E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten
Reihe: Crossfire-Serie
Day Crossfire. Erfüllung
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-09944-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 3 Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten
Reihe: Crossfire-Serie
ISBN: 978-3-641-09944-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er war attraktiv und charismatisch, kompliziert und leidenschaftlich. Zu diesem Mann fühlte ich mich hingezogen wie zu nichts und niemandem je zuvor. Ich ersehnte seine Berührung wie eine Droge, obwohl ich ahnte, dass sie schmerzen würde. Mühelos legte er die Brüche in meinem Innern offen, denn auch ihn verfolgten Dämonen. Und so waren wir Spiegel, die einander reflektierten - unsere innersten Welten, unsere Begierden … Die Fesseln seiner Liebe verwandelten mich, und ich hoffte, unsere erlittenen Qualen würden uns nicht auseinanderreißen."
Die Nummer-1-Bestsellerautorin Sylvia Day stand mit ihrem Werk an der Spitze der New York Times-Bestsellerliste sowie 28 internationaler Listen. Sie hat über 20 preisgekrönte Romane geschrieben, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Weltweit werden ihre Romane millionenfach verkauft.
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1
New Yorker Taxifahrer sind sehr speziell. Furchtlos kurven sie viel zu schnell und mit übernatürlicher Gelassenheit durch die überfüllten Straßen. Um während einer Taxifahrt nicht wahnsinnig zu werden, hatte ich gelernt, mich auf das Display meines Smartphones zu konzentrieren statt auf die Autos zu achten, die nur wenige Zentimeter entfernt an uns vorbeirasten. Immer wenn ich dann doch mal den Fehler machte, meine Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr zu richten, ertappte ich mich dabei, wie mein rechter Fuß heftig gegen den Boden des Fußraums trat, weil ich instinktiv bremsen wollte.
Aber diesmal benötigte ich ausnahmsweise keine Ablenkung. Ich war noch schweißnass nach dem intensiven Krav-Maga-Training, und mein Geist kreiste unaufhörlich um das, was der Mann, den ich liebte, getan hatte.
Gideon Cross. Allein der Gedanke an seinen Namen sandte eine heiße Welle des Verlangens durch meinen vollkommen ausgelaugten Körper. Von dem Augenblick an, da ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte – und hinter seinem atemberaubenden und unglaublich gut aussehenden Äußeren den dunklen und gefährlichen Mann erkannte –, spürte ich seine ungeheure Anziehungskraft. In ihm hatte ich die andere Hälfte meines Selbst gefunden. Ich brauchte ihn wie die Luft zum Atmen, und er hatte sich in große Gefahr begeben, hatte alles riskiert – für mich.
Lautes Hupen holte mich mit einem Schlag in die Gegenwart zurück.
Durch die Windschutzscheibe lächelte mein Mitbewohner mit seinem Millionen-Dollar-Lächeln von der Werbefläche eines Busses auf mich herab. Cary Taylors sinnliche Lippen waren einladend geöffnet, während seine lange, schlanke Gestalt die Kreuzung blockierte. Der Taxifahrer hupte wiederholt, als könnte das den Weg frei machen.
Doch keine Chance. Cary bewegte sich keinen Zentimeter, und ich genauso wenig. Lasziv lag er auf der Seite, mit nackter Brust und barfuß, die Jeans aufgeknöpft, sodass man außer seinem wohldefinierten Waschbrettbauch auch den Bund seiner Unterwäsche erkennen konnte. Sein dunkelbraunes Haar war sexy zerzaust, und ein verschmitztes Funkeln lag in seinen smaragdgrünen Augen.
In dem Moment wurde mir plötzlich klar, dass ich ein furchtbares Geheimnis vor meinem besten Freund verbergen musste.
Cary war mein Prüfstein, meine Stimme der Vernunft, meine Schulter zum Anlehnen – und auf jede erdenkliche Art wie ein Bruder für mich. Der Gedanke, vor ihm verbergen zu müssen, was Gideon für mich getan hatte, war mir zutiefst zuwider.
Ich wünschte mir verzweifelt, mit jemandem reden zu können, auch um selbst besser damit klarzukommen. Aber ich würde mit keiner Menschenseele darüber sprechen dürfen. Selbst unser Therapeut wäre juristisch und ethisch dazu verpflichtet, unser Geheimnis zu verraten, wenn er davon wüsste.
Ein stämmiger Verkehrspolizist in Neonweste tauchte vor uns auf und dirigierte den Bus mit einer weiß behandschuhten Hand, die Autorität verhieß, und lautstarken, unmissverständlichen Anweisungen wieder auf die richtige Spur. Er winkte uns über die Kreuzung, kurz bevor die Ampel umsprang. Ich lehnte mich zurück, die Arme um meine Taille geschlungen, und wiegte mich leicht hin und her.
Der Weg von Gideons Penthouse in der Fifth Avenue zu meiner Wohnung in der Upper West Side war nicht weit, aber die Fahrt kam mir ewig lang vor. Die Information, die Detective Shelley Graves vom New York Police Department mir vor ein paar Stunden gegeben hatte, hatte mein Leben verändert.
Außerdem zwang sie mich, den einen Menschen allein zu lassen, mit dem ich unbedingt zusammen sein wollte.
Ich musste von Gideon fort, weil ich Graves’ Motiven nicht wirklich trauen konnte. Womöglich hatte sie mir nur deshalb von ihrem Verdacht erzählt, um mich auf die Probe zu stellen. Vielleicht wollte sie nur sehen, ob ich gleich zu ihm laufen und damit beweisen würde, dass seine Trennung von mir eine wohl kalkulierte Lüge war.
