Dark John Sinclair - Folge 1303
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-4049-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Blut für das Disco-Trio
E-Book, Deutsch, Band 1303, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-4049-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!
Blut für das Disco-Trio.
ANASTASIA war die Chefin der kleinen Truppe.
MICHELLE sah sich als perfekte Musikerin an.
SHEENA, die dunkelhäutige Schöne, bildete den dritten Teil des Trios.
Gemeinsam traten sie als die HOT SPOTS auf und waren in London zu einer lokalen Disco-Berühmtheit geworden.
Bis die Blutsaugerin Justine Cavallo sich einmischte. Von diesem Zeitpunkt an hieß es nur Blut für das Disco-Trio.
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
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Blut für das Disco-Trio
„Halten Sie bitte an, Mister!“
„Hier?“
„Ja, wo sonst?“
„Ziemlich finstere Gegend.“
„Meine Sache.“
„Okay, Sie sind der Gast, junge Frau. Sie zahlen auch.“ Der alte Profi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und wartete darauf, dass der Wagen ausrollte.
„Ich habe bereits gezahlt.“
Der Mann hinter dem Lenkrad stoppte. Dann drehte er sich grinsend um. „Das habe ich nicht vergessen. Nur bekommen Sie noch was zurück …“
Der weibliche Fahrgast gab keine Antwort. So schaute der Fahrer zu, wie die junge Person ausstieg und den Kragen des zu kurzen Mantels in die Höhe stellte. Sie war wirklich nicht toll angezogen, und der Mann wunderte sich schon über das Trinkgeld. Er stellte sich selbst die Frage, wohin sie wohl wollte. Ein normales Ziel gab es in dieser einsamen Gegend nicht. Abgesehen von einer Ausnahme.
Eine Strafanstalt für junge Menschen, die dort ihre Zeit absaßen. Wenn sie nicht auffielen und die Regeln einhielten, konnten sie sehr bald zu Freigängern werden. Und mit einer solchen Person hatte es der Fahrer wohl zu tun.
Noch mal wies er darauf hin, dass sie zu viel bezahlt hatte, doch die junge Frau winkte lässig ab. „Nehmen Sie es als Trinkgeld.“ Dann schlug sie die Tür zu.
„Danke.“ Der Mann gab Gas. Er wendete und schaute beim Passieren seines Fahrgastes kurz durch die Seitenscheibe. Wie verloren stand die junge Frau am Straßenrand in der windigen Kälte, über sich das kahle Geäst der Bäume.
Diese Umgebung war so interessant wie das Loch in einer Socke. Hier wollte niemand tot über dem Zaun hängen, auch der Fahrer nicht, der sich schon Sorgen um seinen Fahrgast machte, sie allerdings schnell verdrängte und sich sagte, dass sie sich wahrscheinlich nicht getraut hatte, bis zur Strafanstalt zu fahren. Da gab es dann doch so etwas wie eine Schamgrenze.
Anastasia wartete, bis die Rücklichter des Autos von der Dunkelheit verschluckt worden waren. Jetzt stand sie allein in der Nacht, und das war ihr nicht unangenehm. Bis zur Tageswende hatte sie noch knapp eine halbe Stunde Zeit. In dieser Spanne konnte sie auch ihr Ziel erreicht haben, denn um Mitternacht musste sie wieder da sein. Kam sie später, gab es Ärger, und den wollte sich Anastasia nicht aufladen. Noch drei Monate musste sie absitzen, dann ging es zurück in das normale Leben, das sie dann dort wieder aufnehmen wollte, wo es vor sieben Monaten radikal abgebrochen worden war.
Sie hatte im Knast die Nachricht erhalten, dass alles noch so war wie früher, nur eben ohne sie. Aber wenn sie wieder bei der Truppe landete, würde es besser laufen, und mit dem Dealen würde sie auch aufhören. Das hatte ihr nur den Knast eingebracht.
