Dark John Sinclair - Folge 0601
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-3381-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Aibons Monster-Troll (2. Teil)
E-Book, Deutsch, Band 601, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-3381-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!
Aibons Monster-Troll (2. Teil).
Ich bekam kaum Luft, weil die Wassermassen vehement wie ein dichter Vorhang vom Himmel stürzten. Die Landschaft um mich herum war verschwunden, einfach weg, eingetaucht in ein finsteres, verwaschenes Grau, das alles verschluckte. Zur rechten Seite hin deckte mich der Körper meines Reittieres. Ein weißer Hirsch mit mächtigem Geweih, der neben mir hertrottete. Links rauschte das Wasser in die Wälder. Ein vom Himmel fließender Fluss, der alles mit sich reißen wollte. Gigantisch!
Seit einer geraumen Weile ging ich zu Fuß. Auf dem Rücken des Hirsches hatte ich mich kaum halten können; die wilden, orkanartigen Böen hätten mich beinahe zu Boden gefegt. Das Unwetter war wie ein Blitz aus heiterem Himmel über mich hergefallen. Meine Führerin, die Geistfee Perlhaut, hatte mich bereits gewarnt, denn wir bewegten uns in einem Gebiet, wo vieles anders war. Es gehörte zu den wilden Regionen des Landes Aibon und war selbst von seinen Bewohnern bisher kaum erforscht worden ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
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Aibons Monster-Troll (2. Teil)
Ich bekam kaum Luft, weil die Wassermassen vehement wie ein dichter Vorhang vom Himmel stürzten. Die Landschaft um mich herum war verschwunden, einfach weg, eingetaucht in ein finsteres, verwaschenes Grau, das alles verschluckte.
Zur rechten Seite hin deckte mich der Körper meines Reittieres. Ein weißer Hirsch mit mächtigem Geweih, der neben mir hertrottete. Links rauschte das Wasser in die Wälder. Ein vom Himmel fließender Fluss, der alles mit sich reißen wollte.
Seit einer geraumen Weile ging ich zu Fuß. Auf dem Rücken des Hirsches hatte ich mich kaum halten können; die wilden orkanartigen Böen hätten mich beinahe zu Boden gefegt.
Das Unwetter war wie ein Blitz aus heiterem Himmel über mich hergefallen. Meine Führerin, die Geistfee Perlhaut, hatte mich bereits gewarnt, denn wir bewegten uns in einem Gebiet, wo vieles anders war. Es gehörte zu den wilden Regionen des Landes Aibon und war selbst von seinen Bewohnern bisher kaum erforscht worden …
Hier waren Klimazonen eine Symbiose eingegangen. Es gab den Dschungel ebenso wie die Wüste oder den mitteleuropäischen Mischwald. Hitze und Kälte, Sonne und Regen. An einem Tag erlebte die Natur oft mehrere Wechselbäder.
Wir hatten die felsige Region erreicht. Sich das Wasser aus der Stirn zu wischen, hatte keinen Sinn. Eine halbe Sekunde war ich wieder wie geduscht.
Außerdem klebte mir die Kleidung am Körper. Naß wie eine Ratte oder Katze, dieser Ausdruck traf auf mich zu. Der Untergrund war zu einem reißenden Bach geworden. Da schäumte es mir entgegen. Fluten von Wasser, die zwischen den Querspalten gurgelten, wieder herausgeschleudert wurden, weiter talwärts strömten und an meinen Füßen zerrten, um mich mitzureißen.
Ein paarmal war ich ausgerutscht und hatte mich glücklicherweise am Geweih des Hirschen festhalten können. Dieses ungewöhnliche Fabeltier wich auch jetzt nicht von meiner Seite. Ich hatte es längst als Freund und treuen Begleiter akzeptiert.
Eigentlich war es ein Wahnsinn, diesen Weg zu gehen, doch Perlhaut hatte keine andere Aternative geboten, und auf den Feengeist musste ich mich verlassen.
Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen. Vielleicht war es auch nicht möglich, denn in der von Fluten durchtränkten Luft hob sich kaum etwas ab. Wie lange der Weg noch dauern würde und wo mein eigentliches Ziel lag, davon hatte ich keine Ahnung.
