe Zeit. Da wäre ich schön angekommen, wenn du mir das alles zu verschlucken gegeben hättest. So bist du aber. Das wäre sehr erbaulich gewesen, wenn du mir ein Kind angedreht hättest. Kannst du Lump denn eins ernähren? So lernte ich also in einer einzigen Lektion auf einmal, daß ich keine Mannsperson war; daß ein Mann hat, was ich jetzt eben gesehen hatte; daß eine Frau dies Ding in ein solches Ding aufnimmt, wie ich selbst hatte; daß sie Vergnügen dabei empfindet; daß so die Kinder gemacht werden, wenn sie zugibt, daß der Zeugungssaft sich innerlich ergieße; daß man aber, wenn man dies vermeidet, nicht Gefahr läuft, Mutter zu werden. Wieviel Entdeckungen in einem Augenblick! Der Abbé, anstatt sich durch die Strafpredigt beleidigt zu finden, ließ sich ganz vergnügt von seiner Gesellin abwaschen und abtrocknen. Ja, er borgte ihr sogar, in einem mehr fordernden als bittenden Ton einen Taler ab, den sie ihm gern zu bewilligen schien. Als sie sich darauf über eine Wanne bückte und sich auch reinigte, wobei sie sich anstrengte, alle ihre Reize vor mir zu entfalten, ging der tonsurierte Spitzbube davon und sang, während er die Treppe hinab ging: Ach seht doch, seht!
Wie dort mein liebes Schätzlein
Ihr kleines niedlichs Löchlein
Mit weißen Händen flöht! Man hörte den Abbé noch trillern, als meine Messalina von ihrer Wanne nach der Stubentür lief, sie doppelt abschloß und den Schlüssel unters Bett steckte. Darauf kommt sie, noch immer nackt wie ein Finger, auf mich zu, wirft ihren Arm um meinen Hals, drückt mich an ihre Brust und überhäuft mich mit Küssen, die sie mit allerhand ehrbaren Reden begleitet: Nicht wahr, lieber Junge, du bist nicht böse über das, was du gesehen hast? In deinem Stand wirst du dergleichen oft genug gesehen haben; aber was ist denn Böses dabei? Die Jugend, die Jahreszeit der Liebe – – – Deine Mamsell, Felicia, unterbrach ich sie, redet ganz vernünftig. – O! nur keine Anmerkung, wann soll ich denn mit meiner Erzählung fertig werden? – Nein, nein, sprich weiter. Die Jugend ist die Jahreszeit der Liebe – so weit warst du. – Felicia drohte mir scherzend mit dem Finger und fuhr fort: – Fühlst du noch nichts, lieber Junge? fragte mich die Unverschämte....