Der Knast lag ziemlich einsam. Es war ein recht neuer Komplex. Man hatte ihn in die Einsamkeit gebaut, weil hier keine Bewohner gestört wurden oder sich belästigt fühlten. Wäre er in den bewohnten Gebieten hochgezogen worden, hätte es Proteste gegeben. So aber war allen gerecht geworden.
Nur war die Gegend zu einsam. Es gab nicht mal eine U-Bahn-Station in der Nähe. Nur eine Haltestelle für Busse, aber auch zu der musste man noch recht weit laufen. Da war es schon besser, wenn man sich mit einem Taxi bringen ließ.
Anastasia wusste, dass der Fahrer sich Gedanken über sie machte. Bestimmt ahnte er, wo sie hingehörte. Dass sie ihn fast einen Kilometer vor dem Komplex hatte anhalten lassen, tat ihr selbst gut. Sie wollte einfach nicht mit dem Taxi vorfahren. Das hätte ihrer Meinung nach zu sehr nach einer Provokation ausgesehen, und darauf konnte sie liebend gern verzichten.
Trotz der Kälte nahm sie den Fußweg in Kauf.
Es war wirklich kalt, und der Mantel war auch zu dünn. Ebenso wie das Leder der halbhohen Stiefel, die ungefüttert waren. In den vergangenen Nächten hatte es öfter geschneit, aber in dieser Nacht war der Himmel ziemlich klar. Nach Schnee sah es nicht aus, und sie hoffte, dass es auch so blieb.
An manchen Stellen war der Boden noch gefroren, an anderen schon aufgetaut. Sie musste sich vor glatten Stellen hüten. Das lange schwarze Haar hielt sie unter einer Strickmütze versteckt, die Hände hatte sie tief in die Taschen geschoben, den Kopf hielt sie gesenkt. Sie fror und ging deshalb mit recht schnellen Schritten.
Autos fuhren um diese Zeit hier kaum her. Es war eine Straße, die in die Einsamkeit führte. Am Tage änderte sich das, aber in einer kalten Februarnacht hatte niemand Interesse.
Zwar trug sie einen Schal, doch der war nicht lang genug, um ihn richtig um den Hals und auch noch um das Gesicht zu wickeln. Er schützte soeben mal die Stelle zwischen Kinn und Brust. Dabei gab es noch genügend Lücken, durch die der Wind die Haut treffen konnte.
Den Kopf hielt sie gesenkt, und sie versuchte, die Witterung zu ignorieren. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf ihre Gedanken, die sich sehr mit der Zukunft beschäftigten.
Michelle und Sheena hatten ihr den Platz in der Band natürlich frei gehalten. Das Versprechen hatten sie schon eingehalten. Außerdem wollten sie Ärger aus dem Weg gehen. Schließlich war Anastasia die Gründerin der Band gewesen. Sie nannten sich die HOT SPOTS, und die drei Girlies – wobei sie eigentlich aus dem Alter schon heraus waren, was aber niemand störte, weil sie so jung aussahen – hatten sich einen Namen gemacht. Sie waren in allen großen Hallen und Discos aufgetreten und befanden sich auf dem Weg nach oben.
Irgendwann hatte es Anastasia übertrieben. Man sollte eben nicht mit Drogen handeln und sich dabei erwischen lassen. Ihre beiden Mitstreiterinnen hatten Glück gehabt. Anastasia war praktisch auch für sie mit in den Knast gegangen.
Lange würde es nicht mehr dauern. Michelle und Sheena hatten die Fahne der Band so lange hochgehalten, und sie würde noch höher steigen, wenn Anastasia wieder mit im Boot saß.
Sie hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt. Vor allen Dingen sollten die Medien mehr mit einbezogen werden. Wichtig waren die TV-Auftritte. Sie mussten Videos drehen und zusehen, dass sie bei den großen Musiksendern liefen. Wichtig war M-TV.
Das alles befand sich als Plan in Anastasias Kopf. Sie wusste genau, wie sie vorgehen mussten, und sie freute sich auf die Zeit nach dem Knast. Da würde einiges wieder ins Rollen kommen.
