E-Book, Deutsch, 244 Seiten
de Nerciat Liebesfrühling
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95885-610-3
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Lolotte oder die Stufenleiter der Wollust
E-Book, Deutsch, 244 Seiten
ISBN: 978-3-95885-610-3
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Robert-André Andréa de Nerciat wurde 1739 in Dijon geboren und verstarb 1800 in Neapel. Er war ein französischer Schriftsteller, Soldat, Architekt und Bibliothekar. Als Mitglied der königlichen Garde Ludwigs XVI ging er am französischen Königshof ein und aus - dies inspirierte ihn zu zahlreichen Gedichten, Theaterstücken, Erzählungen und Romanen, in denen er den erotisch freizügigen und ausschweifenden Lebensstil der französischen Oberschicht beschrieb.
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Mit einem lauten Krachen wurde die Tür eingetreten und es erschien ein Polizeioffizier, der A. wegen seiner beträchtlichen Schulden in Gewahrsam nehmen wollte. A. wurde blass.
Ich hatte ganz vergessen, dass meine Kleidungsstücke irgendwo anders lagen, und wickelte mich erschrocken in einen alten Vorhang, um mich vor den Blicken des Neuankömmlings zu verbergen. Zum Glück hatte er kein Gefolge bei sich und dachte auch nicht schlecht von mir.
›Sie müssen keine Angst haben, Mademoiselle‹, sagte er beruhigend zu mir. ›Ihretwegen bin ich nicht hier und ich bemerke sie gar nicht. Machen Sie nur, dass Sie schleunigst fortkommen, denn in zehn Minuten ist dieses Zimmer und alles, was sich darin befindet, in meiner Gewalt.‹
In der Zwischenzeit kleidete sich Monsieur A. langsam an. ›Beeilen Sie sich gefälligst!‹, rief ihm der Polizist zu.
›Teufel auch, Sie holen mich ja wohl nicht zu einem Ball ab! Also besteht keinerlei Notwendigkeit, irgendetwas zu überhasten. Wenn Sie keine Zeit haben, so trollen Sie sich und kommen Sie morgen wieder vorbei.‹
›Sie sollten sich hüten, sich mit Menschen wie mir anzulegen. Das bringt nichts.‹
›Ich rede so mit Ihnen, wie es mir passt. Würde ich Ihnen Komplimente machen, dann würden Sie auch nicht milder mit mir verfahren, denn ich bin zu arm. Ich kann Ihnen nicht genügend Goldstücke in die Hand drücken, damit Sie sich wieder nach Hause begeben.‹
Während er so vor sich hin plapperte, brachte sich der Schauspieler so weit in Ordnung, dass er anständig im Gefängnis erscheinen konnte. In der Zwischenzeit untersuchte der Kommissar sorgfältigst seine Papiere – Bestellungen von liederlichen Frauenzimmern, Einladungen zum Spiel, Drohungen von Gläubigern und Ähnliches.
Während dieses Tumults hatte ein Unbekannter von sehr angenehmem Äußeren zwei- oder dreimal bei der Tür hereingelugt. Als sich die beiden anderen soeben zur anderen Seite wandten, kam er dreist herein, packte mich an der Hand und zog mich mit sich auf den Gang, wo er mich zur dritten Türe im Gang führte. ›Hier hinein!‹, flüsterte er. ›Legen Sie sich ins Bett!‹ Dann machte er kehrt und ließ mich allein.
Vielleicht weiß man noch, dass ich nach den Manipulationen des Schauspielers nichts mehr am Leibe trug, sodass ich nichts Besseres tun konnte, als in das mir bedeutete Bett zu kriechen. Kurz darauf erschien der Unbekannte wieder, in seinen Händen meine Habseligkeiten, und verschloss die Tür. Das war das Ende meiner Bekanntschaft mit Herrn A.
Der Unbekannte, der mich so hilfreich bei sich aufgenommen hatte, war, wie ich mittlerweile beobachtet hatte, jung und hübsch. Bei seiner Rückkehr bemerkte ich außerdem, dass etwas unter seinem Hemd freudig auf und ab hüpfte – ein lebhaftes Ding, das mir durch die Ereignisse des Tages bereits durchaus vertraut geworden war.
