Dark | John Sinclair - Folge 1274 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1274, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

Dark John Sinclair - Folge 1274

Der Wolf und das Mädchen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-4008-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Wolf und das Mädchen

E-Book, Deutsch, Band 1274, 64 Seiten

Reihe: John Sinclair

ISBN: 978-3-8387-4008-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Wolf und das Mädchen.

Der Wolf und das Mädchen hörte sich an wie ein Märchen. Aber es war kein Märchen - leider. Es war eine böse und zugleich eine sehr traurige Geschichte, in die ich hineingezogen wurde, weil mich eine TV-Produzentin um Hilfe bat, denn sie hatte Angst um ihre Tochter.

Ich tat ihr den Gefallen und geriet in ein Familiendrama, wie ich mir es schlimmer nicht vorstellen konnte ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Dark John Sinclair - Folge 1274 jetzt bestellen!

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Der Wolf und das Mädchen


In dieser Nacht kam der Tod in den Ort, um wieder eine Beute zu holen!

Der Tag war heiß und schwül gewesen, und auch jetzt drückte die Luft noch. Der Himmel hatte sich verändert. Er zeigte jetzt seine dunkle Seite, und in ihr malte sich überdeutlich das pockennarbige Gesicht des Vollmonds ab.

Der Tod kam stets zu einer bestimmten Zeit. Er war dann plötzlich da und ließ den Menschen kaum eine Chance. Und er war ein Raubtier. Ein gefährliches Wesen, das unter dem kalkbleichen Licht des Vollmonds aufblühte und Kräfte erhielt, die wesentlich stärker waren als die eines Menschen …

„Mr. Sinclair, ich sage Ihnen ganz offen und ehrlich, dass ich verdammte Angst habe. Und zwar nicht so sehr um mich, sondern um Caroline, meine Tochter. Ich möchte nicht, dass ihr etwas passiert. Sie ist so jung, sie soll leben.“

„Wie alt ist sie denn?“

„Elf!“

Nach dieser Antwort spürte ich einen leichten Stich in mir. Auch wenn ich nicht der Vater eines Kindes war, konnte ich die Sorgen einer Mutter doch verdammt gut verstehen, und dass Wendy Crane zu mir gekommen war, dafür gab es einen besonderen Grund, denn in ihrem Heimatort schlichen der Tod und das Grauen umher, wobei beide ein und dieselbe Person waren.

Wendy Crane selbst lebte nicht mehr in dem kleinen Ort. Sie fuhr nur ab und zu zum Wochenende nach Woodstone, auch nur dann, wenn der Job es eben zuließ.

Von ihr wusste ich, dass sie als Medienberaterin arbeitete und in London an ihrer Karriere bastelte. Sie war jetzt 35, gut im Geschäft, und es wäre beruflich für sie fatal gewesen, wenn sie sich in ihre Heimat zurückgezogen hätte.

Dort lebte ihre Tochter zusammen mit Wendys Mutter in deren Haus. Sie war bei der Oma gut aufgehoben, und es hatte auch alles wunderbar geklappt, wäre nicht das Grauen über Woodstone gekommen, das die Menschen in Angst und Schrecken versetzte.

Es war ein Raubtier, ein Wolf, ein heller Schatten, wie Zeugen berichteten. Er huschte durch die Dunkelheit. Er holte die Opfer. Er hatte schon Menschen gerissen, die in den Tiefen der umliegenden Wälder gefunden worden waren. Manche schon verwest. Andere noch so weit in Ordnung, dass die schweren Bisswunden zu erkennen gewesen waren.

Die Bewohner von Woodstone gingen davon aus, dass es sich um einen großen Wolf handelte oder sogar um einen Bären.

Dieser Ansicht war Wendy Crane nicht.