Momentan gab es für sie keinen Grund zur Freude. Es war einfach zu kalt. Der Wind, der gegen ihr Gesicht biss, war dabei, ihre Gedanken einfrieren zu lassen. Sie war kein „Hot Spot“ mehr, sondern nur noch ein „Cold Spot“. Den Winter konnte man nur hassen, und sie hörte sich bei jedem Schritt selbst mit den Zähnen klappern.
Links vor ihr lag das freie Feld. Da konnte sich der Wind so richtig austoben. Er pfiff über eine Fläche hinweg, die nicht nur dunkel aussah, denn einige Schneeflocken waren noch zurückgeblieben und sahen aus wie helle Inseln in einem dunklen Meer.
Wenn sie das Brachland passiert hatte, ging sie wieder neben den schmalen Bäumen her wie schon nach dem Verlassen des Taxis. Anschließend ragte dann das Gebäude der Strafanstalt in die Höhe. Schon jetzt sah sie die wenigen einsamen Lichter, die wirklich nichts Warmes und Lockendes vermittelten. Schon aufgrund der kalten Lichter konnte man sich in dem Bau nicht wohl fühlen.
Anastasia hielt den Kopf tief gesenkt. Es interessierte sie nicht, was um sie herum passierte. Sie schaute auf ihre Schuhspitzen, sie kickte mal einen Stein weg oder einen abgebrochenen und jetzt hart gefrorenen Ast. Dass sie schon seit einiger Zeit verfolgt wurde, bemerkte sie nicht. Es war eine Gestalt, die parallel zur Straße hinhuschte, sie aber nicht betrat und auch nicht den schmalen Gehstreifen an ihrem Rand. Sie hielt sich noch zurück, aber sie näherte sich immer mehr der einsamen Wanderin, die davon nichts merkte und tief in Gedanken versunken war, wobei sie sich jetzt ärgerte, dass sie das Taxi nicht bis zum Ziel hatte fahren lassen. So bissig hatte sie sich die Kälte nicht vorgestellt.
Trotzdem hob sie den Kopf. Anastasia wollte wissen, wie weit der lockere Niederwald noch reichte.
Er war fast verschwunden. Struppiges Buschwerk hatte seine Stelle eingenommen. Die Fantasie spielte ihr einen Streich. So sah sie in den kahlen Büschen schreckliche Gestalten, die aus dem Fegefeuer ragten und ihre verbrannten Arme in die Gegend streckten, um ein wenig Kühle zu bekommen.
Vor ihr bewegten sich die Zweige. Daran trug nicht der Wind die Schuld. Plötzlich brachen sie auseinander. Es entstand eine Lücke, und aus ihr hervor drückte sich eine Gestalt, die nur zwei huschende Schritte brauchte, um den schmalen Gehweg neben der Straße zu erreichen. Sie blieb dort stehen und breitete die Arme aus.
Alles war blitzschnell gegangen. So rasch, dass Anastasia erst etwas merkte, als die Gestalt vor ihr stand. Augenblicklich blieb sie stehen. Sie dachte an einen Überfall, spannte sich innerlich und stieß hart den Atem aus.
Wehren konnte sie sich. Das hatte sie im Knast gelernt. Man musste sich eben verteidigen, wenn man sich durchsetzen wollte, aber das hier war nicht die Strafanstalt. Sie befand sich auf freiem Gelände und hätte eine sichere Beute für Straßenräuber sein können.
Räuber waren es nicht.
Nur einer stand vor ihr!
Einer?
Nein, das war kein Mann. Zuerst wollte sie es nicht glauben, aber es stimmte tatsächlich. Vor ihr stand eine Frau mit langen sehr blonden Haaren.
Anastasia schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Die Person kam ihr wie ein Trugbild vor. So etwas hatte sie in dieser einsamen Gegend noch nicht erlebt. Okay, eine normale Frau hätte sie noch...