›Welch ein Glück, Mademoiselle‹, sagte der junge Kavalier. ›Sie sind aus den Klauen dieses schlechten Menschen gerettet! In eine schlechtere Gesellschaft konnten Sie kaum geraten, wer Sie auch sein mögen. Was müssen Sie sich geängstigt haben! Welche Dienste kann ich Ihnen tun? Bitte befehlen Sie mir!‹
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und blieb stumm.
›Die Umstände sind doch recht merkwürdig, daher wird Ihre Geschichte wohl sehr sonderbar sein. Doch ich will nicht in Sie dringen, mir Ihre Geheimnisse zu verraten. Seltsam ist es allerdings sehr wohl, dass eine junge Frau als Savoyarde verkleidet zu Monsieur A. kommt. Handelte es sich um eine Entführung? Für seine eigene Rechnung oder die eines anderen? Dieser Herr ist wirklich berüchtigt. Ich selbst bin erst zwei Tage in diesem Haus und dennoch weiß ich bereits so einiges über ihn!‹
An diesen Worten hätte jede andere sofort den frisch aus der Provinz eingetroffenen Burschen erkannt, und eine gewiefte Buhlschwester hätte wohl sicher sofort ihre Fänge nach ihm ausgeworfen und ihn geprüft. Ich aber war noch sehr unerfahren. Seine höflichen, ja artigen Manieren hielt ich für Spaß und ich glaubte, ich müsste auf jede seiner Fragen wahrheitsgemäß und ausführlich Antwort geben. Man stelle sich meine Verlegenheit vor! Doch es dauerte nicht lange und ich berichtete dem schönen Fremden von allem, was mir widerfahren war.
Ich habe ja ganz vergessen, zu erwähnen, dass sich der Fremde gleich nach seiner Rückkehr zu mir ins Bett gelegt hatte – mit großem Abstand zuerst, doch mit Fortschreiten meiner Erzählung rückte er immer näher und näher, und als sich meine Bekenntnisse dem Ende zuneigten, berührten wir einander bereits.
›Teufel auch!‹, rief er aus, ›das ist mir ja eine Geschichte! Du hast bis heute nicht gewusst, dass du ein Mädchen bist?‹
›Nein, nicht sicher.‹
›Und du hast dich als Junge zu diesem unsäglichen A. ins Bett gelegt?‹
›Aber ja!‹
›Aber er hat es dir doch getan – du verstehst, was ich meine.‹
›Ja, sicherlich hat er es mir getan, ehrlich! Sehr anstößig war das, was er getan hat, wirklich garstig! Wenn ich bloß gewusst hätte ...‹
›So stell dich doch nicht dumm! Sonst muss ich es deutlicher sagen: er hat ihn dir hineingesteckt.‹
›Das gebe ich ja wohl zu. Doch nicht auf eine Weise, wie Sie vielleicht glauben mögen. Heute Morgen war ich bei meiner Demoiselle und da hat sie mir mit dem Abbé gezeigt, wie sie das machen.‹
Ohne Umstände ergriff ich seinen Liebesstab. ›Das da‹, sagte ich und führte ihn zu meiner Muschel, ›das haben sie gemacht. Ich glaube, das ist es, was man den Mädchen tut, mit dem, was Sie da haben, in dem, was sie soeben anfassen.‹
Er betaste wirklich eben meine kleine Scheide.
›Aber der Monsieur A. tat das da ...‹, stammelte ich und führte seine Hand mit meiner an meine Kehrseite.
Er schüttelte sich vor Lachen.