Da riss auch nichts auf, ich sah nur das verdammte Wasser, das mir manchmal den Atem raubte, wenn es voll gegen mein Gesicht schlug. Einen derartigen Regen hatte ich noch nie erlebt.
Überall war Wasser.
Nein, nicht überall, wie ich sehr bald schmerzhaft feststellte, denn ich war gegen ein Hindernis gelaufen. Den Kopf legte ich in den Nacken, schaute nach vorn und sah trotz der Fluten etwas Dunkles vor mir in die Höhe ragen.
Eine Wand, bestehend aus ausgewaschenen, glatten Felsen, ein querlaufendes Hindernis.
Aus der Traum, da kam ich nicht weiter. Ich duckte mich tiefer gegen den Körper des Hirsches, der genau in diesem Augenblick nach rechts auswich. Ich bekam keinen Halt und griff auch beim Nachfassen noch ins Leere.
Schmierseife ließ meine Füße wegrutschen. Ich lag auf dem Boden und fluchte. Wasser drang in meinen Mund. Ich hustete es aus und stemmte mich wieder hoch.
Warum hatte der Hirsch ausgerechnet jetzt zur Seite laufen müssen? Wollte er mich ärgern?
Das war nicht der Fall, denn er wartete nicht weit entfernt. Trotzdem sah ich seine Gestalt nur als schwachen Umriss.
Mehr stolpernd als gehend erreichte ich ihn und keuchte. »Das machst du auch nicht noch mal, mein Freund!«
Er bewegte sich weiter.
Diesmal an der querlaufenden Felswand entlang und auch in die rechte Richtung. Egal, wo mich das Tier hinführte, Hauptsache, es ging weiter, und ich löste mich unter den Wassermassen nicht auf.
Über uns bewegten sich plötzlich Schatten. Gewaltige Kräfte rüttelten und schüttelten sie durch. Erst bei genauerem Hinschauen erkannte ich in ihnen Baumkronen.
Der Regen ließ nicht nach, er traf mich nicht mehr so direkt. Dafür verstärkte sich über mir das Rauschen, als die Wassermassen in den Blätterwald schlugen.
Der Boden blieb rutschig, ich konnte mich jedoch halten und tastete mich weiter vor.
Der Hirsch neben mir verkleinerte sich, ein Zeichen dass es bergabging und wir zudem einen Wald erreichten, denn jetzt schlugen mal Zweige nach uns wie wilde Hände.
Ich duckte mich noch tiefer. Mein Hirsch drückte mich nach links und berührte mit seiner nassen Schnauze mein Gesicht, um mir den exakten Weg zu weisen.
Er führte uns zwischen die Felsen.
Eine Rinne, mehr nicht. Angefüllt mit Regen und Wolken, Dampf und einer widerlichen Nässe. Er war sehr schmal, der weiße Hirsch musste hinter mir hertrotten. Ich hatte meine Arme ausgestreckt, um irgendwelche Hindernisse ertasten zu können, denn Dunkelheit und Regen hüllten uns wie schwarze, nasse Tücher ein.
Wo das Wasser hinwollte, gelangte es auch. Völlig durchnäßt bewegte ich mich weiter, bis plötzlich der Regen aufhörte. So schnell, dass ich es kaum begriff. Erst als mich das Reittier in den Rücken stieß, wurde mir bewusst, wo ich gelandet war.
Direkt in einer Höhle!
Kein Wasser fiel mehr aus den Wolken und füllte die Höhle aus. Das Rauschen blieb hinter mir zurück wie ein fernes, langsam abziehendes Unwetter.
Ich blieb einfach stehen, öffnete den Mund und holte tief Luft. Mein Gott, das tat gut!
Die Kühle füllte meinen Mund, strich über die rissigen Lippen. Mein Herz klopfte schnell. Nach den Anstrengungen fühlte ich mich sehr erschöpft, hatte Blei in den Beinen und griff mit zitternder und kalter Hand unter meine nasse Kleidung, wo die kleine Lampe steckte. Ich schaltete sie ein. Das Zittern der Hand übertrug sich auf den Lichtkegel.
Es strahlte durch die Höhle, glitt über feuchte, unregelmäßig gewachsene Wände hinweg, ließ Wasserpfützen aussehen wie trübe Augen und drang auch ein in zahlreiche Winkel, Spalten und Risse, die ein Muster in die Wände gezeichnet hatten.