O Gott. Meine Gefühle spielten verrückt, und mein Herz raste. Gideon brauchte mich jetzt – so sehr wie ich ihn, wenn nicht noch mehr –, und doch war ich gegangen.
Die Verzweiflung in seinen Augen, als die Türen zu seinem Privataufzug uns voneinander trennten, hatte mich förmlich zerrissen.
Gideon.
Das Taxi bog um die Ecke und hielt vor meinem Wohnhaus. Der Nachtportier öffnete die Autotür, noch bevor ich den Fahrer anweisen konnte, zu wenden und mich zurückzufahren. Die schwüle Augustluft strömte herein und verdrängte die Kühle der Klimaanlage.
»Guten Abend, Miss Tramell.« Der Portier tippte mit dem Finger an den Rand seiner Mütze und wartete geduldig, während ich mit Kreditkarte bezahlte. Danach ließ ich mir bereitwillig aus dem Taxi helfen und spürte, wie sein Blick diskret mein verheultes Gesicht streifte.
Ich lächelte, als wäre alles in Ordnung mit mir, und eilte in die Lobby, geradewegs auf den Aufzug zu. Dem restlichen Personal am Empfang winkte ich nur kurz zu.
»Eva!«
Ich wandte den Kopf und entdeckte eine anmutige Frau mit brünettem Haar, die sich aus einem der Sessel in der Lobby erhob. Sie trug einen eleganten Rock mit passender Bluse, ihr dunkles Haar fiel in dichten Wellen auf die Schultern, und ihr Lächeln betonte auf vorteilhafte Weise ihre vollen Lippen, die rosa glänzten. Ich runzelte die Stirn, denn ich kannte sie nicht.
»Ja?«, antwortete ich, plötzlich misstrauisch. Der eifrige Ausdruck in ihren dunklen Augen rüttelte mich ein wenig wach. Wie ramponiert ich mich auch fühlen mochte und wahrscheinlich auch aussah, ich straffte die Schultern und sah ihr offen ins Gesicht.
»Deanna Johnson«, sagte sie und streckte mir eine sorgfältig manikürte Hand entgegen. »Ich bin freiberufliche Reporterin.«
Ich hob eine Augenbraue. »Hallo.«
Sie lachte. »So misstrauisch müssen Sie gar nicht sein. Ich würde mich nur gern ein paar Minuten lang mit Ihnen unterhalten. Ich arbeite gerade an einer Story und könnte Ihre Hilfe brauchen.«
»Seien Sie mir nicht böse, aber es gibt nichts, worüber ich mit einer Reporterin reden möchte.«
»Noch nicht einmal über Gideon Cross?«
Mir stellten sich die Nackenhaare auf. »Vor allem nicht über ihn.«
Als einer der fünfundzwanzig reichsten Männer der Welt, der in New York über dermaßen großen Immobilienbesitz verfügte, dass man es kaum fassen konnte, war Gideon ständig in den Nachrichten. Aber zu den neuesten Nachrichten gehörte auch, dass er mich fallen gelassen hatte und wieder mit seiner Exverlobten zusammen war.
Deanna verschränkte die Arme vor der Brust und setzte damit unweigerlich ihr Dekolleté in Szene. Ich nahm sie intensiver in Augenschein.
»Kommen Sie schon«, sagte sie in schmeichlerischem Ton. »Ich kann Ihren Namen aus der Sache raushalten, Eva. Ich werde nichts preisgeben, das Sie als Informantin verraten könnte. Das ist Ihre Gelegenheit, um sich Genugtuung zu verschaffen.«
Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals. Sie war genau Gideons Typ: groß, schlank, dunkelhaarig, mit goldenem Teint. Das komplette Gegenteil von mir.
»Sind Sie sicher, dass Sie diesen Weg beschreiten wollen?«, fragte ich leise. Intuitiv wusste ich, dass sie Gideon irgendwann einmal in der Vergangenheit gevögelt hatte. »Ich selbst würde ihm nur ungern ins Gehege kommen.«
»Haben Sie etwa Angst vor ihm?«, schoss sie zurück. »Ich nicht. Sein Geld gibt ihm verdammt noch mal nicht das Recht, alles zu tun, wozu er Lust hat.«
Ich holte langsam und tief Luft und erinnerte mich daran, dass Dr. Terrence Lucas – jemand, der ebenfalls seine Probleme mit Gideon hatte – etwas ganz Ähnliches zu mir gesagt hatte. Obwohl ich nun wusste, wozu Gideon fähig war und wie weit er gehen würde, um mich zu beschützen, konnte ich immer noch ehrlich und ohne Vorbehalte antworten: »Nein, ich habe keine Angst. Aber ich habe gelernt, meine Kriegsschauplätze mit Bedacht zu wählen. In diesem Fall besteht die beste Rache darin, nach vorn zu blicken.«
Sie reckte das Kinn vor. »Wir haben eben nicht alle einen Rockstar auf der Ersatzbank.«
»Wie Sie meinen.« Ich seufzte innerlich, als sie meinen Exfreund, Brett Kline, erwähnte. Er war der Frontmann einer Band, die gerade durchstartete, und einer der attraktivsten Männer, denen ich je begegnet war. Wie Gideon strahlte auch er Sexappeal aus wie eine Hitzewelle, aber im Gegensatz zu ihm war Brett nicht die Liebe meines Lebens. In dieses Fahrwasser würde ich nie wieder geraten.
»Hören Sie …« Deanna zog...