„Sie haben also Angst“, nahm ich den Faden wieder auf, „dass Ihre Tochter von dieser Bestie geraubt werden könnte.“

„Ja, das habe ich.“

„Sind schon andere Kinder verschwunden?“

„Nein, aber man hat es versucht. Einige hatten Glück. Aber wenn Sie von einer Bestie sprechen, Mr. Sinclair, ist mir das zu wenig. Ich glaube, dass es sich um einen Werwolf handelt.“

„Und zwar um einen hellen – oder?“

„Genau.“

Ich gab zunächst keine Antwort und schaute an Wendy Crane vorbei durch das Fenster. Der Ausblick war fantastisch. Ich konnte die Themse sehen, die aus dieser Höhe aussah wie ein silbernes Band, das die Millionenstadt teilte. Es war ein sonniger Tag, doch es lag ein leichter Dunst über dem Wasser. Trotzdem waren die hellen Sprenkel auf den Wellen zu sehen. Die Schiffe pflügten die Fluten auf. Helle und mit kleinen Fahnen geschmückte Ausflugsboote schipperten Einheimische und Touristen über das Wasser, und die berühmte Tower Bridge stand wie ein mächtiger Wächter über dem gesamten Panorama.

Dieses Büro war von der Lage her einfach top. Und ebenso top mussten auch die Mietpreise hier sein, was zu dem Schluss führte, dass Wendy Crane nicht eben zu den Normalverdienerinnen gehörte. Ihre Medienberatungen mussten wirklich etwas einbringen.

Sie kannte alles, was in London Rang und Schulden hatte. Eine wie sie musste sich stets gut informieren, immer auf der Höhe sein, und sie wusste auch über mich Bescheid. Leider war ich nicht mehr anonym, wie ich es mir gewünscht hätte, und so war Wendy Crane eben auf mich gekommen.

Man konnte sie als attraktive Person bezeichnen. Der taubenblaue Hosenanzug aus einem leichten Sommerstoff saß perfekt. Darunter trug sie ein helles Seidentop als Oberteil. Eine schmale Goldkette lag um ihren Hals. Zwei Ringe schmückten ihre manikürten Finger.

Die Haare hatte sie gefärbt. Zwei Farben zeigten ein Gemisch aus Rot und Blond. Natürlich war sie gut frisiert, aber nicht so steif und perfekt wie man es immer in den Modezeitschriften sieht. Eine gewisse Lockerheit war schon vorhanden, und auch das Make-up passte zu ihr. Es war dezent, sodass es kaum auffiel. Ich sah, dass sie sehr helle Augen hatte. In dem Grau bemerkte ich kleine grüne Sprenkel. Fingernägel und Lippen zeigten die gleiche Farbe. Ein blasses Rot mit einem Blaustich, der auch zu ihrem Hosenanzug passte.

Sie war einfach perfekt. Für meinen Geschmack zu perfekt. Das musste man in ihrem Job wohl sein. Allerdings hätte ich gern hinter ihre Fassade geschaut. Da mussten menschliche Gefühle liegen. Zum Beispiel die Angst um ihr Kind und möglicherweise auch die Angst um sich selbst, sonst wäre sie nicht an mich herangetreten.

„Gibt es Beweise?“, fragte ich.

„Was meinen Sie?“

„Für diesen hellen Werwolf?“

Sie wiegte den Kopf und versuchte es mit einem Lächeln. „Ja und nein, würde ich sagen. Zumindest gibt es keine hundertprozentigen Beweise. Zeugen haben die Bestie gesehen, aber sie war auch immer so schnell verschwunden, dass es mit der Beschreibung haperte.“

„Klar“, sagte ich und fügte eine Frage hinzu. „Wann hat sich die Bestie das letzte Opfer geholt?“

„Das liegt schon länger zurück. Man hat die Ärmsten ja gefunden. Natürlich wurde die Polizei eingeschaltet, aber Ihre Kollegen konnten keinen Mörder jagen. Sie haben die Toten untersucht, das ist alles gewesen.“ Sie schaute auf ihre gepflegten Hände. „Danach trat eine Pause ein, da passierte nichts, aber jetzt wurde sie wieder gesehen. Meine Mutter rief mich an. Sie verging fast vor Angst, was ich ihr nachfühlen kann. Es ging dabei mehr um Caroline, denn sie hat die Bestie um unser Haus herumschleichen sehen. Sie können sich vorstellen, wie den beiden zumute war, und auch ich bin in Sorge. Ich weiß ja, welchen Job Sie haben, Mr. Sinclair, und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als mich an Sie zu wenden. Vielleicht erlaubt es Ihre Zeit, dass sie Woodstone einen Besuch abstatten, um sich dort selbst ein Bild machen zu können.“