Ich nieste.
Es glich einer Explosion, aber es musste raus. Dann stolperte ich voran, weil ich eine Sitzgelegenheit entdeckt hatte, auf der ich mich niederlassen konnte.
Es war ein kleiner Felsvorsprung. In Höhe meiner Knie bildete er eine Abflachung.
Es tat mir gut, endlich ausruhen zu können. Ich streckte die Beine aus, die Lampe ließ ich brennen und dachte daran, dass ich mich eigentlich hätte bewegen müssen, um die Kälte aus meinen Gliedern zu vertreiben und den Kreislauf wieder auf Touren zu bringen.
Mühsam stand ich wieder auf, sprang einige Male in die Höhe, schleuderte die Arme vor und zurück, beobachtet von den – wie mir schien – klugen Augen des weißen Hirschen.
Er hatte mich in diese Höhle geführt, wo wir Schutz vor den Naturgewalten fanden. Ein schneller, kaum fassbarer Ritt durch das Land Aibon lag hinter uns, und ich wusste auch, dass ich nicht grundlos in dieser Höhle steckte und mich in diesem Gebiet befand, zu der dieser Unterschlupf gehörte.
Alles hatte einen Sinn. Das stammte nicht von mir, sondern von Perlhaut, dem Feengeist, den ich in diesen Augenblicken vermisste, denn mit meinem Reittier konnte ich nicht reden.
Ziemlich außer Atem und dabei aus der feuchten Kleidung dampfend, ließ ich mich wieder auf dem Steinbrocken nieder, die Beine ausgestreckt, die Hacken gegen den Boden gestemmt.
Es war still geworden. Ich leuchtete dorthin, wo ich den Eingang vermutete, und ich fand ihn. Von dort her erklang ein dünnes Rauschen. Regen-Monotonie. Wenn er aufhören würde, das konnte ich nicht einmal raten. Es gab Regenfälle, die dauerten einige Tage an.
Der Hirsch hob den Kopf.
Eine Bewegung, die mich normalerweise nicht misstrauisch gemacht hätte, aber wie er es tat, ließ mich doch aufsehen. Schnell und dennoch vorsichtig, scheu und trotzdem wissend.
Er schaute dabei in eine bestimmte Richtung, schräg an mir vorbei in den Hintergrund der Höhle. Sein Maul stand spaltbreit offen. Mit dem dampfenden Atem drangen auch andere Geräusche hervor, ein gefährlich klingendes Schnauben.
Ich stand auf.
Sehr langsam drehte ich mich um. Mein Rücken fühlte sich an wie ein straffgespanntes Stück Leinen.
Ich blickte in den Hintergrund der Höhle – und versteifte. Denn dort, aus der dicken, tintigen Finsternis hervor, starrte jemand in meine Richtung.
Wer es war, konnte ich nicht sehen. Keinen Umriss, kein Gesicht, aber was ich sah, reichte aus.
Ein glühendes Augenpaar kontrollierte mich!
*
Ich tat zunächst einmal gar nichts, denn auch das Augenpaar rührte sich nicht vom Fleck. Es starrte nur unentwegt zu mir hin, als wollte es mich sezieren.
Die Hufe des Hirschs verursachten hell klingende Geräusche auf dem Felsboden. Das Tier zog sich zurück. Wahrscheinlich wusste es von der großen Gefahr.
Meine Waffen hatte ich steckengelassen, ich zog sie auch nicht, als sich das Wesen voranbewegte.
Schleichend verließ es den Unterschlupf. Ich leuchtete jetzt geradewegs in seine Richtung. Meine Lampe gab genügend Helligkeit ab, um das Wesen erkennen zu können.
Es war ein Monster!
Eine Katze, ein Hund, ein Wildschwein? Keines von den aufgezählten Tieren, aber alles passte irgendwo.
Der Kopf sah aus, als würde er von einer Katzenart stammen. Sie bewegte sich auf Beinen, die denen eines Hundes ähnelten, und der Rücken besaß eine Wölbung wie bei einem Wildschwein. Selbst Borsten wuchsen darauf.
Aibon, das Land der Legenden und Märchen, bot mir...