›Du bist ja herzallerliebst!‹, rief er aus, ›außer du hältst mich zum Narren. Denn auch wenn du von ›das da‹ und ›das hier‹ sprichst, könntest du sehr wohl eine gemeine Buhlschwester sein, die sich mit ›das da‹ und ›das hier‹ außerordentlich gut auskennt.‹
›Um Himmels willen, seien Sie doch nicht so boshaft!‹
›Dann antworte mir geradeheraus: Wusstest du, was Monsieur A. mit dir tat?‹
›Nein, ganz gewiss nicht.‹
›Dann will ich dir sagen, dass man solche Leute wie deinen Monsieur A. Sodomiten nennt.‹
›Ach so? Dann wundert mich nicht mehr, dass Sodomit ein Schimpfwort ist; das sind garstige Leute.‹
›Aber ich bin keiner! Ich bin für das hier!‹, lachte er und zeigte mit seinem Finger auf das Ziel. ›Du kennst dich nun gut genug aus. Komm!‹
›Oh, wollen Sie mir das tun, was der Abbé heute Morgen der Demoiselle getan hat?‹
›Nun, das hier will ich dir tun!‹
Mit diesen Worten stieg er mit gezückter Lanze über mich. Als er meine Verlegenheit sah, hielt er sie für künstlich und spottete: ›Na, vermutlich willst du mir auch noch weismachen, dass dir das noch keiner getan hat?‹
›Aber ich schwöre mit dem höchsten Eid, wahrhaftig noch nicht!‹
Doch meine Worte erstickten in den folgenden Geschehnissen. Mit seinen Knien spreizte er meine Schenkel auseinander, erhob seinen glühenden Dolch und war nun überhaupt nicht mehr zu weiterem Schwatzen aufgelegt. Er packte mich um die Mitte und versuchte, seinen heißen Degen in meine Scheide zu stecken. Mir war gar nicht nach Widerstand zumute und ich gab seinen Bemühungen willig nach, obwohl er mir große Schmerzen bereitete und nicht einen Zentimeter vorwärts kam.
›Himmel, Sie hat die Wahrheit gesprochen! Langsam glaube ich auch, dass hier noch niemand vor mir war!‹ Mit seinem Finger schätzte er das Hindernis ab, doch auch dieser Finger konnte nur unter beträchtlichen Schwierigkeiten eingebracht werden. Die Entdeckung meiner Unberührtheit fachte seine Leidenschaft noch mehr an. Er befeuchtete die Angelegenheit mit Hilfe von etwas Speichel und setzte freudigst sein Werk fort. Ich war fest entschlossen, ihn gewähren zu lassen.
›Monsieur, hören Sie‹, sagte ich zu ihm, wobei mir fast schon die Tränen in die Augen traten, ›das, was der Abbé heute mit der Demoiselle tat, ging wie von selbst, das kann nicht dasselbe sein. Und sie kreischte vor Vergnügen, doch ich, die ich es so gern wollte, ich ... Au weh!‹
Mit einem Schrei war meine Rede zu Ende. Irgendetwas in mir war zerrissen. Und der stolze Ritter hielt Einzug in die Festung. Mir war zum Sterben, doch wahrlich nicht vor Vergnügen. Aber inmitten der Schmerzen entstand in mir der Wunsch, dass das, was der schöne Fremde mir tat, vollendet würde. Der Gedanke, dass ich nun wirklich geöffnet war, erschien mir seltsam süß und ich fasste neuen Mut, denn ich war überzeugt, dass das hier wirklich etwas Gutes für mich war.
›Was bist du doch für ein liebliches Geschöpf!‹, sagte anschließend mein nun glücklich erschöpfter Verehrer zu mir und nahm mich in seine Arme. ›Doch ich werde deine Jugend und dein Vertrauen nicht missbrauchen. Du hast mir, dem einfühlsamen und zärtlichen F., die Gunst deiner Jungfernschaft geschenkt und dieses unschätzbare Geschenk sollst du nie bereuen, denn ich werde mich erkenntlich zeigen.‹
Mit diesen Worten verdoppelte er seine Liebkosungen, die ich nun schüchtern erwiderte, denn es entzückte mich, was er eben gesagt hatte, und die Sympathie tat ein Übriges, um das bereits erregte Temperament in Hitze zu bringen. Um zu lieben und seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, braucht es keine Lehrjahre.
Mit meinen Küssen, meinen Umarmungen und tausenden ebenso natürlichen wie hinweisenden Zärtlichkeiten zeigte ich meinem Liebhaber, dass ich in einer ihm äußerst geneigten Stimmung war....