„Wo finde ich Woodstone?“

„In Kent. In den Hügeln südlich von Canterbury. Es ist eine einsame, recht waldreiche Gegend. Ein wenig versponnen, aber irgendwie nett, naiv und reizvoll. Die Menschen haben es gelernt, mit der Natur zu leben, und sie sind stolz darauf. Sie lieben ihr Dorf, an dem auch ich noch hänge. Nur möchte ich nicht, dass irgendwelchen Menschen dort etwas passiert. Das könnte ich nicht verkraften. Sie verstehen, was ich meine?“

„Klar.“

Wendy Crane schaute mich intensiv an. „Werden Sie hinfahren, Mr. Sinclair, wenn es Ihre Zeit erlaubt? Allein schon Ihre Anwesenheit würde mich beruhigen.“

Ich sah ihren bittenden Blick und fragte mit leiser Stimme: „Wann soll ich denn losfahren?“

„Das ist mir egal. Nein, nein!“, korrigierte sich die Frau. „Das ist mir nicht egal. Wir haben heute Freitag.“ Sie lächelte verlegen. „Nun ja, ich kann nicht über Ihr Wochenende bestimmen und weiß auch, dass die Polizei an diesen Tagen im Einsatz ist. Aber sollten Sie sich frei nehmen können, wäre es mir schon recht, wenn Sie noch heute oder morgen fahren und sich dort umschauen. Natürlich kann ich nicht über Sie bestimmen. Es ist auch nur eine Bitte.“

Man hatte mir Wasser und Kaffee serviert. Ich trank von beidem einen kleinen Schluck. Dann stellte ich die nächste Frage. „Sie sind also davon überzeugt, dass in Woodstone und Umgebung ein Werwolf sein Unwesen treibt.“

„Ja, sogar ein weißer.“

„Kein normaler Wolf? Was macht Sie denn so sicher?“

„Die Aussagen. Und denken Sie daran, dass die Toten gefunden wurden. Sie sind nicht von normalen Menschen umgebracht worden. Da können Sie sogar Ihre Kollegen fragen.“

„Klar, das glaube ich Ihnen.“ Ich räusperte mich. „Nun sind weiße Wölfe sehr ungewöhnlich. Ich weiß nicht, ob man sie in irgendwelchen Zoos finden kann.“

Wendy Crane kam meinen nächsten Worten zuvor. „Denken Sie an einen Ausbruch aus dem Zoo?“

„Zum Beispiel.“

„Das glaube ich nicht. Wenn ein Tier aus dem Zoo oder aus irgendeinem anderen Gehege ausbricht, dann steht doch bald etwas in der Presse davon. Darüber wurde jedoch nichts geschrieben. Außerdem treibt die Bestie in der Umgebung von Woodstone schon lange ihr Unwesen, daran sollten Sie auch denken.“

„Das mag sein. Ich habe nur darüber nichts gehört. Aber ich wohne in London.“

„Sie sind skeptisch, wie?“

„Sagen wir so, Mrs. Crane, ich bin nicht überzeugt, aber das muss ich auch nicht sein. Ich denke noch immer, dass sich die Fälle als normale darstellen.“

„Ich nicht.“

„Obwohl Sie den Wolf nicht gesehen haben?“

„So ist es.“ Sie blickte mich jetzt direkt an. „Aber ich glaube den anderen Menschen. Sie sind ja nicht blind.“

„Das sind sie gewiss nicht. Nur lässt man sich des Öfteren leicht täuschen.“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Haben Sie nicht schon daran gedacht, Ihre Tochter hier nach London zu holen, wo sie in Sicherheit ist?“

„Auf die Frage habe ich gewartet, da Sie mich bestimmt für eine Rabenmutter halten. Diese Möglichkeit habe ich natürlich in...



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